Arbeiter, Angestellte u. Beamte der Stadt Göttingen

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Lochung Arbeiter, Angestellte u. Beamte der Stadt Göttingen [] Die Zusammenarbeit zwischen der Stadtverwaltung, dem Rat der Stadt Göttingen und dem Gesamtbetriebsrat der Stadtverwaltung einst und jetzt [] vom Vorsitzenden der städt. Betriebsr...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Göttinger Druckerei- und Verlagsgesellschaft mbH.
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 28.11.1948
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/5CF65510-BD91-4F1C-B263-F8CEBEE0989B
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Lochung Arbeiter, Angestellte u. Beamte der Stadt Göttingen [] Die Zusammenarbeit zwischen der Stadtverwaltung, dem Rat der Stadt Göttingen und dem Gesamtbetriebsrat der Stadtverwaltung einst und jetzt [] vom Vorsitzenden der städt. Betriebsräte, Herrn Fritz Hüpeden: [] "Nach 12 Jahren geistiger Emigration und bedrückender Zeit, in der die Menschen zu einer Maschine im Marschieren und Arbeiten degradiert wurden, verlangt die Arbeiterschaft nach dem Zusammenbruch des "1000jährigen Reiches" mit Recht eine Betriebsvertretung. [] Ein großer Teil der Arbeiterschaft stand in den Sommermonaten des Jahres 1945 noch abseits. Ein anderer Teil war noch in Gefangenschaft. Diejenigen, die das Dritte Reich überlebt hatten, ohne von dem Nazismus beeinflußt zu sein, waren alt geworden. Diese wenigen Arbeiter waren sich ihrer Verantwortung bewußt und stellten sich der Arbeiterschaft in den Betrieben zur Verfügung. [] Getragen von dem alten gewerkschaftlichen Geist hat sich die Arbeitnehmerschaft bei der Stadtverwaltung in den Juni- bzw. Oktobertagen des Jahres 1945 einen Sprecher gewählt, der die Interessen der Arbeiter und Angestellten vertreten sollte. [] Wer aber glaubte, daß man durch diese gewählte Vertretung nur die Wünsche der Arbeitnehmer vorzutragen brauchte, mußte sich sehr bald belehren lassen. Schon das undemokratische Verhalten des damaligen Herrn Oberbürgermeisters und nachmaligen Oberstadtdirektors der Betriebsvertretung gegenüber, zeigte uns, daß wir noch Weit von einem Mitbestimmungsrecht in einem neuen demokratischen Deutschland entfernt waren. Die Erfüllung des allgemeinen Wunsches der Belegschaft, durch seine Vertretung dem Herrn Oberbürgermeister ihre Angelegenheiten vorzutragen, wurde vom 12. Oktober 1945 bis 3. April 1946 verschleppt. Erst durch das energische Hinzutreten und sich für diese Sache einsetzenden Herrn Kraft, dem jetzigen Fraktionsführer der SPD, wurde eine Besprechung ermöglicht. [] Wie weit sich die ablehnende Haltung des Herrn Oberstadtdirektors uns gegenüber auswirkte, zeigt folgendes Beispiel: [] Nach dem Gesetz 22, Betriebsrätegesetz vom 10. April 1946, Artikel 7, führen die Betriebsräte ihre Aufgaben in Zusammenarbeit mit den anerkannten Gewerkschaften durch. [] Der Herr Oberstadtdirektor lehnte jedoch eine Sitzung mit dem Betriebsrat im Beisein der Gewerkschaftsvertretung ab. [] Erst durch die Neuwahl des Rates der Stadt Göttingen im Oktober 1946 und durch den Einzug einer sozialdemokratischen Mehrheit mit einem sozialdemokratischen Oberbürgermeister in das Rathaus, wandelte sich das Benehmen der Stadtgewaltigen. [] Der erste Erfolg dieser Mehrheit war der Abschluß einer Betriebsvereinbarung zwischen dem Rat und dem Betriebsrat der Stadtverwaltung in den Maitagen des Jahres 1947. Diese Betriebsvereinbarung kann als mustergültig für die britische Zone angesehen werden. [] Trotz des hemmenden Lohnstops konnte die Zahlung einer Sozialzulage von RM 100,- je Arbeitnehnehmer [!] [Arbeitnehmer] (Angestellte und Arbeiter) der Stadtverwaltung durch die gute Zusammenarbeit zwischen dem Rat der Stadt und dem Betriebsrat erreicht werden. Die Weihnachtsgratifikation in Höhe von DM 30,- für jeden Arbeitnehmer der Stadtverwaltung, für dessen Ehefrau in Höhe von DM 10,- und für jedes versorgungsberechtigte Kind in Höhe von DM 5,- ist durch das verständnisvolle Entgegenkommen des Rates zu einem weiteren Erfolg geworden. [] Ein sehr beachtenswerter Teil des Obstes (Äpfel und Zwetschen) aus den der Stadt gehörenden Obstplantagen konnte den Arbeitern, Angestellten und Beamten der Stadtverwaltung zu einem angemessenen Preise überlassen werden. Das zu einer Zeit, als es kaum möglich war, auf dem Markt etwas Obst zu erstehen. [] Durch die schlechte Ernährungslage in den Jahren 1946 und 1947 wurde es erforderlich, für die Bediensteten der Stadtverwaltung eine Werkküche in dem neuen Jugendheim, Bürgerstraße, einzurichten. Dadurch wurde vielen Beschäftigten die Gelegenheit geboten, nach der Einnahme des Essens in den hellen Räumen oder im schönen Garten einige Minuten der Ruhe zu verbringen. [] Die verkürzte Arbeitszeit - bedingt durch die Stromsperre in den Wintermonaten der vorhergehenden Jahre - hat lohn- und gehaltsmäßig keine Folgen nach sich gezogen. [] Ich kann noch hinzufügen, daß das Mitbestimmungsrecht des Betriebsrates auf Grund der Betriebsvereinbarung in jeder Hinsicht, selbst auf dem Gebiete der Personalpolitik, gewährt wird. [] Wenn auch noch nicht alle Wünsche der Arbeitnehmerschaft in bezug auf Mitbestimmungsrecht und Demokratisierung der Wirtschaft erfüllt sind, so hat es doch nicht am guten Willen gefehlt, alles zu tun, um ein gutes Einvernehmen zwischen dem Rat der Stadt und dem Betriebsrat der Stadtverwaltung in dieser schweren Nachkriegszeit zu ermöglichen." [] Diesem sachlichen Bericht haben wir Göttinger Sozialdemokraten nichts hinzuzufügen. Er spricht für uns. [] Die Betriebsvereinbarung wurde wegen Einbeziehung des Mitbestimmungsrechtes von der Fraktion der Freien Demokratischen Partei abgelehnt. Hier entpuppte sich die FDP als eine reaktionäre Partei, die die Interessen des Großkapitals wahren will. Sie hat bekanntlich auch die Betriebsrätegesetze in Bremen und Hessen abgelehnt, weil darin das Mitbestimmungsrecht der Betriebsräte enthalten war. [] Arbeiter, Angestellte und Beamte, wählt deshalb am 28. November [] Sozialdemokraten [] in den Rat der Stadt Göttingen! [] Göttinger Druckerei und Verlagsgesellschaft mbH., CFA. 606, 11.48, Kl. C.
Published:28.11.1948