Auf den Busch geklopft

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Auf den Busch geklopft [] Bonner Böse-Buben-Streiche [] Ach, was muß man oft von bösen [] Leuten hören oder lesen!!! [] Wie zum Beispiel hier von diesen, [] die Konrad und Ludwig hießen. [] Hier ist, was sie alles trieben, [] abgemalt und a...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Buchstaller, Werner, Vereinsdruckerei GmbH, Koblenz
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 06.09.1953
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/83696EA3-587A-4B83-A7C1-A94FA6CA6A26
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Auf den Busch geklopft [] Bonner Böse-Buben-Streiche [] Ach, was muß man oft von bösen [] Leuten hören oder lesen!!! [] Wie zum Beispiel hier von diesen, [] die Konrad und Ludwig hießen. [] Hier ist, was sie alles trieben, [] abgemalt und aufgeschrieben. [] 1. Streich [] Mancher gibt sich viele Müh [] mit der Grundstoffindustrie. [] Einesteils der Rüstung wegen, [] welche die Betriebe pflegen. [] Zweitens: weil man dann und wann [] auch mal mitbestimmen kann. [] Drittens wehrt man damit auch [] sich vor ihrem Machtmißbrauch, [] wenn der Schlotbarone Gold [] in gewisse Wahlfonds rollt. [] Seht, da ist der Michel Bolte, [] der das auch nicht gerne wollte. [] Auch sein Anhang, apropos, [] dacht in diesen Fragen so. [] Konrad - Ludwig brüten nun: [] was ist hier jetzt wohl zu tun - [] ganz geschwinde, eins, zwei, drei, [] backen sie den Wählerbrei, [] jeder Meinung je ein Stück, [] Propaganda fingerdick, [] und verknüpfen dieses ganz [] tückisch mit der Hochfinanz - [] und verkünden dreist und platt: [] Dieser Bissen macht Euch satt! [] Viele Wähler schlucken munter [] diesen Lügenbrei hinunter. [] Doch sie müssen unterdessen [] immer noch Sanella fressen. [] Preise flattern in die Höh'. [] Ach herrje, herrjemineh! [] Und sie bleiben an dem langen [] Ast der Marktwirtschaft nun hangen. [] Seht, ihr Hals wird lang und länger! [] Und ihr Gürtel eng und enger. [] Michel Bolte in der Kammer [] hört im Bette diesen Jammer. [] Ahnungsvolll tritt er heraus: [] Ach, was war das für ein Graus. [] Und er flucht jetzt seinem Schlafe: [] Dieses hier war nun die Strafe! [] Alle an dem Aste bammeln [] und sehr spät erleuchtet stammeln: [] Sozial an dieser Wirtschaft ist [] daß einer hier für viele frißt. [] 2. Streich [] Jeder wünscht sich unverwandt [] ein geeintes Vaterland. [] Unseres ist noch getrennt: [] Hüben ist ein Parlament - [] drüben aber unter Zwang [] russischer Befehlsempfang. [] Mancher überlegt dabei - [] wie wird dieses Land mal frei? [] Jedem Klugen ist gewiß: [] Einzig durch ein Kompromiß. [] Als Brückenschlag erweist sich hier [] die Konferenz der großen Vier. [] Konrad, Ludwig aber sägen [] mit den EVG-Verträgen [] ritze ratze! voller Tücke [] in die Brücke eine Lücke. [] Bald schon kommt es an den Tag - [] wie die Sache enden mag. [] 3. Streich [] Michel schuftet früh bis spät, [] doch wie es den meisten geht [] fällt dabei für ihn nichts ab, [] denn sein Lohn ist ziemlich knapp. [] Trotzdem will er schon seit Jahren [] ein Notgeld sich vom Munde sparen. [] Konrad, Ludwig aber lachen, [] weil sie das unmöglich machen. [] Denn wer eine "Lehr"macht hält - [] braucht dazu des Michels Geld. [] So beschlossen sie verstohlen [] sich des Michels Geld zu holen. [] Jeder weiß, daß so ein Staat [] einen großen Haushalt hat. [] Darin sitzen nach der Wahl [] meistens Steuern ohne Zahl. [] Konrad, Ludwig immer munter [] schütteln sich in Dutzend runter [] und wickeln säuberlich und fein [] die Steuern in Gesetze ein. [] Weil es sich besser so versteckt [] sind diese Steuern indirekt. [] Heimlich unter Michels Decken! [] Man darf ihn nicht zu früh erwecken! [] Michel bettet sich parat, [] wie es Michel immer tat. [] Seine Augen macht er zu - [] Hüllt sich ein und schläft in Ruh; [] denn er wählte CDU. [] Doch die Steuern kritze, kratze, [] kommen schnell aus der Matratze. [] Schon faßt eine, die voran, [] Michels große Nase an. [] Hin und her und rundherum [] kriecht es, fliegt es mit Gebrumm. [] Autsch! schon wieder hat er eine - [] und aus Münzen werden Scheine ... [] Der Michel konstatiert darum: [] Die meinen nicht das Christentum, [] wie vor den letzten Wahlen, [] die meinen das Bezahlen! [] Vorletzter Streich [] Vor der zweiten Bundeswahl, [] als die Wähler dieses Mal [] wollten ihre Stimme nun [] in den SPD-Topf tun, [] wünschten Konrad, Ludwig auch [] diese für sich zum Gebrauch. [] Jedermann, wer es auch sei, [] ist in der Entscheidung frei, [] wen er haßt und wen er liebt, [] wem er seine Stimme gibt. [] Niemand steht ein Vorrecht zu, [] und auch nicht der CDU. [] Das gleiche Wahlrecht - ei der Daus - [] ist ein verschloßnes, festes Haus. [] Konrad, Ludwig aber hetzen, [] um das Wahlrecht zu verletzen. [] Die Wählerschaft muß man betrügen, [] um ihre Stimmenzahl zu kriegen! [] Also, will hier einer stehlen, [] muß er durch den Schlot sich quälen. [] Ratsch! da kommen die zwei Knaben [] durch den Schornstein, schwarz wie Raben. [] Denn bei solchem bösen Sinn [] ist die weiße Weste hin. [] Aber schon mit viel Vergnügen [] sehen sie, die Stimmen liegen. [] Mit dem Stuhl der Koalition [] schafft man diese Sache schon. [] Knacks! da bricht der Stuhl entzwei, [] schwapp da liegen sie im Brei. [] Von Verachtung ganz umhüllt [] stehn sie da als Jammerbild. [] Michel denkt. Nun ist's genug [] mit versuchtem Wahlbetrug. [] Keiner hätte je gedacht, [] daß ein Christ so etwas macht! [] Michel glaubt, er sei verraten [] und läßt sie im Ofen braten. [] Jeder denkt, die sind perdü! [] Aber nein - noch leben sie. [] Denn, wie das so meistens ist: [] der simple Michel schnell vergißt. [] Zu schnell zog er sie aus der Glut - [] sie sind wohl braun, jedoch nicht gut. [] Knusper, knapper - wie zwei Mäuse [] fressen sie durch das Gehäuse, [] und sie zeigen sich voll Leben [] wieder fromm und gottergeben. [] Da staunt der Michel: Dunnerlittchen, [] das ist ein toller Staat! [] denn für die gleiche Tat [] sitzt einer auf dem Thron, [] der andere im Kittchen. [] Letzter Streich [] Konrad, Ludwig - wehe euch! [] Jetzt kommt euer letzter Streich! [] Wozu müssen auch die beiden [] deutsches Land von Deutschland schneiden [] und dazu sich noch erfrechen [] Deutschlands Wirtschaftskraft zu schwächen? [] Konrads Messer - ritsch - ratsch - rutsch - [] und das Saargebiet ist futsch! [] Ludwig schlägt die Wirtschaft leck [] und die Kohlen schwimmen weg. [] Viergeteilt und ausgeraubt [] hat ein jeder doch geglaubt: [] Wichtig ist - auch unter Ketten - [] das Verbliebene zu retten. [] Konrad, Ludwig aber eilen, [] um auch dies noch zu verteilen. [] Und das Amen jeden Falles: [] Kleinst-Europa über alles! [] Wenn den Michel das empört, [] so er diese Sachen hört - [] ja, dann krabbeln die zwei Losen [] unter Eisenhowers Hosen [] oder drohn dem deutschen Michel [] mit dem Hammer, mit der Sichel ... [] Und manches Mal auch hier und da, [] mit Onkeln aus Amerika. [] Michel sieht mit düstren Sinnen [] alles durch die Finger rinnen [] und verwundert steht und spricht er: [] "Zapperment - so ein Gelichter!" [] Und es wird ihm endlich klar, [] wer hier heimlich mopsen war. [] Hops! in seinen Sack hinein [] schaufelt er jetzt den Verein. [] Konrad - Ludwig wird's fatal - [] denn nun geht es auf zur Wahl! [] Meister Wähler - he - - heran! [] Jetzt streng mal dein Köpfchen an! [] "Her damit!" Und in den Trichter [] schüttelt er die Bösewichter. - [] Konrad ruft noch mal heraus: [] "OHNE MICH - bricht Chaos aus!" [] Was ich alles Gutes tat, [] seht ihr doch in eurem Staat! [] Ich brachte euch Gewehre [] und viele Millionäre! [] Und wenn ich wieder kehre, [] bring ich euch Ruhm und Ehre ..." [] Ob die Mühle rickeracke [] sie wohl mahlet mit Geknacke?!? [] Ist noch immer wer so dumm - [] und weiß nicht WIESO, WARUM? [] Der schau, wie's auf jenem Blatt, [] Meister Busch's gezeichnet hat! [] Von dem man doch versichern kann: [] Er war ein wirklich kluger Mann ... [] Sonderdruck aus "Klarer Kurs", Monatsschrift der Jungsozialisten Deutschlands. [] Verantwortlich: Werner Buchstaller [] Bearbeitung: Hans Eckensberger, Karl Garbe [] Druck: Vereinsdruckerei GmbH., Koblenz.
Published:06.09.1953