Für demokratische Mitbestimmung in der Wirtschaft oder kapitalistische Wirtschaftsdiktatur?

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Herkunft: SPD-Landesvorstand Bayern, Signatur 76 Für demokratische Mitbestimmung in der Wirtschaft oder kapitalistische Wirtschaftsdiktatur? [] Das ist die Frage, die heute an alle Kreise der Wirtschaft gerichtet wird. An die Arbeiter, an den...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Gruppe Handel und Gewerbe Bayern, Engesser, Michael, Isar-Post, Landshut
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 1946 - 1947
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/A76AE416-8FB0-403D-98E5-CF52886410C1
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Herkunft: SPD-Landesvorstand Bayern, Signatur 76 Für demokratische Mitbestimmung in der Wirtschaft oder kapitalistische Wirtschaftsdiktatur? [] Das ist die Frage, die heute an alle Kreise der Wirtschaft gerichtet wird. An die Arbeiter, an den Bauern und in ganz besonderem Maße an Gewerbetreibende und Handwerker. [] Durch die Demontage großer Werke fällt diesem Teile unserer Wirtschaft eine steigende Bedeutung zu. Die Aufgabe lautet: Wir müssen die notwendigen Exportartikel finden und herstellen, damit unserem Volk die Ernährungsbasis gesichert werden kann. [] Die Lösung der Aufgaben bedingt eine erhöhte Verantwortung aller Beteiligten. [] Geschäftsinhaber! Handwerker! [] Wir wollen erkennen, daß der kleine Betrieb sich in der Zukunft nur halten und vergrößern kann, wenn unsere Wirtschaft auf eine gesunde Basis gestellt werden kann. Wir können nur verdienen, wenn der Arbeiter in Lohn und Brot steht und seine notwendigsten Bedürfnisse befriedigen kann. [] Aus diesem Grunde müssen wir, die Geschäftsleute, Gewerbetreibenden und Handwerker uns an die Seite der arbeitenden Bevölkerung stellen. Ihre Forderungen sind unsere Forderungen. Die Sozialdemokratie ist die große, fortschrittliche Partei aller Schaffenden. Sie will neue Wege gehen, um die Wirtschaftskatastrophe, in die uns der verlorene Krieg gestürzt hat, von uns abzuwenden. Die Größe dieser Aufgabe zwingt auch zu neuen Wegen in der Wirtschaft. [] Die Sozialdemokratie fordert eine Wirtschaftslenkung und Planung, sie fordert weiter eine Verstaatlichung der Grundstoffindustrie. Um aus diesem Chaos herauszukommen, muß nach einem Plan vorgegangen werden. So wie der einzelne planen muß, um seinen Betrieb wieder in Gang zu setzen, wie das Wichtigste zuerst getan werden und manches zunächst zurückgestellt werden muß, so muß es auch der Staat tun. Er muß es vor allen Dingen tun, um den wirtschaftlich Schwachen vor der Ausbeutung durch den wirtschaftlich Stärkeren zu bewahren. Aus diesem Grunde treten wir für eine gelenkte Wirtschaft ein. [] Wenn heute Gegner der Planwirtschaft in demagogischer Weise versuchen, die sozialistische Planwirtschaft mit der heute noch herrschenden Kriegszwangswirtschaft gleich zu stellen, so lügen sie bewußt. [] Die Sozialdemokratie will den Abbau der Kriegszwangswirtschaft, jenes unselige Erbe des Nazismus, und an seine Stelle die Steigerung der wirtschaftlichen Initiative stellen. [] Dr. Viktor Agartz, der sozialdemokratische Wirtschaftsfachmann und jetzige Leiter des bizonalen Wirtschaftsamtes, erklärte hierzu: [] "Die Sozialdemokratie bekämpft daher keineswegs die unternehmerische Initiative als solche, im Gegenteil, sie fördert sie in allen Formen, die nicht zur Entstehung neuen sozialen Unrechts führen. Sie wünscht eine Steigerung aller wirtschaftlichen Energien und ist bereit, alle jene Kräfte zu unterstützen und zu fördern, die das Risiko der wirtschaftlichen Unternehmung auf eigene Rechnung nehmen und die gewillt sind, unter voller Haftung des eigenen Vermögens dieses Risiko zu tragen." [] Die Lenkung der Wirtschaft soll durch indirekte Maßnahmen erfolgen, durch Lenkung des Kredites und der Grundstoffe, darum auch die Verstaatlichung dieser Grundstoffe. [] Das sind die wirtschaftlichen Grundgedanken des demokratischen Sozialismus. Diese Politik ist nicht mittelstandsfeindlich, sondern im Gegenteil, sie gibt dem Mittelstand eine große Chance. Sie ist die Voraussetzung für die Existenz des Mittelstandes. [] Geschäftsinhaber! Handwerker! [] Es ist an der Zeit, sich einzureihen in die Front der Fortschrittlichen, um der wirtschaftlichen Not und dem drohenden Chaos entgegenzutreten. Dringende Gegenwartsfragen sind zu lösen. Die SPD ruft zur Sammlung und Mitarbeit. [] Die demokratische Ausrichtung aller Berufsvereinigungen, Innungen und Kammern u. ä. Einrichtungen ist unbedingt notwendig. Gegenüber den staatlichen Einrichtungen auf wirtschaftlichem Gebiet muß sich, der demokratische Einfluß geltend machen. Schärfste Erfassung aller Materialien und Waren ist Gebot unseres wirtschaftlichen Notstandes. Die Verwertung sinnlos gehorteter Bestände ist dringend geboten. Kämpft gegen die Korruption! [] Es geht um den guten Ruf der Geschäftswelt. Der reelle Geschäftsmann muß in unserem Wirtschaftsleben wieder geachtet und anerkannt werden. [] Wir rufen zu tatkräftiger Mitarbeit zum Wohle unseres Volkes. Stellt alle Vorurteile zurück. Nehmt Stellung zu den brennenden Fragen der Gegenwart. Wer mit und vom Volke lebt, hat auch die Verpflichtung, für das Wohl des Volkes zu arbeiten. [] Werden Sie Mitarbeiter der Gruppe Handel und Gewerbe, der Sozialdemokratischen Partei! Uebersenden Sie uns nachstehenden Abschnitt! [] An das [] Landessekretariat der Sozialdemokratischen Partei [] Gruppe Handel und Gewerbe [] München 34, Schackstraße 2 [] Name [] Gewerbe [] Wohnort, Straße, Kreis [] Unterschrift [] Verantw.: Michael Engesser, München 8, Rauschbergstraße 3. - Published under Political Party Publications License Nr. 2 - Herausgegeben unter Parteiverlagslizenz Nr. 2 - Februar 1947 - Druck: Isar-Post, Landshut - Auflage 25.000.
Published:1946 - 1947