Gesinnungskauf durch Stalinpakete

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Gesinnungskauf durch Stalinpakete [] Arbeitende Bevölkerung der Sowjetzone! [] Ihr bekommt die Lebensmittelkarte 3 oder 4. Nur wenige von Euch, die durch übermäßige Anstrengung die hohen Normen übererfüllen und dabei Leib und Gesundheit schäd...

Full description

Bibliographic Details
Main Author: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 15.10.1950
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/F32FFA54-093D-4365-B564-AEF6BF3AEB02
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Gesinnungskauf durch Stalinpakete [] Arbeitende Bevölkerung der Sowjetzone! [] Ihr bekommt die Lebensmittelkarte 3 oder 4. Nur wenige von Euch, die durch übermäßige Anstrengung die hohen Normen übererfüllen und dabei Leib und Gesundheit schädigen, können die Karte 2 oder sogar 1 erlangen. Ihr bekommt jedoch nicht alles, was Euch auf Karten zusteht. Auf Fleischmarken gibt es oft schlechten Fisch oder Quark, auf Fettmarken Margarine oder manchmal auch nur Marmelade. Ihr müßt von geringwertigen Ersatzprodukten leben, keiner wird davon satt. Und wer von der arbeitenden Bevölkerung kann sich bei den teuren HO-Preisen das alles kaufen, was er zum Leben braucht? [] Ganz anders aber leben die "Oberen Zehntausend" der Ostzone. Die kommunistischen "Führer" und deren Mitläufer erhalten die Karte 1 oder 2 und dazu, je nach ihrer Stellung und dem Grad ihrer Hörigkeit gegenüber der sowjetischen Besatzungsmacht, die sogenannten Stalin-Pakete oder Pajoks. Diese enthalten in sorgfältig abgestuften Mengen Fleisch, Schinken, Würste, Butter, Zucker, Nährmittel usw. - Kostbarkeiten, die sich in dieser Menge kein Arbeiter leisten kann. [] Die Methode, durch derartige Sonderzuwendungen die Gesinnung und die bedingungslose Hörigkeit zu kaufen, haben die Sowjets im Verlauf ihres mehr als 30jährigen Diktaturregimes in Rußland entwickelt. Die "Oberen Zehntausend" der Funktionäre der KPdSU, der Verwaltungsbonzen, Wirtschaftsmanager und MWD-Spitzel leben im Wohlstand, während die arbeitende russische Bevölkerung sich nur mit Mühe ihr Existenzminimum verdienen kann. [] Die gleichen Methoden werden in der Sowjetzone angewandt! [] Die Würste und Schinken der Stalin-Pakete stammen aber nicht etwa aus Rußland, sondern sind Erzeugnisse der Landwirtschaft der Sowjetzone. Ebensowenig stammen die Textilien, Schuhe, Geldprämien und andere Zuwendungen, die so großzügig verteilt werden, aus Rußland. All das wird von Euch, der arbeitenden Bevölkerung, bezahlt. [] Mehr arbeiten - besser leben!" Diese Parole gaben die "Arbeiterführer" Pieck, Ulbricht und Grotewohl aus, als sie den Zweijahresplan propagierten. [] Das heißt aber nicht, daß Ihr besser leben könnt, wenn Ihr mehr arbeitet, sondern das heißt, daß Ihr "mehr arbeiten" müßt, damit die Kaste der kommunistischen Funktionäre und ihre Mitläufer "besser leben" können. [] Einige Beispiele dafür, wie gut sie leben: [] I. Zentralkomitee der SED [] a) Das Generals-Pajok [] Pieck, Ulbricht, Grotewohl, Dahlem usw. - im ganzen etwa 16 Spitzenfunktionäre - erhalten monatliche Mengen nach Bedarf, durchschnittlich 10 Pfund Fleisch, 6 Pfund Butter, 16 Pfund Zucker, 20 Pfund Gemüse, Milch, weitere Zuweisungen auf Antrag. [] b) Das Sonnabend-Pajok [] Wöchentlich an Mitarbeiter und Abteilungsleiter: 350 Gramm Butter, 600 Gramm Fleisch, 1000 Gramm Nährmittel. [] c) Das Donnerstag-Pajok [] Wöchentlich an Dienststellenleiter und Sekretärinnen: 180 Gramm Butter, 350 Gramm Fleisch, 600 Gramm Nährmittel. [] d) Das Dienstag-Pajok [] Wöchentlich an Handwerker, Pförtner, Reinemachefrauen, Arbeiter usw: 120 Gramm Butter, 180 Gramm Fleisch, 500 Gramm Nährmittel. [] Sämtliche höheren Funktionäre erhalten außerdem die Karte 1 oder 2. Zwei große Güter stehen allein für diese Funktionäre zur Verfügung: Liebenberg bei Löbenberg in Brandenburg (8000 Morgen groß) und Bernicke bei Berlin (3000 Morgen groß). [] II. Die Landessekretariate [] In Sachsen erhalten 16 Landesfunktionäre Schwerst- und Schwerarbeiterkarte, ferner eine Sonderkarte, die zum Einkauf von monatlich 1 Pfund Butter, 1 bis 2 Kilo Fleisch, 6 Pfund Nährmitteln, 1 Pfund Zucker usw. berechtigt. Außerdem stehen drei Güter (Seifersdorf, Oberreinsberg, Klostebusch bei Leipzig) zur Verfügung mit zusammen 2400 Morgen und 170 Milchkühen. Hinzu kommt ein tägliches, reichliches Mittagessen ohne Marken und für alle Angestellten ein entsprechendes genau abgestuftes Stalin-Paket. Das geht herunter bis zur Küchenfrau. Solche Zuteilungen umfassen auch Kreissekretäre, die Funktionärinnen des kommunistischen DFD, der kommunistischen FDJ u. a. Aehnlich ist es in allen übrigen Ländern der Zone. [] III. Die Behördenbürokratie [] Vom Ministerialrat aufwärts monatlich 1 Pfund Butter, 4 Pfund Fleisch, 10 Pfund Nährmittel. Daneben laufend Sonderzuteilungen an Heringen, Bienenhonig, Schuhen, Kleidern, Wäsche und Seife. [] IV. Die "Sonstigen" [] Das sind Wissenschaftler, Funktionäre der Blockparteien, Ingenieure, Schriftsteller, Künstler usw. Sie erhalten das sogenannte Intelligenz-Paket, wobei man meistens Intelligenz mit kommunistischer Linientreue verwechselt. Neben der Karte 1 wird dieses Paket in 3 verschiedenen Größen ausgegeben. Wie die SED-Presse berichtete, sind im II. Quartal 1949 für die zusätzliche Versorgung dieser "Sonstigen" allein etwa 40000 Stalin- oder Intelligenz-Pakete verteilt worden. [] Versteht Ihr nun, [] warum die kommunistischen Funktionäre und ihre Anhänger ihre Stellungen halten wollen, warum sie sich für die Ziele des bolschewistischen Imperialismus einsetzen? [] Versteht Ihr nun, [] warum sie sich, die ganze Sowjetzone, Euch und Eure Kinder an den russischen Kommunismus verkaufen? [] Versteht Ihr nun, [] warum sie freie und geheime Wahlen fürchteten und am 15. Oktober einen Wahlbetrug inszenierten? [] SPD
Published:15.10.1950