Deine Gemeinde in Deiner Hand

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Deine Gemeinde in Deiner Hand [] Mitbürgerin, Mitbürger! [] In unserem jungen demokratischen Staat bedeutet es auch für Sie vornehmste Pflichterfüllung, wenn Sie am 4. Mai zur Wahlurne gehen und Ihre Stimme abgeben. Diesmal geht es um die Ges...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Union-Druckerei und Verlagsanstalt G.m.b.H., Frankfurt a.M.
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 04.05.1952
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/86F15986-B319-41D9-A53F-E0C0207CAC62
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Deine Gemeinde in Deiner Hand [] Mitbürgerin, Mitbürger! [] In unserem jungen demokratischen Staat bedeutet es auch für Sie vornehmste Pflichterfüllung, wenn Sie am 4. Mai zur Wahlurne gehen und Ihre Stimme abgeben. Diesmal geht es um die Gestaltung der Gemeinde und des Kreises, wo Sie Ihren Wohnsitz haben. Es ist daher erforderlich, sich für diese Wahlhandlung vorzubereiten, denn Sie haben jetzt Gelegenheit, Ihres [] Schicksals Schmied [] zu sein. [] Nun werden in diesen Tagen wieder sämtliche Parteien und auch Gruppen, die sich neu gebildet haben, um Ihre Stimme werben und Ihnen ein "Himmelreich auf Erden" versprechen. Es ist sogar schon wieder so weit, daß sich hinter einem schönklingenden Firmenschild alte Ladenhüter verbergen, die erneut versuchen, Oberwasser zu gewinnen. Die [] Sozialdemokratische Partei [] hat von jeher der Kommunalpolitik ihre größte Aufmerksamkeit zugewandt. Sie tut dies in einer Zeit wirtschaftlicher und sozialer Not mit erhöhtem Eifer und verstärkter Einsatzbereitschaft. Das Erbe, welches im Jahre 1945 übernommen wurde, war furchtbar. Viele Menschen haben leider vergessen, wie es damals ausgesehen hat, als das Volk wieder mitreden konnte und in freier demokratischer Wahl seine Vertreter bestimmte. In den Städten und auch vielen Landorten waren die Wohnungen in großer Anzahl zerstört, die Brücken, nicht zuletzt von Deutschen, in die Luft gesprengt. die Lebensmittelvorräte geplündert, das Verkehrswesen fast vollkommen vernichtet, Fabriken, Schulen, Krankenhäuser stark angechlagen [!] [angeschlagen]. Not und Elend waren gewaltig. [] Wer heute mit offenen Augen durch die Städte und Dörfer unseres Hessenlandes geht, muß, wenn er ehrlich zu sich selber ist, anerkennen, daß wesentliche Fortschritte erzielt worden sind und der Wiederaufbau vorwärtsgeht. [] Es war nicht einfach für die Sozialdemokraten, die in jeder Stadt, in jeder Gemeinde, teils führend, teils in Gemeinschaft mit anderen versuchten, wieder geordnete Verhältnisse zu schaffen. Wir sind stolz auf die Leistungen unserer sozialdemokratischen Bürgermeister, Beigeordneten, Gemeindevertreter, Landräte, Kreistagsabgeordnete usw., die vom Vertrauen des Volkes getragen, wußten, daß es galt dem Volk zu dienen und der Menschheit aus der bittersten Not zu helfen. [] Einige Beispiele: [] Wir dürfen daran erinnern, daß in unseren hessischen Städten trotz absoluter verkehrter Wirtschaftspolitik Prof. Erhards allen Wünschen auf Stromlieferung Rechnung getragen werden konnte, obwohl in anderen Ländern des Bundesgebietes das Gegenteil der Fall war. Wenn wir mit großer Genugtuung feststellen können, daß Brücken und Straßen wieder erstellt wurden, der Verkehr in den Gemeinden flutet, Internationale Messe- und Fachausstellungen Millionen Menschen aus der ganzen Welt anlocken, ein Riesenflughafen die Verbindung zu fremden Staaten und Erdteilen herstellt, erkennen wir nicht nur einen ungeheuren Wiederaufbau, sondern auch ein weit besseres Bewirtschaftungsverhältnis gegenüber anderen Ländern. In vielen mittleren und kleineren Gemeinden ist durch die Tatkraft sozialdemokratischer Kommunalpolitiker neue Industrie angesiedelt worden und wo man es nie gekannt hat, gibt es heute Kanalisation, gesunde Wasserversorgung, Altersheime, Krankenhäuser, moderne Schulen, Leichenhallen usw. Fortschritte auf der ganzen Linie. [] Der Hessische Landtag hat durch die Verabschiedung einer neuen Gemeinde- und Kreisordnung die Selbstverwaltung wesentlich gefördert. [] Wir sind erschüttert über den jüngsten Anschlag der Bundesregierung gegen die Gemeinden, die beabsichtigt, den Wehrbeitrag dadurch sicherzustellen, daß sie die Lasten auf die Kommunen abwälzen will. Wenn die Bundesregierung ihre verfehlte Politik finanzieren möchte durch Inanspruchnahme von weiteren 13 Prozent (also statt seither 27 Prozent jetzt 40 Prozent) Anteile der Einkommen- und Körperschaftssteuer, so wissen wir, daß die vorgenannten Arbeiten der Gemeinden durch das Land Hessen keinerlei Unterstützung mehr erfahren können. Die gesetzlich notwendigen Zuweisungen würden außerdem wegfallen und die Gemeinden nicht nur in ihrer Selbstverwaltung eingeengt, sondern auch am Aufbau außerordentlich gehindert. [] Die Lösung der sozialen Frage, nicht zuletzt auch für Heimatvertriebene und Ausgebombte, muß jedem Wehrbeitrag vorausgehen, denn soziale Sicherheit war immer die beste Verteidigung. [] Alle durch den Krieg und seine Folgen Geschädigten warten seit langem auf einen gerechten Lastenausgleich. Der jetzt vorliegende Entwurf der Bundesregierung bedeutet nichts anderes als eine Fortsetzung der seitherigen mangelhaften Soforthilfe. Die Gemeinden haben alles menschenmögliche getan, um den Flüchtlingen, Ausgebombten und Evakuierten zu helfen. Allein können sie es nicht schaffen, sie benötigen die Hilfe des Bundes. Auch hier sind die jetzt vorliegenden Gesetzentwürfe der Bundesregierung keinesfalls ausreichend. [] Sozialdemokratische Kommunalpolitik erstrebt engste Gemeinschaft aller Menschen. Die Leistungen der hessischen Regierung für die Landwirtschaft sind Beweis für beste Anerkennung dieses wichtigen Standes. Der jüngste Antrag der sozialdemokratischen Fraktion im Hessischen Landtag zur Förderung des Handwerks, verbunden mit Einschränkungsmaßnahmen für Regiebetriebe, will eine wesentliche Förderung der kleineren und mittleren gewerblichen Unternehmungen. [] Deshalb ist es falsch, wenn sich Handwerk und Landwirtschaft breitschlagen lassen von Strebern oder engstirnigen Interessenpolitikern zu besonderen Listen und damit sich absagen von der SPD, die nur ihr Bestes will und dies längst bewiesen hat. Hinter der Politik dieser Leute, die in Sonderlisten ihr Heil versuchen, steckt nichts als persönlicher Ehrgeiz und Eigennutz. [] Liebe Wählerinnen und Wähler! [] Sie wollen aus diesen Darlegungen erkennen, daß nur gewissenhafte Arbeit und Dienst an der Allgemeinheit in der Lage sind, die Schwierigkeiten dieser Zeit zu überwinden. In Flugschriften und Vorträgen gegnerischer Parteien wird versucht, die Sozialdemokraten als die ewigen "Nein-Sager" hinzustellen. [] In den Gemeinden haben wir bewiesen, daß wir Aufbauarbeit geleistet haben und nur "nein" sagen, wenn niedergerissen werden soll. [] Es wird im Wahlkampf wahrscheinlich auch von dem sogenannten "deutschen Wunder gesprochen werden. Demgegenüber können wir feststellen, daß es einzig und allein der Fleiß und die Entbehrungen der Arbeiter, kleinen und mittleren Bauern, Handwerker, Angestellten und Beamten waren, die zu einer Gesundung der Verhältnisse in Deutschland anstreben. Nicht zuletzt hat die Aufgeschlossenheit der Gemeindeparlamente an der Gestaltung eines neuen Staates beigetragen. Die Sozialdemokratische Partei will die Versorgung der Menschen mit ausreichendem Wohnraum, Beschaffung von Arbeit, ein der Lebenshaltung angemessenes Verhältnis zwischen Löhnen und Preisen, Hilfe in der Not oder bei Krankheiten und im Alter, Versorgung mit allen Kulturgütern, Hebung der Volksbildung durch gut ausgestaltete Schulen. Die SPD wünscht also an Stelle von Kasernen: [] Schulen, Krankenhäuser, Wohnungen! [] Das sozialdemokratisch regierte Land Hessen gewährte Beihilfen und Darlehen an Gemeinden, Städte und Kreise vom 1. 1. 1951 bis 15. 3. 1952 (gezahlt aus dem Fonds für kommunale Bauvorhaben, dem Ausgleichsstock und Aufbaustock) nachfolgende Beträge: [] Für Schulbauten usw. 10341803,- DM [] Für Wasserleitungsbau 2216060,- DM [] Für Krankenhäuser, Straßenbau, Brücken, Krankenhäuser [] und sonstige Zwecke 8913336,- DM [] mithin 21471199,- DM [] Damit konnte segensreiche Arbeit geleistet werden. [] Aus der Fülle geleisteter Aufbauarbeit noch einige Zahlen über den sozialen Wohnungsbau: [] 18 Prozent des Wohnraumes von 1939 waren 1945 in Hessen zerstört, Demgegenüber beträgt der Bevölkerungszuwachs seit 1939 27 Prozent. Zur Zeit sind noch nahezu 12000 Wohnungseinheiten von der Besatzungsmacht in Hessen beschlagnahmt; das sind mehr als 50 Prozent der in der USA-Zone beschlagnahmten Wohnungen. [] Von der Währungsreform bis Ende 1951 wurden in Hessen durch den sozialen Wohnungsbau 73700 Wohnungseinheiten neu erstellt. Die Bautätigkeit steigerte sich dabei von Jahr zu Jahr. So wurden seit der Währungsumstellung bis 31.3.1950 54,8 Millionen DM bereitgestellt, vom 1.4.1950 bis 31.3.1951 waren es bereits 94,8 Millionen DM und vom 1.4.1951 bis 31.12.1951 sogar 83,2 Millionen DM die für den sozialen Wohnungsbau Verwendung fanden. Also bis einschließlich 1951 insgesamt 235,9 Millionen DM. [] Die Flüchtlinge waren bei der Zuteilung dieser Wohnungen mit 43 Prozent beteiligt, sonstige Geschädigte (Flieger-, Besatzungsgeschädigte) mit 22 Prozent und die übrigen Bevölkerungskreise mit 35 Prozent (Altbürger also insgesamt mit 57 Prozent). [] Die Gemeinden bilden die untersten Zellen des Staates. Ihr Aufbau darf nicht unterbrochen werden. Aus diesen Gründen dürfen Sie sich jetzt nicht irritieren lassen, und Ihre vornehmste Aufgabe muß darin bestehen, mitzuhelfen an einer Stärkung der sozialdemokratischen Fraktionen in Gemeinde und Kreis. [] Sind Sie also, werte Mitbürgerin oder Mitbürger, am Schicksal Ihrer Gemeinde und damit an Ihrer Heimat interessiert, dann wählen Sie am 4. Mai 1952 [] Liste 1 - Sozialdemokratische Partei Deutschlands [] Union-Druckerei und Verlagsanstalt GmbH. Frankfurt am Main
Published:04.05.1952