Politisches Kabarett in Bildern

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Die Karikatur "Politisches Kabarett in Bildern" weist eine Reihe von zeitgenössischen Anspielungen und Personen des politischen Wirkens des Jahres 1932 auf. Das genaue Entstehungsdatum des Flugblatts läßt sich auf den Zeitraum zwisc...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Preußen, Wendt, Georg, E. Heckendorff, Berlin SO 36
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 24.04.1932
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/8729C5C3-6450-44AB-ADDA-D3BB41016003
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Die Karikatur "Politisches Kabarett in Bildern" weist eine Reihe von zeitgenössischen Anspielungen und Personen des politischen Wirkens des Jahres 1932 auf. Das genaue Entstehungsdatum des Flugblatts läßt sich auf den Zeitraum zwischen dem 14.3.1932 und 24.4.1932 begrenzen.<NZ>Bild 1:<NZ>Hintergrund ist vermutlich die "deutsch-französische Hitleraffäre" Ende 1931/Anfang 1932. Hermann Göring besuchte im Auftrag Hitlers den französischen Botschafter André François-Poncet in Berlin drei Mal. Im Namen Hitlers versprach Göring der französischen Regierung, daß eine künftige nationalsozialistische Reichsregierung Elsaß-Lothringen als französischen Besitz anerkennen, den Young-Plan akzeptieren und auf eine gewaltsame Revision des Versailler Vertrages verzichten würde. Vgl. Colepepper, W.: Die Verschwörung der deutsch-französischen Rechten, in: Die Weltbühne, 28. Jg., Nr. 10, S. 358-362, hier S. 361f. Bibliothek der sozialen Demokratie/Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung, Signatur: X 4007.<NZ>Bild 2:<NZ>Am 26.01.1932 hält Hitler eine programmatische Rede vor 650 geladenen Vertretern der deutschen Wirtschaft im Düsseldorfer Parkhotel. Dieser Veranstaltung wohnte auch ein Vertreter der französichen Schwerindustrie (Comité des Forges) bei. Vgl. ebda., S. 362. Hitlers Bekenntnis zum Privateigentum und dem Persönlichkeitsrecht in der Wirtschaft führte in der Folge zu einer verstärkten finanziellen Unterstützung der NSDAP durch zahlreiche Industrielle. Die Anspielung in der Karikatur "Kissen & Co." bezieht sich [vermutlich] auf die Großindustriellen Emil Kirdorf ["Ki" von Kissen] und Fritz Thyssen ["ssen" von Kissen]. Kirdorf und Thyssen bekannten sich schon frühzeitig zum Nationalsozialismus und wurden Mitglieder der NSDAP bereits vor 1932. Vgl. Thyssen, Fritz: I paid Hitler, London 1941, S. 128ff. (Bibliothek der sozialen Demokratie / Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung, Signatur: B 87 - 160) u. ders., in: Munzinger-Archiv. "Dalles" = [jiddischer Herkunft], Bezeichnung für Not bzw. Armut.<NZ>Bild 3:<NZ>Bemühungen um Hitlers Einbürgerung begannen schon 1929 (München). Im Rahmen der nationalsozialistischen Regierungsteilhabe in Thüringen wurde durch Innenminister Wilhelm Frick (1928) der Versuch unternommen, Hitler durch die Ernennung zum Landesbeamten die deutsche Staatsangehörgkeit zu verschaffen. Hitler lehnte das Angebot Fricks angesichts der "lächerlichen Begleitumstände" ab, die freie Stelle eines Gendameriekommissars von Hildburghausen zu bekleiden (1930). Goebbels diesbezügliche Tagebucheintragung lautet: "Ein gefundenes Fressen für die Karikaturenzeichner." Auch der von Dietrich Klagges (Minister für Inneres und Volksbildung in Braunschweig seit dem 15.9.1931) unternommene Versuch, Hitler ein Lehramt als "außerordentlicher Professor" an der TH Braunschweig zu übertragen, fand nicht die Zustimmung Hitlers. Erst die Ernennung Hitlers zum braunschweigischen Regierungsrat durch Klagges am 25.02.1932, ermöglichte die deutsche Staatsbürgerschaft für Hitler. Vgl. Reuth, Ralf Georg [Hrsg.]: Joseph Goebbels Tagebücher 1924-1945, Bd. 2 1930-1934, München 1992, S. 619 u. Fußnote 18, S. 631 sowie Fest, Joachim: Hitler eine Biographie, Frankfut/M. [u.a] 1976, Anmerkung 98, S. 1087. <NZ>Bild 4:<NZ>Am 25.11.1931 wurden durch Schlagzeilen in der gesamten deutschen Presse die als Boxheimer Dokumente bekanntgewordenen hochverräterischen Putschpläne der Nationalsozialisten um den hessischen Landtagsabgeordneten Werner Best enthüllt. Die von Best niedergeschriebenen Aufzeichnungen behandelten terroristisch-diktatorische Maßnahmen faschistischer Notverordnungen, die, entgegen den öffentlichen Legalitätsbekenntnissen Hitlers, im Falle einer Übernahme der Staatsmacht zahlreiche Handlungen unter Todesstrafe stellten. Vgl. Albrecht, Richard: Der militante Sozialdemokrat Carlo Mierendorff 1897 bis 1943, Eine Biografie, Bonn 1987, S. 119f. <NZ>Bild 5:<NZ>Nach dem 1. Wahlgang der Reichspräsidentenwahl am 13.3.1932 wurde in der Nacht vom 13.3.1932 auf den 14.3.1932 die Sturmabteilung (SA) der NSDAP unter Führung Ernst Röhms reichsweit in Bereitschaft vertsetzt, um, laut Röhm, allen Zusammenstößen auf der Straße vorzubeugen. Dieses geplante Vorgehen hatte Röhm dem preußischen Innenministerium zuvor mitgeteilt. Nachdem Reichsinnenminister Wilhelm Groener nicht intervenierte, entgegnete Hitler vor diesem Hintergrund den Vorwürfen Severings, der Bürgerkriegsapparat der NSDAP sei schlagbereit gewesen, daß das Vorgehen Röhms völlig "legal" sei. Vgl. Ossietzky, Carl von: Gang zwei, in: Die Weltbühne, 28. Jg., Nr. 12, S. 427-431, hier S. 429f. Bibliothek der sozialen Demokratie/Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung, Signatur: X 4007. <NZ>Bild 6: <NZ>NSDAP; Deutschnationale Volkspartei (DNVP); Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten; Reichslandbund; Deutsche Volkspartei (DVP).<NZ>Der Reichslandbund entstand 1921 durch Verschmelzung des Deutschen Landbundes mit dem Bund der Landwirte. Vgl. Reuth, Ralf Georg [Hrsg.]: Joseph Goebbels Tagebücher 1924-1945, München 1992, Fußnote 6, S. 614. Politisches Kabarett in Bildern [] 1 Nazi's Außenpolitik [] Hier siehst Du Adolf heimlich kosen [] Mit unsern "Feinden", den Franzosen. [] Im Innern, bei der Preußenwahl, [] ist er jedoch "streng national". [] 2 Nazi-Sozialismus [] Den Arbeitslosen, die im Dalles [] Verspricht der gute Adolf alles [] Dafür zahlt schmunzelnd eine Rate [] Die Industrie für Wahlplakate. [] 3 Nazi's Einbürgerung [] Der Adolf wurde als Gendarm [] In seiner Uniform nicht warm; [] In Braunschweig als Regierungsrat [] Ward deutsch er erst und - Kandidat. [] 4 Nazi-Programm. [] Im dritten Reich wird uns beglücken [] Der Aufschwung aller Sargfabriken. [] Denn Best in Boxheim hat beschlossen: [] Wer nicht pariert, wird gleich erschossen! [] 5 Nazi's Legalität [] Legalität! Verfassungstreue! [] So schwören täglich sie aufs neue. [] Was gilt ein Eid von diesen Schlingeln, [] Die "ganz legal" Berlin umzingeln!? [] 6 Das nationale Kapital [] Der Junker, der sich ruiniert, [] Wird, wie die Industrie, saniert. [] Die Republik greift in die Kassen [] Und darf zum Dank sich - stürzen lassen. [] 7 Die Schablone [] Wer tommt [!] denn da? Der Pinsel ist [] Wahrhaftig noch der Kommunist. [] Je mehr der nach Schablone kleistert, [] Ist Nazi-Adolf hoch begeistert. [] 8 Die "Volks"-Partei [] Hier sieht man noch kurz vor dem Sterben [] Die Volkspartei um Adolf werben. [] Sie weiß nicht mehr woher, wohin; [] Halb zog er sie, halb sank sie hin - [] Und die Moral von der Geschicht', [] O Michel, glaub' dem Zauber nicht, [] Wähl' Liste 1, hör' Du gut zu, [] Denn hast Du vor'm Faschismus Ruh. [] [] Der Hauptstoß gilt der Sozialdemokratie - [] die Parole der Nazis. Warum? [] Weil die Sozialdemokratie Preußen als stärkstes Bollwerk gegen den Faschismus ausgebaut hat, [] weil die Regierung Braun-Severing Bürgin dafür ist, daß der Arbeiterschaft Demokratie und Republik als Kampfboden und ihre politischen und gewerkschaftlichen Organisationen als Kampfmittel erhalten bleiben. [] Der Hauptstoß gilt der Sozialdemokratie - [] die Parole der Deutschnationalen. Warum? [] Weil die Sozialdemokratie in Preußen die Privilegien der, Junker hinweggeräumt hat, weil die Regierung Braun-Severing die Arbeiterschaft als gleichberechtigt zur Leitung und Verwaltung des Staates herangezogen hat. [] Der Hauptstoß gilt der Sozialdemokratie - [] die Parole der Deutschen Volkspartei. Warum? [] Weil die Sozialdemokratie in Preußen die Vorposten gemeinwirtschaftlicher Betätigung, die Betriebe der öffentlichen Hand in Staat und Gemeinden erhalten und ausgebaut hat, [] weil die Regierung Braun-Severing sie nicht dem bankrotten Kapitalismus in den Hals geworfen hat. [] Der Hauptstoß gilt der Sozialdemokratie - [] die Parole der Kommunisten. Warum? [] Weil die Sozialdemokratie in Preußen durch ihre aufbauende Arbeit die Berechtigung bolschewistischer Methoden widerlegt hat, [] weil die Regierung Braun-Severing jedem Versuche, kommunistische Krawall-Taktik an die Stelle wirklichen Klassenkampfes zu setzen, tatkräftig entgegengetreten ist. [] Schaffendes Volk von Berlin! [] Wenn alle Feinde und falschen Freunde der Arbeiterschaft sich dergestalt einig sind in ihrer Parole - Was folgt daraus? [] Dies: Daß die Sozialdemokratie in Preußen die Interessen des schaffenden Volkes kraftvoll vertreten hat und weiterhin vertreten wird! [] Die Zeit der Defensive ist vorüber - der neue Angriff beginnt! [] Preußen voran! Über Preußen das Reich! [] Über Demokratie und Republik zum Sozialismus! [] Gebt der Sozialdemokratie die Macht, die sie zum Angriff braucht! [] Ihre Macht ist Eure Macht - Ihr Sieg ist Euer Sieg! [] Auf zum neuen Kampf! [] Mit Otto Braun und Carl Severing für ein freies Preußen! [] Alle Stimmen der Sozialdemokratie Liste 1 [] Verantwortlich für Verlag und Inhalt: Georg Wendt, Berlin, Lindenstraße 3 - Druck: E. Heckendorff, Berlin SO 36
Published:24.04.1932