Der Eskimohund und die Atombombe

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Dublette (1) Der Eskimohund und die Atombombe [] Eine merkwürdige Ueberschrift, nicht wahr? [] Aber seht einmal her! So wenig der Eskimohund in den Polarwüsten des hohen Nordens mit der Erfindung der Atombombe zu tun hat, so wenig haben Profe...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Bezirk Westliches Westfalen, Wenke, Heinrich, Westfalendruck, Dortmund
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 14.08.1949
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/57F9D968-77AC-49A6-8368-9B7BFBC11A43
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Dublette (1) Der Eskimohund und die Atombombe [] Eine merkwürdige Ueberschrift, nicht wahr? [] Aber seht einmal her! So wenig der Eskimohund in den Polarwüsten des hohen Nordens mit der Erfindung der Atombombe zu tun hat, so wenig haben Professor Erhard und die CDU mit der Währungsreform und dem dadurch geschaffenen wertbeständigen Gelde zu tun. [] Die dringend notwendige Währungsreform wurde nach beratender Mitarbeit eines deutschen Sachverständigen-Ausschusses von den Militärregierungen angeordnet. Professor Erhard und die CDU aber betreiben politische Falschmünzerei, wenn sie die positiven Auswirkungen der Währungsreform als die Erfolge ihrer Politik darstellen. Die Sozialdemokratie hatte gefordert, daß gleichzeitig mit der Währungsfrage ein sozialgerechter Lastenausgleich verbunden werden sollte. Diese Forderung wurde nicht erfüllt. [] Professor Erhard und die CDU sagen: "Daß ihr heute wieder alles kaufen könnt, das verdankt ihr allein unserer Politik". [] Gewiß können wir wieder alles kaufen, Schuhe, Hemden, Kleidung, Möbel und vieles andere, wenn wir das nötige Geld dazu haben. Es gibt sogar schon wieder genügend Leute, die sich [] jeden Tag eine Gans für die Bratpfanne [] und noch weit mehr dazu leisten können, die ein wahres Schlemmerleben führen, obwohl sie am Tage des Währungsschnittes auch nur 40,00 DM Kopfquote erhielten wie wir alle. Die Politik Erhards und der CDU sowie all der übrigen bürgerlich-kapitalistischen Parteien im Frankfurter Wirtschaftsrat hat ihnen die Möglichkeit dazu gegeben. [] Die durch diese Politik geschützten Warenhorter aus der Zeit vor dem Währungsschnitt sind zu den Geldhortern nach dem Währungsschnitt geworden, [] mancher von ihnen hat bereits im Laufe eines einzigen Jahres schon wieder beträchtliche Reichtümer gesammelt. [] Willkür in der Eisgestaltung [] ist die Folge der durch Professor Erhard unter dem Jubel der CDU und der anderen kapitalistischen Interessenvertreter angeordneten Aufhebung des Preisstops, der unmittelbar nach der Währungsreform die Preise klettern ließ, wodurch sich eine unerträgliche Spannung zwischen Löhnen und Preisen ergab. Die von Professor Erhard so groß angekündigte Rückläufigkeit der Preise blieb fast durchweg weit hinter seinen Versprechungen zurück. [] Willkür in der Produktion [] ist die Folge der durch Erhard verfügten und von allen kapitalistischen Interessenvertretern begeistert aufgenommenen überstürzten Einführung der "Freien Wirtschaft", die, wie zum Hohn von Erhard noch als soziale Marktwirtschaft gepriesen wird. [] Statt Gebrauchswaren für den Bedarf des Volkes werden vielfach Luxuswaren hergestellt, weil sie höhere Gewinne abwerfen. Statt die vorhandenen Rohstoffe planmäßig für die Versorgung des Volkes mit notwendigen Bedarfsgütern einzusetzen und die Produktion entsprechend zu lenken, öffnete Professor Erhards Politik der Profitwirtschaft Tür und Tor. [] Die Taten sehen anders aus als die Reden [] Zwar heißt es im sogenannten Ahlener Programm der CDU wörtlich: [] "Planung und Lenkung wird auch in normaler Zeit der Wirtschaft in erheblichem Umfang notwendig sein", [] und Dr. Adenauer erklärte in seiner Bonner Rede am 6. April 1946: [] "Die Wirtschaft hat der Bedarfsdeckung des Volkes zu dienen. Die Wirtschaft soll dem Menschen dienen, nicht der Mensch der Wirtschaft", [] und weiter sagte Dr. Adenauer in der gleichen Rede: [] "Eine vernünftige Planung und Lenkung der Wirtschaft ist unerläßlich. Dies geschieht am besten in Selbstverwaltungskörperschaften." [] In der Regierungserklärung des CDU-Ministerpräsidenten Arnold heißt es: [] "Die Neuordnung der Wirtschaft soll erfolgen aus dem Geiste der Verpflichtung des einzelnen gegenüber der Gemeinschaft", [] und in einem Aufruf der Partei des Herrn Adenauer vom 4. Februar 1947 liest man: [] "das kapitalistische Wirtschaftssystem ist den staatlichen und sozialen Lebensinteressen nicht gerecht geworden." [] Trotzdem [] versucht gerade die CDU in Frankfurt, das bankerotte [!][bankrotte] Wirtschaftssystem von Gestern wieder aufzubauen. [] Trotzdem [] wurden in Frankfurt bisher alle Grundlagen einer vernünftigen Planung und Lenkung bewußt zerstört und die freie Wirtschaft als das A und O aller volkswirtschaftlichen Weisheiten gepriesen. [] Trotzdem [] versucht die CDU immer wieder mit allen Mitteln, jede Form einer wirklichen Selbstverwaltung der Wirtschaft zu verhindern. Und obwohl Professor Erhard in seiner Düsseldorfer Rede am 28. Juni 1948 sagte: "Ich hin überzeugt, kein Mensch und keine Partei hätte den Willen gehabt, diese Bezugscheinpflicht durchzuführen", verdächtigen er und seine Partei heute die SPD, daß sie die Bezugscheinpflicht und die Zwangswirtschaft wieder einführen wolle, sagte Professor Erhard in seiner Münchener Rundfunkrede am 16. Oktober 1948: "Die Kollektivisten aller Sorten verbinden sich im Kampf gegen die Freiheit" und sprechen Professor Erhard und seine Knappen in der CDU, CSU, FDP usw. von der sozialistisch gelenkten Bedarfsdeckungswirtschaft als von der Zwangswirtschaft unseligen Angedenkens, die in Wirklichkeit ein Ueberbleibsel der Kriegszwangswirtschaft des Zweiten Weltkrieges war, die kein Sozialdemokrat erfunden oder auch nur gewollt hat. [] Es ist immerhin eine starke Infamierung des politischen Gegners, wenn die CDU und der Herold ihres Wahlkampfes, Professor Erhard, die Sozialdemokratie und die von ihr geforderte sozialistisch gelenkte Bedarfsdeckungswirtschaft mit dem Kollektivismus des Ostens in einen Topf wirft. Auch diese christlichen Politiker müßten wissen, daß die Sozialdemokratie den schärfsten Kampf gegen diese kommunistischen Kollektivisten führt und daß gerade sie, das hat sie besonders in Berlin unter Beweis gestellt, der beste Garant für die Sicherung der Freiheit ist, und darum sollten diese sich stets so christlich gebärdenden Politiker einmal zur Lektüre der Zehn Gebote Gottes übergehen und sich gerade das Gebot zu Gemüte führen, das da lautet: [] "Du sollst kein falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten." [] Auf dem Rücken der Armut [] taumelt Erhard mit seinen Anhängern in eine Wirtschaftskrise, die sich mit 1,3 Millionen Arbeitslosen heute bereits sehr stark abzuzeichnen beginnt, in einer Zeit, die saisongemäß an sich schon einen Rückgang der Arbeitslosigkeit bringen müßte, obwohl eine beispiellose Wohnungsnot und der Wiederaufbau unserer zerstörten Städte und Dörfer gebieterisch nach dem Einsatz all dieser heute untätigen Arbeitskräfte verlangen. [] Wenn nach dem totalen Zusammenbruch im Jahre 1945 die Wirtschaft überhaupt unter großen Schwierigkeiten wieder angekurbelt werden konnte, dann ist das einmal der allgemeinen Produktionsausweitung, beruhend auf der starken Erhöhung der Kohlenproduktion, dann aber auch der Europahilfe Amerikas durch den Marshall-Plan und schließlich der Schaffung eines wertbeständigen Geldes durch die Währungsreform zu danken. [] Die für die Wirtschaftsankurbelung grundlegende Erhöhung der Kohlenproduktion ist nicht Professor Erhard und seiner CDU-Politik, sondern dem starken Arbeitswillen der Ruhrbergarbeiterschaft zuzuschreiben, und wenn einzelnen daran noch ein Verdienst zugesprochen werden muß, dann vor allem auch dem Wirtschaftsminister von Nordrhein-Westfalen, Professor Nölting, der durch Verhandlungen mit den maßgebenden Vertretern der Arbeiter, der Behörden sowie auch der militärischen Stellen die organisatorischen Grundlagen dafür geschaffen hat. Auch am Marshall-Plan wie an der Währungsreform ist Professor Erhard unschuldig. [] Das traurige Verdienst Prof. Erhards [] ist, daß er all diese günstigen Voraussetzungen für den Wiederaufbau unserer Wirtschaft in einen Erfolg für die Großverdiener umzumünzen verstand, die von Professor Erhard das Recht erhielten, die Produktion in die Richtung einer sich heute schon wieder in den krassesten Formen zeigenden Profitwirtschaft, statt in die Richtung einer sozialen Bedarfsdeckungswirtschaft für das Volk zu lenken. [] Dafür haben sich diese Großverdiener denn auch entsprechend dankbar gezeigt und der Partei des Herrn Erhard zu einem Millionen-Wahlfonds verholfen. Dieselben Kreise, die vor 1933 ihre Millionen an Hitler spendeten und damit diesem zur Macht verhalfen, spenden heute Millionen für die CDU. Damals wie heute in der Absicht, die SPD zu bekämpfen. [] Für das Volk [] hatten Professor Erhard und seine kapitalistischen Freunde leere Versprechungen. Das an sich begrüßenswerte "Jedermann-Programm" haben sie sabotiert, wie das Beispiel der Textilfirma Müller aus Wuppertal beweist, die nur darum nicht in das Jedermann-Programm aufgenommen wurde, weil sie Anzüge bedeutend billiger anbot, als die von Herrn Erhard für das Jedermann-Programm bevorzugten Konkurrenzfirmen. [] Die volksverderbliche, auf hohe Profite ausgerichtete Preispolitik der Wirtschaftsverbände hat Erhard unterstützt und als schließlich das Jedermann-Programm wie eine Seifenblase zerplatzte, sprach sich Professor Erhard darüber in den höchsten Tönen der Befriedigung aus. [] Bei dem vorläufigen Lastenausgleich versuchte die CDU die Schwerverdiener zu schonen und lehnte die von der SPD geforderte 3prozentige Abgabe zugunsten des Lastenausgleichs ab. Sie war nur bereit, eine 2prozentige Abgabe zuzugestehen, die den Opfern des Krieges, den Flüchtlingen, den Bombengeschädigten, den Kriegsversehrten, den Kriegerwitwen und -waisen, also denen, die am meisten verloren hatten, wenig oder gar nichts einbringt. [] Gegen das von der SPD beantragte Sozialanpassungsgesetz führten die CDU und die FDP einen verbissenen Kampf, so daß das Gesetz schließlich nur eine unzureichende Erhöhung der Renten brachte und zu der Gleichstellung der Invalidenversicherung mit der Angestelltenversicherung zwecks Verbesserung der Invalidenversicherung konnte sich die CDU schließlich nur schwer entschließen, während die FDP darauf bestand, diese Klassenscheidung zu verewigen. Hinsichtlich der Selbstverwaltung der Sozialversicherung lehnten CDU und FDP den sozialdemokratischen Antrag ab, den früheren Zustand wieder einzuführen und die Vertreterversammlung aus zwei Drittel der Versicherten und einem Drittel der Arbeitgeber zusammenzusetzen, so daß beschlossen wurde, Versicherte wie Arbeitgeber sollen zu gleichen Teilen vertreten sein, was gegenüber dem Zustand selbst im kaiserlichen Deutschland ein wesentlicher Rückschritt ist. [] Die Politik Professor Erhards und die Politik der CDU hat das deutsche Volk, wie es die SPD voraussagte, geradenwegs [] an den Rand einer neuen Katastrophe gebracht. [] Wer diesen Weg bis zu seinem bitteren Ende gehen will, der muß am 14. August Professor Erhard, die CDU, FDP und alle die anderen kapitalistischen, die Politik Professor Erhards stützenden Parteien wählen. Er legt sich dann aber selbst den Strick um den Hals. [] Für die neue deutsche Bundesrepublik [] Wer aber einen gesunden wirtschaftlichen Aufbau Deutschlands will, der muß sich zur Politik der SPD bekennen, die unter Ausschaltung aller mit der Profitwirtschaft notwendig verbundenen Krisenerscheinungen eine geplante und gelenkte Bedarfsdeckungswirtschaft will, um die Lebensbedürfnisse des gesamten Volkes zu befriedigen, und die neu zu schaffende deutsche Bundesrepublik auf der Grundlage der Demokratie und des Sozialismus auszubauen gedenkt, auf daß jeder Deutsche, mit den gleichen Lebensrechten ausgestattet, in einem wohnlichen Hause ein lebenswertes Dasein haben kann, geschirmt gegen die diktaturlüsterne, gewalttätige Macht des Ostens, geschirmt aber auch gegen die Ausbeutungsgelüste eines profitgierigen in- oder ausländischen Kapitalismus des Westens. [] Für diese neue deutsche Bundesrepublik hat die SPD bei der Beratung über das Grundgesetz in Bonn einen scharfen Kampf gegen die Militärregierungen und gegen jene deutschen Kreise geführt, die in partikularistischem Eigensinn der Länderpolitik den Vorzug geben wollten gegenüber der Bundespolitik. [] Durch das entschiedene Nein der SPD am 20. April in Hannover, durch ihr "Bis hierher und nicht weiter" erst kam es nach neunmonatigen ergebnislosen Verhandlungen dann plötzlich binnen wenigen Tagen zur Schaffung des Grundgesetzes. Die SPD hat damit die Bahn freigemacht für die Wahl am 14. August. Das westdeutsche Bundesparlament, das an diesem Tage gewählt wird, soll die junge deutsche Bundesrepublik zu einem Hause erbauen, in dem sich für alle unter Beachtung gleicher Lebensrechte wohnen läßt. Das Grundgesetz muß in diesem Parlament durch eine wirkliche Verfassung abgelöst werden mit dem Ziel einer politischen, wirtschaftlichen und sozialen Neuordnung für das gesamtdeutsche Reich, in dem Länderegoismus und partikularistische Sonderwünsche sich dem Gesamtinteresse des deutschen Volkes unterzuorden haben. [] Wer also ein neues Deutschland will, mit einer gesunden politischen Grundlage für alle Deutschen, mit einer durch Vernunft geleiteten und gelenkten Wirtschaft, die allen Staatsbürgern gleicherweise dienstbar ist, ein Deutschland mit einer sozialen Neuordnung, in der das Leben jedem, auch dem im Lebenskampf Schwächeren, lebenswert erscheint, ein Deutschland auf der Grundlage des Friedens, der Freiheit und der Gerechtigkeit, der wählt SPD. [] Mit der SPD für ein freies Deutschland! [] Die SPD ist die Kraft der Entscheidung [] Jede Stimme der SPD [] Herausgegeben von der SPD, Bezirk Westliches Westfalen. Verantwortlich: Heinrich Wenke, Dortmumd [!] [Dortmund]. - Westfalendruck GmbH., Dortmund, 2096, 450000, 21.7.49. Klasse C.
Published:14.08.1949