Liebe Wählerin, lieber Wähler! Wir Deutschen in der Bundesrepublik stehen in den nächsten Wochen vor der schwersten Entscheidung:

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Liebe Wählerin, lieber Wähler! Wir Deutschen in der Bundesrepublik stehen in den nächsten Wochen vor der schwersten Entscheidung: Im Bundestag muß darüber entschieden werden, ob die "Pariser Verträge" angenommen oder abgelehnt werde...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Behrisch, Arno, Schulze, Heinz, Högn, Hans
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 29.01.1955
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/0E00D105-AEE7-414C-B5C2-707E9A6C78ED
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Liebe Wählerin, lieber Wähler! Wir Deutschen in der Bundesrepublik stehen in den nächsten Wochen vor der schwersten Entscheidung: Im Bundestag muß darüber entschieden werden, ob die "Pariser Verträge" angenommen oder abgelehnt werden sollen. Bei diesen Vertragen handelt es sich aber nicht nur darum, ob 500000 junge Deutsche in Kasernen kommen, sondern die Annahme der "Pariser Verträge" bedeutet zugleich auch, dass [] 1. Deutschland endgültig gespalten bleibt, 2. das Saarland "europäisiert" und von Deutschland losgelöst wird, 3. die völlige Aufrüstung auch der Sowjetzone unter russischem Kommando erfolgt! Das heißt also, daß wir statt Wieder-Vereinigung die Wieder-Aufrüstung beider Teile Deutschlands gegeneinander erhalten würden - mit all den drohenden Folgen auch für die Währung und Wirtschaft. Dagegen wehren wir uns aus tiefster Verantwortung mit allen Kräften. Namhafte Frauen und Männer aus dem öffentlichen Leben, Politik, Wissenschaft und Wirtschaft, aus den großen Konfessionen und Arbeitnehmerverbänden fordern durch ernsthafte Verhandlungen der vier Besatzungsmächte zu versuchen, die Einheit Deutschlands zu erreichen', bevor durch Annahme der "Pariser Verträge" solche Verhandlungen unmöglich gemacht werden! Diese führenden Persönlichkeiten haben am 29. Januar 1955, in der historischen Paulskirche in Frankfurt ein Deutsches Manifest gemeinsam beschlossen und verkündet, von dem wir ein Exemplar beifügen. Wir bitten Sie, dieses Deutsche Manifest durchzulesen und es mit allen wahlberechtigten Angehörigen Ihrer Familie ebenfalls zu unterzeichnen; denn wir sind überzeugt davon, daß auch Sie die Sorgen der bereits unterschriebenen führenden Persönlichkeiten teilen. Dieses Deutsche Manifest wird dem Bundestag und der Bundesregierung unterbreitet und wird uns unserem gemeinsamen Ziel näherbringen, nämlich [] aus unserem zerrissenen Land ein einiges Deutschland in Frieden und Freiheit zu schaffen. Ihre Unterschrift soll diesem gemeinsamen Ziel dienen! Unsere Helfer werden ab 10. Februar das von Ihnen unterzeichnete Deutsche Manifest abholen. Sie können das Manifest auch unterschrieben in eine Urne, stecken, die im Hause (Laden) der Oberfränkischen Verlagsanstalt, Marienstraße 75, steht. Wir danken Ihnen! Mit freundlichen Grüßen! Arno Behrisch [] MdB [] Heinz Schulze [] Landrat [] Hans Högn [] Oberbürgermeister und MdL [] Hans Schiller [] Stadtrat [] Hans Schädel [] Bezirkssekretär [] Franz Hader [] Oberregierungsrat [] Dr. Heinrich [] Direktor [] Josef Bugla [] (Gewerkschaft der Eisenbahner) [] Erich Jahn [] Stadtrat [] Georg Hofmann [] Stadtkämmerer [] Dr. Engel [] Stadtrat [] Karl Panzer [] Stadtrat [] Georg Künzel [] (Gewerkschaft ÖTV) [] Dr. Braun [] Stadtrat [] Fritz Ebert [] Stadtrat
Published:29.01.1955