Wie soll es nur weitergehen? So fragen alle unsere Frauen

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Wie soll es nur weitergehen? [] So fragen alle unsere Frauen [] "Warum sind Sie denn so aufgeregt, Frau Dorn?" [] "Ich bin ganz verzweifelt, weil ich nicht mehr weiß, wie ich mit meinem Geld auskommen soll. Ich bin so weit, da...

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Bibliographic Details
Main Authors: Kommunistische Partei Deutschlands (KPD), Vorstand, Rotationsdruck Hermann Bösmann GmbH
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 14.08.1949
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/C648FEC2-C01D-440C-A538-59D52D292CBE
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author Kommunistische Partei Deutschlands (KPD), Vorstand
Rotationsdruck Hermann Bösmann GmbH
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Rotationsdruck Hermann Bösmann GmbH
collection AdsD leaflets
dateSpan 14.08.1949
description Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Wie soll es nur weitergehen? [] So fragen alle unsere Frauen [] "Warum sind Sie denn so aufgeregt, Frau Dorn?" [] "Ich bin ganz verzweifelt, weil ich nicht mehr weiß, wie ich mit meinem Geld auskommen soll. Ich bin so weit, daß ich schon wieder aufschreiben lassen muß." [] "Ich kenne Frauen, die können schon nicht mehr alles kaufen, was es auf die Lebensmittelkarte gibt. Seitdem die Preise durch den Professor Erhard vom Wirtschaftsrat freigegeben worden sind, kommen wir mit unseren kleinen Einkommen überhaupt nicht mehr mit." [] "Und dabei hat der Mann erst jetzt gesagt, daß unsere Mieten auch wieder erhöht werden sollen, weil wir bis jetzt nur 7 Prozent aus unserem Einkommen für die Miete ausgeben. Aber ich habe ein Einkommen von rund 200 Mark im Monat und zahle 42 Mark Miete, das sind doch - warten Sie mal ..." [] "Ja Frau Dorn, das sind 21 Prozent und andere zahlen 25 Prozent Miete. Das weiß der CDU.-Mann Erhard auch ganz genau, aber wenn er es zugeben würde, dann könnte er doch nicht gut die Mieten erhöhen, verstehen Sie?" [] "Ich hab' gelesen, daß der Professor Erhard auch gesagt hat, daß die Preise nicht mehr weiter sinken werden. Dabei kann man sich doch schon fast kein Ei mehr kaufen. Und Einmachen für den Winter kann man auch nichts, weil das Obst viel zu teuer ist. Alle Läden sind voll, und uns reicht es nicht zum Nötigsten. Jedes Paar Strümpfe muß man am Essen wieder hereinsparen. Ich bin oft ganz verzweifelt, wenn ich meinem Mann und den Kindern nichts Rechtes auf den Tisch stellen kann. Sie brauchten es doch so nötig nach dem vielen Hungern!" [] "Das sagen Sie. Aber der Dr. Schlange-Schöningen, unser Frankfurter CDU.-Ernährungsminister, behauptet, daß das deutsche Volk nie so gesund gewesen wäre, wie augenblicklich. Früher, sagt er, haben wir zuviel gegessen." [] "Daß der gesund ist, mag schon stimmen. Aber wer arm ist, der ist durch die Währungsreform noch ärmer geworden. Die Preise sind gestiegen, und die Löhne und kleinen Gehälter kommen nicht mit. Lastenausgleich haben sie uns versprochen - bekommen haben wir keinen Pfennig. Sie wissen, Frau Schmid, wie elend wir wohnen, seitdem wir ausgebombt sind und alles verloren haben. Mit dem Geld vom Lastenausgleich haben wir bauen wollen. Dann hätten wir auch meine Mutter zu uns nehmen können. Die ist bald Achtzig und muß von 72 Mark Unterstützung im Monat leben." [] "Für den sozialen Wohnungsbau wird viel zu wenig getan. Es leben immer noch Hunderttausende in den Bunkern und Elendsquartieren und darunter viele Flüchtlinge, Kriegerwitwen, Schwerbeschädigte und Heimkehrer." [] "Ich finde, es ist eine Schande, Frau Schmid, für Kinobauten ist immer Geld da, die neuen Läden schießen wie die Pilze aus dem Boden, Villen werden gebaut und große Bankgebäude und Verwaltungsblocks. Nur für Arbeiterwohnungen ist kein Geld da. Ich habe gelesen, daß irgendwelche neue Steuern eingeführt werden sollen und daß man damit bauen will." [] "Ja, das sind Vorschläge von der CDU., und die Demokraten und sogar die sozialdemokratischen Führer sind auch dafür. Ich bin dagegen. Ich finde, die Kommunisten haben recht - die Lasten sollen wieder einmal auf uns kleine Leute abgewälzt werden." [] "Was meinen die denn, woher das Geld zum Bauen kommen soll?" [] "Sie sagen, man soll weniger für Besatzungskosten ausgeben und dafür Wohnungen bauen. Sie schlagen außerdem vor, daß die großen Vermögen besteuert werden und daß der riesige Beamtenapparat um die Hälfte verkleinert wird." [] "Ich muß sagen, Frau Schmid, daß die Kommunisten damit nicht Unrecht haben. Auf diese Weise gäbe es rascher Wohnungen und außerdem Arbeit. Wir sollen doch schon wieder 1,3 Millionen Arbeitslose haben und mindestens 1 Million Kurzarbeiter!" [] Ja, einen großen Teil unserer Arbeitslosen könnten wir mit dem Wohnungsbau beschäftigen. Aber nicht alle, dazu ist mehr nötig." [] "Was meinen Sie, Frau Schmid?" [] "Ich meine, daß wir mehr Arbeit haben, wenn in Westdeutschland nicht mehr demontiert wird und wenn wir Fertigwaren herstellen und ins Ausland verkaufen können. Dann kriegen wir Geld, mit dem wir uns Lebensmittel kaufen können. Jetzt, seitdem wir den Marshallplan haben, müssen wir unsere Fertigwaren vom Ausland kaufen, und unsere Fabriken werden geschlossen." [] "Sehen Sie, das hat mein Mann auch schon gesagt. Er meint, wir könnten nicht nach Amerika verkaufen, weil die dort selber mehr haben als sie brauchen. Die Ostzone und die Länder in Osteuropa, sagt er, brauchen uns, und wir brauchen sie, damit wir unsere Waren eintauschen." [] "Ihr Mann hat recht, Frau Dorn. Aber mit Ausnahme der Kommunisten sind alle unsere deutschen Politiker und Parteien in Westdeutschland für den Marshallplan eingetreten, und seitdem sind wir ganz angewiesen auf das, was uns Amerika erlaubt oder verbietet. Deshalb bin ich in diesem Punkt auch für die Kommunisten. Die CDU., die Demokraten und sogar die sozialdemokratischen Führer betreiben die Spaltung Deutschlands, indem sie eine westdeutsche Regierung schaffen und den Bundestag, wissen Sie, der am 14. August gewählt wird." [] "Ich habe mir auch schon Gedanken darüber gemacht, wen ich wählen soll. Für uns einfache Leute ist noch nie etwas Gutes aus den Landtagen, dem Wirtschaftsrat und dem Parlamentarischen Rat herausgekommen. Die Parteien sind alle gleich schlecht." [] "Langsam, Frau Dorn, nicht das Kind mit dem Bad ausschütten. Wir Frauen haben den Fehler, daß wir uns viel zu wenig um das kümmern, was in den Parlamenten vor sich geht. Wir müßten den Abgeordneten, die wir ja schließlich gewählt haben, tüchtig auf die Finger sehen, dann wüßten wir, wer für und wer gegen uns arbeitet und brauchten uns nichts mehr vorschwindeln zu lassen." [] "Da haben Sie wieder recht, Frau Schmid. Ich mag es fast nicht sagen, aber ich hab oft das Gefühl, daß es doch eine Partei gibt, die das Richtige sagt und tut." [] "Welche meinen Sie denn, Frau Dorn?" [] "Erschrecken Sie nicht, Frau Schmid, ich meine die Kommunisten ..." [] "Da gibt es gar nichts zum Erschrecken, Frau Dorn. Mich kümmert das nicht, was die Zeitungen und der Rundfunk sagen. Ich versuche, mir ein eigenes Bild zu machen. Und ich muß sagen, mir gefällt vieles von dem, was die Kommunisten machen. Die haben Mut und sagen, was los ist. Dafür hat man ihren Führer, den Max Reimann, auch eingesperrt. Er und seine Freunde haben als die einzigsten gegen eine westdeutsche Regierung gestimmt, weil sie sagen, daß wir ein ungeteiltes Deutschland brauchen und eine Regierung für unsere ganze Heimat. Sie haben auch recht, wenn sie sagen, wir sollten uns dagegen wehren, daß wir alles gutheißen sollen, was die Westmächte von uns verlangen. Sie binden uns einseitig durch den Marshallplan. [] "Ja, und auf diese Weise, meint mein Mann, könnte es uns eines Tages passieren, daß wir noch einmal in einen Krieg verwickelt werden." [] "Richtig, Frau Dorn. Wir können keine Feindschaft mit anderen Völkern brauchen. Wir brauchen Frieden und Handel mit allen und einen Friedensvertrag, damit wir endlich wissen, woran wir eigentlich sind. Die Kommunisten haben ihn als die Ersten verlangt und dazu den Abzug der Besatzungstruppen, damit wir in Deutschland wieder selbst bestimmen können, was geschehen soll." [] "Mein Mann sagt, daß sie auch am energischsten für den gerechten Lastenausgleich eingetreten sind und daß sie verlangen, daß die Großen, die am Krieg und durch die Hortung Millionen verdient haben, die Kriegskosten tragen sollen." [] "Außerdem wollen sie, daß die Kriegsverbrecher und die großen Herren in Deutschland nicht mehr allein bestimmen sollen, sondern die arbeitenden Menschen. Das gefällt natürlich der CDU. und den Demokraten auch nicht, und die sozialdemokratischen Führer machen mit der CDU. gemeinsame Sache. Außer den Kommunisten will keiner zugeben, daß es nicht besser werden kann, solange die alten Herren an der Macht bleiben, die uns schon zweimal in einen Krieg gehetzt haben und auf unsere Kosten Millionen einstecken." [] "Wie stehen die Kommunisten eigentlich zu uns Frauen? [] "Das können Sie daran sehen, Frau Dorn, daß sie kürzlich in Bonn verlangt haben; daß im Grundgesetz festgelegt wird, wir Frauen sollen für die gleiche Arbeit den gleichen Lohn bekommen. Alle anderen wollten das nicht ausdrücklich hineinarbeiten. Sie kämpfen für unsere volle Gleichberechtigung, für höhere Frauenlöhne und für den besonderen Schutz von Mutter und Kind." [] "Ja, Frau Schmid, ich sehe schon, ich muß mit meinem Mann noch einmal gutüberlegen, wen wir wählen wollen. Ich werde mehr aufpassen als bisher, damit ich mir besser ein eigenes Urteil bilden kann. Vielleicht gehe ich heute abend doch einmal in die kommunistische Versammlung, was meinen Sie?" [] "Ja, Frau Dorn, tun Sie das. Horchen und lesen und vergleichen sie. Wir werden so liegen, wie wir uns betten. Für mich steht jedenfalls fest: ich kann nicht die CDU., nicht die Demokraten und auch nicht die Sozialdemokraten wählen, weil sie verantwortlich sind für die schlechte Politik in den letzten Jahren - [] Ich wähle am 14. August die Kommunisten! [] Gedruckt für den Parteivorstand der KPD., Frankfurt a/M. - Rotationsdruck: Hermann Bösmann G.m.b.H., Detmold, BDA. 19, 19.7.49., 765/ 500000, Kl. C.
era KPD-Wahlkampfwerbung zur Bundestagswahl am 14.8.1949, insbesondere an Frauen gerichtet
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institution Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
language German
publishDate 14.08.1949
spellingShingle Wie soll es nur weitergehen? So fragen alle unsere Frauen
Kommunistische Partei Deutschlands (KPD), Vorstand
Rotationsdruck Hermann Bösmann GmbH
[Reimann, Max, Erhard, Ludwig, Schlange-Schöningen, Hans, Kommunistische Partei Deutschlands (KPD), Vorstand, Kommunistische Partei Deutschlands (KPD), Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU), Besatzungsmacht, Bundestagswahl, Deutsche Einheit, Frauen, Gleichberechtigung, Preissteigerung, Wirtschaftspolitik, Karikatur, Illustration, Frau, Gefängnis, Gebäude, Mutter, Lebensmittel/Genussmittel]
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title Wie soll es nur weitergehen? So fragen alle unsere Frauen
topic [Reimann, Max, Erhard, Ludwig, Schlange-Schöningen, Hans, Kommunistische Partei Deutschlands (KPD), Vorstand, Kommunistische Partei Deutschlands (KPD), Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU), Besatzungsmacht, Bundestagswahl, Deutsche Einheit, Frauen, Gleichberechtigung, Preissteigerung, Wirtschaftspolitik, Karikatur, Illustration, Frau, Gefängnis, Gebäude, Mutter, Lebensmittel/Genussmittel]
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