| Summary: | Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Der am 26.5.1952 unterzeichnete Deutschlandvertrag (Generalvertrag) sollte das Besatzungsstatut der Bundesrepublik ablösen und war nur in Verbindung mit dem Vertrag über die Europäische Verteidigungsgemeinschaft (unterzeichnet am 27.5.1952) gültig. Die EVG scheiterte jedoch am 30. August 1954 in der französischen Nationalversammlung, da es Frankreich ablehnte, seine Armee einem europäischen Oberkommando zu unterstellen.
Wilhelmshaven in Gefahr! [] Männer und Frauen von Wilhelmshaven! [] Jeder Einwohner der Stadt Wilhelmshaven weiß, daß im letzten Krieg unsere Stadt als Flottenstützpunkt und Rüstungshaven bei Tag und bei Nacht das Ziel von Bomberverbänden gewesen ist, die die Stadt in Schuft und Asche legten, und die Tausende von Frauen, Männern, Kindern und Greisen töteten. [] Wir alle tragen noch schwer an den Folgen des letzten Krieges. Gräber von Getöteten, Kriegsopfer und Krüppel, Ruinen: sie alle sind die stummen Zeugen des letzten Krieges. [] Haben wir schon wieder die furchtbaren Tage und Nächte vergessen, die wir im Luftschutzbunker verbringen mußten? Klingt nicht noch in unseren Herzen das Schreien von geängstigten Frauen, das Wimmern von unschuldigen Kindern und das entsetzliche Röcheln der Sterbenden? [] Dies alles wird sich wiederholen! Am 19. und 20. März 1953 soll im Bundestag die 3. Lesung über die Ratifizierung des Generalvertrages und des EVG.-Abkommens stattfinden. Die Ratifizierung der Verträge durch den Bundestag würde zur Folge haben, daß fremden Mächten das unbeschränkte Recht eingeräumt würde zur Errichtung von militärischen Stützpunkten und zur Stationierung von Truppenverbänden auf deutschem Boden. [] Nach Verlautbarungen der Bundesregierung, des Rates der Stadt Wilhelmshaven und auf Grund von offiziellen Pressemitteilungen ist für die Stadt Wilhelmshaven im Falle der Ratifizierung der Verträge die unverzügliche Errichtung eines NATO.-Floffenstützpunktes, die Stationierung von Marine-Verbänden und die Errichtung einer Werft zum Bau von Kriegsfahrzeugen geplant. [] Die "Notgemeinschaft zur Rettung Wilhelmshavens" hat die Gefahren für die Stadt im Zusammenhang mit den geplanten Kriegsvorbereitungen klar erkannt, und sie ist gewillt, alle ihr zu Gebote stehenden Kräfte dafür einzusetzen, daß die Pläne der Kriegsvorbereitungen in unserer Stadt verhindert werden. In Wilhelmshaven dürfen keine Kriegsvorbereitungen stattfinden! - Die Errichtung von Kriegsanlagen, die Stationierung von militärischen Formationen würde unweigerlich zur Folge haben, daß unsere Stadt zum Angriffsziel von Bomberverbänden würde. [] Wilhelmshavener! [] Seid Euch dessen bewußt, daß der Ausweg aus der bedrohlichen Lage, der Ausweg aus der Erwerbslosigkeit, nicht in der Durchführung von Plänen der Kriegsvorbereitung liegen kann und darf. Es gibt in unserer Stadt viel dringendere Probleme. Wilhelmshaven, braucht eine Werft zum Bau von Handelsschiffen, durch deren Errichtung das Problem der Arbeitslosigkeit sofort gelöst wäre. [] Bekennt Euch zum Programm der "Notgemeinschaff zur Rettung Wilhelmshavens" und stellt Euch in die Reihen derjenigen, die die Kriegsgefahr für unsere Stadt erkannt haben! - Fordert in gemeinsamen Entschließungen an den Rat der Stadt und an den Bundestag die Absetzung der Verträge von der Tagesordnung des Bundestages und fordert den Abschluß eines Friedensvertrages für Gesamtdeutschland! - Nur der Frieden ist das Unterpfand für Glück und Wohlstand für unser deutsches Volk und Vaterland. [] NOTGEME1NSCHAFT zur Rettung Wilhelmshavens [] Verantwortlich: "Notgemeinschaft zur Rettung Wilhelmshavens", Werner Sommerich, Vorsitzender [] F 0015
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