Die Welle

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Gedicht Die Welle [] Den Kleinsten und Schwächsten gehört die ganze Liebe der Mütter [] Aus des Lebens Quelle, [] aus der Liebe Grund [] Welle strömt auf Welle [] in das blaue Rund. [] Freie Bahn zum Wogen [] Ufer weit und breit [] brauch...

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Bibliographic Details
Main Author: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Published: 14.08.1949
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Online Access:http://hdl.handle.net/11088/7219D15F-47C4-40DA-9E92-32B3FC7B4471
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Gedicht Die Welle [] Den Kleinsten und Schwächsten gehört die ganze Liebe der Mütter [] Aus des Lebens Quelle, [] aus der Liebe Grund [] Welle strömt auf Welle [] in das blaue Rund. [] Freie Bahn zum Wogen [] Ufer weit und breit [] braucht die, junge Welle [] in dem Gang der Zeit [] Ruhig, sicher wogen [] soll des Volkes Strom, [] alle seine Wellen [] zu des Friedens Dom. [] Freies Strombett graben [] wir mit treuem Sinn! [] Tu auch Du das Deine [] zu dem Neubeginn! [] FRANZ OSTERROTH [] Jung sein - und eine Zukunft haben .. [!] [] "Jung sein, heißt: die Zukunft zwingen, [] ihr bestimmte Formen geben! [] Mit sich selbst muß Jugend ringen, [] will sie bau'n ein starkes Leben!" [] Es ist nicht neu, das landläufige Gerede von der jungen Generation, mit der nichts anzufangen wäre und die mit sich nichts anzufangen weiß. [] Was für dummes Gerede! "Die junge Generation" gibt es ja gar nicht! Die jungen Jahrgänge umfassen starke und schwache, frische und flaue, idealistische und egoistische Menschen - genau so wie die alten Jahrgänge. [] Natürlich gibt es heute viele junge Menschen, denen es schwer fällt, sich in den Alltag einzuordnen, nachdem sie so lange vom Hetztempo des Krieges mitgezwungen worden waren. Neunundneunzig Prozent sehnen sich nach Beruf und Arbeit. Brennend gern möchten sie etwas lernen, durch Leistung etwas gelten, etwas Ordentliches werden, vorankommen und endlich einmal in sicheren Verhältnissen leben. Ja, wenn sie doch nur Studienmöglichkeiten, Lehrstellen und Arbeitsplätze fänden und die Gelegenheit zum Mitwirken an Deutschlands Wiederaufbau bekämen. Nichts wäre ihnen lieber. [] Viele junge Menschen wirken düster oder - wie es oft heißt - "nihilistisch". Hätten sie Arbeit, Zukunftsaussichten, die Möglichkeit zur Heim- und Familiengründung, würden sie auch die hellen Mienen der zufriedenen Menschen haben. Weil es für viele junge Menschen so hoffnungsarm aussieht, wollen sie auch nicht viel von Politik, Parteien, Demokratie hören. Sie sind einmal das Opfer einer wahnsinnigen sogenannten "Politik" geworden und setzen nun leicht wirkliche Politik damit gleich. Schade, daß sie noch abseits stehen! Sie sollten die Verhältnisse zu ändern versuchen - und zwar gemeinsam mit jenen jungen Menschen, die in diesem Sinne schon wirken und mancherorts auch schon starken Einfluß erlangt haben. Junge Kraft, junge Gedanken, junge Erneuerung sollen Deutschland erfüllen! Wo nur die Spur eines solchen Geistes lebt, weiß die Jugend auch, daß die bevorstehende Wahl zum ersten Bundestag durchaus ernst genommen werden muß. Diese Wahl hat eine nationale Bedeutung; denn es ist ein Schritt auf dem Wege zu der von uns ersehnten Einheit Deutschlands, wenn wir wenigstens im westdeutschen Bundestag ein deutsches Forum und eine Bundesregierung für elf deutsche Länder erhalten. [] Wessen Geist wird diese neue Einrichtung erfüllen? Welches Programm wird durchgeführt werden? [] Es muß ja endlich eine neue soziale Ordnung geschaffen werden! Steht dabei nicht fast allen jungen Deutschen ein Staat der sozialen Gerechtigkeit vor Augen? Freiheit, Gerechtigkeit, Sozialismus sind seine Losungsworte; Friede und Weltverbundenheit klingt in diesem Dreiklang mit. Deutschlands junge Generation sucht nicht zuletzt die Weltverbundenheit, die offenen Tore zur Welt, die Kameradschaft zur Jugend anderer Länder. Sie will Gleichberechtigung der Völker, die Möglichkeit zum Wettbewerb auf dem Feld der Arbeit, Kultur und des Sportes, echte Lebensfreude und den Blick in eine hellere Zukunft. [] Ostzonen-Geflüster [] "Hennecke ist im Ruhrgebiet angekommen." - "Nanu?" "Eingefahren "Karl Liebknecht" bei Halle, und als die Schicht zu Ende war, ist er heute morgen in der Grube "Grüß Gott" bei Gelsenkirchen wieder rausgekommen." [] Ein Mann kommt mit 70 Zentimeter Stoff zu einem Schneider und verlangt einen Anzug. Der Schneider bedauert. Davon kann er keinen Anzug machen. Der Mann braust auf. Wissen Sie, wer ich bin? Ich bin Hennecke!" "Ach so", sagt der Schneider, "das ist natürlich etwas anderes. Natürlich bekommen Sie aus 70 Zentimeter einen Anzug. Mit zwei Hosen sogar. Aber ein Jahr müssen sie noch warten, Hennecke, denn dann sind Sie" - der Schneider zeigt mit Daumen und Zeigefinger einen knappen Zentimeter - "sooo klein." [] Schillers Gedichte in der Urfassung wurden als "zu zeitraubend" bezeichnet. Es wird erwartet, daß Schillers "Lied von der Glocke" folgende zeitgemäße Ostzonenfassung erhält: [] "Loch in Erde - Bronze rin - Glocke fertig - bim - bim bim." [] "Hennecke ist tot." - "Woran ist er denn gestorben?" - "Er ist im eigenen Schweiß ertrunken!" [] Urbayer Hundhammer [] von der CSU und Urbayer Professor Baumgartner von der Bayernpartei prahlen von Zeit zu Zeit, Bayern wäre bereits ein Kulturstaat gewesen, als "die Preußen" noch auf den Bäumen gehaust hätten." [] Jetzt heißt es: Farbe bekennen [] Dr. Schumacher: Wählerinnen und Wähler! [] Am 14. August entscheidet Ihr darüber, wie ein neues Deutschland aussehen und welchen Weg es gehen wird. [] Heute ist unser Land geteilt. Sowjetrußland hat seine Besatzungszone separiert. Es will die Einheit nur gewähren, wenn ganz Deutschland sowjetisch wird. Aber der deutsche Wille zur Einheit ist unbesiegbar stark. Er kann weder durch den Machtspruch der Russen vereitelt, noch durch ausweichende Taktiken anderer Alliierter auf die Dauer übergangen werden. [] Aus eigener Erkenntnis und aus eigenem Willen hat die Sozialdemokratie allein, ohne Hilfe anderer Parteien, die Vereinigung mit den russisch dirigierten Kommunisten erfolgreich verweigert. Sie trug die Bürden des Kampfes um Berlin und trägt auch heute noch unter unerhörten Opfern die Lasten des Widerstandes in der Ostzone. [] Im Kampf um das Bonner Grundgesetz haben wieder die Sozialdemokraten den entscheidenden Schritt zur deutschen Selbstbestimmung gemacht. Wäre es nach den Machtwünschen der Alliierten und ihrer deutschen Helfer gegangen, dann wäre ein lebensfähiger deutscher Staat unmöglich gemacht worden. An seine Stelle wären elf westdeutsche Vaterländer getreten. Im Schutze der Alliierten hätten Klerikalismus, Partikularismus und Besitzegoismus die Herrschaft über das deutsche Volk errichtet. Die rechtliche, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Einheit hätte aufgehört. Der nationalistische Kommunismus aus dem Osten wäre eine riesengroße Gefahr in einem zerstückelten Deutschland, dem neuen Herd für Krisen und Unruhen Europas, geworden. [] Die Sozialdemokratie hat durch ihr Eingreifen am 20. April 1949 diese Gefahr gebannt. Das Grundgesetz verwirklicht zwar nicht die Ziele der Sozialdemokratie, gibt aber in seiner provisorischen Gestalt einen Boden für den demokratischen Kampf um eine bessere Zukunft. [] Die Russen haben in Paris ihre Agitationsparole von der deutschen Einheit gegen neue Reparationen aus Westdeutschland und Vorteile aus dem Marshall-Plan einzutauschen versucht. Damit ist die trügerische Fassade der "Nationalen Front" der Kommunisten und ihrer bürgerlichen Verbündeten krachend zusammengestürzt. Hinter dem Wall der kämpfenden Sozialdemokratie haben die Rechtsparteien die unsozialste Epoche der deutschen Wirtschaftspolitik entwickelt. Der Profit ist wieder oberstes Gesetz geworden. Die Ergebnisse der von den Alliierten verordneten Währungsreform, die wohltätigen Folgen des milden Winters, die ungeheure Kraftzufuhr der Marshall-Plan-Lieferungen und die außerordentliche Steigerung der Arbeitsleistungen aller körperlich und geistig Schaffenden haben eine gewisse Stärkung der Wirtschaft erreicht. Die Frankfurter Wirtschaftsverwaltung aber hat die Bedrohung durch Krisen nicht ausgeschaltet. Sie hat nur als Instrument des Klassenkampfes von oben funktioniert, sie hat [] die Armen ärmer und die Reichen reicher gemacht. [] Ein Christ sagt seine Meinung [] Pastor Niemöller sagte vor kurzem in Braunschweig in einem Vortrag über "Die politische Verantwortung der Kirche" u.a., die Christen sollten die besten Staatsbürger sein, solange der Staat nichts verlange, was Gottes Forderungen zuwider sei. Niemals könne die Kirche im politischen Raum Partei sein, das habe ihr Gott äußerlich und innerlich verboten. Daß es christliche Parteien gäbe, sei nicht schön, denn es gäbe keine "christliche Politik", es gäbe nur Christen in der Politik, und man werde es der Politik anmerken, wieviel wirkliche Christen darin seien. [] Der einzelne Christ trage eine andere Verantwortung als die Kirche. Als ein solcher "einzelner Christ" bekannte sich Niemöller in der Diskussion zum Sozialismus, der zur Zeit "das beste Programm" habe, er sprach für Planwirtschaft und gegen die "Träume vom Kapitalismus und freiem Unternehmertum". Wer ihm das kapitalistische System nach amerikanischem Muster empfehlen wolle, dem werde er antworten: "Du Narr!" [] Niemöller ging auch auf die Schulfrage ein. Er wandte sich scharf gegen die Bestrebungen, evangelische Eltern seitens der Kirche für die Bekenntnisschule zu mobilisieren. Die Kirchen sollten keinen Einfluß auf schulpolitische Propaganda nehmen, denn die Frage Bekenntnisschule oder Gemeinschaftsschule sei keine christliche Ueberzeugungsfrage, sondern lediglich eine Frage der praktischen Zweckmäßigkeit. Vom Standpunkt des Christentums käme es weit mehr auf die Persönlichkeit des Religionslehrers an als auf die Notwendigkeit der Bekenntnisschule. - [] Dir gehört die Tat! [] Alle Freude, alles Leid [] ist in uns begründet. [] Glück und Unglück findet [] Dich zu jeder Zeit. [] Nicht nur Zufall waltet [] über Dein Geschick. [] Du bist's der's gestaltet [] Du baust Dir Dein Glück. [] Alles, was Dir widerfährt, [] ist ja nur die Saat, [] die Dir in Dein Herz gelegt. [] Dir gehört die Tat. [] Käthe Bonnesen. [] Vor - einem - Jahr - - begann der "große" Raubzug [] Die großen Versprechungen [] Am 17. Juni t948 erklärte Professor Erhard im Plenum des Frankfurter Wirtschaftsrates: [] "Ich bitte Sie hier, in dieser Stunde, die ich wirklich als die entscheidende empfinde, feierlich von mir die Verkündung in Empfang zu nehmen, daß ich den Preisstop nicht auflösen will, um etwa einer Preiserhöhung Raum zu geben, sondern umgekehrt, um den preissenkenden Tendenzen freie Bahn zu verschaffen." [] Der Preisstop wurde aufgehoben. Gegen die Stimmen der Sozialdemokraten; mit den Stimmen der CDU. [] Nun wird alles besser! [] Nun, da der Preisstop aufgehoben war, ließ die CDU die Katze ungeniert aus dem Sack. Nichts mehr von feierlichen Verkündungen preissenkender Tendenzen. [] Hemmungslose Preistreiberei [] Auch Professor Erhard war mit der Entwicklung sehr zufrieden. Bereits wenige Tage nach der Währungsreform hatte er jenes ungeheuerliche Verbrechen der Warenhortung von Staats wegen gefeiert: [] "Ich bin glücklich, daß so viele Waren gehortet wurden." [] Und am 19. Mai 1949 gab Professor Erhard seiner Begeisterung über die gewaltigen Verdienste der Großunternehmer Ausdruck: [] "Die Währungsreform habe ungeheuerliche Energien entwickelt. Investitionen in Höhe vielleicht von 7 Milliarden D-Mark seien schon getätigt worden!" [] Versteht sich alles steuerfrei! Denn im August 1948 lagen die Steuerzahlungen um 30 Prozent niedriger, als im April vor der Währungsreform. [] Gar nicht zu sprechen von dem Schlemmerleben derjenigen, die ihre schwarzen Warenbestände nach dem Tage zu märchenhaften Preisen schwarz versilberten. Das selbstverständliche Verlangen der sozialdemokratischen Minderheiten in Frankfurt, alle Hortungsgewinne radikal abzuschöpfen, wurde von der Mehrheit, unter Führung der CDU, verhindert. [] Gutes Geld, gute Arbeit [] Die rasante Entwicklung der Preise aller Waren aus industrieller Produktion auch die Ernährungsmöglichkeit so vieler verschlechterte. Ungezählte Hausfrauen können die Fleisch- und Fettrationen, selbst die Brot- und Nährmittelrationen nicht mehr abkaufen. Die enorme Steigerung der Einfuhren an Lebensmitteln durch die Hilfe der USA kommt den breiten Massen nicht zugute. Der Normalverdiener ist Normalverbraucher in des Wortes wahrster Bedeutung geblieben. [] Trotz des ungeheuren Bedarfes an Konsumgütern aller Art und der großen Lagerbestände kann der Werktätige, der Flüchtling und der Sozialrentner an Anschaffungen nicht mehr denken. Die Großverdiener halten es aus. Sie haben genug Reserven. Einstweilen konkurrieren sie die kleineren Betriebe, vornehmlich die neu erstandenen Flüchtlingsbetriebe, nieder. [] Und die Länder bekommen kein Geld in die Staatskassen. Nicht nur Schleswig-Holstein und Niedersachsen sind in großen Sorgen, infolge der Ueberbelegung mit Ostvertriebenen und der klugen Steuerpolitik der Großunternehmer im Schutze der CDU. Fast allenthalben in Deutschland ist es zum völligen Stillstand des sozialen Wohnungsbaues gekommen, obwohl das Wohnungsproblem immer drängender wird. [] Und noch etwas hat die CDU den Unternehmern beschert: [] 1,3 Millionen Arbeitslose in Westdeutschland! Damit kann man jeder Lohnforderung sehr viel ruhiger begegnen. [] Aber Herr Arbeitsdirektor Storch (CDU) erklärt: [] "Im ganzen ist keine Arbeitslosigkeit größeren Ausmaßes zu befürchten." [] Und die vorhandene Arbeitslosigkeit "kleineren Ausmaßes" begründet er, - neben Demontage und Leistungssteigerung, - mit dem Verschwinden der Schwarzmärkte. Die CDU meint also: Es sind die Schwarzhändler, die stempeln gehen! Der Landesvorsitzende der CDU Schleswig-Holsteins, Herr Schröter, schloß sich in öffentlicher Versammlung in Lehmkuhlen dieser Meinung an. [] 1300000 Arbeitslose d. h. [] 10400000 Arbeitsstunden gehen täglich verloren [] Tja - leider! [] Es ist schön, die bunte Ueberfülle eines westdeutschen Wochenmarktes zu betrachten und zwischen den Bergen von Obst und Gemüse herumzugehen, die Blumenpracht der vielen Stände zu bewundern, vor schnatternden Gänsen, gackernden Hühnern, gurrenden Tauben und für die Bratpfanne fertigen Kaninchen zu stehen - alles ist ja wieder da! Die Hausfrauen sind auch da, die gern kaufen würden, um ihre durch Hungerjahre verelendete Familie wieder zu Kräften zu bringen. Aber was nützt der Bedarf, wenn nicht der heute einzig gültige "Bezugschein Geld" vorhanden ist? Wieviele Hausfrauen müssen an den guten Dingen vorbeigehen und können nur das Allerwenigste erwerben. Und wenn sich der Markt dem Ende zuneigt, sieht man alte Männer und Frauen welke Salatblätter und andere Ueberreste aufsammeln. [] Auch die Schaufenster sind voll. Es finden schon wieder Wettbewerbe in Schaufensterdekorationen statt. Die Ausländer staunen über die Fülle und die Aufmachung! Aber die Preise, die Preise! Wer kauft das eigentlich? Wie gerne würde jede Frau groß einkaufen gehen! Welche Lücken sind nach all den Jahren der Not im Haushalt jeder Familie entstanden; auch bei denen, die nicht ausgebombt oder vertrieben wurden. Ja, alles ist wieder da. Auch der Professor, der den Segen seiner "freien Marktwirtschaft" preist, die jahrelang unsichtbare Waren ins Licht des Angebotes gezaubert hatte. Es ist auch - in der CDU - die Partei vorhanden, die ihn gestützt hat und ihm Beifall klatscht. Nur eines fehlt: der "Bezugschein Geld" in den Händen derer, die es am Nötigsten hätten. Merkwürdig, wie recht der Dichter hat: [] "Hat man viel, so wird man bald [] noch viel mehr dazu bekommen. [] Wer nur wenig hat, dem wird [] auch das Wenige noch genommen." [] Ergebnis der "freien Marktwirtschaft" [] Das wissenschaftliche Institut der Gewerkschaften hat festgestellt: [] 8,5 Millionen Haushaltungen von Arbeitern, Angestellten und Beamten verbrauchen 60 Prozent dessen, was sie im Jahre 1936 verbrauchen konnten; [] 2,5 Millionen Haushaltungen von Rentnern und Pensionären verbrauchen 50 Prozent von 1936; [] 3 Millionen Haushaltungen von Selbständigen verbrauchen 103 Prozent von 1936. [] Ihr habt's in Händen [] In Bonn haben die Sozialdemokraten zum erstenmal außer der staatsbürgerlichen Gleichheit der Frau, auch ihre rechtliche Gleichstellung auf allen Gebieten des Lebens durchgesetzt. Das ist etwas Neues, ist eine außerordentliche, sonst nirgends gekannte Entwicklungsmöglichkeit. Das höchste Interesse der Frauen ist die Vermeidung neuer Kriege, neuen Unglücks, neuer Vernichtung von Menschenleben. Sie sind dazu berufen, für eine Politik des Friedens und der Menschlichkeit zu kämpfen. Die Frauen müssen der Sozialdemokratie helfen, für die Befreiung der Kriegsgefangenen, die Rückkehr der Verschleppten und der noch immer zurückgehaltenen Mädchen und Frauen in Sowjetrußland zu kämpfen. Sie kämpfen für sich und ihre Familie, wenn sie die Sozialdemokratie in diesem Ringen unterstützen. [] (Aus dem Wahlaufruf der SPD.) [] Wer mußte zumeist die Karre ziehn? [] Die Mutter, die Frau! [] Wer konnte nicht in Verzweiflung fliehn? [] Die Mutter, die Frau! [] Wer zog die Familie aus dem Dreck? [] Die Mutter, die Frau! [] Wer hielt die schlimmste Not von ihr weg? [] Die Mutter, die Frau! [] Wer gab den Kindern das eigene Brot? [] Die Mutter, die Frau! [] Wer opferte sich bis in den Tod? [] Die Mutter, die Frau! [] Schütze die Deinen vor neuer Qual, [] du Mutter, du Frau, [] stimm' für den Frieden bei der Wahl, [] du Mutter, du Frau! [] [...]abend in stiller Landschaft - Frieden haben. Zu zweit stehen wir an einem von Weiden umgrenzten See. Die Abendsonne spiegelt in dem leicht gekräuselten Wasser. [] Ein Mann mit schlohweißem Haar nähert sich dem See. Gebeugt, sich auf einen Stock stützend, in der linken Hand einen Traggurt, schreitet er an uns vorüber. Zerschlissen ist seine Kleidung, durchlöchert sein Schuhzeug, versonnen ist sein Blick. An der rechten Hand sind zwei aneinandergesteckte Trauringe sichtbar. Er geht weiter, dem nahen Wald zu. Einer, an dem sich das Wort erfüllen müßte: Ruhe haben. [] Wäre es nur allen denen, die es verdienten, möglich, an einem stillen Platz auszuruhen. Der Kampf ums Dasein läßt unseren verdienten Alten nicht die Zeit dazu. Sorgen um das Morgen lassen sie nicht zur Ruhe kommen. [] Brutal und mitleidslos ist das Leben gegenüber den Menschen. Über Jahrhunderte hinweg geht wie ein roter Faden Tod und Zerstörung, Elend und Not. Menschen sind es, die dieses Leben gestaltet haben. Muß das so sein? Liegt es nicht in unserer Macht, das Zusammenleben der Menschen in Wohlfahrt zu gestalten? - [] Mein Freund, der den Blick auf den Wald gerichtet hat, unterbricht meine Gedanken mit den Worten: [] "Wir müßten ihm tragen helfen." [] Der soziale Lastenausgleich [] Die Alliierten und alle deutschen Parteien haben dem Volke einen Lastenausgleich versprochen. Heute wird er aufschiebend und ausweichend behandelt. Das Frankfurter Soforthilfegesetz, das nur als Notmaßnahme für den Winter gedacht war, wird heute schon von den Rechtsparteien als fast untragbar bezeichnet. Aber ein Lastenausgleich ist undenkbar, wenn er nur die Besitzer des Geldes erfaßt und die Sachwertbesitzer ungeschoren läßt. [] (Aus dem Wahlaufruf der SPD.) [] Auf die alten Tage [] Es gibt vieles in unserem Volke, dessen Anblick zu Traurigkeit stimmt. [] Da sind die alten Leute. Sie haben ihr Leben lang gewirkt und geschafft. Es war kein leichtes Leben. Die Alten sahen Glanz und Untergang des Kaiserreiches, der Weimarer Republik, des tausendjährigen Dritten Reiches, und sie blicken nun auf das zerstückelte, blutende Deutschland von heute. Zwei Weltkriege haben sie umlodert, zwei Inflationen haben die Ersparnisse der kleinen Sparer vernichtet. [] Unsere Alten haben wie die alten Menschen aller Zeiten auf einen ruhigen, sicheren Lebensabend gehofft. Genügend zu leben, ein gemütliches Heim, kleine Freuden und den friedlich-glücklichen Blick auf Kinder und Kindeskinder - das war ihr Wunsch fürs Alter. [] Alles ist anders geworden. Die Alten haben es zumeist bitter schwer. Der Krieg hat in unzähligen Fällen die Kinder und Kindeskinder fortgerissen. Oft hat er ihnen die Heimat genommen. In schlechten Behausungen verbringen viele ihre Tage. [] Und es ist so wenig, wovon die meisten unserer Alten leben müssen. Es ist weniger, als mit dem Ansehen eines Kulturvolkes vereinbar ist. [] Die Alten haben nur eines, das ihnen niemand rauben kann: die Erinnerung. Dank dieser Erinnerung wissen sie auch, in welcher Zeit ihres Lebens am besten und ehrlichsten der alten Leute und aller anderen sozial Schwachen gedacht wurde. Es war stets dann, wenn die Sozialdemokratie von ausschlaggebender Bedeutung war. [] Aus der Erfahrung eines langen Lebens ist den Alten auch klar, wie bedeutungsvoll die kommende Wahl zum Bundestag für Deutschlands weiteres Geschick und für das Los der alten Leute ist. Wer wird im neuen Bundestag den Ausschlag geben? Wird sich das entschiedene soziale Wollen der Sozialdemokratie durchsetzen, oder werden jene politischen Kräfte obenauf sein, die nationale Beteuerungen und christliche Redewendungen mit einer extrem kapitalistischen Wirtschaftspolitik zu Verbinden wissen? [] Die Alten wissen: Einmal muß die so lange schon fällige soziale Neugestaltung Deutschlands erfolgen. Die verhängnisvollen Kräfte, die dies - in wechselnder Verkleidung - durch Jahrzehnte verhindert und dadurch immer wieder Deutschland in Katastrophen gestoßen haben, müssen geschlagen werden. - [] Sie wissen, daß man wählen muß. Und daß man richtig wählen muß. Sie wählen daher die Sozialdemokratie, die schon vor acht Jahrzehnten das Programm einer solchen Neugestaltung Deutschlands verkündet und unbeirrbar seine Verwirklichung angestrebt hat. [] Höchstes Gebot [] Hab' Achtung vor dem Menschenbild! [] Und denke, daß, wie auch verborgen, [] darin für irgendeinen Morgen [] der Keim zu allem Höchsten schwillt! [] Hab' Achtung vor dem Menschenbild! [] Und denke, daß, wie tief er stecke, [] ein Hauch des Lebens, daß ihn wecke, [] vielleicht aus deiner Seele quillt! [] Hab' Achtung vor dem Menschenbild! [] Die Ewigkeit hat eine Stunde, [] wo jegliches dir eine Wunde, [] und wenn nicht die, ein Sehnen stillt! [] Hilfe für die wirtschaftlich Schwachen [] Was in Frankfurt an sozialer Hilfe geschaffen wurde, ist entscheidend durch die Sozialdemokratie erreicht worden. Aber wir sind erst am Beginn eines neuen Aufbaues der gesamten Sozialpolitik. Wir brauchen eine grundlegende Reform der Sozialversicherung und eine ausreichende Regelung der Pensionen. Das Recht auf produktive Arbeit für Schwerkriegsbeschädigte und Körperversehrte ist sicherzustellen. [] Wir sehen in den Kriegsbeschädigten nicht Träger des Nazismus, sondern seine schwer getroffenen Opfer. Jeder Arbeitsunfähige muß ausreichend versorgt werden. Wir wollen die Stellung der Arbeitnehmer im Wirtschaftsprozeß verbessern durch Stärkung der Gewerkschaften, Mitbestimmung in den Betrieben und Ausbau des Arbeitsrechtes. [] (Aus dem Wahlaufruf der SPD.) [] Landmann - 12 Forderungen für Dich! [] Zum Besten der Landwirtschaft [] Zwölf Forderungen der SPD [] 1. Beseitigung der Unterbewertung der Landarbeit. Einbeziehung der Landwirtschaft in die Gesamtplanung der deutschen Volkswirtschaft. [] 2. Grundsätzliche Anerkennung des Privateigentums am Boden für jeden, der mit seiner Hand und seiner Familie Arbeitskraft den Boden bebaut. [] 3. Erhaltung und Vermehrung des frei veräußerlichen und vererbbaren bäuerlichen Eigentums durch Neu- und Anliegersiedlung. Unterbindung von Bodenpreiswucher und Bodenspekulation. [] 4. Erhaltung und Vermehrung von Heimstätten für Landarbeiter. [] 5. Beratung und Förderung jedes landwirtschaftlichen Betriebes zur Erreichung des größtmöglichen ernährungswirtschaftlichen Leistungsstandes. [] 6. Förderung des Genossenschaftswesens als Selbsthilfeorganisation der Landwirtschaft sowie der Zusammenarbeit von Erzeuger- und Verbrauchergenossenschaften. [] 7. Ausbau und Verbesserung des landwirtschaftlichen Schulungswesens. [] 8. Bereitstellung billiger Agrarkredite durch Staat und Gesamtwirtschaft. [] 9. Vereinfachung der Besteuerung der Landwirtschaft, um höchste ernährungswirtschaftliche Leistungen zu fördern. [] 10. Schaffung einer Marktordnung, die den Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage landwirtschaftlicher Erzeugnisse zu gerechten Preisen sichert. Ergänzung dieser Marktordnung durch eine Außenhandelsstelle, die volkswirtschaftlich notwendige Einfuhren von landwirtschaftlichen Erzeugnissen so regelt, daß die Entwicklung der deutschen Landwirtschaft nicht gestört wird. [] 11. Aufbau einer landwirtschaftlichen Selbstverwaltung nach demokratischen Grundsätzen. [] 12. Förderung des ländlichen Wohnungsbaues, Ausbau der Alters- und Krankenkasse sowie der Familienfürsorge auf dem Lande. [] Sozialer Wohnungsbau [] Seit der Währungsreform sind geschäftliche und private Luxusbauten im Überfluß entstanden. Der soziale Wohnungsbau aber, der bei fünf Millionen fehlender Wohnungen das brennendste Problem der Gegenwart ist, wurde vernachlässigt. Das ist das Ergebnis der freien und unkontrollierten Wirtschaft: 170000 Bauarbeiter sind erwerbslos, sogar der Bau von Bergarbeiterwohnungen ist ins Stocken geraten. Die Sozialdemokratie legt ein Wohnungsbauprogramm für Westdeutschland vor, das für vier Jahre eine Million Wohnungen in Neubau, Ausbau und Wiederaufbau vorsieht. Baustoffe und Arbeitskräfte sind genügend vorhanden. Die Finanzierung ist möglich, wenn die Diktatur der freien Verdienerwirtschaft gebrochen und der Mensch mit seinen Bedürfnissen in den Mittelpunkt gerückt wird. Erst die Lösung der Wohnungsfrage schafft die Voraussetzungen für die wirtschaftliche Freizügigkeit und soziale Sicherheit. [] Wählt den Kandidaten Nr. 1 SPD [] Menschlichkeit [] Schicksal und Zukunft jener Millionen von Menschen, welche durch den Spruch von Potsdam ihrer Heimat beraubt wurden, stellen eine gesamtdeutsche Aufgabe dar. In ihnen verkörpert sich ein Fundamentproblem des europäischen Friedens. Ihre Bedrängnis ist eine Anrufung an das Gewissen der zivilisierten Welt. Was die Vertriebenen brauchen, ist nicht Gnadenbrot des Mitleids, sondern Recht und Menschlichkeit. [] An dem Urrecht auf ihre Heimat hallen wir fest und hoffen im Rahmen einer demokratischen Neuordnung Europas auf die Wiedergutmachung geschehenen Unrechts. Dafür werden wir, die wir diese Forderung zuerst erhoben haben, stets eintreten, [] Die Aufgabe der nächsten Zukunft ist die Linderung des wirtschaftlichen und sozialen Schicksals der Vertriebenen im Rahmen des westdeutschen Wiederaufbaues. Die Länderhilfe für die vertriebenen Deutschen muß durch Bundeshilfe entscheidend verstärkt werden. Wir fordern ein Flüchtlingsministerium in der neuen Bundesregierung. [] Wir warnen die Vertriebenen vor jenen Parteien, Organisationen und Personen, die nationalistische Forderungen und Drohungen ausstoßen. Damit wird nicht ein Quadratmeter Heimatland zurückgewonnen. [] Wir warnen vor den Leuten, die mit dem Hinweis auf das Unrecht und den Unsinn der Oder-Neiße-Linie eigenen Opfern und Unbequemlichkeit zugunsten ihrer vertriebenen deutschen Brüder entgehen wollen. [] Die deutsche Sozialdemokratie, die selbst in hohem Grad aus vertriebenen Deutschen besteht, tritt ein für die volle Gleichberechtigung der Flüchtlinge, wo immer sie sich in unserem gemeinsamen Vaterlande befinden. Sie hält entschieden daran fest, daß die Folgen des Krieges vom ganzen Volke getragen werden müssen, verteilt auf alle Schultern je nach ihrer Stärke. [] Im Namen der Vertriebenen ruft sie nach innen und außen ihre alte Losung: [] Gerechtigkeit
Published:14.08.1949