Aus dem Lande des Todes

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; AUS DEM LANDE DES TODES [] Vier Jahre nach Beendigung des Krieges bringt ein zweifelhafter Friedenszustand immer noch Not, Krankheit und Tod für die Bevölkerung der Ostzone. Wenn auch nur ein Bruchteil dessen Wirklichkeit wäre, was uns die ko...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Parteivorstand, Hannoversche Presse, Druck- und Verlagsgesellschaft m.b.H., Hannover
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 1949
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/B242E45F-9315-4600-B325-102077793AAA
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; AUS DEM LANDE DES TODES [] Vier Jahre nach Beendigung des Krieges bringt ein zweifelhafter Friedenszustand immer noch Not, Krankheit und Tod für die Bevölkerung der Ostzone. Wenn auch nur ein Bruchteil dessen Wirklichkeit wäre, was uns die kommunistische Presse täglich an Erfolgen vorlügt, wie gut ginge es uns da! Wie aber sieht die Wirklichkeit aus? Warum schreibt die kommunistische Presse kein Wort über das Tuberkulosesterben in der Ostzone, über den erschreckenden Stand der Säuglingssterblichkeit, über Hungerödeme und die jeder Beschreibung spottenden Verhältnisse im Uranbergbau? Warum schreiben sie immer wieder über "Fortschritte" in der Sozialfürsorge, während doch jeder Arbeiter weiß, daß er nach drei Tagen zum Vertrauensarzt muß, wenn er einmal krank wird? [] Warum? Weil die Kommunisten im Auftrage der SMA alles tun müssen, um aus deutschen Arbeitern das Maximum an Leistung herauszupressen, selbst auf die Gefahr hin, daß die biologische Substanz der Bevölkerung gefährdet wird. Die Prozentziffer ist das Phantom, dem die SEP die Gesundheit der arbeitenden Massen zu opfern hat. Männer, jung, alt, Frauen, Mütter und Schwangere, sie alle werden in die Produktionsmaschine eingespannt, weil Arbeitskraft die einzige Größe ist, die den Sowjets noch ausreichend zur Verfügung steht. Die physische Substanz wird geopfert, um papierene Leistungserfolge verzeichnen zu können. [] Der Arbeiter muß schuften, während er Frau und Kinder hungern und hinsiechen sieht. Die Zahl der Sterbefälle in der Sowjetzone übersteigt die der Geburten, aber es kommt kein Wort davon in die Zeitung. Unsere Nachbarn sterben an der Schwindsucht, aber auf dem Totenschein steht "Grippe". Warum müssen die Aerzte lügen? Die SMA will es so! [] Volkstod durch Hunger [] Hier die Tatsachen: [] Magdeburg in einem Monat 185 Geburten, 352 Sterbefälle, in einem anderen Monat 199 Geburten, 389 Sterbefälle; davon Kinder unter fünf Jahren in einem Monat 44, in einem anderen Monat 53. Die Säuglingssterblichkeit stieg von 7 von 100 Lebendgeborenen im Jahre 1932 auf 16,7 im Jahre 1948. [] Gera: Auf je 1000 der Bevölkerung 14,4 Geburten 21,1 Sterbefälle. [] Geburten Sterbefälle Sterbefallüberschuß [] Erfurt 2389 3200 811 [] Eisenach 682 1272 590 [] Schwerin 1367 1774 407 [] Kreis Oschatz [] (Januar bis Mai) 488 767 279 [] In Leipzig z. B. starben in einem Jahre rd. 15000 Menschen bei 5300 Geburten. Bis heute hat sich daran nichts geändert. Der verfügte Arbeitseinsatz schwangerer Frauen verspricht auch für die Zukunft keine Besserung. [] Der weiße Tod [] Man rechnet in der gesamten Ostzone mit etwa 190000 bis 200000 Fällen offener Tuberkulose, was einer Verzehnfachung gegenüber der Vorkriegszeit entspricht. In Halle zählte man 1944, also bereits im fünften Kriegsjahr, 2000 Tuberkulosefälle, heute sind es 25000! Auf einer Aerztetagung in Halle sprach man nur davon, wie man das Anwachsen "abstoppen" könne. Sagt heute ein Arzt "Tuberkulose", so ist das meist ein Todesurteil. Warum? Weil das fehlt, was das beste Gesundungsmittel wäre: Eine gute Ernährung. Nur die wenigen Kranken, etwa jeder Zehnte, die in ein Krankenhaus oder eine Heilanstalt kommen können, erhalten eine knapp ausreichende Ernährung. Wer zu Hause hinsiechen muß, bekommt Karte IV plus 250 g Butter, 300 g Nährmittel und 5 Liter Milch im Monat. In Westdeutschland aber bekommt ein Tuberkulosekranker zusätzlich 800 g Butter, 1000 g Fleisch, 2000 g hochwertige Nährmittel, 15 Liter Milch und außerdem auf Rezept Lebertran und Aufbaupräparate. Dort kann man hoffen, hier in der Sowjetzone kann man nur sterben! [] Bei den Kindern beginnt es. Rund 30 Prozent aller Schulkinder leiden an Kropf, während es früher nur 1 Prozent waren. Die Ursache ist die völlig unzureichende Ernährung. [] Mit der Peitsche des Zweijahresplanes und der Henneckeschichten wird das letzte aus den Arbeitern herausgeholt. Im Namen des Kommunismus! Sicherheitseinrichtungen in den Betrieben werden vernachlässigt, Jugendliche müssen Nachtarbeit leisten, und die Betriebspolikliniken haben in erster Linie den Zweck, den Arbeiter gleich im Betrieb zu kurieren, damit ja keine Arbeitsstunde verloren geht. [] Keine Kohlen im Winter! Keine Medikamente für die Kranken! Keine Aussicht auf Heilung für das Heer der Tuberkulosekranken! Volkstod im Zeichen des Kommunismus! [] Soweit sind wir nach vier Jahren SEP-Herrschaft in der Sowjetzone gekommen. Lügen, Versprechungen und Täuschungen. Terror, Kz. und Zwangsarbeit. Mangel und Hunger. Das sind die Realitäten, die uns von den kommunistischen SEP-Quislingen aufgezwungen werden. Am Ende steht der Volkstod. [] Wie lange noch? Wie lange noch schweigen die Arbeiter? Die Mütter der dahinsiechenden Kinder? [] Herausgeber: Vorstand der SPD [] Druck: Hannoversche Presse, Druck- und Verlagsgesellschaft m.b.H., Hannover. - 214/20000. 6. 49. Kl. C.
Published:1949