"Freiheit" Aktion der Jugend . Wie lange noch aushalten?

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; "FREIHEIT" Aktion der Jugend [] Mitteilungen der Bundesstelle, als Manuskript gedruckt am 23. April 1953 [] Wir wollen Vermenschlichung des Staates und nicht die Verstaatlichung des Menschen. [] Joh. Heinrich Pestalozzi [] Wie lange...

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Main Authors: Freiheit - Aktion der Jugend, Bonn, Raiffeisendruck G.m.b.H., Neuwied am Rhein
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Published: 1953
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Online Access:http://hdl.handle.net/11088/9C189CB0-A6B9-4C4B-B7BC-06A12D1707A2
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; "FREIHEIT" Aktion der Jugend [] Mitteilungen der Bundesstelle, als Manuskript gedruckt am 23. April 1953 [] Wir wollen Vermenschlichung des Staates und nicht die Verstaatlichung des Menschen. [] Joh. Heinrich Pestalozzi [] Wie lange noch aushalten? [] Zur seelischen Lage der Menschen in der Sowjetzone [] Die Situation der Menschen in der Sowjetzone hat sich in den letzten 6 bis 8 Monaten ständig zugespitzt. Die Zahl der Flüchtlinge (im Februar waren es über 40000, im März annähernd 50000) ist zum Fanal geworden; nicht nur die Bundesrepublik, die gesamte westliche Welt sieht mit Sorge auf diese Entwicklung. [] Wer die Dinge in der Sowjetzone verfolgt, der kann eine Fülle von Anzeichen für den schärferen Kurs anführen, dessen Folge das Anschwellen des Flüchtlingsstromes ist: die fortschreitende Abdichtung der Zone gegen den Westen und das freiheitliche Berlin; die dritte Phase der Sowjetisierungspolitik auf dem Lande (mit den "Produktionsgenossenschaften", lies: Kolchosen); die Militarisierung der Volkspolizei und die Befestigung der Ostseeküste; die rigorose Ausbeutung der menschlichen Arbeitskraft unter der Spitzmarke einer Sparaktion; die "Säuberungs"-Aktionen in den Blockparteien; die kirchenfeindliche Haltung des Regimes und vieles andere mehr. [] All diese Vorgänge bedeuten, daß der geistige und seelische Druck, unter dem die große Mehrzahl unserer Landsleute in der Sowjetzone lebt, zugenommen hat und weiterhin zunimmt - und zwar für viele bis an die Grenze des Erträglichen. Sie bedeuten zugleich, daß die Verbindungen zur westlichen Welt, vor allem auch zu den Landsleuten, Anverwandten und Freunden in der Bundesrepublik immer mehr eingeschränkt werden, daß der Mensch in der Zone in dieser Zeit schwerer psychischer Belastung auch noch isoliert und auf sich selbst gestellt wird. [] Der im folgenden auszugsweise zitierte Artikel aus der Stuttgarter "Deutschen Zeitung" (vom 21. 2. 53) erörtert die Folgerungen, die wir im Westen Deutschlands aus dieser Entwicklung ziehen sollten. Wir empfehlen ihn der sorgfältigen Beachtung unserer Freunde und verweisen gleichzeitig auf unsere Schlußbemerkung. [] Die innere Emigration in der Sowjetzone [] Wie war es doch 1945? Die ersten politischen Mißtöne, die zwischen Deutschen in den Monaten nach dem Zusammenbruch auftraten, kamen aus der Berührung von heimgekehrten Emigranten mit denen, die in den unseligen zwölf Jahren in Deutschland geblieben waren. Von den einen setzten sich manche aufs hohe Roß und betrachteten jeden, der im Land geblieben war, zunächst einmal als "Mitläufer" der Nationalsozialisten. Von den anderen aber erwiderte mancher gereizt, die Emigranten möchten doch still sein; was wüßten sie schon von dem, was in Deutschland wirklich geschehen sei! Dieses polemische Hin und Her war zuweilen töricht und war ein Zeichen dafür, wie wenig die Menschen, die Emigranten wie die Gebliebenen, voneinander wußten. [] Man schreibt nun 1953 - und hat es mit derselben Unzulänglichkeit im Urteil und Gegenurteil zu tun. In Berlin und im Bundesgebiet gibt es genug Menschen, die sich hitzig darüber zerstreiten, wer nun echter "Emigrant", Flüchtling aus der Sowjetzone sei, und wer bloßer Mitläufer. Mitschuldig - rufen die einen, die schon vor längerem geflohen sind, denen zu, die nun, nachdem sie bis dato einen "Posten" in der Sowjetzone innehatten, ebenfalls nach Westberlin gekommen sind. Diese aber antworten: Was wißt ihr schon? 1948 war es noch leicht und billig, zu fliehen. Wir aber hielten aus und haben noch dieses und jenes verhindert. Drüben sind noch einige Zehntausend, die weiter ausharren, deren Hände vielleicht gar "schmutzig" werden, aber eben nicht so schmutzig wie die anderer Leute, die alsbald an die Stelle der Geflohenen treten würden. [] Solche Auseinandersetzungen sind so ohne Sinn wie die bitteren Worte jener Jahre nach 1945. Aber offenbart nicht das Kreuz und Quer der Beschuldigungen und Rechtfertigungen, denen man hier begegnet, das ganze Elend dieses zweigeteilten Landes? Dahinter verbirgt sich einmal die arge Unfähigkeit, in der Welt des anderen mitzudenken, und sodann die Ratlosigkeit der Menschen gegenüber allem, was im Deutschland zwischen Erzgebirge und der Insel Rügen geschieht. Was soll man denn tun? Was soll der Rias-Kommentator oder gar der verantwortliche Bundesminister am Mikrophon zu den 18 Millionen Deutschen dort sagen? Oder gar: Was können und sollen die Organisationen fürderhin tun, die sich vor Jahren mit Mut und Eifer dem Widerstand in der Sowjetzone verschrieben haben? Genau diese Ratlosigkeit verbirgt sich hinter den Erörterungen in den Berliner und Bonner Amtsstuben und in den Flüchtlingslagern. [] FREIHEIT kommt wieder [] Vor einem Jahr ... [] Kein Zweifel: Was vor einem Jahr noch gut und richtig war, kann heute nicht mehr unbesehen gelten. Die kommunistischen Kader haben sich unter dem Befehl und Schutz der Sowjetmacht vorgenommen, ihre endgültige Herrschaft in Mitteldeutschland zu errichten; sie sind dabei, ihr Haus einzurichten, abzudichten und zu sichern; und im Augenblick besteht kein Anzeichen dafür, dieses Haus werde in absehbarer Zeit zusammenbrechen. Vor einem Jahr noch mochte man eher annehmen, der Spuk werde bald zu Ende sein. In solcher Situation durfte noch etwas gewagt werden, mit Flugblättern und mit Aktionen, die den Apparat der SED in Verwirrung brachten und ihn hemmten. [] Aber heute? [] Die "Volksdemokratie" ist in Mitteldeutschland verkündet und in vielem schon Wirklichkeit. Es sieht nicht so aus, als ob sich daran in absehbarer Zeit etwas ändern werde. Die Absicht der SED ist in einer Weise demaskiert und der Terror verschärft worden, daß selbst der Raum des geistigen Widerstandes eng geworden ist. Die nackte Macht ist zutage getreten und hat selbst die hohe Kunst der Abwehrdiskussion mit Hilfe streng marxistischer Begriffe hinter die verschlossenen Türen gedrängt. In Briefen und Äußerungen von Menschen aus der Sowjetzone kommt das zum Ausdruck. Ihr seid zwar gut informiert, so heißt es da etwa, und ihr habt uns früher manchen guten Rat gegeben. Aber was heute geschieht, dafür könnt ihr uns kein Rezept mehr geben. Das wissen wir selbst am besten, wir, die wir täglich durch die engen Maschen des Netzes unserer Staatsallmacht zu schlüpfen haben. [] Die Freiheit des Denkens [] Gewiß ist es leicht, zu sagen, was man nicht tun solle, und schwer, ein Konzept sauberer und wirksamer Politik gegenüber der Sowjetzone zu entwerfen. [] Aber wer dieses Gebiet als ein deutsches Land erhalten und den Menschen dort helfen will, die Zeit ihrer Not ohne schweren Schaden zu überleben, der kann nicht aufhören, mit sich zu Rate zu gehen über das, was zu tun und zu sagen ist. Man hüte sich vor der Illusion, mit organisierter Propagandaarbeit könne man ein modernes Diktatursystem zum Zusammenbruch führen. In dieser Welt des technischen Terrors bleibt den Menschen, außer der Flucht, nur die "innere Emigration": die Freiheit des Denkens hinter der vorgeschriebenen Maske. Sie zu ermöglichen und zu erhalten, das wird in den nächsten Monaten, vielleicht Jahren, die vordringlichste Aufgabe sein für alle, die nicht vergessen wollen, daß dort 18 Millionen Deutsche in Not geraten sind. Die Tapferkeit vermag gewiß viel. Aber vor allem muß das "wozu" lebendig und gegenwärtig bleiben. Wer wissen will, wie er helfen kann, der erinnere sich an die Zeit vor 1945. Was er damals nötig gebraucht hätte, das fehlt heute vielleicht einem Menschen in der Sowjetzone. Wichtig ist vor allem, den Menschen dort die innere Beziehung zum Denken, zu den Ordnungen und Vorgängen in der freien Welt zu erhalten und zu vermitteln. Das ist nicht leicht, denn wir sollten, wiederum aus der Erinnerung, wissen, was im Laufe der Jahre ein geschlossenes, totalitäres System mit dem Menschengeist anfangen kann. Die Sowjetzone ist äußerlich von dem Deutschland, das wir kennen und wollen, fürs erste getrennt worden. Sollte sie uns auch innerlich entfremdet werden, so wäre das mit unsere Schuld. [] Was können wir, was kann jeder einzelne von uns nun dagegen tun, daß sich die Deutschen diesseits und jenseits der Zonengrenze völlig auseinanderleben? Darf es bei dem Appell an die Rundfunksender, mit dem der Artikel schließt, sein Bewenden haben? [] Wir meinen: nein! Zweierlei mindestens können wir tun: [] Erstens gilt es, jeden Spalt im Eisernen Vorhang zu nutzen, um den Kontakt mit denen zu halten, die drüben bleiben; jedes Päckchen, jeder Brief, ja, selbst jeder Kartengruß ist eine Stärkung ihrer Widerstandskraft. [] Zum zweiten müssen wir unermüdlich das Wissen um die Lage der Menschen in der Zone und die Teilnahme an ihrem Schicksal verbreiten; halten wir uns dabei stets gegenwärtig, wie die Menschen der Zone und die der Bundesrepublik einander gegenüberstehen würden, wenn heute oder morgen der Tag der Wiedervereinigung käme: sie würden beide noch deutsch sprechen, und doch verschiedene Sprachen aus verschiedenen Vorstellungswelten; sorgen wir also dafür, daß wenigstens auf unserer Seite ein Heer von Dolmetschern zur Verfügung steht! [] Beide Aufgaben sind so alt wie die Zonengrenze und unserem Kreise besonders vertraut. Die Ziele bleiben die gleichen. Aber wer den zitierten Artikel - nur eine von vielen gleichartigen Stimmen, die uns erreichten! - aufmerksam gelesen hat, der wird sich darüber im klaren sein, daß wir andere Wege, neue Gedanken, überzeugendere Worte, wirksamere Mittel suchen müssen, um dem Ziele näherzukommen. [] Wir bitten unsere Freunde, die Aufgabe der nächsten Monate nicht zuletzt in diesem Sinne zu betrachten; jeder Vorschlag, der uns auf diesem Wege weiterhelfen kann, wird uns willkommen sein. [] Bund oder Arbeitsgemeinschaft? [] Neue Antwort auf eine alte Frage [] Immer wieder hören wir aus dem Kreise unserer Freunde und Mitarbeiter die Frage, ob es nicht zweckmäßig wäre, unserer Arbeitsgemeinschaft eine festere Form zu geben. Man erbittet ausführliche Richtlinien oder Anweisungen für die praktische Arbeit, man machte engere Bindungen zwischen der Bundesstelle und den Mitarbeitern, man schlägt sogar vor, zwischen der Bundesstelle und den Mitarbeitern eine Art von Landesstellen einzuschalten, mit denen die Einzelnen leichter und regelmäßiger zusammenkommen könnten als mit der weiter entfernten Bundesstelle. Von all diesen Maßnahmen verspricht man sich eine Verstärkung unserer Wirkungsmöglichkeiten. [] Es liegt auf der Hand, daß die Verwirklichung all dieser Vorschläge mit dem bisherigen Aufbau und der Struktur unserer Arbeitsgemeinschaft unvereinbar wäre. Die Frage, ob eine "straffere Organisation" wirklich zu einer Intensivierung unserer Arbeit dienen könnte, ist auf unseren Arbeitstagungen stets eingehend erörtert worden, und zwar mit negativem Ergebnis. Da sie aber von Freunden, die bisher an keiner dieser Tagungen haben teilnehmen können, immer von neuem aufgeworfen wird, erscheint es uns zweckmäßig, die Gründe, die für die gegenwärtige Struktur unserer Arbeitsgemeinschaft sprechen, noch einmal zusammenzufassen. [] (1) Die Abwehr der kommunistischen Infiltration und Propaganda sollte nach unserer Auffassung eine Aufgabe aller Staatsbürger sein, die es mit ihren staatsbürgerlichen Pflichten ernst nehmen; sie gehört jedoch vor allem zu den Aufgaben der politischen Parteien, der Gewerkschaften und Berufsverbände und aller Bünde und Organisationen, die sich die Vertretung oder Erziehung ihrer Mitglieder im Sinne der Demokratie zum Ziel setzen. Antikommunistische Sonderorganisationen können diese Aufgabe allein nicht lösen, und die Figur des hauptberuflichen "Antikommunisten" halten wir für unerwünscht. [] (2) Es kommt also darauf an, die Aufmerksamkeit der eben genannten Verbände, Organisationen und Bünde auf die Gefahr der kommunistischen Infiltration und Propaganda und auf die Fortschritte der Sowjetisierung in einem großen Teil unseres Vaterlandes zu richten, sie zur Abwehr dieser Gefahr anzuregen und ihnen die Mittel zur Unterrichtung und Aufklärung ihrer Mitglieder an die Hand zu geben. [] (3) Eben dies ist die Aufgabe, die sich unsere Arbeitsgemeinschaft gestellt hat und auf deren Lösung wir unsere Zusammenarbeit bewußt beschränken. Unsere Wirkungsmöglichkeiten hängen also in erster Linie davon ab, daß jeder unserer Freunde und Mitarbeiter in seinem Lebens- und Arbeitsbereich in diesem Sinne tätig ist, - sei dies nun ein Jugendverband oder eine Schule, die Belegschaft eines Industriewerkes, die Ortsgruppe einer Partei, die Studentenschaft einer Hochschule, ein Fachverband oder ein Lehrlingsheim. [] (4) Die Aufgabe, die der Einzelne an seinem Platz zu lösen hat, die Voraussetzungen, unter denen er arbeitet, sind aber so verschieden, daß es unsinnig wäre, wenn wir seine Arbeit durch zentrale Richtlinien oder gar Anweisungen lenken wollten. Wer auf diesem Gebiet auch nur bescheidene praktische Erfahrungen gesammelt hat, der weiß, daß eine Flugschrift, ein Vortrag, ein Film, die in dem einen Kreise hervorragend wirken, in einem anderen völlig versagen, und daß die Wahl der Mittel, mit denen unsere Aufgabe zu lösen ist, jeweils nur von Fall zu Fall und an Ort und Stelle getroffen werden kann. [] (5) Diese Erfahrung bestimmt also das "Arbeitsprinzip" unserer Gemeinschaft: Jeder einzelne unserer Mitarbeiter soll selbst darüber entscheiden, welche der ihm gebotenen Mittel für seinen Zweck brauchbar sind; die einzige Verpflichtung, die er der Arbeitsgemeinschaft gegenüber auf sich nimmt, ist die, daß er die von ihm angeforderten Materialien auch zweckmäßig verwendet und über diese Verwendung berichtet; wenn er noch ein Weiteres tun will, so kann er uns aus seiner Erfahrung Vorschläge für die künftige Gestaltung unserer Veröffentlichungen und sonstigen Materialien machen. [] (6) Dieses Arbeitsprinzip verlangt einen möglichst engen Kontakt der Bundesstelle mit allen Mitarbeitern, der durch den Briefverkehr und häufige persönliche Zusammenkünfte sichergestellt werden soll; es schließt aber jede festere Bindung durch Satzungen, Mitgliedsbeiträge, Funktionäre, Vorstandswahlen usw. aus. Eine derartige engere Bindung würde es wahrscheinlich sehr vielen unserer Freunde, die in Parteien, Gewerkschaften und Verbänden verschiedenster politischer Richtung tätig sind, unmöglich machen, fernerhin mit uns zusammenzuarbeiten. [] Die Wirkung und Nachhaltigkeit unserer Arbeit hängt nicht von der Straffheit einer "Organisation", sondern in erster Linie von der Fantasie, Wendigkeit und Aktivität unserer Freunde ab, und die Erfahrungen, die wir bisher mit antikommunistischen "Spezialorganisationen" gemacht haben, sprechen nicht dafür, daß diese uns in ihren Wirkungsmöglichkeiten überlegen wären. [] Von der Bundesstelle [] Unsere Ausstellung "Ein Blick hinter den Eisernen Vorhang" [] befindet sich zur Zeit auf ihrer zweiten Reise durch etwa 20 Städte der Bundesrepublik. Während sie auf der ersten Fahrt annähernd 100000 Besucher aufzuweisen hatte, betrug die Besucherzahl am Ende der ersten Hälfte der zweiten, ebenfalls wieder drei Monate währenden Reise bereits wieder mehr als 50000. [] Den Erfolg der Ausstellung der keineswegs ausschließlich in diesen Zahlen zum Ausdruck kommt, belegen wir wohl am besten mit einigen Auszügen aus den zahlreichen Presseberichten: "Münstersche Zeitung" vom 19. 2. 1953: "... Wer die Ausstellung besucht - allein am Montag wurden 4000 Besucher gezählt - , kann sagen, daß er für die Zeit seines Aufenthaltes die ganze erbarmungswürdige Wirklichkeit der Sowjetzone erlebte ...". Oldenburger Nachrichten" vom 23. 2. 1953: "... Wer bis jetzt noch nicht begriffen hat, worum es im Augenblick in der Welt geht, wird hier belehrt. Die Schlagzeilen, Bilder, Bücher und Gegenstände legen sich in ihrem verwirrenden Eindruck wie lähmendes Entsetzen auf jeden Besucher ...". "Wilhelmshavener Zeitung" vom 28. 2. 1953: "... Dort wird keine Holzhammer-Propaganda gegen den Osten getrieben. Dort sprechen Schriften, Bilder und Tonbänder aus dem Osten für sich. Sie sprechen eine deutliche Sprache, so deutlich, daß man wie befreit aufatmet, wenn man den Wagen wieder verlassen hat." "Nordwestdeutsche Rundschau" vom 28. 2. 1953: "... Wer sich sonst noch belehren oder bekehren lassen will, begebe sich schleunigst in diesen Ausstellungs-Wagen. Dann weiß er, was und wem die Stunde schlägt ..." "Dithmarscher Landeszeitung" vom 10. 3. 1953: "... Wichtiger ist der unauslöschliche Eindruck, den diese Schau hinterläßt. Besser als alle, Vorträge und Broschüren gibt diese Ausstellung einen Einblick in den Machtbereich des Stalinismus jenseits von Elbe und Werra ..." [] Um den durch die Ausstellung hervorgerufenen Eindruck noch zu verstärken und weiter zu vertiefen, wurde ihr ein Redner beigegeben, der anschließend in öffentlichen Versammlungen, in Vereinen und Organisationen sowie in Schulen die durch die Ausstellung aufgeworfenen und weitere Fragen in Rede und Diskussion beantwortet. Auch dieser Weg hat sich als erfolgreich erwiesen, wie die Zahl der Veranstaltungen und ihrer Besucher sowie das Echo in der Öffentlichkeit bezeugen. [] Neues Material [] "Das Paradies der Werktätigen" [] heißt eine soeben erschienene Flugschrift Schrift, die in überzeugender Weise die staatlich kommandierte Arbeitspolitik der Sowjetzone behandelt. Die Rolle des FDGB, das Arbeitsrecht, Fragen der Tarife und des Arbeitsschutzes werden in anregendem Frage- und Antwortspiel dargestellt; die Schrift eignet sich daher besonders zur Verbreitung in den Betrieben. In dem mit leichter Hand geschriebenen Heft sind alle Angaben quellenmäßig belegt; Anekdoten und Karikaturen lockern die sachliche Darstellung auf. [] Die "Argumente und Zitate aus sowjetischen und sowjetdeutschen Quellen" werden neu aufgelegt. Der Erfolg der ersten Auflage hat bewiesen, daß die Methode, des Gegner mit seinen eigenen Worten zu schlagen, richtig ist. Das Heft wurde völlig überarbeitet und nach inzwischen neu aufgetauchten Gesichtspunkten und Erfahrungen wesentlich ergänzt. Alle unsere Mitarbeiter bekommen damit handfeste Argumente mit genauen Quellenangaben in die Hand, die bei richtigem Gebrauch nicht zu widerlegen sind. [] "Wenn du bei Verstand bist, kannst du was erleben" - das sind die Erlebnisse eines Kohlkopfes und einer Rübe, die sich in einem erdachten Zukunftsgespräch über die Folgen unterhalten, welche eine Ausweitung der sowjetzonalen Mißhandlung von Groß- und Einzelhandel auf Westdeutschland ergeben würden. Die kleine Satire ist geeignet, die Auswirkungen der kommunistischen staatlichen Handelspolitik sozusagen ganz von unten und in ihren alltäglichen Ergebnissen kennenzulernen. "Kohlkopf und Rübe" werden ihren Eindruck auf die Leute vor und hinter dem Ladentisch nicht verfehlen. [] Briefe unserer Mitarbeiter [] ... Nun aber noch eine wuchtige Reklamation! Als anfänglich Ihre Mammutplakate erschienen, hab ich mit Nachdruck und wohl mehr wie einmal darauf hingewiesen, daß solche Formate schwer anzubringen und leicht abzureißen sind und schlug Plakate im Schaukastenformat vor. Nie hörte ich ein Echo darauf. Nie bekam ich eines zugeschickt. Nirgendwo bringen Ihre Mitteilungen einen Hinweis. Wer beschreibt mein Erstaunen, wie ich letzte Woche in meiner alten Heimatstadt Ulm solche angeschlagen fand (Flintenweiber ... ). Ich bitte mir ebenfalls solche zuzuschicken ... [] ... Des weiteren ist zu beobachten, daß die sonst so stabil erscheinende KP-Front bedenklich abbröckelt, z.B. sind wieder zwei ehemalige kommunistische Betriebsratsmitglieder aus der Partei ausgetreten. Im Hinblick auf die bevorstehenden Betriebsratswahlen, welche bis Ende März durchgeführt sein müssen, steht unsere Sache durchaus nicht schlecht ... [] ... Das mir zugesandte Material kommt noch heute abend an den Mann. Ich kann so zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, weil ich noch die Unterschriftensammlung für die Treueliste zur Kriegsgefangenen-Gedenkwoche im Ort durchführen will. [] Ich sagte schon, daß ich das Material nicht verstreue, sondern offen und legal jedem Bewohner unseres Ortes ins Haus bringe. Ebenso kann ich an zwei Stellen des Ortes Plakate kleben, was mir nach Rücksprache mit den betreffenden Stellen zugestanden wurde. Ich lege besonderen Wert darauf, alle meine Arbeit in der Öffentlichkeit zu tun, weil ich das Recht der Wahrheit für mich in Anspruch nehme ... [] ... Die Aktion "Wahlbefragung" hatte hier folgendes Ergebnis. Wie ich Ihnen schon mitteilte, haben wir an vier Tagen etwa 1000 hiesige Einwohner gefragt, ob sie durch die Wahlplakate der Aktion "F", bzw. durch die Parole "Wahlrecht = Wahlpflicht" zur Wahl bewogen worden sind oder auch ohne diese Propaganda zur Urne gegangen wären. Von diesen 1000 Befragten haben 698 gewählt, also etwa 70 Prozent. (Die Wahlbeteiligung war hier im Durchschnitt allerdings geringer.) Von diesen 1000 Befragten haben 312 die Parole gehört oder die Plakate der Aktion "F" gelesen. Von den 1000 Befragten haben 46 geantwortet, sie seien durch die Wahlparole angeregt worden oder (durch die "F"-Plakate), zur Wahl zu gehen; ohne diese Propaganda wären sie voraussichtlich nicht gegangen. Das bedeutet, daß 4,6 Prozent Wähler durch die Wahlaufrufe zur Wahlbeteiligung gewonnen wurden. Das ist für unsere Stadt eine recht hohe Zahl, und man kann daraus ermessen, wie gut diese Beteiligung an der Wahl ist. Man sollte bei den Bundestagswahlen wieder regen Gebrauch davon machen! Die Plakate können dieselben bleiben, sie waren sehr gut! Es muß nur noch die Parole: "Wahlrecht = Wahlpflicht" gut auf das Plakat gebracht werden. [] Ich möchte weiterhin anregen, daß alle Mitarbeiter, bzw. mit Material Belieferte, halbjährlich durch Fragebogen befragt werden, ob sie weiterhin Interesse an der Zusendung haben. Das wertvolle Material darf nicht vergeudet werden, sondern muß in interessierte Hände ... [] ... Die Aktion wurde gestartet vor den Toren 1 und 2 der Stahlwerke und vor dem Tor der Hüttenwerke. Beteiligt waren daran zehn junge Freunde in der Zeit von 20.00 Uhr bis 23 Uhr 30 Minuten. [] Grundsätzlich ist zu sagen, daß die Aktion beifällig von den angesprochenen Menschen aufgenommen worden ist. Dazu nachstehend nur ein Beispiel: Stahlwerk: "Fein, daß es auch noch andere Gruppen außer den Kommunisten gibt, die Aufklärung betreiben." Hüttenwerk: "Ich möchte mich mit Ihnen einmal unterhalten." Der Mann erklärte sich später zur Mitarbeit bereit ... [] ... Die Vorträge, die Herr ... augenblicklich in der Schule des Berufsschulzweckverbandes und in der höheren Handelsschule hält, sind ein voller Erfolg. Wie ich von den Klassenleitern höre, sind nicht nur die Klassen der männlichen Teilnehmer beeindruckt, sondern auch die Mädchenklassen sind begeistert und gehen richtig mit. Selbst auf der Straße stehen noch Gruppen um Herrn ... und diskutieren mit ihm über die Probleme. Andererseits ist es so, daß FDJler, die anwesend sind, es nicht wagen, sich zur Diskussion zu melden ... [] ... Vielleicht darf ich Ihnen ein kleines Erlebnis am Rande erzählen. Der Lichtbildervortrag in ... im großen Rathaussitzungssaal war für Freitag, 20.00 Uhr, angesetzt. Nachträglich wurde die Stadtratssitzung auf Freitag, 16.30 Uhr, festgesetzt, so daß die Verwaltung mich bat, den Vortrag zu verlegen. Ich erwähnte das in einem Gespräch mit den Fraktionsvorsitzenden der CDU und SPD, die beide von sich aus betonten, daß es selbstverständlich sei, daß diese Veranstaltung durchgeführt werden müsse, und sie würden die Stadtvertretersitzung abbrechen, wenn sie bis 19.00 Uhr nicht erledigt werden könnte. Herr Bürgermeister ... hat mir ebenfalls versichert, daß er die Sitzung um etwa 19.00 Uhr abbrechen werde. [] Sie sehen auch hier, wie Ihre Arbeit anerkannt wird ... [] ... In einem Schreiben vom 25. Oktober 1952 erklärten wir uns bereit, mit Ihnen in der Durchführung von antikommunistischen Propagandaaktionen zusammenzuarbeiten. Das von Ihnen übersandte Material erlaubte es uns, im Rahmen der hiesigen Möglichkeiten und Erfordernisse große Teile der Öffentlichkeit bzw. interessierte Personen über die bolschewistische Methodik und vor allem über kommunistische Tarnversuche aufzuklären. Im einzelnen erstreckte sich unsere Tätigkeit auf folgende Gebiete: Bei der Vorbereitung der Stadtratswahlen im November des vergangenen Jahres beklebten unsere Leute zahlreiche kommunistische Plakate mit den Klebern "Von Moskau bezahlt". Anfangs versuchten die Kommunisten, diese Zettel wieder zu entfernen, was ihnen aber infolge der großen Zahl der geklebten Zettel nur teilweise gelang. Diese Art "kommunistischer" Propaganda fand den Beifall des größten Teiles der Öffentlichkeit, die am Morgen mit Schmunzeln die Arbeit der Nacht betrachtete. [] Die Kleber "»Aufgepaßt! Für Moskau zählt jede Stimme, die nicht wählt", wurden ebenfalls in größerer Zahl verbreitet. Dabei wurden entgegen den gegebenen Weisungen von einzelnen Jugendlichen auch Schaufenster und Türen verklebt, was in der Öffentlichkeit gelegentlich etwas Unwillen, aber keine Zwischenfälle hervorrief. Auch die größeren Plakate mit dem gleichen Text wurden an zahlreichen Stellen angebracht ... [] Redaktion "Freiheit" Aktion der Jugend, Bundesstelle, Bonn (Postfach). [] Druck: Raiffeisendruckerei G. m. b. H., Neuwied am Rhein [] FREIHEIT kommt wieder
Published:1953