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Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Das Signal [] Düsseldorf [] SONDERAUSGABE [] August 1949 [] ALFRED DOBBERT: [] Wählen? Warum? Und wen? [] Viele Männer und Frauen werden sich im Hinblick auf die Wahlen zum Bundestag am 14. August diese Fragen vorlegen. Manche werden sich über die Bedeutung dieser Wahlen nicht ganz klar sein, und wiederum andere fragen vielleicht, wenn sie entschlossen sind, zur Wahlurne gehen und von ihrem Bürgerrecht in völliger Freiheit und bei Wahrung des Wahlgeheimnisses Gebrauch zu machen: Welche Partei ist denn nun die richtige? [] Warum also wählen? Nun - es gilt, aus dem in Zonen zerrissenen und durch den "Eisernen Vorhang" in zwei Teile gespaltenen Deutschland zunächst ein einheitliches Westdeutschland zu schaffen. Elf Länder sollen ein Bundesstaat werden. Wäre es nach der ursprünglichen Planung der Westalliierten gegangen, hätten die elf Länder sehr viel und der neue Bund sehr wenig zu sagen gehabt. Dann wäre Westdeutschland ein Staatenbund und kein Bundesstaat. Passiv, wohlwollend, duldend, verhielt sich die CDU/CSU in dieser Schicksalsfrage. So trat allein die deutsche Sozialdemokratie zu einem harten Kampf gegen diese der künftigen Einheit Deutschlands und Europas gleich abträgliche und gefährliche "Lösung" an. Sie gewann ihn, und hatte damit der gesamtdeutschen Sache einen geschichtlichen Dienst erwiesen. Das dem bundesstaatlichen Gedanken Rechnung tragende Bonner Grundgesetz ist das Ergebnis eines zähen Ringens um das Höchstmaß deutscher staatlicher Einheit in einem von Soldaten fremder Mächte besetzten Lande, das seine Souveränität noch nicht wiedergewonnen hat. [] Eine neue Ordnung schaffen Die alte, auf Parteidiktatur und Monopolkapitalherrschaft gegründete, ungerechte und die Massen versklavende "Ordnung" des Hitler-Systems hat der Krieg zerstört, zerschlagen, zerbombt. Auf Trümmern sollen sich die verarmten, ausgebluteten Menschen unserer Tage eine westdeutsche Notwohnung bauen, in der auch die vielen Flüchtlinge Platz haben müssen, die von der Kriegsfurie und dem Nachkriegsterror der östlichen Sieger aus ihren Heimatländern vertrieben wurden. [] Den neuen Bund nach dem Prinzip größtmöglicher sozialer Gerechtigkeit zu planen und zu bauen, ist der Sinn der Wahl am 14. August. [] Wieder Hoffnung schöpfen Jeder Versuch zur Schaffung einer gerechten Ordnung muß scheitern, wenn die alten Besitzverhältnisse als untastbar und unveränderlich erklärt werden. Die Ausgebombten verlangen aber nach Heimen, die Heimatvertriebenen nach neuer Heimat. Die durch den Krieg in ihrer Arbeitsfähigkeit beeinträchtigten, erst recht die schaffensunfähig gewordenen Menschen, wollen eine Existenz, die ihnen das Leben wieder lebenswert erscheinen läßt. Die junge Generation möchte endlich einmal Hoffnung schöpfen können, Hoffnung auf einen Beruf, auf die Möglichkeit, eine Familie gründen zu können, Hoffnung auf eine Wohnung, sie möchte frei von der Furcht sein, daß neue außenpolitische Katastrophen durch gewissenlose Abenteurer heraufbeschworen werden. Man möchte in Freiheit leben. Alle haben die Nase von jeglicher Diktatur und Gesinnungsschnüffelei so gründlich voll, daß sie eine "Volksdemokratie" nach dem Muster der Sowjet-Zone oder Rußlands selbst entschieden ablehnen. [] "Seid Täter des Worts ..." Welche nennenswerten Parteien bewerben sich durch ihre Kandidaten um die Gunst der Wähler? Wenn hier in erster Linie die CDU genannt wird, so deshalb, weil sie den Versuch macht, die Wählerschaft durch das Wort "christlich" zu beeinflussen. Früher bediente man sich mit Vorliebe des Wörtchens "national", um andere damit als nichtnational zu verdächtigen. Heute nennt man sich christlich, um andere als "antichristlich" bekämpfen zu können. Im täglichen Leben trachtet aber oft derjenige, der das Wort "christlich" am meisten im Munde führt, in geradezu heidnischer Gier nach schnödem Mammon. Der echte Tatchrist hingegen handelt lieber still durch Erfüllung seiner sittlichen Pflichten als durch stete Betonung einer Bindung, die man im Herzen, aber nicht auf dem Reklameschild trägt. [] Immer aber gilt, vor allem in der Politik, das Bibelwort: An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen! Wie sind diese Früchte? Die CDU/CSU machte die Erhardsche Politik der "sozialen Marktwirtschaft", das heißt in Wirklichkeit der privatkapitalistischen Profitwirtschaft der hohen Preise, unentwegt mit. Deswegen klafft heute die große Spanne zwischen übersetzten Preisen und zu niedrigen Löhnen und Gehältern, eine Spannung sozialen Unrechts. Ist das christliche Politik? Die CDU/CSU hat in einer entscheidenden Stunde, als die Westalliierten einem deutschen Staatenbund zustrebten, keinen Finger gerührt, dieser Entwicklung zu begegnen. Um ihresüberbetonten Föderalismus willen blieb sie passiv, ja sie beschimpfte die SPD ihres Widerstandes wegen als "nationalistisch". War das "deutsche" Politik? [] Die CDU ist eine in ihrem Wesenskern besitzbürgerliche Partei. Ihr führender Mann, Dr. Adenauer, lehnt jegliche Konzession an sozialistisches Ideengut ab. Dafür betont die CDU laut und aufdringlich ihre Bereitwilligkeit, das Elternrecht im Sinne der getrennten Konfessionen und nicht im Geiste christlicher Gemeinschaft zu vertreten. Hofft die CDU so besser von den wirtschaftlichen und sozialen Problemen der Gegenwart ablenken zu können? [] Und ferner liefen ... Die FDP (Freie demokratische Partei) bekennt sich offen als Verfechterin privatkapitalistischer Auffassungen. Sie wird mehr und mehr zu einem "Interessentenhaufen". Vor 1933 wurde die Wirtschaftspartei unrühmlichen Angedenkens so gekennzeichnet. [] Die KPD sei als politische Fremdenlegion des bolschewistischen Rußlands abgetan. Es lohnt nicht, sie hier näher zu charakterisieren. Die Konzentrationslager der Sowjet-Zone und die Parteidiktatur der SED/KP dort sprechen Bände. [] Also sozialdemokratisch wählen? Jawohl! Denn die SPD ist vor allem eine deutsche Partei. Ihr Ziel ist seit Jahrzehnten die einige deutsche, demokratische Republik als Glied eines Bundes europäischer Staaten. Darum trat sie von jeher für Völkerverständigung ein. Der Nationalismus des alten, imperialistischen Stils hat in zwei Weltkriegen Europa verwüstet. Als Bekenner des Friedensideals hat die SPD ihre Besten während der Hitlerzeit im Exil und in den Konzentrationslägern geopfert. [] Weil sie sozialistisch ist, weil sie im Geiste des Tatchristentums nach sozialer Gerechtigkeit strebt und den Tanz um das goldene Kalb des kapitalistischen Profits ablehnt, weil sie modern-fortschrittlich und nicht rückschrittlich-konservativ ist, wird sie von den Nutznießern der heutigen Ungerechtigkeiten so scharf bekämpft, sogar als "unchristlich" dahingestellt. [] Die SPD ringt mit den Massen um eine neue sozialistische Gestaltung der Wirtschaft und Gesellschaft, weil die kapitalistische Organisation ihren unsozialen Charakter bewiesen, sich an ihren Widersprüchen totgelaufen hat, trotz Erhards Lobrednereien auf die "freie Wirtschaft". Die Sozialdemokratie will eine auf Selbstverwaltung gegründete Gemeinwirtschaft der Schlüsselindustrien, eine sich in Freiheit entfallende verarbeitende Industrie und einen gesunden handwerklichen, gewerblichen und bäuerlichen Mittelstand, die alle in den Massen der Arbeiter, Angestellten und Beamten ihre besten Abnehmer und ihre kaufkräftigen Kunden haben müssen. Die SPD, stolz darauf, eine alte Arbeiterpartei und Förderer der Gewerkschaften zu sein, hat daher von jeher eine vernünftige Wirtschaftspolitik betrieben. Sie bekämpfte von Anfang an die Monopolherren von Kohle, Eisen und Stahl, die Nutznießer der kaiserlichen und hitlerischen Rüstungspolitik, die Vernichter so vieler selbständiger Existenzen in Industrie, Handel und Gewerbe. [] Am 14. August ist der Stimmzettel in der Hand der Wähler das Schicksal unseres deutschen Volkes. Darum möchten die Wähler sich ihrer Verantwortung bewußt sein. Die SPD vertraut auf die Einsicht und die Vernunft aller leidgequälten deutschen Menschen, die durch die Hölle des Krieges und der Diktaturen gegangen sind und die sich eins fühlen mit den so ungewöhnlich aktuellen Zielen der Sozialdemokratie: [] Demokratische und sozialistische Neuordnung Deutschlands! Friede und Freiheit in einem einigen Europa! [] In den Wahlkreisen Düsseldorfs heißen die Kandidaten der SPD: [] Georg Richter, Wahlkreis Ost, Georg Glock, Wahlkreis West. [] Auf der Landesergänzungsliste kandidieren ferner: Karl Siemsen, Rechtsanwalt; Julius Nischick, ehemaliger Leiter der Arbeiterbank. [] Im Wahlkreis Mettmann ist Landrat Emil Döllken der Kandidat. [] Auf der Landesergänzungsliste kandidiert Karl Zöllig, Ratingen. [] Flüchtlinge in Ländern mit CDU-Mehrheit [] Man sollte meinen, die Häufung mehrerer guter und schätzenswerter Eigenschaften, wie sie in den Begriffen "christlich" und "demokratisch" zu sinnbildlichem Ausdruck kommen, müßten die Menschen, die so christlich und demokratisch zugleich sind, daß sie nicht umhin konnten, sich sogar zu einer so benannten Partei zusammenzuschließen, zu einer besonderen Art von Edelmenschen oder mindestens zu vollkommenen Menschen machen Aber wie sieht es in der Praxis aus? Die am stärksten mit Flüchtlingen belegten Länder der Westzonen sind Schleswig-Holstein und Niedersachsen. In beiden Ländern ist die SPD die stärkste Partei, in beiden Ländern sind die Flüchtlinge zum weitaus größten Teil in den vorhandenen Wohnhäusern untergebracht worden, Massenunterkünfte sind zwar noch vorhanden, aber in einem zur Gesamtzahl der Flüchtlinge bescheidenen Umfang. Zudem sind sie in ständiger Abnahme begriffen. [] In Bayern, das relativ weniger Flüchtlinge aufgenommen hat als Schleswig-Holstein und Niedersachsen, gibt es noch über 2000 Massenunterkünfte. Südwürttemberg hat sich als einziges Land der französischen Zone zur Aufnahme von Flüchtlingen in bescheidenem Umfange bereit erklärt, Rheinland-Pfalz hat sie unter fadenscheinigen Gründen abgelehnt, Südbaden stellt unerfüllbare Bedingungen. Alle diese Länder hatten bisher eine starke christlich-demokratische Mehrheit. Die Flüchtlinge haben bisher von der im Beiwort "christlich" zum Ausdruck kommenden Haltung wenig gemerkt. [] Unsere Kandidaten in Düsseldorf [] Düsseldorf-West Georg Glock Geb. 11. Januar 1891 in Düsseldorf. Nach Beendigung der kaufm. Lehre, Korrespondent und Direktionssekretär, nach dem 1. Weltkrieg hauptamtlich beim Deutschen Werkmeisterverband, Sitz Düsseldorf, zuletzt als Verbandssekretär und geschäftsführendes Mitglied der Hauptverwaltung des Verbandes; jahrzehntelang ehrenamtlich in der Sozialversicherung tätig gewesen. [] Bei Besetzung der Gewerkschaften im Mai 1933, trotz Angebot auf weitere Verwendung in "vollkommen autoritärer Position" ausgeschieden. Seit 1945 Verbandsdirektor. Nach der Besetzung stand Georg Glock in erster Linie beim Aufbau der Gewerkschaften, der Partei und des Stadtparlaments, dem er seit Juli 1945 angehört. Er ist seitdem Vorsitzender unserer Stadtverordnetenfraktion und als Kommunalpolitiker von Format allgemein anerkannt. Nach der Stadtverordnetenwahl im Oktober 1946 war er bis November 1948 Bürgermeister unserer Stadt. Seine umfassenden Sachkenntnisse, sein ausgeprägtes Gerechtigkeitsgefühl und seine stete Hilfsbereitschaft begründen sein Ansehen in weiten Kreisen der Düsseldorfer. [] Düsseldorf-Ost Georg Richter wurde am 13. Oktober 1891 in Leipzig geboren und ist seit 1910 in Düsseldorf ansässig. Er war in verschiedenen Großbetrieben tätig, wo er sich durch sein mutiges Einsetzen für die Belange seiner Kollegen deren Vertrauen errang und immer wieder in den Betriebsrat gewählt wurde. Aus einer Handwerkerfamilie stammend, schloß er sich früh der sozialistischen Bewegung an. [] Nach Absolvierung verschiedener Partei- und Gewerkschaftsschulen war Georg Richter zuerst Gewerkschaftssekretär im Staats- und Gemeindearbeiterverband, bis er im Jahr 1926 Parteisekretär und Stadtverordneter der SPD wurde. Die Kommunalpolitik Düsseldorfs ist mit seinem Namen aufs engste verbunden. Seit 1946 gehört er wieder der Stadtvertretung an und wurde bei der letzten Landtagswahl in den Landtag gewählt; ein Beweis des großen Vertrauens, daß die Düsseldorfer Bevölkerung Georg Richter entgegen bringt. [] Probleme des Wohnungsbaues von Fritz Steinhoff, Wiederaufbauminister Am Wahltage wird sich der Wähler fragen müssen, was die Parteien bisher für den Wohnungsbau getan haben. Die SPD fordert die Wähler sogar auf, diese Frage zu stellen, denn sie hat besonders ein Positivum in der Frage des Wiederaufbaues und des Neubaues von Wohnungen aufzuweisen. Den bürgerlichen Parteien kam es bisher vor allem darauf an, die eigenen Interessen, sei es Ladenbauten, Vergnügungsstätten oder Industriebauten zur Erweiterung ihres Machtbereiches, auszubauen. Die große Masse der Wohnungssuchenden, die noch in Keller und Bunker wohnt, war weniger interessant. Jetzt vor den Wahlen betonen sie plötzlich, daß für den Wohnungsbau etwas getan werden müsse. Vielleicht fürchten sie die Geister des Elends, die sie nicht mehr bannen können. Wenn es jedoch bei den entscheidenden Stellen darum geht, die notwendigen Mittel bereitzustellen, versucht man klarzumachen, daß andere Dinge noch wichtiger seien als der Wohnungsbau. Vor allem betont man, daß die geringen Kapitalien in der Industrie oder in der Landwirtschaft investiert werden müßten. [] Man übersieht dabei geflissentlich, daß der Mensch der wichtigste Faktor ist, [] daß seine Lebenslage - dazu gehört eine gute und anständige Wohnung - entschei- [!] Verkennen wir nicht, daß bei der Frage der In- [!] dend ist für die Höhe seiner Arbeitskraft. [!] vestition die zu erzielende Rente oder Profit eine große Rolle spielt. Da der Wohnungsbau bei den derzeitigen Verhältnissen diese Rente nicht sichern kann, haben die Kapitalbesitzer kein Interesse, den Wohnungsbau zu finanzieren. [] Im Nachstehenden soll das Wohnungsprob- [!] einmal kurz umrissen werden. [!] lem in seiner Problematik und Schwere noch [!] [] 1. Bevölkerungslage. Die Bevölkerung des Landes Nordrhein-Westfalen hat sich gegenüber dem Vorkriegsstand von 11831000 Personen auf heute 12780000 erhöht. Durch den Zuzug von 1,2 Mill. Flüchtlingen sind also die Kriegs- und Evakuierungsverluste mehr als ausgeglichen worden. [] Die Bevölkerung wird im Lande Nordrhein-Westfalen auch weiter zunehmen. Nach einer Vereinbarung mit den Ländern ist eine Umsiedlung der Flüchtlinge aus Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Bayern zu erwarten. Darüber hinaus ist mit einem weiteren Zustrom durch die Familienzusammenführung der Personen zu rechnen, die zur Zeit im Lande schon Arbeit gefunden haben, deren Angehörige aber noch in den Evakuierungs- bezw. Flüchtlingsaufnahmegebieten zurückgeblieben sind. [] 2. Kriegsschäden an Wohnungen. Der Zerstörungsgrad ist wohl in keinem anderen Lande so groß wie in Nordrhein-Westfalen. Von insgesamt 3555000 Wohnungen in der Vorkriegszeit wurden im Laufe des Krieges durch Luftkämpfe oder durch Erdkampfhandlungen 683000 Wohnungen über 60%, 217000 Wohnungen von 41 bis 60%, 461000 Wohnungen von 16 bis 40% und 638000 Wohnungen bis 15% beschädigt. Unbeschädigt blieben nur etwa 1356000 Wohnungen. [] 3. Nach Kriegsende erfolgte Wohnungsinstandsetzungen und Neubauten. Trotz aller vorhandenen Schwierigkeiten (Bereitstellung von Baumaterial und Arbeitskräften vor der Währungsreform) hat die Landesregierung alles getan, was zur Milderung der Wohnungsnot möglich war. Etwa 765000 Wohnungen, die bis zu 60% beschädigt waren, sind wieder bezugsfertig gemacht worden. Dazu sind etwa 30000 Wohnungen durch Wiederaufbau der über 60% zerstörten Wohnungen, sowie durch Ausbau von Dachgeschossen und Umbauten gewonnen worden. Durch Neubau wurden etwa 25-30000 Neuwohnungen geschaffen. [] 4. Derzeitiger Wohnungsbedarf. Durch Zerstörungen und Bevölkerungszunahme ist die Belegungsdichte, die 1939 mit einer Person pro Wohnraum im Durchschnitt festgestellt wurde, auf über 1,5 Personen im Landesmittel je Wohnraum angestiegen. [] Für die ausreichende Unterbringung der im Lande Nordrhein-Westfalen lebenden Bevölkerung fehlen rund 1,3 Mill. Wohnungen. Der Wohnungsmangel macht sich besonders in den Industriezentren des Landes bemerkbar, wo ein zusätzlicher Arbeitskräftebedarf besteht. Er verschärft sich immer weiter, weil der Bevölkerungszuwachs größer ist als der Zugang an instandgesetzten oder neuen Wohnungen. Das führt dazu, daß sowohl Flüchtlinge als auch Evakuierte und zum Ruhrgebiet drängende neue Arbeitskräfte vielfach z. T. in unwürdigen Notunterkünften untergebracht werden konnten. Zur Zeit leben fast 1 Millionen Menschen in Notunterkünften. Ein weiteres Ansteigen des Wohnungsfehlbestandes ergibt sich aus der großen Zahl der im Laufe der Jahre abbruchsreif werdenden Häuser und der Notwendigkeit, für den natürlichen Bevölkerungszuwachs Wohnraum bereitzustellen. Obwohl bisher vom Lande Nordrhein-Westfalen im Rahmen der vorhandenen Mittel beträchtliche Aufwendungen für den Wohnungsbau gemacht wurden, bedeuten diese nur einen Tropfen auf den heißen Stein. Das Land Nordrhein-Westfalen muß pro Jahr mindestens 75000 Wohnungen bauen, wenn in einem Zeitraum von etwa 20 Jahren eine einigermaßen ausgeglichene Wohnungslage erreicht werden soll. Bei einem Baukostenaufwand von 10000 DM je Wohnung bedeutet das einen jährlichen Kapitalbedarf von 750 Mill. DM. Mit 75000 neuen Wohnungen pro Jahr, wäre die Kapazität des Wohnungsbaues von der arbeitsmarkt- und baustoffmäßigen Seite zur Zeit restlos ausgelastet. Eines der Hauptziele der Wiederaufbaupolitik muß darauf gerichtet sein; [!] die Baukosten auf ein echtes und sozial tragbares Maß zu senken und gleichzeitig durch Förderung neuartiger Baumethoden und Modernisierung der Baustoffindustrie und des Baugewerbes eine Ausweitung der Baukapazität herbeizuführen. Abschließend kann gesagt werden, daß das Kernproblem des Wiederaufbaues eine Frage der Finanzierung ist. Für den Wiederaufbau hat die Zusammensetzung des am Sonntag zu wählenden Bundestag entscheidende Bedeutung. [] Siegen die Kräfte der Reaktion, wird das Wohnungselend verewigt. [] Ein Sieg der Sozialdemokratie bedeutet helle und sonnige Wohnungen für alle Wohnungsbedürftigen. [] Darum wähle am Sonntag die Kandidaten der SPD! [] Lohn-, Arbeits- u. Sozial-Politik in der kommenden Bundesregierung - Von Arbeitsminister August Halbfell [] Die neue Bundesregierung wird die große Aufgabe lösen müssen, das soziale Leben unseres Volkes dem einstigen hohen Kulturstand wieder anzupassen und den Fortschritt auf diesen Gebieten einzuleiten. Die Regelung des Einkommens der Menschen in unserem verarmten Staat ist die vordringlichste Wirtschaftsarbeit. Wir sehen schon heute, daß die Wirtschaft, und damit der einzelne Mensch, bald zugrunde gehen muß, wenn nicht erreicht wird, [] Preise und Löhne in ein besseres Verhältnis zu bringen. Große Anstrengungen müssen auf wirtschaftlichem Gebiete noch gemacht werden, um die Preise unserer Waren ganz allgemein zu drücken. Hierzu ist keine Zeit zu verlieren, denn mehr und mehr füllen sich die Lager mit Waren, die der Inlandmarkt nicht alle verbrauchen kann. Wir stehen auf vielen Gebieten vor dem Zwang, zu exportieren, oder aber Betriebe einzuschränken oder stillzulegen. Exportieren können wir aber im allgemeinen nur mit Preisen. die erheblich unter den heutigen Inlandspreisen liegen. [] Unsere Wirtschaft hat scharfes Kalkulieren verlernt. In der Zeit des dauernden Warenmangels, und der besteht auf fast allen Gebieten schon seit 1934, war die scharfe Kalkulation nicht so notwendig. Eine vorausschauende Wirtschaftspolitik hat die Pflicht, mit aller Energie auf eine Senkung der überhöhten Preise zu drängen. Wir erleben heute die ersten Schwierigkeiten, und ernste Sorgen um die Beschäftigung unserer Arbeiter im kommenden Jahr sind berechtigt. Es ist unsinnig, das Lohnproblem nur von der Seite der Selbstkosten zu betrachten. Es muß auch von der Konsumseite her gesehen werden. Ohne genügende Verbrauchsmöglichkeit muß die Wirtschaft stagnieren. [] Unsere "männerarme" Wirtschaft dürfte eigentlich keine Arbeitslosigkeit kennen. In einzelnen Ländern hat der Flüchtlingszuzug allerdings Arbeitslosigkeit ergeben, weil dort einem Mehr von Menschen ein Weniger von Arbeitsplätzen entgegensteht. In Nordrhein-Westfalen darf das nicht so sein. Die Arbeitspolitik muß dahin gehen, die Männer in Arbeitsplätze bringen, die ihnen gerecht werden und die einen Mann ausfüllen. Die Stellung und Arbeit in der Wirtschaft muß unter der Forderung stehen: der Frau "gleicher Lohn für gleiche Arbeit". [] Es sind ihr aber in erster Linie körperlich leichte Arbeitsplätze vorzubehalten, sofern sie nicht von Kriegs- und Arbeitsinvaliden besetzt werden müssen. [] Bevor wir jedoch die Möglichkeit haben, den Menschen in eine Arbeit einzuführen, die ihn ernährt und seinem Wesen entspricht, müssen wir für gesunde und ausreichende Wohnungen sorgen. Die Frage des Wohnungsbaues, und zwar die des sozialen Wohnungsbaues, ist die Grundlage für die Arbeitspolitik, die wir zu treiben haben. Nur über eine gesunde Wohnung kann der Gesundheit, dem Leistungswillen und der Leistungsmöglichkeit die notwendige Grundlage gegeben werden. [] Die Gruppe der Rentner hat eine Zahl erreicht, wie wir sie nie gekannt haben. Die großen Verluste an jungen Menschen, die schlechten Lebensverhältnisse in den letzten Jahren haben die Invalidität innerhalb unserer Bevölkerung stark erhöht. Trotzdem muß alles getan werden, um [] die Lebenshaltung auch dieser hilflosen Menschen auf einen möglichst hohen Stand zu bringen. [] Zahllose Einzelfälle die große und schwierige Verwaltungsarbeiten verursachen, müssen geklärt werden und warten noch auf eine gerechte Lösung. [] Das kommende Bundesparlament und die Bundesregierung haben nicht nur Gesetze auszuarbeiten, sondern darüber hinaus die Arbeit der Länder zu koordinieren. Manches ist in den Ländern schon heute auseinander gefallen. Es wäre zweckmäßig, eine einheitliche Regelung auf vielen Gebeten herbeizuführen. Die gesamte Lohn-, Arbeits- und Sozialpolitik muß sich in eine fortschrittliche Wirtschafts- und Kulturpolitik einfügen. [] Die Arbeit des Menschen ist die Grundlage, auf der alles aufgebaut ist, was das menschliche Leben betrifft. Gebe man darum der Arbeit nicht nur die Ehre, sondern auch die reale Anerkennung, die sich in einem gerechten Lohn und weitgehender Fürsorge für die Zeiten auswirkt, in denen der Mensch sein Brot nicht selbst verdienen kann. [] Landrat Emil Döllken Kandidat im Landkreis Mettmann In Jahre 1903 in Essen geboren, studierte Rechtswissenschaft und Nationalökonomie. Seine schon in jungen Jahren gehegte Absicht, sich der Politik zu verschreiben, konnte er erst nach dem Zusammenbruch des tausendjährigen Reiches verwirklichen. Seine Aufgeschlossenheit und das Erkennen der gesellschaftlichen Mißstände führten ihn 1946 zur Sozialdemokratie. [] In kürzester Zeit war Emil Döllken im Landkreis Düsseldorf-Mettmann eine bekannte Person, da er von seiner Partei mit wichtigen Aufgaben betraut und zuletzt für das Amt des Landrates in den Vordergrund gestellt wurde. [] Seit Übernahme dieses heute schwierigen Amtes bringt die Bevölkerung im Landkreis Düsseldorf-Mettmann Emil Döllken ein großes Vertrauen entgegen. [] Hütte und Wohnungen Bauprogramm der entflochtenen Konzerne - Von Landesrat a.D. Heinrich Hefer [] Die Schaffung von ausreichendem Wohnraum für die in der Eisen- und Stahlindustrie Beschäftigten ist eine der Voraussetzungen für die Erfüllung des uns von den Alliierten zugestandenen 11,1 Millionen t-Programms Rohstahlproduktion. So kann z. B. von einem Kranführer, der im Siemens-Martin-Stahlwerk tagtäglich seine anstrengende Arbeit versieht, keine unfallsichere Tätigkeit erwartet werden, wenn er mit seiner fünfköpfigen Familie in einer einzimmrigen Wohnung wohnt. "Wer arbeiten soll, muß auch wohnen!" Dieser Satz, der Allgemeingeltung haben sollte, gewinnt doppelte Bedeutung für die in der eisen- und stahlschaffenden Industrie Tätigen, da es sich hier um die Schlüsselindustrie für weitere Industrien handelt. [] Aus dieser Erkenntnis und in Anbetracht der Bedeutung der Bauwirtschaft als Schlüsselindustrie fordert der Deutsche Gewerkschaftsbund, an der Spitze Dr. h.c. Böckler, bereits seit Monaten eine großzügige Bereitstellungöffentlicher Mittel für den Wohnungsbau. Die in der Eisenindustrie maßgeblichen Direktoren, insbesondere die für den Sozialsektor tätigen Arbeitsdirektoren, haben sich nunmehr entschlossen, den Wohnungsbau für ihre Belegschaften in großzügigster Weise anzupacken. [] Wir beabsichtigen, für unsere Belegschaften bis zum Jahre 1952 rd. 45000 Räume zu schaffen. Hierfür müssen wir etwa rd. 180 Millionen DM aufbringen. In diesem Jahr werden wir ein Sechstel des Programms ausführen. Die dazu nötigen 30 Millionen DM sollen in erster Linie für die Instandsetzung von Häusern, die bis zu 60% zerstört sind, verwandt werden; nur in geringem Umfang ist in diesem Jahr die Errichtung von Neubauten vorgesehen. [] Wie stark die Baukosten seit der Vorkriegszeit gestiegen sind, konnten wir an folgendem Beispiel feststellen: Eines unserer Werke in der Nähe von Düsseldorf errichtete 1938 ein Wohnhaus, das damals 23 RM je cbm umbauten Raumes kostete. Ein zweites Haus derselben Art und Größe, das seinerzeit vom gleichen Architekten projektiert worden war, konnte erst Ende vorigen Jahres in Angriff genommen werden. Heute kostet das Haus 45 DM je cbm umbauten Raumes. [] Wo unsere Belegschaften mit Hilfe der Werksleitungen den Wiederaufbau oder den Neubau von Wohnhäusern selbst in die Hand nehmen, werden die Baaukosten [!] [Baukosten] durchweg auf 38 bis 40 DM je cbm umbauten Raumes gesenkt. Die Mieten, die sich normalerweise daraus ergeben würden, sind für Arbeiter und Angestelltenfamilien immer noch zu hoch. Diese Schwierigkeit suchen wir zu überwinden durch [] die Anwendung von rationellen Bauverfahren und durch ein günstiges Finanzierungssystem. [] In einer Vorprüfung haben wir drei Verfahren ausgewählt, die uns als besonders vorteilhaft erschienen waren: die Kronprinz-Kuske-Schüttbauweise, das Messerschmidt-Verfahren und die schwedische Siporex-Methode. Bei der Schüttbauweise werden Mauern, Zwischenwände und Decken sozusagen an der Baustelle gegossen. Zu diesem Zwecke werden Zement, Schlackensplit und Sand gemischt und in eine Schalung (Stahlrahmen mit Drahtgeflecht) geschüttet. Messerschmitt liefert fertige Wand- und Deckenplatten, die im Werk hergestellt werden, indem man Beton, der durch Gase porös gehalten wird, in einen Stahlrahmen eingießt. In den Platten sind die Installationsanschlüsse für Strom, Gas und Wasser bereits vorgesehen. Das schwedische Siporex-Verfahren beruht auf demselben Prinzip wie das von Messerschmitt Siporex kann jedoch den Stahlrahmen entbehren; die durch Einblasen von Sauerstoff porös gehaltenen Betonplatten haben eine ungewöhnlich hohe Festigkeit. Die Platten können bis zu einer Länge von 6 m geschnitten und an der Baustelle montiert werden, während Messerschmitt nur Platten bis zur Größe von 2,5 x 1,2 in zu liefern vermag. Die Baukosten der Schüttbauweise von 32,50 DM je cbm umbauten Raumes können wahrscheinlich gesenkt werden, bei Messerschmitt kostet das schlüsselfertige Haus voraussichtlich 34,50 DM je cbm umbauten Raumes; bei Siporex konnten die Kosten noch nicht ermittelt werden. [] Aber selbst die rationellsten Baumethoden gestatten keine Kostensenkung von solchem Ausmaß, daß sich vertretbare Mietsätze ergeben könnten. Hinsichtlich der Finanzierung der Bauvorhaben ist folgendes zu sagen: Der unrentierliche Teil der Baukosten wird finanziert durch Landesdarlehen, die uns dank des Verständnisses des Wiederaufbauministers Fritz Steinhoff für die Dringlichkeit der Wohnungsbauten für die schaffenden Menschen in der Eisen- und Stahlindustrie zur Verfügung gestellt werden. Ein weiteres Viertel der Baukosten wird durch Fremdhypotheken aufgebracht, die kurzfristig vorfinanziert werden aus Reichsstockmitteln, die Arbeitsminister Halbfell zur Verfügung stellt, wodurch die Reichsstockmittel produktiv eingesetzt werden und eine eventuelle weitere Ausdehnung der Arbeitslosigkeit verhindert werden soll, während das letzte Viertel von den Werken selbst beigesteuert wird, und zwar in der Form von zins- und tilgungslosen Darlehen. Hierdurch gelangen wir zu Mietsätzen, die durchschnittlich 35 bis 45 DM für Zwei- und Drei-Zimmerwohnungen betragen. [] Eine Normung der Kosten und Mieten ist natürlich nicht möglich, weil die Bedingungen von Fall zu Fall verschieden sind. Bei dem Wiederaufbau von Häusern hängen die Baukosten wesentlich vom Zerstörungsgrad ab. Bei Neubauten spielen die Grundstückspreise eine Rolle (vielfach stellen die Werke aus ihrem Eigenbesitz Gelände zur Verfügung): nicht zuletzt kommt es auf die Bauverfahren an. [] Ein kindisches Schreckwort [] Materialismus ist ein kindisches Schreckwort, mit dem das Menschlich-Anständige bekämpft werden soll. Der Materialismus kann geistiger, idealistischer und religiöser sein als die geistige Vornehmtuerei, die Ihn bekämpft. Es gibt einen Materialismus des Geistes. Er ist die Wendung des religiösen Menschen zur Erde, der soziale, pflichtmäßige Entschluß, den Kopf nicht mehr vor den dringendsten Forderungen in den Sand zu stecken, sondern sich auf die Seite derer zu schlagen, die der Erde einen Sinn geben wollen, einen Menschensinn. [] (Thomas Mann 1932 vor den Arbeitern in Wien.) [] Kriegsopfer wählen nur SPD 51/2 Millionen Kriegsbeschädigte, Kriegerwitwen und Kriegerwaisen sind das traurige Vermächtnis der Machthaber des vergangenen "tausendjährigen" Reiches. [] Diesen Opfern des Krieges zu helfen, für sie eine anständige Lebensbasis zu schaffen, dafür zu sorgen, daß ein Bundesversorgungsgesetz baldmöglichst geschaffen wird, war und ist die Hauptaufgabe der Sozialdemokratischen Partei. Die Sozialdemokratische Partei hat sich seit der Kapitulation immer wieder dafür eingesetzt, daß der Rechtsanspruch der Kriegsopfer anerkannt wird. Rechtsanspruch deshalb, weil die deutschen Männer auf Grund von bestandenen Reichsgesetzen Soldat werden mußten, und wenn sie dabei zu Schaden gekommen sind, muß ihnen auch durch ordentliche Gesetze geholfen werden. Die Sozialdemokratische Partei ist der Auffassung, daß das deutsche Volk in seiner Gesamtheit für die Opfer und Kosten des verlorenen Krieges aufzukommen hat. Die Versorgung der Kriegsopfer im kommenden Bundesstaat muß eine einheitliche sein und gerade hierfür werden sich die sozialdemokratischen Abgeordneten des Bundestages ganz besonders einsetzen. Sie sind der Auffassung, daß den vergangenen Krieg Deutschland geführt hat und nicht die von der CDU so gepriesenen 11 westdeutschen Vaterländer. [] Vor allen Dingen wird die Sozialdemokratische Partei auch dafür eintreten, daß die Sammelbüchsen zu Gunsten der Kriegsopfer zu verschwinden haben, denn mit karitativen Mitteln ist das Problem der Kriegsopferversorgung nicht zu lösen, und sie ist davon überzeugt, daß diese Auffassung von dem überwältigenden Teil der Kriegsopfer akzeptiert wird. Wenn in den vergangenen Wochen im Wirtschaftsrat einige Verbesserungen zu Gunsten der Kriegsopfer beschlossen wurden, so ist das einzig und allein das Verdienst der Vertreter der Sozialdemokratischen Partei, und sie wird Mittel und Wege finden, daß die beschlossenen Verbesserungen, die bis zur Stunde leider noch von der Besatzungsmacht bestätigt werden müssen, diese Bestätigung auch erfahren. Wenn gerade in der letzten Zeit die Kommunisten scheinheilig und demagogisch sich angeblich der berechtigten Forderungen der Kriegsopfer annehmen, so haben sie unserer Überzeugung nach die geringste Ursache und das wenigste Recht, im Namen der Kriegsopfer zu sprechen, weil gerade in ihrer Zone ein Kriegsopferversorgungsgesetz nicht besteht und vor allen Dingen der Zusammenschluß der Kriegsopfer und Körperbeschädigten dort auch heute noch verboten ist. Die Kriegsopfer in der Ostzone werden nach den Richtlinien der Invalidenversicherung versorgt. Das bedeutet, daß nur Invaliden bzw. Berufsunfähige eine Rente erhalten, und wenn diese dann im günstigsten Falle 100 Mark beträgt, dann ist das bei dem heutigen Verrechnungskurs zwischen West- und Ostmark 17-20 DM für einen vollinvaliden Kriegsbeschädigten. Die Sozialdemokratische Partei warnt aber auch vor jenen undurchsichtigen Elementen, die mit dem schwarz-weiß-roten Mäntelchen und mit Parademusik versuchen, auch die Kriegsopfer wieder zu ködern, um ihr persönliches undurchsichtiges Geschäft zu tätigen, dessen Auswirkung ein neuer Nationalismus und Militarismus sein wird. Die Sozialdemokratische Partei weiß, daß die Kriegsopfer auf Grund der Erfahrungen des Krieges und der Nachkriegszeit gelernt haben, zu überlegen und zu denken. Und wer als Kriegsbeschädigter und Kriegerwitwe mit uns kämpfen will für soziale Gerechtigkeit, für eine anständige Versorgung der vorn Krieg beschädigten Menschen, und wer vor allen Dingen gegen Militarismus und neuen Krieg ist, der wählt am 14. August nur die sozialdemokratischen Kandidaten. [] SPD und Kirche "Wir sind bereit, jede Religion und jede Weltanschauung aus vollem Herzen zu respektieren. Die Religion und die Institutionen der Kirche als solche werden von der Sozialdemokratie mit keiner Silbe kritisiert, sondern in vollem Umfange respektiert. Nur eines verlangen wir von der Kirche: Wir verlangen, daß sie sich nicht in den politischen Kampf einmischt und wir verlangen, daß sie sich nicht für eine Partei gegen die anderen Parteien einsetzt." [] Dr. Kurt Schumacher. [] Herausgeber: Unterbezirk der Sozialdemokratischen Partei Düsseldorf-Mettmann, Düsseldorf, Wallstr. 10, Ruf 24082. - Verantwortlich für den Inhalt Adolf Wintzen, Düsseldorf. - Druck: Staats Verlag Wuppertal AAM/145, 120000, 8.49.
Published:14.08.1949