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Summary:Bemerkungen: handschriftlicher Vermerk: aus: PV-Presseausschnittssammlung; DW 2-3c5 ; [] = Absatzmarken im Volltext des Originals Wenn wir fest zusammenstehen ... [] Liebe Mitbürger! [] Vor wenigen Wochen setzten wir Sie durch ein Flugblatt von der Absicht der Bundesregierung in Kenntnis, die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes in der Bundesrepublik durch Gerichtsbeschluß verbieten zu lassen. Wir appellierten in unserem Flugblatt an Sie mit den Worten: [] "Der Kampf gegen ein Verbot der VVN ist die Sache eines jeden Menschen, dem Frieden, Demokratie und Freiheit am Herzen liegen ..." [] Wir baten die Bürger und Vereinigungen in Kassel und Umgebung, in diesem Sinne durch ihre persönliche Unterschrift unter einen Aufruf zur Verteidigung der VVN und durch Solidaritätsbekundungen anderer Art einen Beitrag für Freiheit und Recht zu leisten. [] Unser Appell fand ein über unsere Erwartungen gehendes zustimmendes Echo in allen Kreisen der Bevölkerung. Das können Sie an einem einzigen herausgegriffenen Beispiel ersehen: In einem Häuserblock unterschrieben in zweieinhalb Stunden 123 Bewohner. [] Die vielen Unterzeichner unseres Aufrufs haben sich durch Verleumdungen, Diffamierungen und Drohungen gegen die VVN geradezu herausgefordert gefühlt, der Bundesregierung und anderen Gegnern der VVN eine eindeutige demokratische Lektion zu erteilen. [] Darin sehen wir einen Beweis für die Erkenntnis, daß unser beharrlicher Kampf für Demokratie und Frieden anerkannt wird und freuen uns darüber, daß damit ein Schritt zum Zusammenschluß aller friedliebenden Menschen unseres Heimatgebietes getan wurde. [] Wir danken auf diesem Wege allen, die uns unterstützt haben, insbesondere aber der größten Massenorganisation, dem Deutschen Gewerkschaftsbund, Kreiausschuß Kassel, dem mehr als 80000 schaffende Menschen angeschlossen sind. Der Kreisausschuß-Vorstand schrieb uns am 27. September 1960: [] "Liebe Kollegen! Wir nehmen Bezug auf Euer Schreiben an uns und dürfen Euch die Stellungnahme des KA-Vorstandes wie folgt bekanntgeben. [] Der Kreisausschuß-Vorstand des DGB - KA Kassel - wendet sich gegen ein Verbot der VVN. [] Der Antrag der Bundesregierung, die größte Arbeitsgemeinschaft ehemaliger Widerstandskämpfer und Opfer des Naziregimes zu verbieten, widerspricht unserer grundsätzlichen Auffassung von Demokratie. Wir wünschen auch in Zukunft eine Betätigung der VVN umsomehr, da ein großer Teil ihrer Mitglieder sich oft unter Einsatz ihres Lebens, ihrer Freiheit und Existenz dem Naziregime gegenüber ganz klar und offen entgegengestellt haben. [] Mit gewerkschaftlichem Gruß [] Deutscher Gewerkschaftsbund [] - Kreisausschuß Kassel - [] gez. Heinemann [] Zahlreiche Gewerkschaftsfunktionäre, Betriebsräte, Vereinigungen, Gruppen und Persönlichkeiten haben ihre Unterschrift gegeben und uns in Erklärungen ihrer Solidarität versichert. [] Der erste Erfolg der im ganzen Bundesgebiet durchgeführten Unterschriftensammlung und der großartigen solidarischen Unterstützung durch die Verbände der antinazistischen Widerstands- und Befreiungsbewegungen in ganz Europa hat offenbar bewirkt, daß bis jetzt noch kein Gerichtstermin gegen die VVN angesetzt wurde. [] Der Kampf um Frieden und Demokratie geht weiter! [] Einen Tag nach dem 22. Oktober, dem Jahrestag der Zerstörung unserer Heimatstadt, sind die Wähler in Stadt und Land zur Entscheidung aufgerufen, wem sie im Kommunalparlament ihre Geschicke anvertrauen wollen. [] Der unter schweren materiellen Opfern der Bevölkerung erreichte Wiederaufbau und Neubau Kassels und seiner Industrie, von der auch der größte Teil der Landbevölkerung existiert, ist erneut furchtbar bedroht. Wie ein Damoklesschwert hängt die Gefahr eines Atomkrieges über unseren Häuptern. [] Daß es soweit kommen konnte, ist auch die Schuld der CDU im Kasseler Rathaus. Zynisch mißachtete die CDU-Fraktion vor vier Jahren sowohl den Mehrheitswillen der Bevölkerung als auch den Beschluß der Stadtverordnetenversammlung: "Kassel wird keine Garnisonstadt und kein Rüstungszentrum!" [] Leider hat auch die sozialdemokratische Mehrheit nicht zu ihrem eigenen Beschluß gestanden. Die Folge ist, daß bei Henschel und Wegmann heute wie zu Zeiten Hitlers für die Aufrüstung gearbeitet wird. Das ist ein verhängnisvoller Weg und er steht im krassen Widerspruch zu der feierlichen Versicherung des Oberbürgermeisters aus dem Jahre 1956, Kassel könne nur durch Friedensproduktion blühen und gedeihen. [] Vergeblich wird der Wähler auf den Plakaten der derzeitigen Rathausparteien eine Antwort auf die Frage suchen, wie das Neugeschaffene erhalten bleiben soll. Deshalb lenken wir die Aufmerksamkeit auf die Denkschrift der Regierung der DDR an die UNO-Vollversammlung über: [] Allgemeine und vollständige Abrüstung beider deutscher Staaten in drei Etappen bis zum Jahre 1964 [] beginnend mit der Vereinbarung über einen sofortigen Rüstungsstopp in ganz Deutschland, Verzicht auf Kernwaffen, Verzicht auf Gewalt, Abschluß eines Friedensvertrages, [] fortgesetzt mit dem Verzicht auf die Wehrpflicht, der Verringerung der bestehenden Streitkräfte, der Forderung auf Abzug aller ausländischen Truppen, der Vernichtung aller Raketenwaffen, [] beendet mit der endgültigen Auflösung aller Streitkräfte, der Vernichtung sämtlicher Waffen einschließlich Zubehör, der Abschaffung aller militärischen Einrichtungen, mit dem Austritt aus den Militärbündnissen. [] Die auf diese Weise freiwerdenden Milliarden sollen für den Wohnungsbau, die Erweiterung sozialer Einrichtungen, für die Erhöhung der Renten, für Schulen und Wissenschaften ausgegeben werden. [] Das sind Grundlagen, auf denen auch unsere Stadt und der Landkreis eine gesicherte Zukunft haben würden. Es liegt an uns allen, daß schnellstens darüber verhandelt wird. [] Bei der Wahl zum Kasseler Stadtparlament und zu den Gemeindeparlamenten im Landkreis kommt es nach unserer Auffassung vor allem darauf an, der CDU und ihren Verbündeten, die geschworene Feinde der Abrüstung und der Verständigung sind, eine schwere Niederlage zu bereiten. [] Wir wünschen im Rathaus und in den Gemeinden Männer und Frauen, die einsehen und danach handeln, daß es eine gesunde Kommunalpolitik nur geben kann, wenn man auch als Kommunalpolitiker einen entschiedenen Kampf für die Abrüstung und einen ständigen Frieden führt. [] Wähler, denkt daran bei Eurer Entscheidung! [] Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes [] Kreisgruppe Kassel Stadt und Land [] Verantwortlich: G. Merle, Kassel - Druck: Perfekta-Druck, Kassel-Harleshausen, Wolfhagener Straße 395
Published:23.10.1960