Fränkische Bauern und Bäuerinnen!

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Herkunft: SPD-Landesvorstand Bayern, Signatur 76 Fränkische Bauern und Bäuerinnen! [] Die Gelegenheit Euer Schicksal selbst zu bestimmen ist wieder in Eure Hände selbst gelegt. [] Untrennbar mit Eurem eigenem Geschick verknüpft ist das Schick...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Zink, Peter, R. Windsheimer, Erlangen-Bruck
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 28.04.1946
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/DC043BB9-85BB-4A00-9083-BD32B8196FAC
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Herkunft: SPD-Landesvorstand Bayern, Signatur 76 Fränkische Bauern und Bäuerinnen! [] Die Gelegenheit Euer Schicksal selbst zu bestimmen ist wieder in Eure Hände selbst gelegt. [] Untrennbar mit Eurem eigenem Geschick verknüpft ist das Schicksal der schaffenden aller Stände und Berufe in den Städten. [] Es wird das dritte Mal seit dem Zusammenbruche von 1918 sein, daß ihr über das Schicksal unseres Heimatlandes, das wir alle doch so sehr lieben, zu entscheiden habt. [] Zweimal habt ihr seit 1918 die Zeichen einer neuen Zeit nicht verstanden und wolltet Euch von jenen nicht trennen, die jeden sozialen Fortschritt unterbinden wollten. [] Dann habt Ihr Euch zum großen Teil um einen "Führer" geschart der Euch und uns in ein Jammertal voller Not und Grauen geführt hat. Tod und Vernichtung, Elend und Not bezeichnen den Weg, den das deutsche Volk mit ihm hat gehen müssen. [] Unendlich viele der Gehöfte sind es zu denen der junge, lebensfrohe Bauer nicht mehr zurückkehren wird in die Schar seiner rotbackigen Kinder. Und wie viele hochbetagte Bauerneltern warten mit Sehnsucht auf die Rückkehr des verschollenen Sohnes, damit sein starker Arm an Stelle des alternden Vaters oder gar für seiner kränkelnden Mutter den Pflug wieder über die geliebte Heimatflur führen möge. Aber wieviele hofften bisher vergebens. [] Zahlreiche Gehöfte mit Scheunen und Stallungen, aber auch manche altehrwürdige Dorfkirche mit unersetzlichen Kunstschätzen gingen in Flammen auf oder fielen in Trümmern zusammen. Warum? [] Weil man einen längst sinnlos gewordenen Kampf bis zu einem mehr als traurigen Ende fortsetzen wollte. [] Hättet ihr denen schon immer Glauben geschenkt, [] die ihre warnende Stimme erhoben hatten. Wir die Sozialdemokraten sagten Euch damals: "Wer Hitler wählt, wählt den Krieg und die Vernichtung". Dafür haben uns nicht nur die Nazis sondern auch viele andere Parteien beschimpft und gelästert. Weil wir "nie wieder Krieg" gesagt hatten, bezeichnete man uns als ehrlos und als Menschen ohne Heimatliebe. Wer hat Recht behalten? Wir oder sie? [] Fränkische Bauern! [] Noch lastet auf Euch der dumpfe Druck grauenvollen Geschehens - der deutschen Geschichte. Aber es gilt zu handeln. Wir müssen neu aufbauen. Man ruft Euch an die Wahlurnen. Ihr sollt entscheiden. [] Könnt ihr wieder denen folgen, die Hitler zur Macht verholfen haben? [] Freilich kommen sie jetzt mit neuem Namen und in neuem Parteigewande zu Euch. Seht Euch diese Männer an. Die Mitschuld der von 1922-1933 in Bayern regierenden Männer und Parteien wird nicht getilgt werden können. Sie wird ewig bestehen bleiben. Bauern und Kleinlandwirte wie konntet Ihr Eurer Schicksal mit dem der deutschnationalen Großlandwirte auf Gedeih und Verderb verbinden. Seht doch endlich den verhängnisvollen Irrtum Eures politischen Lebens ein. [] Wir Sozialdemokraten, [] denen Ihr auf Anraten Euer Führer immer mißtraut habt rufen Euch wiederum zu: Kommt her zu uns! Bildet mit uns eine gemeinsame Front zur Erhaltung der Freiheit des politischen Denkens, der Freiheit der Meinung und des Gewissens und nicht zuletzt der Freiheit des religiösen Bekenntnisses. [] Noch einmal gibt das Schicksal den Entscheid in Eure eigene Hand: Leben oder Untergang heißt die Parole! [] Wenn Ihr Euch aber für Leben und Wiederaufbau entscheidet, dann könnt ihr nicht anders als zu uns den Sozialdemokraten stoßen. Mit uns gemeinsam könnt Ihr das Schicksal des deutschen Volkes meistern. [] Die Militärregierung hat angeordnet, daß das Volk am 28. April ihre Vertreter zu den Kreisverwaltungen zu wählen habe. Auf 1000 Einwohner trifft ein Vertreter, die Amtszeit wird zwei Jahre dauern. Die Aufgaben die dem Kreistag zur Lösung übertragen werden, sind schwierig. Der total geführte und ebenso total verlorene Krieg schuf Voraussetzungen, die kaum zu meistern sind. [] In fast allen Landkreisen treffen wir auf Zerstörungen. Wahnsinnige gaben den Befehl zum Sprengen der Brücken, der Zustand der Straßen und Wege spottet jeder Beschreibung. [] Es ist nicht gleichgültig wen wir wählen. [] Jeder Wähler soll sorgsam prüfen, wem er seine Stimme geben will. Er darf sie aber nur einer Partei geben, die gewillt ist stets eine Verfechterin des demokratischen Gedankens zu sein. Sie muß die Freiheit der religiösen Bekenntnisse bejahen und schützen. [] Die Sozialdemokratische Partei hat aus den zwölf Jahren gelernt. Sie wird eine Politik der Duldsamkeit machen, mit allen die guten Willens sind aus der Naziherrschaft die nötigen Schlußfolgerungen zu ziehen. [] Sie appelliert auch bei den Kreistagswahlen an den gefunden Menschenverstand. [] Bauern, Bäuerinnen her zu uns! [] Gebt uns Eure Stimmen! Wählt Liste 1 [] Eure Losung kann und darf nicht anders lauten: [] Wir wählen Sozialdemokraten! [] Verantwortlich: Peter Zink, Erlangen. [] Druck: R. Windsheimer, Erlangen-Bruck. 5000. 4. 46.
Published:28.04.1946