Nie wieder! darum verhandeln
Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Hintergrund für die SPD-Antiwiederbewaffnungskampagne war die heftige Kontroverse um die Eingliederung der beiden Teile Deutschlands in die jeweiligen Militärbündnisse NATO und Warschauer Pakt. Die Zugehörigkeit zu unterschiedlichen Machtblöc...
Main Authors: | , |
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Institution: | Archiv der sozialen Demokratie (AdsD) |
Format: | IMAGE |
Language: | German |
Published: |
02.1955
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Subjects: | |
Online Access: | http://hdl.handle.net/11088/809407AA-684E-4630-8565-6F8FAEAB8FF6 |
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author | Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Bundesvorstand Oberfränkische Verlagsanstalt und Druckerei GmbH, Hof |
author_facet | Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Bundesvorstand Oberfränkische Verlagsanstalt und Druckerei GmbH, Hof |
collection | AdsD leaflets |
dateSpan | 02.1955 |
description | Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Hintergrund für die SPD-Antiwiederbewaffnungskampagne war die heftige Kontroverse um die Eingliederung der beiden Teile Deutschlands in die jeweiligen Militärbündnisse NATO und Warschauer Pakt. Die Zugehörigkeit zu unterschiedlichen Machtblöcken, so befürchtete die Sozialdemokratie, würde die Spaltung Deutschlands festschreiben und die Gefahr eines "heißen Krieges" zwischen Ost und West deutlich erhöhen. Vgl. Krause, Werner u.a. [Hrsg.]: "Nie wieder !", in: SPD-Archiv, Weddel 1990-1992, 2. Lieferung, [Loseblattsammlung]. Das Motiv des Kriegsversehrten in einer Trümmerlandschaft in Schwarz vor rotem Hintergrund wurde im Zeitraum von 1953-1957 bei Plakaten mit unterschiedlichen Formaten und als Flugblatt mit rückseitigem Textaufdruck in DIN A 5 Format zu unterschiedlichen Anlässen verwendet. Plakatmotiv vgl. Plakatsammlung im AdsD, Signaturen: 6/PLKA018151, 6/PLKA003629, 6/PLKA003287, 6/PLKA003290 und 6/PLKA018920. Zur Motivwahl des Kriegsversehrten durch den Parteivorstand der SPD könnte ein bekanntes Foto der Deutschen Nachrichten-Agentur (DENA), der späteren Deutschen Presse Agentur (DPA), vermutlich aus dem Jahre 1945 als Vorlage gedient haben. Das Photo zeigt einen Kriegsversehrten in der Trümmerlandschaft Hamburgs. Die Zerstörung Hamburgs wurde im wesentlichen durch acht alliierte Luftangriffe im Sommer 1943, insbesondere am 24.07.1943, herbeigeführt. Vgl. Fotosammlung im AdsD, Signatur: 6/FOTB001787 und entsprechende Illustration im Ausstellungskatalog zur Kurt Schumacher Ausstellung des AdsD in: Krause, Werner: Kurt Schumacher und die Wiedergeburt einer demokratischen Partei, eine Ausstellung des Archivs der sozialen Demokratie, Begleitheft zur Ausstellung, Bonn-Bad Godesberg 1986 (Bibliothekssignatur: A 86 4555 / A 86 4556). Siehe auch 6/FLBL002996.
Nie wieder! [] darum verhandeln [] Bitte weitergeben [] Preis: 10 Pfennig [] Wie war das doch? 1944: Kein Gewehr mehr! Die Deutschen sollen nicht versklavt werden - weil die Vereinigten Staaten keinen Sklavenhandel treiben. Aber sie werden sich ihren Rückweg in die Brüderschaft der friedliebenden und gesetzestreuen Nationen erst verdienen müssen. Und wir werden bestimmt dafür sorgen, daß sie auf diesem steilen Wege kein Gewehr mitzuschleppen haben. Die Last des Gewehrs werden wir ihnen abnehmen - hoffentlich für immer. Präsident Franklin D. Roosevelt am 21. Sept. 1944. [] 1945: Die Umerziehung der Deutschen beginnt. Ein Gesetz zur "Befreiung des deutschen Volkes vom Nationalsozialismus und Militarismus" wird verkündet. Soldatenspielzeug darf weder hergestellt noch verkauft werden. Deutsche, bei denen man einen verrosteten Revolver oder ein Jagdgewehr findet, werden zu hohen Zuchthausstrafen verurteilt. Die alliierten Militärgerichte verhängen vor allem auch gegen junge Deutsche wegen reiner Kleinigkeiten barbarische Strafen. Deutsche Landser müssen ihre zerschlissenen Uniformen, die oft Ihr einziger "Anzug" sind, umfärben und umändern, so verhaßt sind den Alliierten deutsche Uniformen. [] 1949: Die Hohe Kommission erläßt auf Bundesebene ein "Gesetz gegen Nazismus und Militarismus". Bundeskanzler Dr. Adenauer erklärt: "Diejenigen, die uns entwaffnet haben, besitzen die moralische Pflicht, über unsere Sicherheit zu wachen und uns gegebenenfalls zu verteidigen." "Petersberger Abkommen", Punkt 3: Die Bundesregierung erklärt ferner ihre feste Entschlossenheit, die Entmilitarisierung des Bundesgebietes zu erhalten und mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln die Neubildung irgendwelcher Streitkräfte zu verhindern. [] 1949: Wünsche keine Armee! Der französischen Zeitung "Epoque" erklärt der Bundeskanzler: "Ich wünsche keineswegs eine Armee. Wir wollen an keinem neuen Krieg teilnehmen, nachdem so viel Blut auf den Schlachtfeldern vergossen worden ist... Schließlich muß ich darauf hinweisen, daß ein neues Heer bei uns nur die militaristischen Erinnerungen wieder beleben würde, die ein für allemal verschwinden müssen." Am 5. Dezember 1949 erklärte Adenauer: "In der Öffentlichkeit muß ein für allermal klargestellt werden, daß ich prinzipiell gegen eine Wiederaufrüstung der Bundesrepublik und damit auch gegen die Errichtung einer neuen deutschen Wehrmacht bin. Ich würde es ablehnen, daß deutsche Männer zum Dienst in einem nichtdeutschen Kontingent angenommen oder geworben würden." [] 1950: Nach wie vor gegen Remilitarisierung [] Am 27. Februar 1950 bestätigte Bundeskanzler Dr. Adenauer seinen früher eingenommenen Standpunkt: "Ich bin nach wie vor strikt gegen eine Remilitarisierung der Bundesrepublik." Am 20. April 1950 bekannte sich Bundeskanzler Dr. Adenauer erneut zu einem unbewaffneten, Deutschland: "Eine Aufstellung von militärischen Streitkräften wünschen wir nicht, wir haben genug vom Krieg." Nach Ausbruch des Koreakonfliktes, am 6. August 1950, erklärte Adenauer: "Ich habe mich wiederholt gegen die Wiederaufrüstung Deutschlands ausgesprochen, weil ich vor allem dem tiefen Friedenswillen des deutschen Volkes und der deutschen Jugend Ausdruck geben wollte. Man darf nicht vergessen, daß diese Jugend, die mit 15 Jahren von der Schulbank geholt, zu Flakhelfern gemacht und schließlich ungenügend ausgebildet in den Kampf geschickt wurde, einen tiefen Abscheu vor Uniformen, vor Waffen und vor Krieg hat." [] Das deutsche (Wehrmacht)-Wunder [] 3x Politik der Stärke []Vorgestern []Kaiser Wilhelm versprach dem deutschen Volke einen "Platz an der Sonne". Deutschlands Zukunft lag auf dem Wasser - Wir brauchten ein Kolonialreich - Das Heer des Kaisers bürgte für alles - Das Ergebnis: Millionen Tote, Milliarden Schulden, Kolonien verloren, Deutschland und Europa erschüttert und krank. [] Gestern [] Adoll Hitler forderte "Lebensraum" - Groß-Deutschland und Neuordnung Europas waren seine Ziele - Die großdeutsche Wehrmacht sollte das Mittel sein - Das Ergebnis: Millionen Tote, Milliarden Schulden, Deutschland zerrissen und verstümmelt und verwüstet - Die Grenze Asiens an der Elbe [] Heute [] Konrad Adenauer ist weder mit Kaiser Wilhelm noch mit Hitler zu vergleichen. Leider fiel ihm nichts besseres als die Unglücksformel von der "Politik der Stärke" ein. Weil wir "machtlos" seien, verlangte er auf Bühler Höhe wieder 12 Divisionen. Diese Politik aber erhöht die Kriegsgefahr. Welche Schrecken uns ein neuer Krieg brächte, darüber gibt es klare Aussagen: [] Nie wieder! Verteidigungsminister Lord Alexander sagte am 16. 3. 54, daß ein neuer Krieg mit .beispiellos intensivem Einsatz von Atombomben begänne. NATO-Stratege Lord Montgomery sprach vom rücksichtslosen Einsatz der Atom- und Wasserstoffbomben. Daß die Russen dabei untätig bleiben, glaubt kein Mensch. - Deutschland wird also den "Segen" von beiden Seiten erhalten! Erinnern Sie sich der japanischen Fischer, die weit entfernt vom Explosionszentrum der Versuchsbombe "radioaktiven Staub" abbekamen? "US News and World Report" schrieb dazu: "Alle Fischer, die noch leben, sind steril geworden. Die Hauptschäden zeigen sich an den Zeugungsorganen, der Milz, den Lymphdrüsen und der Leber." Die "Politik der Stärke" ist nicht mehr zeitgemäß. Wir aber haben an zwei Weltkriegen genug! Ein dritter wäre die Katastrophe. Wir wollen Entspannung durch Verhandlung wollen Freiheit und Frieden und vor allem die Einheit unseres Vaterlandes! Sir Winston Churchill sprach von den "erschreckenden Bildern, die in unserer Phantasie vor uns aufsteigen, wenn man versucht, sich die ersten Wochen eines modernen Krieges vorzustellen". "Breiter Zerstörungsgürtel" Deutschland [] Die Abwehrkraft der Panzerdivisionen hängt, wie die Übung Holdfast zeigte, davon ab, daß die NATO-Streitkräfte, einen breiten Zerstörungsgürtel schaffen und ihn unter dem Feuer weittragender Artillerie halten. (The Observer, 28. 9. 52) [] Deutsche Aufrüstung - Warum? Die französische Regierungszeitung "Le Monde" schreibt am 4. Januar 1955: "...Bei der deutschen Aufrüstung handelt es sich um einen unnützen Irrsinn, denn niemand jenseits und diesseits des Atlantiks glaubt noch an die strategische Notwendigkeit der zwölf deutschen Divisionen." "...Man bewaffnet Deutschland nicht, um die Sicherheit der freien Völker zu gewährleisten - denn sie ist seit Jahren ohne deutsche Truppen gewährleistet. Man bewaffnet Deutschland, weil Washington es im Jahre 1950 am Tage nach der Aggression in Korea so gewollt hat und weil die ungeheure Maschinerie der amerikanischen Diplomatie noch nicht dazu gekommen ist, das Steuer herumzureißen." "...Man bewaffnet Deutschland, weil Großbritannien sich wegen der wirtschaftlichen Konkurrenz von Bonn beunruhigt fühlt." [] Amerikas Kongressbibliothek hat jetzt die Kosten und Verluste der letzten drei Kriege ausgerechnet. Die Bilanz sieht so aus: Weltkrieg 1 [] 9700000 Tote [] 280000000000 DM Weltkrieg 11 [] 55000000 Tote 1900000000000 DM [] Korea [] 1875000 Tote [] 634000000000 DM [] Ein Kriegstag kostete: im Weltkrieg 1 [] 157000000 DM [] im Weltkrieg 2 [] 930000000 DM [] im Koreakrieg [] 389000000 DM [] Einen Menschen umzubringen kostete: Im Weltkrieg 1 [] 28865,98 DM [] im Weltkrieg 2 [] 34545,45 DM [] im Koreakrieg [] 338133,33 DM [] Verhindert die Fortsetzung! 500000 Deutsche in Kasernen! Nach den Schätzungen der NATO-Sachverständigen betragen die Kosten für ein 500000-Mann-Heer der deutschen Bundesrepublik in den ersten drei Jahren 84 Milliarden DM [] Die Unterhaltung der Streitmacht soll vom vierten Jahre ab jährlich 12 Milliarden DM betragen. Diese Beträge sind ungeheuerlich! Hier einige Beispiele, was wir dafür schaffen könnten: Diese Schule umfaßt 16 Normalklassen und 4 Sonderklassen nebst vielen Nebenräumen und kostet mit der Einrichtung 1440000 DM. Für 12 Milliarden könnte man 8333 solche Schulen bauen und einrichten, für 84 Milliarden sogar 58331 solehe Schulen. 37 Wohnungen umfaßt dieser Block, der 510000 DM kostete. 12 Milliarden würden 23529 solcher Häuser mit 847044 Wohnungen erbringen. 84 Milliarden 164703 Häuser mit 6094011 Wohnungen. Hamburg hatte 1939 556000 Wohnungen. Man könnte mit den 96 Milliarden, die wir für den nationalen Selbstmord auszugeben beabsichtigen, den gesamten Wohnraum Hamburgs aus dem Jahre 1939 mehr als zehnmal erstellen. Die Statistik weist 13,9 Millionen Rentenfälle mit einer durchschnittlichen Monatsrente von 62,90 DM aus. Für 12 Milliarden könnte man also jeden Rentenfall monatlich 86,33 DM zusätzlich auszahlen. 84 Milliarden würden 604,31 DM zusätzlich monatlich ergeben. [] Ratifizierung der Pariser Militär-Verträge durch den Bonner Bundestag heißt: 1. Eingliederung Westdeutschlands in den westlichen Militärblock (Westeuropäische Union und NATO) [] 2. Aufstellung einer westdeutschen Armee von 500000 Mann [] 3. jährliche militärische Kosten von rund 12 Milliarden DM [] 4. Drei-Jahres-Ausgaben für Erstausstattung der 500000 Mann in Gesamthöhe von t3o bis 100 Milliarden DM [] 5. Endgültige Eingliederung der Sowjetzone in den östlichen Militärblock [] 6. Umorganisation der kasernierten Volkspolizei in eine mitteldeutsche Armee von mindestens 350000 Mann [] 7. Weitere Verelendung der mitteldeutschen Bevölkerung; steigende Preise und Senkung der Sozialausgaben in der Bundesrepublik durch Aufstellung der beiden Armeen [] 8. Vertiefung der Spaltung Deutschlands durch Eingliederung der beiden deutschen Teilstaaten in die einander gegenüberstehenden Militärblöcke [] 9. Vernichtung jeder ernsthaften Chance der für uns Deutsche und für Europa lebensnotwendigen Wiedervereinigung Deutschlands in Frieden und Freiheit auf dem Verhandlungswege [] 10. Verwandlung unseres deutschen Vaterlandes in ein europäisches Korea und Gefahr des Bruderkrieges [] Das darf nicht kommen! - Lieber ein Jahr verhandeln als einen Tag Krieg! Darum: Vor der Abstimmung verhandeln! Verantwortlich: Vorstand der SPD, Bonn - Druck: Oberfränkische Verlagsanstalt und Druckerei GmbH., Hof/S., Marienstr. 75 |
era | Argumente der SPD gegen Wiederbewaffnung und Einbindung der Bundesrepublik in den westlichen Militärblock. Vermutlich aus Anlaß der bevorstehenden Ratifizierung der Pariser Verträge |
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geographic | Bundesrepublik Deutschland (BRD) Frankreich Paris |
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institution | Archiv der sozialen Demokratie (AdsD) |
language | German |
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spellingShingle | Nie wieder! darum verhandeln Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Bundesvorstand Oberfränkische Verlagsanstalt und Druckerei GmbH, Hof [Adenauer, Konrad, Hitler, Adolf, Wilhelm II. (Deutscher Kaiser), Churchill, Winston, Roosevelt, Franklin Delano, Montgomery, Bernard L., Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Bundesvorstand, North Atlantic Treaty Organisation (NATO), Ost-West-Konflikt, Weltkrieg II, Wiederbewaffnung, Foto, Schule, Kriegsopfer, Ruine, Mann, Karikatur] |
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