Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; AUFBAU [] zwischen gestern und morgen [] Was wir geschaffen haben [] Vier Jahre lang haben Sozialdemokraten in vielen Kreisen, Städten und Gemeinden des Braunschweiger Landes gearbeitet. Sie haben die Versprechen, die sie den Wählern gaben, eingehalten. Sie haben aufgebaut, Kriegsschäden überwunden und viel menschliches und soziales Elend gemildert. In vielen Fällen hat die sozialdemokratische Landesregierung entscheidend geholfen. Was in einzelnen Fällen geschaffen wurde, spricht für sich selbst. [] Ernte auf eigenem Boden [] Wolfenbüttel [] Für Millionen Landwirte war die Flucht aus der alten Heimat am schwersten. Sie verließen nicht nur Werte, die sie sich in mühseliger Arbeit erschaffen hatten, sondern ihre Aecker und Felder die seit Generationen Familienbesitz waren. Im Landkreis Wolfenbüttel haben 140 Flüchtlings-Bauern nicht nur eine neue Heimat, sondern auch einen neuen Bauernhof gefunden. Dank der vorbildlichen Unterstützung der sozialdemokratischen Landesregierung konnten sie auf sogenannten "wüsten Höfen" angesiedelt werden. 2100000 Mark zahlte die Staatsregierung dafür. Jeder Flüchtlings-Bauer bekam im Durchschnitt einen Kredit von 15000 Mark und einen Hof mit zehn Hektar Land. Der Kreis Wolfenbüttel steht damit an der Spitze aller Landkreise. [] Dazu kommen noch 417 Landarbeitersiedlungen mit zwei bis fünf Hektar Pacht- oder Eigenland. Jede Siedlung hat noch eine Einliegerwohnung, so daß es 800 Wohnungen für Landarbeiter sind. Das Land Niedersachsen zahlte dafür 7392000 Mark und zeigte dadurch, daß der Begriff "sozial" nicht nur eine Wahlparole ist. [] Heute ernten die Flüchtlings-Bauern wieder auf eigenem Boden. [] Initiative der SPD [] Salzgitter [] Die Menschen vergessen schnell, damit scheint man im Salzgitter-Gebiet zu rechnen. Man möchte die Einwohner nicht daran erinnern, daß es Sozialdemokraten waren, die für die kommunale Erstausstattung der Hochofenstadt die Initiative ergriffen und den wichtigsten Beitrag dazu leisteten, daß 20,5 Millionen Mark bewilligt wurden. [] Das ist eine Tatsache, die gern verschwiegen wird. [] Es war ein sozialdemokratisches Programm, nach dem der Aufbau begann. [] Es war der sozialdemokratische Landtagsabgeordnete Erich Schulz, der im Niedersächsischen Landtag die sogenannte Drucksache 1220 einbrachte und die auch dort bewilligt wurde. [] Es war der sozialdemokratische Kultusminister Voigt von der Landesregierung, der im April dieses Jahres zur Einweihung der Schulen kam und der durch eine vorbildliche Unterstützung die Bauten erst ermöglichte. [] Das sind Tatsachen, die für sich sprechen. [] Die Sozialdemokraten fordern in der Hochofenstadt demokratische Verhältnisse, eine saubere Verwaltung, echte Mitbestimmung und ein gesundes Verhältnis zwischen Verwaltung, Stadtrat und Bevölkerung. [] Viel muß noch geschaffen werden. Doch die vergangenen vier Jahre waren ein entscheidender Anfang zum Neubau einer Welt, an der jeder seinen Anteil hat. [] Unsere Bilder zeigen: Kartoffelernte im Kreis Wolfenbüttel (oben), eine der modernen Schulen in Salzgitter (Mitte) und die neue Kreisberufsschule im Kreise Blankenburg (unten). [] Klein - aber lebensstark [] Kreis Blankenburg [] Die Zonengrenze war schuld daran. daß der Restkreis Blankenburg entstand. [] Es war ein Kreis, dem man keine lange Lebensdauer voraussagte. Doch man irrte sich. Im Kreise wie in Braunlage gingen beherzte Sozialdemokraten daran, die damals chaotischen Zustände zu beseitigen, die Notstände sozialer und menschlicher Art zu lindern. [] Es war eine schwierige Arbeit, aber sie lohnte sich. Heute gilt der Restkreis Blankenburg als einer der gesündesten Kreise im Lande Niedersachsen. [] Viel ist geschaffen worden. Die Schulverhältnisse waren katastrophal. Durch Beihilfen wurden die Erweiterungsbauten in Braunlage, Hohegeiß, Zorge und Neuhof gefördert. Eine eigene moderne Kreis-Berufsschule wuchs aus dem Boden. Ein Jugendheim entstand. [] Aber auch an die Alten wurde gedacht. Es war der Landkreis, der das Kreis-Altersheim pachtete. [] Um dem Fremdenverkehr, von dem viele Menschen leben, zu helfen, wurden gewerbliche Räume wieder freigemacht. Noch sind viele zweckentfremdet, aber eine gesunde Planung wird auch hier Abhilfe schaffen. [] Es ist nicht nur der gute Wille dazu vorhanden, sondern auch eine echte Verantwortung für diese lebenswichtigen Aufgaben des Kreises. [] SPD Aktions-Programm [] Eine möglichst enge Verbindung zwischen Wählern und Gewählten ist eine unerläßliche Voraussetzung jeder Demokratie. [] Sportanlagen für die Jugend im Kreise Gandersheim [] Neue Schulen und Straßen [] Bad Gandersheim [] Bei einer sozialdemokratischen Mehrheit im Kreistag ist im Landkreis Gandersheim in den letzten vier Jahren eine große Aufbauarbeit geleistet worden. [] Allein 2500000 Mark sind für den Straßenbau ausgegeben worden. Kilometerweit ziehen sich von Dorf zu Dorf die vorbildlichen Straßen und geben einen sichtbaren Beweis vom Aufbauwillen der Sozialdemokraten. [] Zwei Brücken sind neu gebaut worden, eine über den Töllebach bei Wolfshagen und eine über die Leine bei Olxheim. Eine dritte befindet sich noch im Bau. Die Kosten dafür gehen in die Millionen Mark. [] Für die Jugend wurden 26 Klassenräume erstellt. Für vier Schwimmbäder, drei Turnhallen und zwölf Sportplätze hat der Landkreis gesorgt. [] Durch Beteiligung an der "Wohnbau- und Kleinsiedlungsgesellschaft" konnten Hunderte Flüchtlinge, Einheimische, Ausgebombte und Evakuierte in neue, menschenwürdige Wohnverhältnisse gebracht werden. [] Doch viele Hunderte warten noch. Deshalb darf der Aufbau nicht unterbrochen werden. Die Sozialdemokraten wollen weiter schaffen. [] Seit zwanzig Jahren geplant [] Helmstedt [] Die Stadt an der Zonengrenze, in Bonn so gut wie abgeschrieben, ist nicht tot. Sie lebt und baut. Sie überwindet nicht nur Kriegsschäden, sondern formt das Gesicht der Stadt und des Kreises neu. [] Seit zwanzig Jahren ist ein großer Neu- und Erweiterungsbau des Kreis-Krankenhauses nötig. Doch erst die Sozialdemokraten haben es geschafft, diesen Wunsch Wirklichkeit werden zu lassen. Am 6. Oktober 1951 wurde der Grundstein gelegt. Bereits Ende dieses Jahres ist mit der Fertigstellung zu rechnen. [] Für den ersten Bauabschnitt mußten 1200000 Mark aufgebracht werden. Die Finanzierung ist gesichert. Es wird eines der modernsten Krankenhäuser mit rund zweihundert Betten und allen erforderlichen Einrichtungen. Es wird ein moderner Bau sein, der allen Erfordernissen Rechnung trägt. [] Zehn Kilometer neue Straßen sind in der Stadt Helmstedt geschaffen worden. Zehntausend Meter sind das. Sie kosten fast eine Million Mark. Für eine Stadt wie Helmstedt, in der ebenso wie im Landkreis Sozialdemokraten für die Bevölkerung arbeiten, eine erstaunliche Leistung. [] Daneben wurden Kinderspielplätze, Wohnungsbauten und Schulen errichtet. Alles zum Wohle der Bevölkerung dicht am Eisernen Vorhang. [] In Helmstedt wird auch in den nächsten Jahren weiter gebaut. Die Pläne der SPD liegen bereit. [] Umfangreiche Bauvorhaben in der Zonengrenzstadt Helmstedt [] Braunschweig lebt! [] Oberbürgermeister Otto Bennemann [] Ja, unser Braunschweig lebt wieder. Überall türmen sich die Baugerüste, Trümmer weichen der Ordnung. Stätten der Arbeit, Wohnhäuser und Schulen wachsen aus dem Boden, und durch neu geschaffene Straßen flutet der Verkehr einer geschäftigen Stadt. [] Hand aufs Herz! Wer hätte es in den furchtbaren Nächten der Feuersbrünste und der Bomben oder aber 1945 in dem Chaos des vollständigen Zusammenbruchs für möglich gehalten, daß so bald aus den Ruinen und Trümmern unserer stolzen Stadt neues Leben kraftvoll sprießen würde. [] Damals erschien alles so sinnlos. Ohnmächtig und fast ohne Hoffnung standen die Menschen vor dem grauenvollen Werk der Zerstörung. Große Opfer an Gut und Blut hatte der Wahnwitz des Krieges verschlungen. Familien waren auseinandergerissen, unzählig das graue Heer der Heim- und Heimatlosen. Der Hunger pochte an die Tür. Es ging ums nackte Leben. [] Dennoch geschah das fast Unglaubliche. Fleißige Hände regten sich, griffen nach Spitzhacke und Schaufel, räumten Trümmer, gingen an den Aufbau. [] Männer und Frauen aus dem Volk übernahmen Verantwortung im Rat und in der Verwaltung der Stadt. Mutig und entschlossen gingen sie in vertrauensvoller Zusammenarbeit mit allen aufbauwilligen Kräften ans Werk. Das Wohl der Bevölkerung und eine glückliche Zukunft unserer Stadt waren ihr Ziel. Helfend, ordnend und planend überwanden sie das Chaos. [] Groß war die Not und größer noch waren die Schwierigkeiten zu ihrer Überwindung. Noch ist längst nicht alles geschafft. Viel menschliches Leid ist noch zu überwinden. Spuren des Krieges zeigen sich noch tief im Gesicht unserer Stadt. [] Es ging aufwärts! Die Bewährungsprobe ist bestanden. Voll Stolz dürfen wir sagen, daß niemals zuvor in der Geschichte Braunschweigs in so kurzer Zeit soviel zur Linderung der Not, soviel für den Aufbau und auch für den kulturellen Fortschritt geleistet ist, wie in den verflossenen sieben Jahren. [] Überzeugen Sie sich selber! Schauen Sie sich um in der Stadt! Versuchen Sie einmal, sich zu erinnern, wie es noch vor wenigen Jahren dort aussah! [] Der Krieg hinterließ als trauriges Erbe eine Wüste von Schutt und Trümmern, materiell und geistig. Die Stadt räumte auf. Unter großen Opfern an Geld beseitigte sie 1,6 Millionen Kubikmeter Trümmermassen. So schuf sie Platz für den Aufbau, aber auch gleichzeitig Mut und Zuversicht. [] Der Wohnungsbau für die schnell wachsende Bevölkerung wurde tatkräftig angepackt, 50000 Menschen leben heute mehr in der Stadt als vor dem Kriege. Doch von 60000 Wohnungen, die wir damals besaßen, wurde die Hälfte vernichtet, und nur 11153 Wohnungen entgingen der Zerstörung. [] Beschädigter Wohnraum wurde gerettet, Ruinen ausgebaut. Neue Wohnblocks und ganze Stadtteile entstanden in rascher Folge. Im Siegfriedviertel, in Rühme, in Lehndorf und Veltenhof, am Lämmchenteich und am Cyriaksring, in Gliesmarode und der Gartenstadt Rüningen, doch auch im Innern der Stadt, an der Wilhelmstraße, an der Mauernstraße und an der Okerstraße, ja eigentlich überall wurde gebaut. Heute haben wir wieder 50720 Wohnungen. Allein seit 1948, also in der Amtsperiode des jetzt abtretenden Rates, wurden 9000 Wohnungen geschaffen. [] Nicht mangelnde Aufbauleistung, sondern Zerstörung ist schuld an der noch immer bestehenden Wohnungsnot, die wir mit allen Mitteln bekämpfen. [] So war es: Braunschweig in Trümmern [] Der Aufbau begann: Straßenarbeiten [] Tag und Nacht waren Arbeiter am Werk [] Eine vorbildliche Aufgabe: neue Schulen [] Das Stadtbild Braunschweigs von heute [] Völlig neue Stadtteile für viele Menschen wurden geschaffen [] Im Geiste sozialer Verantwortung wurde die notleidende Bevölkerung von der Stadt betreut. Es wurde gesorgt für Vertriebene und Ausgebombte, für Kriegsversehrte, Hinterbliebene und Heimkehrer, aber auch für die Alten und Kranken, für alle wirtschaftlich Schwachen. Niemand wurde vergessen. [] Aus kümmerlichen Resten wurden die Einrichtungen der Gesundheitspflege, unsere Krankenhäuser, ärztliche Beratungsstellen und Stätten für ambulante Behandlung neu gestaltet. Millionen wurden jährlich dafür aufgewandt. Doch der Einsatz hat sich gelohnt. Die Bevölkerung blieb vor größeren Seuchen bewahrt, und der Kampf gegen Krankheit und Tod wurde erfolgreich geführt. [] Unsere nächste Sorge galt der Jugend, unseren Kindern. Gesund an Leib und Seele sollen sie aufwachsen. Die Stadt ebnete die Wege dazu. Neue Kindergärten und zahlreiche Spielplätze entstanden. Kindererholungsheime, Schullandheime und Wohnheime für Waisenkinder wurden geschaffen und mit städtischen Mitteln gefördert. [] Das meiste jedoch taten wir für die Schulen, denn hier war die Not besonders groß. Von 611 Klassenräumen war uns durch den Krieg die Hälfte genommen, doch die Zahl der Schulkinder hatte sich verdoppelt. Aufs Vierfache war also die Belegung der Klassenräume gestiegen. Es mußte gebaut werden, und es wurde gebaut. [] 225 Schulräume sind seit der Währungsreform neu gewonnen. Modernes Schulgestühl für 13300 Kinder wurde beschafft. Acht Schulbauten werden zur Zeit durchgeführt. Fast acht Millionen Mark sind der Aufwand für diese Leistungen, mit denen wir den Vorkriegsstand an Schulraum bei weitem überschreiten werden. [] Die Berufsschulen wurden erweitert, Lehrwerkstätten entstanden, Jugendwohnheime wurden geschaffen, die Jugendherberge neue eingerichtet und ein "Haus der Jugend" ist im Bau. [] Zahlreiche Einrichtungen der Bildung wurden neu gegründet, erweitert oder gefördert. Nur einige seien erwähnt: Zweigstellen der Volksbücherei, die Volkshochschule, "Arbeit und Leben", die Abendoberschule, die Drogisten-Akademie, die Deutsche Müllerschule, die Technische Hochschule, das Staatstheater, Kulturvereinigungen zur Pflege von Kunst und Wissenschaft die Konzerte für Werktätige usw. [] So wurde Braunschweig zu eineüberall beachteten Kulturzentrum, zur Stätte hohen geistigen Schaffens und zur lebendigen Kongreßstadt. [] Auch der Sport und die Körperkultur wurden nicht vergessen. Die Sportvereine wurden gefördert und 16 Sportplätze wurden mit Hilfe der Stadt gebaut und wieder hergerichtet. Ein vorbildliches Freibad entstand im Bürgerpark, und musterhafte Grünanlagen bieten jedem Erbauung und Erholung. [] Doch wir schufen nicht nur für die Gegenwart, sondern auch für die Zukunft. Das Wirtschaftsleben in Handwerk, Handel und Industrie als Grundlage unserer heutigen Existenz und als Quelle künftigen Wohlstandes wurde durch die Stadt gehoben und in jeder Weise erfolgreich gefördert. [] In sorgfältiger Arbeit wurde die städtebauliche Gestaltung Braunschweigs geplant. Der Aufbauplan wurde vom Rat beschlossen, und schon heute formt sich nach ihm das neue Bild der Stadt. [] Braunschweig wird wieder schön! [] Große Pläne harren der Verwirklichung. Der Bahnhofsneubau soll beginnen. Schon sind entscheidende Beschlüsse gefaßt und mit den Vorarbeiten ist bereits begonnen. [] Braunschweig braucht ein neues Krankenhaus, die Vollendung seines Schulbauprogramms und Wohnungen, nochmals Wohnungen! [] Wir bekennen uns zu diesen Plänen. Großzügig und kühn sollen sie verwirklicht werden. [] Wir bekennen uns aber auch zum Geist sozialer Verantwortung, zum Dienst am Menschen. [] In diesem Geist wollen wir weiter schaffen. [] Unter Fleiß und Opfern wird Braunschweig wieder aufgebaut. Dank sei allen, die dabei halfen und die uns dabei weiter helfen werden. [] Vom Plan zur Wirklichkeit: Der Bahnhofsneubau, hier im Modell [] Die ersten Arbeiten für den Großstadt-Bahnhof Braunschweig [] Das Land im Schatten der Zonengrenze [] Das Braunschweiger Land zwischen Harz und Heide ist zu einem Grenzland der Demokratie und der Freiheit geworden. Für Millionen Menschen in aller Welt ist Helmstedt ein Vorposten des Westens. Wenige Meter hinter dieser Stadt beginnt eine andere Welt, eine Welt des Terrors, der Diktatur und der Not. Die Menschen jenseits des Eisernen Vorhangs warten genau wie wir im Braunschweiger Land auf den Tag, da die Schlagbäume nicht mehr sind und die Menschen in Ost und West wieder vereint sind. Vereint in einer Einheit in Freiheit. [] Den zehn Meter breiten Kontrollstreifen kennt jeder Bewohner des Zonengrenzgebietes. Über die Übergriffe der Sowjets und der sowjetdeutschen Verwaltungen haben der Rundfunk und die Tageszeitungen berichtet. Doch was steckt dahinter? [] Sieben Jahre lang ist im Braunschweiger Land friedlich aufgebaut worden. Verantwortungsbewußte Sozialdemokraten haben in Städten und Gemeinden versucht, wieder normale Verhältnisse zu schaffen. Daß es ihnen gelungen ist, darüber berichten die anderen Seiten dieser Zeitung. [] Und doch ist die wirtschaftliche Not noch groß. Die Arbeitslosenzahl liegt immer noch über dem Durchschnitt im Bundesgebiet, und von den groß angekündigten "Erfolgen" der Bundesregierung haben die Frauen und Männer im Grenzland der Demokratie noch nicht viel zu spüren bekommen. Denn Bonn ist von Helmstedt noch sehr weit entfernt. [] Wenn im Bundestag für wirksame wirtschaftliche Hilfsmaßnahmen des Grenzgebietes gesprochen wurde, dann waren es immer Mitglieder der sozialdemokratischen Fraktion. Bundeskanzler Adenauer hat zwar der Stadt Helmstedt zum tausendsten Geburtstag gratuliert, aber es war nur eine symbolische Treueerklärung. Eine echte Hilfe stand bisher nur im Programm. [] Auch als die Übergriffe und die "Politik der Nadelstiche" begannen, wurde in Bonn nur geredet. statt gehandelt. Das ist eine Tatsache, die überall bekannt ist. Und damit scheint man hinter dem Eisernen Vorhang auch gerechnet zu haben. [] Vertreter der bürgerlichen Parteien haben sich vor Jahren auf die guten Beziehungen nach Bonn berufen. Nun, wo sind die Erfolge der bürgerlichen Beziehungen? [] Es ist noch nicht lange her, daß ein Ausschuß der Bundesregierung die Zonengrenze bereiste. Es wurde festgestellt, welche Schäden entstanden sind und welche Hilfe erforderlich ist. Ja, das war ein Erfolg. Leider keiner der bürgerlichen Parteien, denn der Ausschuß wurde vom sozialdemokratischen Bundestagsabgeordneten H. Wehner geführt, und die Fahrt war auch nur gelungen, weil die Stimme der sozialdemokratischen Opposition zu laut war. [] Auch das ist eine Tatsache. [] Es ist kein Geheimnis, daß man in Bonn nicht sehr an dem Braunschweiger Land interessiert ist. [] So kann und darf es nicht weitergehen. Auf der einen Seite steht der Schlagbaum, der unser Gebiet von den Sowjets trennt, auf der anderen Seite ist eine Bundesregierung, die eine Politik der Bevorzugung betreibt. [] Wenn wir uns nicht selber helfen, hilft uns niemand. Deshalb wollen wir in den Gemeinden und Städten den Anfang machen. Wir wollen und werden da beginnen, wo ein Anfang unmöglich erscheint, und wir werden da weiterbauen, wo der Anfang gemacht ist. [] Zonengrenze 150 m [] Dieses Zeichen trennt zwei Welten: Die Bundesrepublik von der Sowjetzone, die Freiheit und die Demokratie von der Gewalt und der Diktatur. Und doch darf es nur eine Welt sein: Das vereinte Deutschland in Freiheit. Um dieses Ziel zu erreichen, bemüht sich die SPD als eine der ersten Partei seit Jahren. Die Menschen im Grenzgebiet, in Helmstedt - das unser obenstehendes Bild zeigt - wissen es. Sie vertrauen der Politik einer sozialen Demokratie. [] SPD Aktions-Programm [] Die vordringlichste Aufgabe deutscher Außenpolitik bei der Neugestaltung Europas ist die friedliche Wiederherstellung der deutschen Einheit in Freiheit. Sie ist nur möglich durch Verhandlungen über freie Wahlen in allen Besatzungszonen und in Berlin. [] Die SPD kämpft für das Zustandekommen dieser Wahlen und für einen Friedensvertrag mit Gesamtdeutschland dessen freigewählte Regierung als gleichberechtigter Partner an den Verhandlungen und Entscheidungen teilnehmen soll. [] In diesem Friedensvertrag muß auch über die deutschen Grenzen entschieden werden. Die einseitige Abtrennung von Gebieten, die 1937 zu Deutschland gehörten, erkennt die SPD als nicht rechtmäßig an. [] Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands fordert die politische und staatsrechtliche Einheit Deutschlands. Die gesamtdeutsche Republik muß ein Bundesstaat mit einheitlicher Regierungsgewalt sein. [] Bei der im Grundgesetz vorgesehenen Neugliederung des Bundesgebietes sollen leistungsfähige und in sich ausgeglichene Länder geschaffen werden. [] Verantwortlich für den Inhalt: Sozialdemokratische Partei Deutschlands, Bezirksverband Braunschweig, Schloßstraße 8, Ewald Gerrich. Druck: Volksfreund GmbH., Braunschweig, Schloßstraße 8. [] Herr Meyer erinnert sich [] Karl Meyer, Bauarbeiter, 33 Jahre alt, verheiratet, ist einer von Hunderttausenden Menschen zwischen Harz und Heide, die am 9. November zur Wahl gehen werden, um die neue Gemeindevertretungen zu wählen. Sein Schicksal ist typisch für das vieler anderer Menschen. Was er uns erzählte, werden viele andere auch erzählen können. [] "Ja, wissen Sie, für Politik habe ich damals nicht viel übrig gehabt. Damals, als ich meine Heimatstadt Breslau verlassen mußte und mit Millionen Leidensgefährten aus der Gefangenschaft und aus der verlorenen Heimat kam. Im Braunschweiger Land sollte ich meine neue Heimat finden. Der Anfang war verflixt schwer, aber das wissen wir ja alle. [] Ich hatte keine Lust mehr, irgend etwas zu schaffen. Warum auch? [] Doch dann sah ich, wie Männer und Frauen an die Arbeit gingen. Wie sie anfingen, die ersten Trümmer zu räumen. Viele waren es nicht. [] Erst als ich heiratete, das ist jetzt schon sechs Jahre her, wurde mir klar, worum es diesen Menschen ging. Ich hatte jetzt eine Verantwortung übernommen, genau wie die Menschen, die mit der Trümmerräumung begannen. [] Mit Arbeit sah es noch schlecht aus, und so sattelte ich um. Als Bauhilfsarbeiter begann es. Inzwischen habe ich richtig umgelernt. [] Ja, und dann wurde meine Frau plötzlich krank. Irgendwie waren wir ja alle nicht gesund, damals, aber dann waren Aerzte da, die sich meiner Frau annahmen. Das Krankenhaus war wieder ausgebaut worden. Es war für mich eine kleine Hoffnung, und ich wurde nicht betrogen. Das Leben begann wieder normaler zu werden. [] Damals wählte ich. Es war das erstemal in meinem Leben, und ich machte mein Kreuz bei SPD. Warum? Ja, ich hatte gesehen, daß diese Frauen und Männer nicht nach Stand und Würde fragten, wenn man um eine Hilfe bat. [] Ein Jahr später kam Peter, unser Stammhalter. Auch für ihn wurde gesorgt. Damals bauten wir gerade einen Kindergarten. Heute kommt dort unser Peter hin. Da, wo ich damals meine erste Trennwand baute, spielt er heute. [] Das hört sich alles sehr einfach an. Aber wenn man sich mal erinnert, sieht die Geschichte doch etwas anders aus. Wenn ich in einer kurzen Pause vom Baugerüst auf die Stadt hinuntersehe, deren Trümmerberge immer kleiner werden und deren Menschen immer hoffnungsfreudiger in die Zukunft sehen, dann weiß ich, warum diese Jahre für mich so wichtig waren. Trotz Not und Elend. Denn ich fand einen Weg zurück. [] Wir haben viel geschaffen und wir können stolz darauf sein. Doch wir sind noch nicht fertig, wir müssen weiterbauen. [] Darum werde ich am 9. November wieder bei SPD meine drei Kreuze machen. [] Wir werden das, was wir angefangen haben, vollenden. Und Sie und ich wollen dabei sein. Schließlich geht es um alle an." [] SPD Aktions-Programm [] Zur Entwirrung und systematischen Verbesserung der sozialen Leistung fordert die SPD einen jedem verständlichen Sozialplan mit einem Gesundheitsdienst, der für jeden vorbeugende Gesundheitsfürsorge, ärztliche Hilfe, Krankenhaushilfe und Kuraufenthalte sichert; Versorgung mit Medikamenten, ausreichenden Renten aus einer Hand bei voller oder teilweiser Erwerbsunfähigkeit im Alter oder beim Tode des Ernährers; Mutterschutz und Kinderbeihilfen; mit wirtschaftlicher Sicherung während der Gesamtdauer der Krankheit und einer unverschuldeten Erwerbslosigkeit oder Kurzarbeit. [] Im Mittelpunkt unserer Arbeit steht der Mensch [] SPD
Published:09.11.1952