Summary: | Bemerkungen: Zusammenfassende Kurzinformationen für ausländische Kollegen in türkischer, griechischer, jugoslawischer, italienischer, spanischer und portugiesischer Sprache.[] = Absatzmarken im Volltext des Originals
metall [] 29.11.1978 [] 11 [] Streik-Nachrichten [] für die Stahlindustrie in NRW, Stahlwerke Südwestfalen, Bremen und Osnabrück [] Solidarität wie nie zuvor beim Streikbeginn [] Eine Lektion für die Stahlbosse [] Nach fünfstündigem Streik in der Stahlindustrie bescheinigte der 1. Vorsitzende der IG Metall, Eugen Loderer, den Arbeitnehmern in der Stahlindustrie eine beispiellose solidarische Haltung. Für diese Haltung beim Streikauftakt und für die bewiesene Disziplin dankte Eugen Loderer im Namen des Vorstandes allen Streikenden ausdrücklich. Das war wahrhaftig ein Streikauftakt, wie man ihn selten erlebt. Geschlossen folgten die Metaller in den Stahl betrieben dem Streikaufruf der Organisation. Das war die dritte Lektion an die Adresse der Stahlindustriellen. 120 000 bei Warnstreiks während der Arbeitszeit war die erste Lektion. Rund 87 Prozent für Streik bei der Urabstimmung war die zweite Lektion. Die dritte Lektion war ein Hammer. Mit einmaliger Geschlossenheit in den Streik. "Die Streikfront steht", verkündete Bezirksleiter Kurt Herb gestern Mittag auf einer Pressekonferenz. "Das unterstreicht die Ernsthaftigkeit, mit der die Stahlarbeitnehmer zum Kampf um sichere Arbeitsplätze bereit sind", ergänzt er. [] Kurt Herb betonte nochmals, daß die IG Metall nun ein schnelles Unternehmerangebot zum Einstieg in die 35 Stunden-Woche erwarte. Gleichzeitig wies er darauf hin, daß die Arbeitgeber jetzt 155 000 Arbeitnehmer mit ihrem Angebot überzeugen müßten, denn erst durch die zweite Urabstimmung werde über Annahme oder Ablehnung eines Angebots befunden. Eugen Loderer: [] Aussperrung nicht tatenlos zusehen [] Mit der Ankündigung, ab Freitag die Arbeitnehmer auszusperren, folgten die Arbeitgeber dem schlechten Beispie von Gesamtmetall, erklärt, Eugen Loderer in Essen. Die Stahlarbeitgeber seien damit eindeutig den Parolen der Arbeitgeberverbände gefolgt Damit hätten sich diese Herren von der "Praxis der Verständigung im Montanbereich verabschiedet". [] Scharf wandte sich Eugen Loderer gegen die Aussage von Herrn Overbeck (Mannesmann), daß dieser mit der Aussperrung nicht kleckern, sondern klotzen wolle. [] Eugen Loderer: "Bei Mannesmann wurde In den letzten Jahren nur geklotzt, wenn' ums Schließen von Betrieben ging." [] Erneut kündigte er an, daß IG Metall und die im DGB zusammengeschlossenen Gewerkschaften die Aussperrungsaktionen nicht mehr tatenlos hinnehmen werden. Erste Reaktion: Am Donnerstag finden mehrere Kundgebungen gegen die Aussperrung statt. [] Heraus zur Kundgebung [] Mit der willkürlichen Aussperrung von fast 30 000 Stahlarbeitern haben die Stahlbosse einen Angriff auf die Existenz zahlreicher Arbeitnehmerfamilien und auf die Gewerkschaftsbewegung unternommen. Die IG Metall wird daher am Donnerstag, 30. November, 14 Uhr, in der Ruhrlandhalle in Bochum eine zentrale Kundgebung gegen die Aussperrung veranstalten. Als [] vorläufige Redner sind vorgesehen: Hans Janssen, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall und Bezirksleiter Kurt Herb. [] Alle Kolleginnen und Kollegen sind aufgerufen, an dieser Kundgebung teilzunehmen. Solidarität muß und wird die Kumpanei der Arbeitgeber brechen. Darum: Heraus zu dieser Kundgebung [] [...Text in portugiesisch...] [] [...Text in griechisch...] [] [...Text in yugoslawisch...] [] [...Text in italienisch...] [] [...Text in spanisch...] [] [...Text in türkisch...] [] Merkblatt für Ausgesperrte [] Um einen reibungslosen und ordnungsgemäßen Ablauf während des Streiks und der Aussperrung zu gewährleisen, haben sich alle Kollegen an die Anweisung der Streikleitung zu halten [] Anweisungen werden entweder im Streiklokal oder in den Streiknachrichten bekanntgegeben. [] 1. Alle von den Aussperrungen betroffenen Kolleginnen und Kollegen müssen sich am ersten Tag der Aussperrung zwecks Registrierung im zuständigen Streiklokal melden. [] 2. Bei der Registrierung muß jedes Mitglied der IG Metall, das ausgesperrt ist, die IG Metall zur Durchführung der Weiterversicherung in der Krankenversicherung bevollmächtigen. Für die Krankenversicherung gelten die Regelungen wie für Streikende. [] 3. Jeder Ausgesperrte erhält eine Kontrollkarte. [] 4. Jeder Ausgesperrte muß sich zur täglichen Kontrolle im Streiklokal melden. [] 5. Der Tag der Auszahlung der Unterstützung bei Ausgesperrten wird im Streiklokal bekanntgegeben. [] 6. Event. Ratenzahlungen stunden lassen. [] 7. Wird jemand während der Aussperrung krank, muß er sich in seinem Streiklokal unter Angabe der Kontrollkarte abmelden lassen. [] 8. Nach Beendigung des Urlaubs oder der Krankheit müssen diese Mitglieder in ihrem Streiklokal melden. [] 9. Jede Kollegin und jeder Kollege hat wahrheitsgemäße Angaben über den Familienstand zu machen. [] Wer den Anordnungen der Streikleitung zuwiderhandelt, hat jeden Unterstützungsanspruch der IG Metall verwirkt. [] Thyssen-Hamborn: Kein Streikbrecher zu sehen [] Mannesmann Huckingen: Weisweiler zückte den Ausweis [] Thyssen Hüttenheim: Die Schranke blieb zu [] Westfalenhütte Dortmund: Heißer Tee für Streikposten [] Kämpferischer Auftakt am 1. Streiktag [] Keiner kam durch [] In allen Betrieben, die gesternfrüh in den Streik gerufen worden sind, haben die Kollegen die Tore dicht gemacht. Von der ersten Stunde an standen sie wie eine Eins. Überall bewiesen sie ihre Entschlossenheit und Solidarität. [] Hoesch AG Westfalenhütte, Dortmund [] Diszipliniert und geschlossen verlief der Streikauftakt in diesem zu fast 100 Prozent organisierten Betrieb. Zum Schichtbeginn kommen Eugen Loderer, Hans Mayr und Kurt Herb zu den Streikenden. Die vielen Presse- und Fernsehleute sehen mit eigenen Augen, was der Dortmunder Bevollmächtigte Werner Dieterich so beschreibt: "Der Aussperrungsbeschluß, der wohl zur Aufweichung der Streikfront dienen sollte, hat genau das Gegenteil bewirkt. Die Solidarität ist so groß wie noch nie." [] Mannesmann, Huckingen [] Ohne Ausweis kam keiner durch. Das mußte auch der Arbeitgeber-Sprecher Weisweiler merken, der in ,,seinen" Betrieb erst hineinfahren konnte, als er sich zum Vorzeigen des Ausweises bequemte. Die Kampfbereitschaft ist groß. Kollegen von der letzten Nachtschicht blieben freiwillig zur Verstärkung der Streikposten da oder trugen sich gleich für spätere Streikposten-Schichten ein. [] Thyssen, Duisburg-Hamborn [] Trotz der Kälte ist auch vor dem größten Stahlwerk des Reviers die Stimmung ausgezeichnet. Die gut vorbereitete Organisation der Streikposten bewährt sich. "Arbeitswillige" werden nicht gesichtet. Die einzige Überraschung des ersten Streikmorgens ist eine [] gute: Der Ortsjugendausschuß der Gewerkschaft HBV in Duisburg kommt mit dicken Pötten voll mit heißem Kaffee und Tee am Tor 1 vorgefahren. [] Stahlwerke Südwestfalen, Düsseldorf-Benrath [] Seit vier Uhr früh sind die Kollegen auf Streikposten. Ein einziger Streikbrecher versucht, sich ohne Ausweis ins Werk zu mogeln. Als er um sieben Uhr noch immer nicht durchkommt, gibt er auf. [] Thyssen AG, Meiderich [] Jeder, der arbeiten will, kann arbeiten und kriegt es auch bezahlt. Mit diesem dummdreisten Sonderangebot suchte die Werksleitung Streikbrecher. Gefunden hat sie nicht einen. Die Stimmung ist ausgezeichnet, die beiden Hochöfen werden planmäßig heruntergefahren. [] Mannesmann-Röhrenwerke und Kammerich-Stahlform, Brackwede [] "Umfragen" der Werksleitung am Montag und auch noch am Dienstagmorgen erhielten eine glasklare Antwort: Kein "Arbeitswilliger" meldete sich. Ebenso kläglich endete für die Werksleitung der hier wie in anderen Mannesmann-Betrieben angezettelte Streit um die Notdienstausweise der IG Metall. Sie gelten natürlich, und ohne sie war auch in Brackwede kein Durchkommen. [] Stahlwerke Südwestfalen, Dillenburg [] Ski und Rodel gut in Dillenburg und die Streikstimmung auch. Die Streikposten wußten sich zu helfen und fuhren einen Wohnwagen an, der sie gegen die Kälte schützt. Drei Angestellte versuchten in den Betrieb zu kommen, gingen aber nach kurzer Diskussion nach Hause. [] Unzählige Telegramme an die Streikenden bei Eisen und Stahl [] "Euer Kampf ist unser Kampf" [] Die Mitglieder der großen Tarifkommission der IG Metall für die Eisen- und Stahlindustrie des Saarlandes, die die Interessen von rund 30 000 Beschäftigten in der Stahlindustrie wahrnehmen, übermitteln Euch solidarische Grüße in Eurem Kampf um die Durchsetzung einer notwendigen, berechtigten und finanzierbaren Forderung und der Abwehr einer rechtswidrigen Aussperrung. Euer Kampf ist unser Kampf. Die Betriebsräte und Vertrauensleute versichern, daß sie alles unterlassen, was den Arbeitskampf gefährdet. Sie werden insbesondere zusätzliche Oberstunden ablehnen. [] Ein ähnlich lautendes Fernschreiben schickte die Große Tarifkommission der IG Metall für die weiterverarbeitende Industrie des Saarlandes. [] Mit großer Aufmerksamkeit verfolgten wir bisher Eure Tarifauseinandersetzung, die das Ziel hat, Einkommen zu erhöhen und die 35-Stunden-Woche zu erreichen. Es beeindruckt uns alle, daß selbst in Krisensituationen diese Kampfbereitschaft besteht. Daraus sollten die Unternehmer und ihre Verbandsvertreter erkennen, wie sehr ihre unnachgiebige Haltung die Empörung der Stahlarbeiter verursacht und welche Herausforderung in ihrem Verhalten liegt. Die Frage stellt sich, ob damit die Schwerindustrie an ihre unrühmliche Politik des Widerstandes gegen den sozialen Fortschritt während der Weimarer Republik anknüpft. Diese Vermutung wird verstärkt, wenn wir die Ankündigung der Aussperrung in diese Beurteilung mit einbeziehen. Wir protestieren im Namen der 1,2 Millionen organisierten Arbeiter, Angestellten und Beamten in Baden-Württemberg gegen diesen Aussperrungsbeschluß und sehen darin, wie schon im Frühjahr dieses Jahres bei uns, einen erneuten Willkürakt der Arbeitgeber. [] Mit kollegialen Grüßen - DGB-Landesbezirk Baden-Württemberg - Lothar Zimmermann. [] Der heute, am 28. 11. 1978, in Hamburg tagende Hauptvorstand der Gewerkschaft Nahrung-Genuß-Gaststätten erklärt sich mit den streikenden Kolleginnen und Kollegen der Stahlindustrie solidarisch. Wir verurteilen aufs schärfste die starre Haltung der Arbeitgeber in der Frage der Verkürzung der Arbeitszeit in Richtung auf die 35-Stunden-Woche. Diese Haltung macht wieder einmal deutlich daß die Arbeitgeber auf dem Rücken der Arbeitslosen ihre Machtpositionen aus bauen und das Rad der Geschichte zurück drehen wollen. Statt durch Verkürzung der Arbeitszeit den weiteren Abbau von Arbeitsplätzen zu verhindern und neue Arbeitsplätze zu schaffen, wird von den Arbeitgebern Macht demonstriert. Der Streik ist die einzig richtige Antwort auf diese Haltung. [] Mit solidarischen Grüßen - Günter Döding, 1.Vorsitzender der Gewerkschaft Nahrung-Genuß-Gaststätten. [] Wichtiger Hinweis [] Der Streik in der Eisen- und Stahlindustrie begann mit der äußersten Disziplin. Es ist verständlich, daß die Kolleginnen und Kollegen, die von der Organisation noch nicht zum Arbeitskampf aufgerufen worden sind, ungeduldig sind. Mit ihrem Aussperrungsbeschluß wollten die Arbeitgeber auch die Geschlossenheit der organisierten Arbeitnehmer sprengen. Solidarität heißt auch Disziplin, wenn man noch nicht zum Streik aufgerufen ist. Darum: Folgt nur den Anweisungen der zentralen Streikleitung. [] Arbeitgebermodell [] Stufenweiser Abbau der 40 Stundenwoche [] 40 Stundenwoche [] Gewerkschaftsmodell [] Herausgeber: IG-Metall-Bezirke Essen, Hagen, Köln, Münster [] Verantwortlich für den Inhalt: Kurt Herb, Werner Schmidt, Karlheinz Bräuer, Bernhard Kolks [] Druck Union-Druckerei, Theodor-Heuss-Allee 90-98, 6000 Frankfurt/Main
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