Deutsches Manifest

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Herkunft: Nachlaß Arthur Bratu im AdsD Deutsches Manifest [] Aus ernster Sorge um die Wiedervereinigung Deutschlands sind wir überzeugt, daß jetzt die Stunde gekommen ist, Volk und Regierung in feierlicher Form zu entschlossenem Widerstand ge...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Wink, Georg, Metzger, Ludwig, Krämer, Gustav
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 29.01.1955
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/1571C784-F8B3-4AB1-A4C9-601481286374
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Herkunft: Nachlaß Arthur Bratu im AdsD Deutsches Manifest [] Aus ernster Sorge um die Wiedervereinigung Deutschlands sind wir überzeugt, daß jetzt die Stunde gekommen ist, Volk und Regierung in feierlicher Form zu entschlossenem Widerstand gegen die sich immer stärker abzeichnenden Tendenzen einer endgültigen Zerreißung unseres Volkes aufzurufen. [] Die Antwort auf die deutsche Schicksalsfrage der Gegenwart - ob unser Volk in Frieden und Freiheit wiedervereinigt werden kann oder ob es in dem unnatürlichen Zustand der staatlichen Aufspaltung und einer fortschreitenden menschlichen Entfremdung leben muß - hängt heute in erster Linie von der Entscheidung über die Pariser Verträge ab. [] Die Aufstellung deutscher Streitkräfte in der Bundesrepublik und in der Sowjetzone muß die Chancen der Wiedervereinigung für unabsehbare Zeit auslöschen und die Spannung zwischen Ost und West verstärken. Eine solche Maßnahme würde die Gewissensnot großer Teile unseres Volkes unerträglich steigern. Das furchtbare Schicksal, daß sich die Geschwister einer Familie in verschiedenen Armeen mit der Waffe in der Hand gegenüberstehen, würde Wirklichkeit werden. [] In dieser Stunde muß jede Stimme, die sich frei erheben darf, zu einem unüberhörbaren Warnruf vor dieser Entwicklung werden. Unermeßlich wäre die Verantwortung derer, die die große Gefahr nicht sehen, daß durch die Ratifizierung der Pariser Verträge die Tür zu Viermächteverhandlungen über die Wiederherstellung der Einheit Deutschlands in Freiheit zugeschlagen wird. [] Wir appellieren an Bundestag und Bundesregierung, alle nur möglichen Anstrengungen zu machen, damit die vier Besatzungsmächte dem Willen unseres Volkes zur Einheit Rechnung tragen. [] Die Verständigung über eine Viermächte-Vereinbarung zur Wiedervereinigung muß vor der militärischen Blockbildung den Vorrang haben. Es können und müssen die Bedingungen gefunden werden, die für Deutschland und seine Nachbarn annehmbar sind, um durch Deutschlands Wiedervereinigung das friedliche Zusammenleben der Nationen Europas zu sichern. [] Das deutsche Volk hat ein Recht auf seine Wiedervereinigung! [] Prof. Dr. Alf. Weber, Heidelbg. [] Ernst Lange, Pfarrer, Gelnhausen [] Georg Reuter, Düsseldorf [] Prof. D. Dr. Joh. Hessen, Köln [] Prof. D. Helmut Gollwitzer, Bonn [] Dr. Dr. Gustav Heinemann, Bundesminister a. D., Essen [] Erich Ollenhauer, M.d.B., Bonn [] Außerdem wurde das Manifest unter anderen von folgenden Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens unserer engeren Heimat unterzeichnet: [] Dr. Martin Niemöller [] Wiesbaden [] Dr. Georg-Aug. Zinn [] Hessisch. Ministerpräsident, Wiesbaden [] Berhard Knell [] Ober-Kirchenrat, Darmstadt [] Dr. Gustav Feick [] Stadtkämmerer, Darmstadt [] Richard Freudenberg [] Fabrikant, Weinheim/Bergstraße [] Liebe Mitbürgerin! Lieber Mitbürger! [] Wir Deutschen in der Bundesrepublik stehen in den nächsten Wochen vor der schwersten Entscheidung: [] Im Bundestag muß darüber entschieden worden, ob die Pariser Verträge angenommen oder abgelehnt werden sollen. [] Die Annahme dieser Verträge würde unter anderem zur Folge haben, daß [] 1. dann die Spaltung Deutschlands endgültig besiegelt wird, [] 2. das Saargebiet von Deutschland abgetrennt wird, und [] 3. 500000 junge Deutsche in Kasernen kommen, [] Das heißt also, daß wir statt Wiedervereinigung die Wiederaufrüstung bekommen würden - mit all den drohenden Folgen auch für die Währung und die Wirtschaft. [] Dagegen wehren wir uns mit allen Kräften! [] Maßgebende Männer und Frauen aus dem öffentlichen Leben, der Politik und der Wissenschaft, aus den beiden großen Konfessionen, aus der Arbeitnehmerschaft und aus der Wirtschaft ,erheben die Forderung, erst einmal durch Verhandlungen der vier Besetzungsmächte zu versuchen, die Einheit Deutschlands zu erreichen, ehe durch die Annahme der Pariser Verträge solche Verhandlungen unmöglich gemacht worden. [] Diese führenden Persönlichkeiten haben am 29. Januar in der historischen Frankfurter Paulskirche ein [] Deutsches Manifest: [] "Rettet Einheit, Freiheit, Frieden! Gegen Kommunismus und Nationalismus!" [] gemeinsam beschlossen und verkündet, von dem wir ein Exemplar diesem Brief - zu ihrer Unterrichtung - beifügen. [] Wir bitten alle Wahlberechtigten, dieses Deutsche Manifest durchzulesen und es ebenfalls zu unterzeichnen, wenn Sie mit dem Inhalt einverstanden sind. [] Wir sind überzeugt, daß die große Mehrheit derjenigen, an die wir diese Bitte um Unterzeichnung richten gemeinsam mit den führenden Persönlichkeiten. deren Unterschrift wir bereits erhalten haben dieses Manifest unterschreiben wird. Das Manifest soll dann dem Bundestag und der Bundesregierung unterbreitet werden und mithelfen, uns unserem gemeinsamen Ziel näherzubringen: [] aus unserem zerrissenen Land wieder ein einiges Deutschland in Frieden und Freiheit [] zu schaffen. Und dabei wollen Sie sich doch sicher nicht ausschließen?! Wir bitten daher um ihre Unterschrift in dem dafür auf der Rückseite vorgesehenen Felde. [] Mit freundlicher Begrüßung [] Georg Wink [] Landrat [] Ludwig Metzger, Darmstadt [] Staatsminister a. D. (M.d.B.) [] Gustav Krämer, Traisa [] Landtagsabgeordneter [] Postwurfsendung [] Gebühr bezahlt beim Postamt Darmstadt 2 [] An alle Haushaltungen [] Zustimmungserklärung aller wahlberechtigten Familienmitglieder: [] (Dieses Unterschriftsblatt wird in den nächsten Tagen abgeholt!)
Published:29.01.1955