An die Deutsche Jugend und alle, die sich zu ihr bekennen!

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; handschriftlicher Vermerk: Der Frankfurter Allg. beigelegen am 9.2.1951 An die Deutsche Jugend [] und alle, die sich zu ihr bekennen! [] [] Ohne Mut keine Freiheit [] Ohne Freiheit keine Zukunft [] [] Politik ist der Wille, auf die eigene...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Bund Deutscher Jugend, Bischoff, G., Wilhelm Vogel, Frankfurt a.M.
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 1951
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/4AD47590-B588-438A-8E87-2464D5DE8361
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; handschriftlicher Vermerk: Der Frankfurter Allg. beigelegen am 9.2.1951 An die Deutsche Jugend [] und alle, die sich zu ihr bekennen! [] [] Ohne Mut keine Freiheit [] Ohne Freiheit keine Zukunft [] [] Politik ist der Wille, auf die eigene Zukunft selbst Einfluß zu haben. [] Dieser Wille kann niemals Vorrecht eines Standes und kann auch niemals Vorrecht eines Jahrganges sein. Gerade in dem Alter aber, da man sich sein Leben baut, in der Jugend nämlich, muß man besonders interessiert sein an der Politik. Wer nichts von der Politik wissen will, sieht sich vielleicht eines Tages in Verhältnisse gestellt, die er hätte ändern können, wenn er rechtzeitig genug politisch wach und politisch entschlossen gewesen wäre! Das ist der Sinn unseres Wahlspruches: [] Jugend handelt selbst! [] Wir, der BUND DEUTSCHER JUGEND, sind als überparteiliche und nicht konfessionell gebundene Organisation der aktiven Kräfte der deutschen Jugend in allen vier Besatzungszonen Deutschlands (in der Sowjetzone illegal) zusammengetreten, und unsere Anstrengungen in den ersten vier Monaten unserer Arbeit galten der Abwehr der kommunistischen Wühlarbeit in Westdeutschland und dem Kampf gegen die Schwindeleinheit und den Vergewaltigungsfrieden der moskaugelenkten SED. [] Wir haben niemals die Absicht gehabt, uns auf die Abwehr zu beschränken, so notwendig diese auch ist. Wir wollen uns als junge Menschen auf den Boden eines konstruktiven Programmes stellen. Konstruktiv heißt für uns: in die Zukunft weisend, die Zukunft sichernd und gestaltend, nicht aber an Vergangenem hängen! Da uns die Demokratie eine Grundfrage der Gesinnung und nicht ein Lippenbekenntnis ist, wollen wir unser Programm nicht durch einen kleinen Kreis von Delegierten am grünen Tisch beschließen lassen, sondern es auf dem Ergebnis der Willensäußerung breitester Kreise der politisch aktiven Jugend unseres Volkes aufbauen! [] In diesem Sinne laden wir Euch ein - ermutigt von dem großen Echo, das unser "Offener Brief" an die Offiziere und Berufssoldaten auslöste -, Euch über die Fragen Gedanken zu machen, die Ihr auf dem nächsten Blatt findet! Eure Gedanken, um deren Mitteilung wir Euch bitten, und Eure Vorschläge sollen dann die Grundlage sein, auf welcher wir das politische Programm der Jugend in allen Städten Deutschlands, in welchen wir vertreten sind, zur Diskussion stellen. Wir alle erstreben eine neue Lebensordnung, in welcher es keine Kluft mehr geben kann zwischen Regierung und Volk, keine Kasten und keine Vorrechte des Besitzes oder Standes - und diese Fragen sollen mithelfen, diese neue Verfassung, die Verfassung der Gesellschaft von morgen, zu finden! [] [] Schreibt uns wie Ihr über die folgenden Punkte denkt! [] 1. Hat der souveräne Nationalstaat in unserer Zeit noch Daseinsberechtigung oder sollten sich die Völker auf überstaatlicher Grundlage - zuerst auf kontinentaler (Europa) und dann auf weltweiter Basis (Vereinte Nationen) - zusammenschließen? [] 2. Soll in der Verfassung und in den Grundrechten das Recht des Einzelnen über die Rechte der Gemeinschaft und des Staates gestellt werden oder umgekehrt? [] 3. Was entspricht Ihrer Meinung nach besser den heutigen Verhältnissen in Deutschland, ein loser Bund von Ländern oder eine straffere zentrale Regierung? [] 4. Wann sollte Ihrer Meinung nach die politische Mündigkeit der Menschen beginnen? (Aktives und passives Wahlrecht.) [] 5. Welches Wahlsystem halten Sie für am besten geeignet, um den Willen des Volkes zum Ausdruck zu bringen? (Listenwahl, Einzelwahl, Garantien für Berufsgruppen.) [] 6. Was müßte Ihrer Meinung nach geschehen, damit ein Parlament zu einem arbeitsfähigen gesetzgebenden Körper wird? (Welche Wege gibt es, damit der von uns gewählte Kandidat mit den Wählern Kontakt hält, wie hoch muß die Zahl derer sein, die ein Volksbegehren beantragen, etwa uni einen Abgeordneten abzuberufen? usw.) [] 7. Welche Garantien sollen geschaffen oder erweitert werden, damit ein Staatsbürger seine Kritik an der Regierung wirkungsvoll zum Ausdruck bringen kann? [] 8. Wie ist der Mensch am besten gegen jeden "Monopolismus" zu schützen - Monopolismus des Staates, Monopolismus der Arbeitgeber, Monopolismus der Arbeitnehmer? [] 9. Welche Beamtenposten sollten gewählt und welche ernannt oder berufen werden? (Wann sollten Beamte für lebenslänglich und wann sollten sie kündbar eingestellt werden?) [] 10. Soll der Staat in das Wirtschaftsleben eingreifen? (Wenn Ja, wie weit?) [] 11. Welche Wirtschaftsordnung halten Sie in Deutschland heute für die fruchtbarste? (Freie Unternehmerwirtschaft, staatlich geregelte Unternehmerwirtschaft, Planwirtschaft, Vollsozialisierung?) [] 12. Halten Sie unser heutiges Schulsystem für richtig, wenn nicht, wie sollte man es verbessern? [] 13. Beschäftigt sich Ihrer Meinung nach heute die Regierung zu viel oder zu wenig mit Außenpolitik? (Welche Rangordnung der politischen Probleme halten Sie für zweckmäßig für unsere heutige Situation?) [] 14. Soll und kann sich Deutschland im Ost-West-Konflikt neutral verhalten, wenn nicht, für welche Seite sollte es Partei ergreifen? [] 15. Glauben Sie, daß die demokratischen Freiheiten (ordentliches Gerichtsverfahren, Presse- und Versammlungsfreiheit) auch denen zugute kommen sollten, die die Demokratie grundsätzlich verneinen (Kommunismus und Neofaschismus) - wenn nicht, welche Sondermaßnahmen sind gerechtfertigt? [] 16. Glauben Sie, daß das Problem der Demokratie in Deutschland grundsätzlich verschieden ist von dem in anderen Ländern? [] 17. Sollen wir auf die Gebieteöstlich der Oder-Neiße-Linie und die sowjetisch besetzten Länder verzichten, wenn nicht, welche Schritte halten Sie für geeignet, um Deutschlands Wiedervereinigung herbeizuführen? [] 18. Was können wir tun, bevor diese Wiedervereinigung erfolgt ist, sowohl für die Einwohner der Sowjetzone als auch für die Flüchtlinge und Heimatvertriebenen? [] 19. Was erwarten Sie von einer Jugendbewegung, die Ihrer Vorstellung entsprechen soll, und was sollte man tun, das zu verwirklichen? [] Schreiben Sie uns bitte bald, auch wenn nicht zu jeder Frage Stellung genommen wird, es soll die wirkliche Meinung des deutschen Volkes so schnell wie möglich der Welt zur Kenntnis gebracht werden! Es ist nicht nötig, daß Sie uns Ihren Namen mitteilen. Um aber Ihre Antwort auswerten zu können, wären wir Ihnen dankbar, wenn Sie uns Geschlecht, Alter, Beruf und evtl. Bildungsgang dazu notieren würden! [] [] Bund Deutscher Jugend [] Bundesführung: Frankfurt am Main, Feldbergstraße 13 [] Landesführungen im Bundesgebiet in: [] Hamburg 21, Gluckstr. 16a [] Bremen, Rembertistraße 28 [] Hannover, Große Düwelstraße 2a [] Essen-Margaretenhöhe, Ginsterweg 25 [] Frankfurt am Main; Feldbergstraße 13 [] Stuttgart-S, Fischerstraße 9 [] Coburg, Kirchgasse 12 [] München, Bayerstraße 75 [] Berlin-Dahlem, Willdenowstraße 40 [] [] Verantwortlich: G. Bischoff, Frankfurt/Main [] Druck: Wilhelm Vogel, Frankfurt/M.-Süd.
Published:1951