Hamburg baut auf! . Sonderillustrierte für die Hamburger zum 16. Oktober

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Dublette (3) HAMBURG baut auf! [] Sonderillustrierte für die Hamburger zum 16. Oktober [] Nr. 1 [] Fischdampfer-Kiellegung auf einer Hamburger Werft [] Als die Sozialdemokratie in das Hamburger Rathaus zog [] So war es: [] Der Fremde, der se...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Landesorganisation Hamburg, Meitmann, Karl
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 16.10.1949
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/B85D7602-071E-4400-99E7-655212881DB3
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Dublette (3) HAMBURG baut auf! [] Sonderillustrierte für die Hamburger zum 16. Oktober [] Nr. 1 [] Fischdampfer-Kiellegung auf einer Hamburger Werft [] Als die Sozialdemokratie in das Hamburger Rathaus zog [] So war es: [] Der Fremde, der seit dem Kriege nicht in Hamburg war, der Kriegsgefangene, der erst jetzt heimkehrt, sie wissen nicht, wie Hamburg zerstört war. Die anderen, die das Kriegsende hier erlebt haben, wissen es noch, obwohl es langsam aus ihrer Erinnerung zu verschwinden beginnt. 300000 Wohnungen waren zerstört. Viele von ihnen stellten nur noch einen Trümmerhaufen dar. Von anderen waren Reste geblieben, die vielleicht wieder aufgebaut werden konnten. Niemand hat gezählt, wieviele der bewohnbaren Wohnungen damals ohne Fenster dastanden. Oft waren die Löcher nicht einmal mit Pappe, Holz oder Blech verkleidet. Wir wissen heute nicht mehr, in wievielen die Wasserzufuhr, die Gasleitung, der Stromanschluß nicht funktionierte. Dennoch wohnten in solchen Wohnungen Menschen, weil sie nirgendwo anders Unterkunft fanden. [] Auf den Straßen lagen die Trümmer: 43 Millionen Kubikmeter insgesamt. Oft war nicht einmal die Fahrbahn passierbar. Die Trümmerbeseitigung schien eine Aufgabe für unendlich viele Jahre zu sein. In zahllosen Straßen stieß man auf Bombentrichter: 3890 an der Zahl. Anderswo waren sie mühsam zugeschüttet. Die dauerhafte Beseitigung stand in weiter Ferne. Die Rohrsysteme der Wasserwerke, die Kanalisation, die Gaswerke waren durch Bombeneinschläge an Tausenden von Stellen unterbrochen. [] Die Alsterdampfer lagen still. Die Autobusse verkehrten nicht. Das Straßenbahnnetz war auf wenige Linien beschränkt. Die Hamburger Hochbahn konnte ihre Strecken nur mit Unterbrechungen befahren. An zweihundert Wagen waren allein auf dem Hochbahnnetz außer Betrieb. Der Kraftwagenverkehr war auf ein Minimum beschränkt. [] Die Ernährung war nicht mehr ein Problem der Produktion unserer Landwirtschaft. Denn die Transporte blieben aus, und wir waren auf das angewiesen, was sich in den Lagerhäusern befand; Hamburg war vom übrigen Deutschland abgesperrt. Die Eisenbahn lag still. Nicht einmal der Vorortverkehr funktionierte. Wer über die Elbe wollte, um von Harburg in die Stadt zu gelangen, brauchte komplizierte Genehmigungen, die nur wenige erhielten. [] Das Wirtschaftsleben bestand nur noch in der Erinnerung an die Vergangenheit. Man beschäftigte sich in den Betrieben irgendwie, aber man produzierte kaum, selbst wenn die Anlagen intakt waren, denn Rohstoffe, Stromaufträge fehlten. In anderen Betrieben lagen die Maschinen unter Trümmern, mußten erst geborgen und wieder instand gesetzt werden, offene Fabrikhallen, Bombenschäden an den Gebäuden, auf den Wegen zwischen ihnen. Die Industrie war bis zu 79 % zerstört. Manche waren besser weggekommen. Im Durchschnitt lag die Einbuße bei 30 %. Aber die verbliebene Kapazität war zu einem Bruchteil ausgenutzt. Dann der Hafen: Die Seeschiffahrt war auf Null reduziert, die Küstenschiffahrt auf 20 %, die Binnenschiffahrt auf 40 %. Von den Hochseemotorkuttern waren noch drei Stück verfügbar. 24 Fischdampfer waren der ganze einsatzfähige Bestand. Die Liegeplätze für Seeschiffe an den Pfählen waren zu 70 % beschädigt. Die Kaimauern kilometerweit eingedrückt oder durch Volltreffer zerstört, [] Die Kaischuppen und Kaispeicher zu 88 % unbrauchbar. Von den schwimmenden Landungsanlagen nur 30 unbeschädigt. Die Hafenbahn zu 68 % nicht zu verwenden. Dutzende von Brücken nicht zu befahren. Über 70 Kräne waren außer Betrieb. Die Zahl der Leuchtfeuer auf ganze 30 Stück reduziert. Der Hafen war tot. Der Wiederaufbau lag in weiter Ferne. Man wußte nicht einmal, wieweit die Besatzung ihn fördern, ja, wieweit sie ihn akzeptieren würde. [] Ähnlich stand es um die öffentlichen Gebäude. Zwar war durch einen glücklichen Zufall das Hamburger Rathaus geschützt. Aber in Harburg, in Altona und in anderen Stadtteilen waren die Verwaltungsgebäude schwer beschädigt, zum großen Teil unbenutzbar. Die Versorgungsunternehmen, Wasser, Gas und Elektrizität, waren in Ihrer Leistung auf einen Bruchteil des früheren geschrumpft. Ganze Stadtteile ohne Wasser, ohne Gas. Man wußte nicht, ob in den nächsten Tagen noch das Notwendigste zum Kochen und zur Beleuchtung der Wohnung zur Verfügung stehen würde. Hamburg schien tot zu sein. Die ersten Versuche zum Wiederaufbau hatten etwas Gespenstisches, schienen unwirklich. Niemand konnte daraus Hoffnung schöpfen. Alle Macht lag in den Händen der Besatzung, in jeder Verwaltung, beim Arbeitsamt, bei jeder kleinen Dienststelle, in den Elektrizitätswerken, in den Gaswerken, in den Wasserwerken. Eine ganz fremde Verwaltung war neben den deutschen Apparat gebaut und beherrschte sie. Kaum ein Stück Papier hatte Gültigkeit ohne die Gegenzeichnung des Kontrolloffiziers. Die ersten Deutschen, die mit ihnen zusammenarbeiten mußten, hatten keinen leichten Stand. [] So ist es: [] Dann zog die SPD ins Rathaus. Das ganze Hamburg half mit. Die Besatzung war immer mehr bereit, sich zu bescheiden. Die Deutschen konnten immer mehr selbständig handeln. Das hat manchen harten Kampf gekostet. Die SPD kann für sich in Anspruch nehmen, das Möglichste für die Wiedergewinnung der deutschen Freiheit in der Verwaltung Hamburgs getan zu haben. [] Die Kontingente für den Wohnungsbau wurden mühsam erkämpft. Sie wuchsen von Jahr zu Jahr, bis sie überflüssig wurden, da der Markt genug Rohstoffe bot. Zahllose leicht beschädigte Wohnungen wurden instand gesetzt und vor weiterem Verfall gerettet. 40000 Wohnungen, die nur leichtere und mittelschwere Schäden hatten, sind wieder bewohnbar geworden. 23000 Wohnungen wurden durch Wiederaufbau und Neubau hergestellt: seit dem Frühjahr Monat für Monat 1100 Stück. 9500 Behelfsheime, einst elende Unterkünfte, wurden winterfest gemacht, haben Fußböden und Wände erhalten und stellen wenigstens erträgliche Notwohnungen dar. Die Wohnungen haben wieder ihre Glasfenster. Man muß suchen, ehe man noch Pappe-, Holz- und Blechverkleidungen findet. Jede Wohnung hat wieder ihren Wasseranschluß, und das Wasser ist reichlich und nicht mehr knapp vorhanden. Überall funktionieren wieder die Leitungen für Strom und Gas. Die Kontingentierung, die einst so sehr störte, ist eine Angelegenheit des Stillschweigens geworden. Das Gesicht Hamburgs ist noch nicht friedensmäßig. Aber es hat sich sehr gebessert. Es spricht wieder an, insbesondere, wenn man mit anderen Städten vergleicht, die Opfer des Krieges geworden sind. [] Die Fahrbahnen und die meisten Bürgersteige sind enttrümmert. Zahllose Trümmer von den Ruinengrundstücken geräumt. Die Bombentrümmer von den Straßen beseitigt. Die Schäden in der Straßendecke nicht nur provisorisch, sondern zumeist schon dauerhaft geschlossen. Die Rohrleitungen für Wasser, Abwässer und Gas sind bis auf einen bescheidenen Rest repariert und funktionieren wieder. Die Alsterdampfer fahren. Der Autobusverkehr in den Vorortgebieten nimmt zu. Das Straßenbahnnetz ist voll in Betrieb. In den Vororten hat man es um längere Strecken erweitert. Die Wagen der Straßenbahn und der Hochbahn sind seit Jahr und Tag wieder voll verglast und zeigen nicht mehr das Gesicht der Not. Neue Straßen- und neue Hochbahnwagen sind in Betrieb genommen worden. Der Bestand an Lastkraftwagen ist wieder friedensmäßig. Die Personenautos füllen die Straßen, daß die Sorgen der Städtebauer wachsen. [] Hamburg steht wieder im Verkehr mit Deutschland. Nicht nur die Eisenbahnen fahren, und die Fahrpläne sind beinahe wieder friedensmäßig, auch die Autostraßen in und um Hamburg sind wieder in guten, ja in besten Zustand gebracht. Die Hafendampfer verkehren. Linien von und nach Übersee berühren den Hamburger Hafen. [] Das Wirtschaftsleben ist gewiß auch von der Arbeitslosigkeit berührt. Aber die Leistungen der Hamburger Wirtschaft sind seit 1945 sehr gewachsen. Große Betriebe sind im Wiederaufbau neu erstanden. Neue Industrien sind hier angesiedelt worden. Die demontierten Betriebe arbeiten mit neuem Maschinenstand voll. Die Werften haben durch eigene Instandsetzungen wieder eine beachtliche Kapazität erlangt (obwohl es sinnlose Sprengungen und Demontagen gab). Vor allem der Hafen selbst ist wieder weitgehend instand gesetzt. Er ist nicht mehr der unbeachtliche Konkurrent für seine ausländischen Wettbewerber, sondern ein ernst zu nehmender Faktor. In diesem Jahr wird seine Verkehrszahl auf etwa 20000 Schiffe lauten und auf etwa 12 Millionen Tonnen Gütermenge. Was hat dazu gehört, ihn wieder auf diese Leistungsfähigkeit zu bringen. Aber es ist gelungen. An 2700 Wracks wurden aus dem Hafen entfernt. Für den Stromumschlag stehen wieder zwei Drittel der Vorkriegskapazität zur Verfügung. Die Leuchtfeuer brennen wieder. Es ist genügend Raum in Schuppen und Speichern vorhanden (über 40 % der Vorkriegskapazität). Die Kräne heben wieder die Güter aus den Schiffen und hinein (55 %). Ziemlich 90% der Kaimauern können benutzt werden. 90% der Hafenbahngleise werden befahren. 80 % der Brücken sind wieder passierbar. [] Für den Wohnungsbau wie für die Wirtschaft sind einige wichtige Gesetze geschaffen worden, die die Grundlage der künftigen Entwicklung bilden: das Enttrümmerungsgesetz und das Aufbaugesetz haben die Voraussetzungen für den Aufbau der Stadt geschaffen. Ein Wohnungsbaugesetz hat den Weg von der Deputation bis zum Senat zurückgelegt. Alle drei Gesetze lassen sich von dem gleichen sozialen Gedanken leiten, den die Sozialdemokraten in den Vordergrund des Wiederaufbaues stellen. Der Aufbau muß so sozial wie möglich, so gemeinnützig wie möglich, so wirtschaftlich und billig wie möglich sein. Die Maßnahmen müssen gerecht und fortschrittlich sein. [] Auf dem Gebiet der Wirtschaft ist das Entscheidende das neue Gesetz über die Handelskammer, lang umkämpft und von der Bürgerschaft vor den Wahlen nicht mehr verabschiedet, aber doch verabschiedungsreif gemacht. Die Arbeitnehmer Hamburgs sollen auch in diesem wichtigen Organ an der Gestaltung der Hamburger Zukunft, seiner und ihrer wirtschaftlichen Zukunft, mitarbeiten können. Auch hier wird die Entscheidung in der neuen Bürgerschaft fallen. [] Die Sozialdemokraten treten gerade mit diesen beiden offen gebliebenen Gesetzen, dem Wohnungsbaugesetz und dem Handelskammergesetz, in den Kampf um die Stimmen der Hamburgerinnen und der Hamburger. Es ist ein neuer Geist, der aus diesem Gesetz spricht, ein neuer Geist, der in die Zukunft weist. [] zerstörte Kaianlagen [] zerstörte Hafenschuppen [] zerstörte Industriegelände [] zerstörte Wohnviertel [] Das Leben schien seinen Sinn verloren zu haben [] HAMBURG auf dem richtigen Weg! [] SPD [] Siedlung Neugraben, eben erstanden [] Hamburg baut nicht nur große Wohnblocks, sondern auch kleine Einzelhäuser draußen am Stadtrand, hier in der rationelleren Form des Doppelhauses, mit der gleichen großen öffentlichen Förderung, ohne die eine erträgliche Miete unmöglich ist. [] Einzug ins neue Heim [] Vergessen ist, wie man bislang kümmerlich gewohnt hat. Eben werden die Möbel ins neue Heim getragen. Der Garten rundherum ist noch fertigzustellen. Aber wer hätte Zeit, so lange zu warten? Monatlich sind es jetzt 1100 Familien, die ihre Wohnungssorgen loswerden. [] oben links [] Zertrümmerte Wohnhäuser am Elligersweg [] Trümmerräumung und Einreißen der Ruinen, die man nicht wiederherstellen kann, waren die erste Etappe des Aufbaues. Über acht Millionen Kubikmeter Schutt und Trümmer sind schon beseitigt. 326 Millionen Backsteine für den Aufbau aus den Trümmern gewonnen. 131 Millionen Mark wurden dafür ausgegeben. [] Baugenossenschaft Freier Gewerkschafter und Allgemeine Deutsche Schiffszimmerer-Genossenschaft bauen wieder auf: Elligersweg [] Ruinen, die "nur" bis zu 60 Prozent beschädigt sind, gelten als wiederaufbauwürdig. Woche für Woche nagt das Wetter an der restlichen Substanz. Deswegen steht der Wiederaufbau, nicht der Neubau, im Vordergrund. Mitte 1950 werden die restlichen 10000 Wiederaufbauwohnungen fertig sein. [] Der Aufbau ist beendet: Gemeinnütziges Wohnungsunternehmen Neues Hamburg am Novalis Weg [] Nun sieht es wieder aus wie vor dem Kriege. Das ist die Aufbaubilanz: an leichtbeschädigten Wohnungen wurden seit der Kapitulation 40000 wiederhergestellt; außerdem durch Wiederaufbau von Ruinen und Neubau bis jetzt 23000 Wohnungen gewonnen, seit dem Frühjahr jeden Monat 1100. [] Am Grindelberg erstehen zwei vierzehnstöckige Hochhäuser [] Das größte Neubauvorhaben sind gegenwärtig die beiden Hochhäuser am Grindelberg, die Frühjahr 1950 fertig werden. Die Fundamente, die für das gescheiterte englische Hauptquartierprojekt aus Besatzungskosten geschaffen werden mußten, sind jetzt die billige Grundlage dafür. Wohnungen und Büros erstehen. [] unten links [] Am Ballindamm (Alsterdamm): Zur Verbreiterung dieser Straße ist ein neues Ufer der Binnenalster geschüttet worden [] Zum Wohnungsbau müssen Straßen- und Verkehrsbauten treten. Die enge Innenstadt ist sonst den Anforderungen nicht mehr gewachsen. Die Verbreiterung des Ballindamms ist der Anfang. Das fehlende Gelände ist billig, die Binnenalster muß es hergeben. Die unentbehrliche Erweiterung der Lombardsbrücke wird folgen. [] Die Mönckebergstraße erhält eine neue Asphaltdecke [] Straßenausbesserungen - niemand vermag ihren Umfang zu schätzen. Die Baubehörde hat 1262 Kilometer gezählt. An 3000 Bombentrichtern wurden auf den Straßen beseitigt, unter der Straßendecke 1400 Sielschäden beseitigt, über 10 Kilometer neue Sielanlagen gelegt. [] Die zerstörte Brücke Richardstraße ersteht neu [] Hamburg mit seinen Wasserläufen ist eine Stadt der Brücken. Wenn auch die Elbbrücken zum Glück den Krieg überstanden haben, mußten doch 31 zerstörte Straßenbrücken wiederhergestellt werden, denn ohne sie wäre der Hamburger Stadtverkehr auf große Umwege angewiesen. [] Neue Düker werden am Köhlbrand versenkt [] Das Sielnetz unter der Straßendecke findet seine Fortsetzung im Hafen unter der Tiefe der Fahrtrinne. Die Düker, die hier in den Köhlbrand versenkt werden, sollen die Gebiete auf dem anderen Elbufer anschließen - eine Aufgabe im Interesse der Gesundheit ganzer Stadtteile. [] Kiellegung für einen Fischdampfer [] Unsere Werften waren mehr als zwei Jahre allein auf Reparaturarbeiten angewiesen. Endlich begann ein kleiner Teil des Neubauprogramms: der Bau von Fischdampfern bescheidener Größe. Der Bau von Hochseeschiffen muß folgen. Die ersten 10 Millionen Mark Kredite sind bereitgestellt. [] oben rechts [] Neu und besser ersteht Schuppen 59 wieder [] Der Hafen - das sind die Elbe, die Kaianlagen und die Schuppen. 276000 Quadratmeter Lagerfläche in Kaischuppen und Hafenspeichern sind seit 1945 wiedergewonnen worden, davon fast die Hälfte seit der Währungsreform. Damit ist der bei Kriegsende vorhandene Kaischuppenbestand verdreifacht. Der Hafen kann eine seiner wichtigsten Funktionen wieder erfüllen. [] Schuppen 75 ist fertiggestellt [] Die Hafenbahngeleise sind zu 90 Prozent wiederhergestellt Annähernd 60 Prozent der Kräne funktionieren wieder, dreimal soviel seit Kriegsende. Über 90 Prozent der Landungsanlagen wurden wieder gebrauchsfähig, annähernd 85 Prozent der Brücken und 90 Prozent der Kaimauern. Hamburgs Hafen ist wieder ein Thema für die internationale Konkurrenz der Häfen geworden. [] Am Schuppen 75 [] Der größte Teil der Wracks, 2700 Stück, ist gehoben worden und behindert den Verkehr nicht mehr. 8 Millionen Tonnen Güter wurden im vorigen Jahr bewegt, 1949 werden es 12 Millionen sein, und auf etwa 20000 Schiffe wird sich der Hafenverkehr belaufen. Das ist im Vergleich zu 1945 mehr als eine Verzehnfachung. [] Der Getreideheber arbeitet [] Für den Stromumschlag stehen wieder zwei Drittel der Vorkriegskapazität zur Verfügung. Der Hafen ist also auch auf diesem wichtigen Gebiet wieder so leistungsfähig geworden, daß er die Anforderungen nicht nur für die jetzige Umschlagsmenge, sondern weit darüber hinaus zu erfüllen vermag. [] Die Hamburger Gaswerke versorgen wieder friedensmäßig die Bevölkerung. Das zerstörte Maschinenhaus mit Gasmessern und Gassaugern ist seit über einem Jahr wieder in Betrieb. Die alten Kohlenförderanlagen sind durch modernste Einrichtungen ersetzt worden. [] unten rechts und Mitte [] Grundlagen des Lebens in Hamburg sind wie überall Wasser, Gas und Elektrizität - also funktionierende Versorgungsbetriebe, die diese Aufgaben bewältigen. Seit 1945 haben die Wasserwerke wieder ihre Leistungsfähigkeit gewonnen. Die Gaswerke - wer denkt noch an die Rationierung? - befriedigen die Bedürfnisse der Bevölkerung. Die Elektrizitätswerke können die Stromlieferungen auch für ihr Versorgungsgebiet außerhalb der Stadtgrenzen voll leisten. Für die Zukunft muß neues Grundwasser erschlossen werden. Die Gaswerke müssen für neue technische Verfahren ihre Anlagen erweitern, die Elektrizitätswerke auf eine weitaus höhere Leistung gebracht werden. [] Die zertrümmerten Tankanlagen sind wiederhergestellt. Hamburg ist wieder der größte Tankhafen des Westens [] Die Industrie im Hafen ist eine der bedeutendsten Ergänzungen seiner Funktion, ihr wichtigster Teil die Ölindustrie die den Rohstoff den Tankern entnimmt und veredelt. Zu dem Wiederaufbau tritt der Ausbau, denn die Hafenstadt Hamburg verfolgt ein großes Industrialisierungsprogramm. [] Die Verantwortung und den Erfolg haben für Hamburgs Wirtschaft und Wohnungsbau: [] Bürgermeister Max Brauer [] 62 Jahre alt, Bürgermeister und Oberbürgermeister in Altona bis 1939. Kehrte aus dem amerikanischen Wohlleben 1946 in das Elend Deutschlands zurück und stellte sich für den Wiederaufbau Hamburgs zur Verfügung. Seit 1946 Erster Bürgermeister von Hamburg. Führender Kopf in der Konferenz der deutschen Ministerpräsidenten. Eine international stark beachtete Persönlichkeit des deutschen öffentlichen Lebens. Ein Hamburger und Deutscher von ganzem Herzen. Ein überzeugter Sozialist. Ein Gestalter desöffentlichen Lebens. Ein Mann von internationalem Weitblick. Keine Partei in Hamburg kann eine Persönlichkeit von gleicher Qualität in den Wahlkampf schicken. Er ist ein Mann der täglichen Kleinarbeit, aber ebensosehr der großen Politik. Er ist ein Mann, der den Schwierigkeiten nicht aus dem Wege geht, sondern sie sucht, um sie zu bewältigen. In der Verwaltung ist ihm das Ressortdenken ebenso fremd wie die Bürokratie. Schon 1930 sagte er: "Ich baue lieber eine Straße, als daß ich ein Gesetz mache." Schon damals hat der Wohnungsbau zu seinen vornehmsten Sorgen gehört. Auch damals hat er gewußt und durch die Tat bewiesen, daß ein Gemeinwesen nur existiert, wenn es seine Wirtschaft fördert. Das gilt heute für ihn in verstärktem Maße. Er mobilisierte für diese beiden Aufgaben, Wohnungsbau und Förderung der Wirtschaft, mit aller Energie die Mittel. Denn er weiß, daß gerade diese viel Geld kosten; Geld, das gut angelegt ist. 1946 sagte er seinen Freunden: "Ich wäre nicht nach Deutschland [] gekommen und nach Hamburg, wenn ich nicht wüßte, daß es bestimmt vorangeht, daß Deutschland und Hamburg wieder zu ihrer alten Blüte gelangen werden." [] Diese seine Überzeugung ist realistischer Optimismus, wie er die Grundlage der Hamburger sozialdemokratischen Politik bildet. Er führt verdientermaßen die hamburgische Landesliste. Sozialistische Politik, hamburgische Politik, deutsche Politik sind für ihn wie für alle Sozialdemokraten übereinstimmende Begriffe. Seine Wahlparole ist: "Wir werden Hamburg weiter voranführen." [] Finanzsenator Dr. Walter Dudek [] 58 Jahre alt. Sozialdemokrat seit seiner Referendarzeit im vorigen Weltkrieg. Kriegsbeschädigter. Führender Kopf deutscher Kommunalpolitik. Anerkannter Spezialist für alle Fragen der öffentlichen Finanzen. Einer der besten Kenner der Hamburger Verwaltung. Wichtiger Teilnehmer an den deutschen Konferenzen über die deutsche Währungsreform. Der Mann, der Hamburgs Geldbeutel verwaltet. Auch er weiß, daß Hamburgs Wirtschaft verkümmern müßte, wenn nicht alles zu ihrer Förderung geschieht, und handelt danach. Der Wohnungsbau liegt ihm vor allem am Herzen. Er, der vorsichtige Verwalter unserer Gelder, steht auf dem Standpunkt: "Für den Wohnungsbau, für alle sozialen Aufgaben und für die Wirtschaft muß das Geld vorhanden sein." Und er hat es bisher immer zu beschaffen gewußt. Zugleich ist er der Mann der öffentlichen Sparsamkeit und der rationellen Verwaltung. Was er reformiert, kündigt er nicht mit großen Programmreden an, sondern er handelt unauffällig für die Öffentlichkeit, aber um so wirksamer nach innen. Ein Mann von unermüdlicher Arbeitskraft, der von sich und allen seinen Mitarbeitern das Äußerste verlangt. Er hat die Fähigkeit, derÖffentlichkeit wie seinen politischen Freunden immer ungeschminkt die Wahrheit zu sagen. Seine nüchternen Worte zeigen die Schwierigkeiten ebenso klar wie die Möglichkeiten, die sich uns bieten. So ist er auch der Mann der praktischen Politik und zugleich jenes modernen Sozialismus, der die Dinge heute gestalten will, weil er nur so seine [] Grundüberzeugung täglich in die Wirklichkeit umzusetzen vermag. Er sagt: "Die Zeiten sind für Hamburg schwierig und sie werden vielleicht noch schwieriger. Es kostet unsere ganze Kraft, dabei zu bestehen und die Mittel für produktive Aufgaben zu gewinnen, zugleich das Unvermeidliche an öffentlichen Aufgaben zu erfüllen. Wir müssen mehr tun. Aber wir dürfen dabei nie die Grenzen des Möglichen verlassen. Sie sind groß genung [!] [genug], wenn wir sie auszunutzen verstehen. Das ist unsere Pflicht als Deutsche und als Hamburger Sozialdemokraten." [] Senator Dr. Paul Nevermann [] 47 Jahre alt. Rechtsanwalt von Beruf. Bis 1946 Senator der Sozialbehörde, seitdem Senator der Baubehörde. Er ist der Verantwortliche für den Wohnungsbau, aber auch für alle anderen Aufgaben der Baubehörde: für Landesplanung, Baupolizei, Kleingartenförderung, Wohnungsamt, Meldewesen, Hoch-, Tief- und Straßenbau, Stadtentwässerung, Wasserbau und eine Reihe anderer Aufgaben. Aber im Vordergrund seines Handelns und seiner Pläne steht der Wohnungsbau. Er kennt alle Baustellen in Hamburg und die meisten Selbsthilfemaßnahmen. Er kümmert sich nicht nur um die Fragen im großen, sondern im kleinen und kleinsten. Er ist ein Mann der heißen Begeisterung, aber auch der kühlen Abwägung mit der nüchternen juristischen Formulierung. Er weiß, daß er schon einen der größten Anteile am Hamburger Etat hat, aber sein ganzes Trachten geht dahin, diesen Anteil noch zu erhöhen. Als stellvertretender Vorsitzender der Konferenz der deutschen Wiederaufbauminister ist er bemüht, dieser Politik im gesamten Bundesgebiet zum Durchbruch zu verhelfen. Wie kein anderer ist er vor die hamburgische Öffentlichkeit getreten und hat in zahllosen Versammlungen der Fachorganisationen und der politischen Verbände aller Richtungen, die sein Wort hören wollten, immer wieder den Weg beschritten, nicht nur seine Forderungen zu verkünden, sondern zugleich auch Verständnis für die Schwierigkeiten zu wecken. Aber die Schwierigkeiten lähmen seine Tatkraft nicht, sondern sind ihm nur Anlaß, neue, bessere Wege der Lösung zu [] finden. Er sagt: "Ich bin kein Hitler, der verspricht, in drei oder fünf Jahren alles besser und schöner zu machen. Ich weiß, wie lange es dauert, und sage es offen. Dafür kann mir auch keiner nachsagen, daß meine Erwartungen unerfüllbar sind. Ich weiß, daß ich die Unterstützung aller Verantwortlichen in Hamburg habe, wenn ich das Äußerste für den Wohnungsbau an Geld, Material und Arbeitskräften beanspruche. Ich weiß aber auch, daß Hamburg in weiteren 11/2 Jahrzehnten das Ziel des Aufbaues erreicht. Dafür müssen wir alle weiterkämpfen." [] Senator Professor Carl Schiller [] 38 Jahre alt. Ordentlicher Professor für Nationalökonomie an der Hamburgischen Universität. Einer der erfolgreichsten Lehrer der akademischen Jugend. Ein Sozialist des Verstandes und des Herzens. Ein Mann, der sich im Ringen mit seinen wissenschaftlich-politischen Gegnern nicht nur als einer der Besten der modernen Theorie erweist, sondern der auch die glückliche Gabe besitzt, mit der Theorie die wirtschaftspolitische Praxis vorbildlich zu verbinden. Noch nicht ein Jahr im Amt, hat er sich unter seinen Kollegen, den Wirtschaftsministern, ebenso eine beachtete Stellung geschaffen wie im Wissenschaftlichen Beirat der Verwaltung für Wirtschaft. Als damals noch unbekannter Wissenschaftler hat er 1946 das erste grundlegende Gutachten für den Aufbau der Hamburger Wirtschaft erstattet, das heute noch nicht überholt ist, sondern weiter seine Gültigkeit beanspruchen kann. Seit er die Gelegenheit hat, dieses Gutachten in die Wirklichkeit umzusetzen, gilt seine besondere Sorge dem Hafen. Er hat die ersten internationalen Besprechungen mit den holländischen Konkurrenzhäfen geführt und auch die Linie gefunden, auf der sich eine für beide Seiten vorteilhafte Verständigung finden läßt. Seine Konzeption über die Zukunft der Hamburger Wirtschaft lautet: "Wiederaufbau des Hafens, Wiedererstehen einer deutschen Seeschifffahrt, die richtige Freiheit für den deutschen Außenhandel, zugleich aber auch der Ausbau der Hamburg geeigneten Industrie, um Hamburgs Lebensbasis zu verbreitern." [] Diese Aufgabe sieht er nicht im Stil des privatwirtschaftlich denkenden Kaufmanns. Denn für ihn ist Wirtschaft jenes Doppelgebilde von Arbeitnehmern, Unternehmern und Kaufleuten, das dem Wohl der Verbraucher zu dienen hat. Die Gegner sind so sehr von der Richtigkeit seiner Gedanken überzeugt, daß sie den sozialistischen Gehalt darin bezweifeln. Damit entlarven sie sich selbst. Sie suchen einen Popanz von Sozialismus, den sie sich selbst geschaffen haben, den es für den sozialdemokratisch Denkenden in wirtschaftlichen Fragen nicht geben kann. [] Herausgeber: SPD Landesorganisation Hamburg. - Verantwortlich für den Inhalt: Kart Meitmann. Photos: Staatliche Lichtbildstelle, Germin, Suderow. Dokumentarfilm.
Published:16.10.1949