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Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; vgl. auch Signatur 6/FLBL002216, Flugblatt gleichen Inhalts mit anderem Titelblatt Anpacken [] wir schaffen es! [] Auf ein Wort [] Am 28. November gehen wir wieder zur Wahlurne. Der unscheinbare weiße Stimmzettel soll darüber bestimmen, welche Politik in den kommenden Jahren in unserem Dorf, unserer Stadt ausschlaggebend sein wird. Die Entscheidung will also reiflich überlegt sein. [] Wenn die SPD heute mit diesem Blatt an die Wähler in Niedersachsen herantritt, um Rechenschaft abzulegen, so in der Gewißheit, daß ihre kommunalpolitische Arbeit in den Gemeinden und Kreisen bereits sichtbare Früchte trägt. Sie hat es nicht nötig, Rattenfängermelodien auf der Klaviatur parteipolitischer Demagogie zu spielen, sondern kann mit ehrlichem Gewissen vor ihre Wähler treten: Das ist unsere Arbeit, unser Wollen. Nun, Wähler, entscheide Du! [] Die Welt wieder heil machen! [] Ist es nicht schön wenn sich der tiefe Kinderschmerz wieder in strahlende Freude verwandelt? Wenn so ein liebliches Gesichtlein vertrauensvoll zu uns aufblickt, weil es weiß, die Mutter wird's schon wieder heil machen? [] Und wenn das Kleine dann davonspringt und in seiner jubelnden Lebenslust den großen Schmerz so schnell vergessen hat, dann lächeln auch wir, die wir, durch so viele Schmerzen gegangen sind. Und wir sehen dieses Land, dies aus tausend Wunden blutende Land, sehen die geborstenen Häuser unserer Städte. Auf einmal erklingt uns das knatternde Geräusch des Baggers, das uns so oft gestört hatte, wie der zwingende Ruf eines Willens: Wir wollen leben! Wir wollen unsere Welt wieder heil machen! [] Aber dort humpelt ein Einbeiniger über die Straße. In seinem scharf gewordenen Gesicht liest man nichts von dem Ruf des Lebens, den man noch eben so stark vernommen hatte. Da springt ihm ein Kind entgegen, das eine große gelbe Birne in der Hand hat. Es hält plötzlich an und schaut bestürzt auf das leerbaumelnde Hosenbein. Aber dann reckt es entschlossen das Aermchen mit der Birne zu ihm herauf und sagt: "Da nimm, die kannst du essen!" Er nimmt die kostbare Gabe auch an und beißt herzhaft hinein, so daß ihm der Saft über die Finger läuft. Seine lachenden Augen sind jung und ohne Bitterkeit. Das Kind hat ihm eine Brücke des Vertrauens gebaut, und er wird sie beschreiten. Er wird wieder ins Leben zurückfinden. [] Solch kleine Tat ist in Wirklichkeit etwas ganz Großes. Es geht eine heilende Kraft von jeder Hand aus, die sich ausstreckt, um zu helfen und zu trösten. [] Und wir brauchen einen Strom von Kraft, wenn wir diese zerstörte Welt wieder aufrichten wollen. Hat nicht der Haß die Herzen ausgebrannt, die Länder verwüstet und Millionen Menschenleben ausgelöscht - Menschen wie du und ich, die von einer Mutter, von einer Frau, von einem Kind geliebt wurden? Hat er uns nicht in eine Wolke von Qual getaucht? Wir wollen doch endlich wie Menschen miteinander leben! Und wir wollen einander helfen mit einem bißchen Güte, einem bißchen Vertrauen und mit einem unermüdlich guten Willen. Nur so können wir die Welt wieder heil machen. [] Vom Militärgefängnis zum Jugendwohnheim. Sozialdemokraten schulen dieses Werk als Beitrag einer vorbildlichen Jugendarbeit. Die Jungen packten selbst mit an. Der Gegensatz feuchter und dumpfer, vergitterter Zellen zu einer hellen und freundlichen Heimstätte der Jugend offenbart den Unterschied zweier Weiten. Diese Jugend aber trägt unsere Zukunft! [] Braunschweig schafft Wohnungen [] Ein Gang durch die Stadt zeigt den großen Unterschied zwischen heute und dem Chaos des Jahres 1945, da die Hitlerherrschaft nur Trümmer, Not und Elend hinterließ. [] Überall regt sich die Bautätigkeit, und Sozialisten werden die Schwierigkeiten überwinden, sie wissen: Wir schaffen es! [] Besser als viele Worte aber überzeugen die Taten [] Daß der kommunalpolitische Aufbau in den Landkreisen nur langsam und für den einfachen Wähler oft kaum sichtbare Fortschritte macht, liegt nicht am mangelnden Willen der Kreistage und Gemeinderäte, sondern in Zeitnöten begründet, die stärker sind als auch das beste Wollen. Wie eine Kette lastet das Erbe einer dunklen Vergangenheit auf uns. [] Und dennoch konnte bereits vieles geschaffen werden, das nur erst einen Anfang bedeutet, aber doch schon die Richtung aufzeigt, in der die Arbeit der sozialdemokratischen Vertreter in den kommunalen Selbstverwaltungen liegt: [] Alles zu tun für das Gemeinwohl, tatkräftige Hilfe zu leisten gegen die Not und verantwortungsbewußt am demokratischen Aufbau mitzuarbeiten. [] Drei Probleme sind es vor allem, die diese Arbeit bestimmen. [] die Wohnungsfrage, [] die Flüchtlingsfrage, [] die Fürsorge- und Wohlfahrtsarbeit [] Gerade diesen drei Fragen bzw. den Forderungen, die sich aus ihnen ergeben, gilt die Arbeit aller sozialdemokratischen Vertreter in den Kreistagen und Gemeinderäten. Die Aufgaben in den einzelnen Kreisen sind durchaus verschiedenartig gelagert. Was in Nordniedersachsen zum Prinzip erhoben werden muß, hat nicht unbedingt im Süden in den Wahlkreisen des Harzes und des Sollings Gültigkeit. Ueberall aber, wo die sozialdemokratischen Fraktionen bestimmenden Einfluß auf das kommunalpolitische Geschehen haben, wurde versucht, auch mit den geringen zur Verfügung stehenden Mitteln Positives zu schaffen. [] Vor einem Scherbenhaufen [] Es waren nichtüberall Trümmerhaufen, wie in Hildesheim und in Hannover, die uns nach dem Zusammenbruch als Erbe blieben, aber im übertragenen Sinne standen alle kommunalen Selbstverwaltungen 1945 vor einem Scherbenhaufen, den anzugreifen nicht nur Mut und festen Willen erforderte, sondern auch einen Glauben an die Zukunft, der in aller Not nur einen Uebergang sieht. [] Sollen wir wirklich resignieren? [] Die allgemeine Atmosphäre der Unsicherheit des sozialen Lebens und der wirtschaftlichen Stagnation kann nicht ohne Einfluß auf die kommunalpolitische Entwicklung der Landkreise und Gemeinden bleiben. In einer Zeit, die heute nicht weiß, was das Morgen bringt, ist eine Vorausschau schwer, kann jede Arbeit nur auf das "Heute" abgestellt sein und hat ein Rückblick nur Sinn aus der Perspektive der zeitbedingten und unberechenbaren Schwierigkeiten, die sich der kommunalpolitischen Arbeit entgegenstellen. Viel zu sehr wird oft noch von oben her, aus der Schreibtischperspektive "gelenkt", während der Aufbau des öffentlichen Lebens mit Erfolg nur von unten herauf eingeleitet werden kann. Eine Erkenntnis, die sich nur langsam durchsetzt, die aber zur Grundlage jeglicher sozialdemokratischen Kommunalpolitik gehört. [] Die Arbeit der Landkreise und Gemeinden sowie der kreisfreien Städte steht und fällt heute mit dem Wohnungsproblem und der Flüchtlingsfrage. Für eine in den ländlichen Gebieten und kleineren Städten oft mehr als verdoppelte Bevölkerungszahl muß Wohn- und Lebensraum geschaffen werden. Gesunde Wohn- und Daseinsbedingungen zu erreichen, ist eine unserer wesentlichsten Aufgaben. Daß sie bisher oft nur mit mehr gutem Willen als praktischem Erfolg verwirklicht werden konnte, ist nicht Schuld der kommunalen Selbstverwaltungen. Wenn in einem Deutschland, das aus tausend Wunden blutet am Mangel fast aller Rohstoffe krankt und dessen wirtschaftliche Entwicklung zur Zeit einen gefährlichen Weg geht, heute allein zwölf Millionen Wohnungen fehlen, so ist klar, daß eine durchgreifende Abhilfe aus der gemeindlichen Perspektive heraus unmöglich ist. Möglich aber ist, und die sozialdemokratischen Fraktionen machen stets diesen Standpunkt zur Richtschnur ihres Handelns, die Bereitschaft jeder Gemeinde und jeder Stadt, nach ihrem Können und Vermögen dafür zu sorgen, daß gerade das Wohnungs- und Siedlungsproblem nicht länger eine Schreibtischangelegenheit bleibt. [] Erste Aufgabe: Wohnraum schaffen [] Wenn die Dörfer und Kleinstädte der Landkreise, die vielfach bereits vor dem Kriege unter Wohnraummangel zu leiden hatten, um 100 bis 150 Prozent überbelegt sind, so ist damit bereits die letzte Bodenkammer erfaßt. Wer einmal das saure Brot als Mitglied einer Wohnungskommission gegessen hat und mit von Haus zu Haus gegangen ist, die Welle von Feindseligkeit einer- und Verzweiflung andererseits gespürt hat, die den Kampf um jeden Quadratmeter Wohnraum begleiten, weiß um die gefährlichen Folgen einer immer stärkeren Einpferchung der Bevölkerung. Diese Frage ist nicht allein am grünen Tisch zu lösen und nicht nur aus der Perspektive einer mathematischen Gleichung - Baustoff + Arbeitskraft = Wohnraum - zu sehen. Es sprechen dabei so viele wägbare und unwägbare Werte mit, daß das Problem um Zuzug und Wohnraum zur vordringlichsten sozialen Frage unserer Kommunalpolitik geworden ist. [] Wenn in Niedersachsen bisher dennoch im Siedlungswesen ein erfreulicher Anfang erreicht wurde, so dank des Erfolges der positiven Wohnraumpolitik, wie sie gerade die sozialdemokratischen Kreistags- und Gemeinderatsfraktionen verfolgt haben. Wir denken dabei nicht an die "Kalorienbauten" vor der Währungsreform oder an die wie Pilze aus der Erde schießenden Bauten der Hortungsgewinnler von heute - sie sind nur Zugeständnisse an eine Zeit, die aus der Einflußsphäre der Kreisebene heraus nicht zu ändern ist. [] Rund um Hannover [] Auch in den Landkreisen um Hannover konnte das Siedlungsproblem tatkräftig angepackt werden. Wer heute nach Barsinghausen (Hannover-Land) oder nach Rössing und Lauenau (Springe) kommt, wird bei den Gemeinderäten und -verwaltungen den frischen Wind einer erfreulichen Initiative spüren. [] Im Landkreis Springe sind in den letzten Monaten in allen größeren Ortschaften Selbsthilfe-Wohnbaugemeinschaften erstanden, die vor allem den Flüchtlingen offenstehen, und die das Wort vom praktischen Sozialismus in die Wirklichkeit umsetzen. [] Über 7000 Wohnungen wurden instand gesetzt [] Vor besonders schwierigen Aufgaben stand die Stadt Hildesheim, die, bis auf die Randgebiete, nach dem Zusammenbruch einen einzigen Trümmerhaufen bildete. Aus dem zunächst unlösbar erscheinenden Zwang, Ordnung zu schaffen, das Chaos zu entwirren und neu aufzubauen, hat eine verantwortungsbewußte Kommunalpolitik das Menschenmöglichste herausgeholt. Die bisherige Erfolgsbilanz: 2490 Häuser und damit 7100 Wohnungen wurden instand gesetzt [!] Zusätzlich konnte auch neuer Wohnraum geschaffen werden. Aus den Trümmergebieten sind 270000 Kubikmeter Schutt geräumt worden. [] Stade baute Wohnheime [] Die von einer sozialdemokratischen Mehrheit getragenen Kommunalverwaltungen an des Unterelbe sind durch eine besondere Aktivität in der Schaffung neuen Wohnraums hervorgetreten. Vor allem Stade hat hier weit mehr als nur Vorarbeiten geleistet. Mit Hilfe der Wohnstätten-Genossenschaft (auch eine Gründung unter sozialdemokratischer Initiative) wurden im September und Oktober die ersten zwei Wohnheime in einem ehemaligen Kasernenblock auf dem Flugplatz ihrer Bestimmung übergeben. Bereits im Januar sollen weitere Gebäudekomplexe der Kaserne folgen. Schritt um Schritt wird damit dem elenden Barackenleben ein Ende gemacht. [] Die Heide steht nicht abseits [] Das Wort von der geruhsamen, romantikumsponnenen Heide hat seine Berechtigung verloren. Die Not der Zeit pochte auch an die Pforten ihrer stillen Kleinstädte, deren kommunale Selbstverwaltungen sich den Forderungen des Tages nicht verschlossen. Uelzen beispielsweise bereitet eine grundsätzliche Auflockerung des zerstörten engräumigen Altstadtviertels vor und will hier eine neue, großzügige Wohnraumplanung durchführen. Die Stadt Soltau hat ebenfalls ein neues Wohngelände aufbereitet und mit einem Generalbebauungsplan die notwendigen Voraussetzungen geschaffen. In Nienburg entstehen auf dem für Bauzwecke freigegebenen Gelände der früheren Muna Langendamm etwa 100 Wohnungen, von denen die ersten bereits vor der Währungsreform fertig wurden. - 165 Wohnungen werden in Dannenberg gebaut. [] Die erste neue Wohnstraße in Hildesheim wuchs aus den Trümmern des Zusammenbruchs [] Das wiedererstandene Nordstadt-Krankenhaus in Hannover ist ein Zeugnis sozialdemokratischer Kommunalpolitik [] Einst Jagdschloß - heute Kreiskrankenhaus Springe. Auch dieses Werk entsprang Initiative [] Das Fridtjof-Nansen-Haus - ein Heim für Studenten. Die Stadt Göttingen weiß um ihre kulturelle Aufgabe [] Drückendste Sorge: Die Flüchtlinge [] Seit 1945 ergießt sich ein ununterbrochener Strom von Ostvertriebenen in die Landkreise. Er stellt die Kreise und Gemeinden vor unlösbare Aufgaben. Jede verantwortungsbewußte Selbstverwaltung denkt mit Sorgen an die zukünftige Entwicklung. Proteste und Resolutionen verhallen wirkungslos. Nicht zu Unrecht steht die Militärregierung auf dem Standpunkt, daß das vornehmste Recht des Vertriebenen das Asylrecht sein muß [!] Kein Landkreis hat mehr die Chance, ausgelassen zu werden, und jede Ratssitzung bringt nur die Ankündigung weiterer Transporte, mit denen die Gemeinde so oder so fertig zu werden hat. Nach dem ungeschriebenen Gesetz des geringsten Widerstandes sind sie es, die die Last zu tragen haben. [] Wenn Resolutionen gegen weitere Zuweisungen gefaßt werden, dann nicht, weil die Kreistage und Gemeinderäte sich der Not verschließen, sondern gerade, weil sie aus ihrer verantwortungsbewußten Schau der Dinge heraus eine Entwicklung ablehnen müssen die nur die Stabilisierung und Legalisierung der Not und der Massenunterkünfte zur Folge haben kann. Doch gerade die SPD-Fraktionen haben überall da, wo es ihr Einfluß zuläßt, in persönlicher Initiative versucht, nicht nur menschenwürdige Unterkünfte zu beschaffen, sondern den Vertriebenen eine echte Heimat und eine neue Existenzgrundlage zu geben. [] Das Los der Vertriebenen zu bessern, sie und die Einheimischen zu einer Einheit zusammenzuführen, wird auch in Zukunft die vornehmste Aufgabe jeder sozialdemokratischen Selbstverwaltung sein. Wie das Beispiel zahlreicher Gemeinden beweist, die trotz aller Ueberbelegung bisher Stolz feststellen können, daß es ihnen gelungen ist, für jede Flüchtlingsfamilie Unterkunft und Arbeitsmöglichkeit zu finden, kommt es hier entscheidend auf die persönliche Initiative an. [] Fürsorge für die Kranken und Alten [] Aus Zusammenbruch und Trümmern, aus der vollkommenen Leere des Daseins wächst langsam doch wieder ein lebenswertes Leben. Es wird auch in Niedersachsen, so wahr wie unsere Daseinskraft ungebrochen ist, wieder besser werden. [] Wir wollen die Welt wieder hell machen. Und wir wollen vor allem, daß unsere Alten, die ohne eigene Schuld Heimat und Lebensgrundlage verloren, die Not der letzten Jahre vergessen können. Es geht nur langsam vorwärts, aber schaut Euch um im Lande, dann werdet Ihr sehen, daß auch für sie etwas getan worden ist. Es gibt heute kaum einen Kreis mit sozialdemokratischer Mehrheit, in dem nicht ein oder mehrere Altersheime den Alten und Erwerbsunfähigen eine Heimstatt bieten. Zwar sind sie, gemessen an der Zahl der zu Betreuenden nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber es kann auch in der Selbstverwaltung nur mit Wasser gekocht werden, und es hieße die Schwierigkeiten nicht sehen wollen, die der Schaffung eines jeden Alters-, Jugend- oder Tbc-Heims entgegenstanden, würde man die hier geleistete Arbeit gering einschätzen. Jeder Kreistag beschäftigt sich immer wieder mit der Einrichtung neuer Heime und Krankenhäuser. [] Müssen wir Beispiele nennen? Da wäre im Kreis Lüneburg vor allem der Fischerhof zu nennen, eine vorbildliche Gründung, die Rußland-Heimkehrern eine neue Heimat bietet. [] Der Kreis Springe hat bisher drei Altersheime geschaffen, ein Tbc-Heim ist im Werden, und dank des persönlichen Einsatzes des inzwischen verstorbenen Landrats und der Einsicht des Kreistages gelang es, das Jagdschloß im Saupark in ein Kreiskrankenhaus umzuwandeln. [] Auch Stade wäre hier wieder zu nennen. In den früheren Kasernenhäusern konnte die Stadt eine Außenstelle des Krankenhauses schaffen, in der seit September dieses Jahres 350 Betten aufgeschlagen wurden. [] Der Kreis Verden schuf in der Wursterheide eine Tbc-Heilstätte mit 100 Betten, und der Kreis Rotenburg baute die Baracken in Sandbostel am Grundbergsee zu einem Kinderheim um. [] Ein vorbildliches Altersheim, in dem sich 44 Männer und Frauen wohlfühlen, schuf die Kreisverwaltung Osterode aus einem Flüchtlingsdurchgangslager an der Petershütter Allee. [] Die Alten und Heimatlosen werden niecht vergessen. Der Kreis Burgdorf schuf sich mit der Kötjemühle in besonders reizvoller und idyllischer Umgebung bereits das dritte Altersheim. [] In der Wennigser Mark, dem schönsten Fleckchen des Landkreises Hannover, hat der Kreis ein Altersheim eingerichtet, das seinen Insassen eine wirkliche Heimat bedeutet. [] Kindergärten, wie dieser hier aus der Gemeinde Weende (Landkreis Göttingen), zeugen von dem Willen zum Aufbau. [] 94 Wohnungen und 100 Einzelräume wurden aus dem Leargenheim des Volkswagen-Vorwerkes Braunschweig geschaffen. [] Ein Wort an den Bauern [] Mit der Rübenernte, inmitten regennasser Tage, ging wiederum ein Jahr harter und schwerer Landarbeit zur Neige. Pflug und Egge haben den Boden bereitet für die neue Saat. Auch Du, Bauer, findest jetzt Zeit, Rückschau zu halten, Erfolg und Mißerfolg gegeneinander abzuwägen. [] Deine Arbeit hat wenig gemein mit dem Tempo einer Großstadt; im ewigen Wechsel von Werden und Vergehen, von Saat und Ernte, von Sonnenschein und Regen wachsen die Gedanken langsamer und bedächtiger. Aber was Du einmal für recht oder unrecht erkannt hast, das gilt, das ist eine Entscheidung, von der man nicht morgen oder übermorgen wieder abweicht. [] Wie sieht es nun aus? Ihr alle, Bauern und Landarbeiter, habt Monate schwerster Arbeit hinter Euch. Und was ist der Erfolg? Stehen die Preise für Deine landwirtschaftlichen Produkte im Einklang mit den immer höher kletternden Zahlen, die jede Rechnung zeigt, die Dir ins Haus schwirrt? Habt auch Ihr Euch nicht von der Währungsreform versprochen, daß alles und damit auch die Preise für die dringend notwendigen gewerblichen Wirtschaftsgüter auf ein gesundes und für beide Teile tragbares Maß zurückgeführt werden sollten? Und was kostet heute eine Dreschmaschine? Wieviel Geld verschlingt Kunstdünger? Jede Reparatur an Deinen Maschinen? Kannst Du die heutigen Preise für Arbeitskleidung, für Schuhe usw. bezahlen, wenn Du in Deiner Wirtschaft und Deiner Ablieferungsmoral ehrlich bleiben willst? [] Es ist nur ein Rechenexempel, aber es geht nicht auf. Schau Deine schwieligen Hände an, denk an Deine schwere Arbeit. und Du wirst zu der Ueberzeugung kommen, daß Du und Deine Arbeiter, daß alle Menschen, die mit ihrer Hände Arbeit ihr Brot verdienen, wieder einmal ganz hinten stehen. Muß es nicht schlecht bestellt sein um eine Wirtschaftsordnung, die einigen Wenigen, Ewig-Gestrigen, Großgrundbesitzern, Industriefürsten und Hortungsgewinnlern, ein Wohlleben auf Kosten der breiten Schichten der Bevölkerung ermöglicht? Wir alle, Du Bauer und der schaffende Mensch in Stadt und Land, sind aufeinander angewiesen. Auch Du wirst den Erfolg Deiner Arbeit nur dann ernten können, wenn die große Masse der Bevölkerung Deine Erzeugnisse kaufen und bezahlen kann. [] Heute aber treibt man Schindluder mit Dir und allen, die ehrlich ihr Brot verdienen. Das gesunde Verhältnis zwischen Preis und Lohn liegt ferner denn je, und im Hintergrunde lauert die furchtbare Gefahr jedes Wettlaufens zwischen beiden, in dem der "kleine Mann" nur der Verlierer sein kann. Deutschland ist auf diese Weise schon einmal ins Verderben geführt worden. Auch der heutige Weg, der Landwirtschaft die Last der Preiserhöhungen auf dem gewerblichen Sektor aufzubürden, ist nicht weniger verderblich. Er muß naturnotwendig zu einer Verschuldung der Landwirtschaft führen, deren Auswirkungen wir noch aus den Jahren 1929 bis 1932 kennen. [] Was dort oben in Frankfurt am grünen Tisch und in der Rechenkammer der CDU- und FDP-Fraktion des Wirtschaftsrates ausgebrütet wird, sind, wenn man die vielen und tönenden Phrasen der Väter der Preistreiberei durchschaut, Windeier, die weder Dir noch dem Volke nützen. Die gefährliche Preisschraube, die uns langsam aber sicher die Luft abdreht, ist das Werk jener Männer, denen noch immer das eigene Profitstreben über das Wohl des Volkes ging. Kannst Du diese Politik noch länger mitmachen? Kannst Du Dich und Dein ehrliches Wollen noch länger mißbrauchen lassen? [] SPD hilft den Flüchtlingen [] 2219 Kinder erhalten im Landkreis Göttingen Schulspeisung, 663 Kinder unbemittelter Eltern nehmen auf Kosten des Kreises daran teil. Von 56 neu zugelassenen Einzelhandelsgeschäften entfallen 23 auf Flüchtlinge. [] In zahlreichen Orten des Kreises sind die Vorbereitungen zum Siedlungsbau soweit abgeschlossen, daß im Frühjahr mit den Arbeiten begonnen werden kann. Die Gemeinde Geismar allein hat Gelände für 50 Siedlungshäuser erworben. [] Seit 1945 sind im Landkreis 60 Wohnhäuser mit 288 Wohnräumen fertiggestellt. Im Rohbau bzw. begonnen sind 26 Häuser mit 181 Wohnräumen. Durch Aus- und Einbau wurden weitere 214 Räume geschaffen, durch Instandsetzung 181 Wohnräume erhalten. [] In der Gemeinde Wettbergen (Hannover-Land) beschlossen die Gemeinderäte den Bau einer mindestens 30 Häuser umfassenden Wohnsiedlung für Ostvertriebene. [] Kurze Chronik des Aufbaus [] Die Kreise an der Wesermündung mußten ihr Hauptaugenmerk nach dem Zusammenbruch auf die Landeskulturarbeit richten, vor allem auf den Deichbau. Trotz aller Schwierigkeiten wurden seit dem Zusammenbruch über eine Viertelmillion Mark für diese Schutzbauten aufgewandt. [] Millionen-Pläne gegen das Hochwasser in der Jeetzel- und Seege-Niederung im Kreise Dannenberg sind in Durchführung bzw. in der Vorbereitung. Die Abriegelung der Jeetzel-Niederung, die Aufschüttung von Deichen und die Anlage von Schöpfwerken sind für die Einwohnerschaft und besonders für die Landwirtschaft der anliegenden Kreise von erheblicher Bedeutung. [] Der Kreis Burgdorf hat seit dem Zusammenbruch ein Krankenhaus, ein Entbindungsheim und drei Altersheime . geschaffen. Ein Tbc-Krankenhaus entsteht auf der früheren Muna Erichssegen bei Lehrte. - Durch das Kreisflüchtlingsamt konnten verteilt werden: 600 Bettstellen, 180 Kinderbetten, 285 Kleiderschränke, 200 Küchenschränke und über 1000 Stühle. [] Die Stadt Springe hat seit 1945 rund 900 Kleingärten aus eigenen oder zur Verfügung gestellten Ländereien an Flüchtlinge verteilt. [] Auf einer Tagung der Jugendpfleger der britischen Zone wurde der Aufwand der Stadt Lüneburg für die Jugendpflege als vorbildlich hingestellt. [] Um wenigstens einen Anfang zu machen, hat der Kreis Rotenburg nach der Währungsreform trotz seiner finanziellen Schwierigkeiten 63.000 Mark für den Ausbau des stark erneuerungsbedürftigen Straßennetzes bewilligt. [] Die Preisschaukel [] Die Frankfurter Preispolitik reicht mit Ihren Auswirkungen in alle Bezirke unseres kommunalen Lebens. Ihre Folgen sind direkt und indirekt für jeden einzelnen von uns spürbar. Es ist eine Schraube ohne Ende. Die Erhöhung der Kohlen- und Stahlpreise führte zu einem Anstieg aller Grundstoffpreise und zwingt die kommunalen Selbstverwaltungen, auch die Preise für Wasser, Gas und Strom den veränderten Verhältnissen anzupassen. Es ist nicht ihre Schuld, wenn der sowieso nicht auszubalancierende Etat des Normalverdieners auf diese Weise noch weiter belastet wird. Die Frankfurter Politik der CDU und der übrigen besitzbürgerlichen Parteien wird zu einem Hemmschuh für jede verantwortungsbewußte Kommunalpolitik. [] Silbenrätsel [] al,- bau - bau - be - berg - cä - ci - chlo - det - drei - druc - [] e - e - ech - er - feln - ge - ger - hen - hun - i - in - kar - [] ke - li - ma -mi - mold - na - nach - nach - nanz - ne - ne - [] nen - neu - o - pa - pal, - rad - ran - rei - rid - ro - salz - [] si - stein - ter - tof - tri - tro - tuch -u - Aus vorstehenden Silben [] sind 20 Wörter zu bilden, deren erste und letzte Buchstaben, von oben nach unten gelesen, eine zeitgemäße Wahrheit ergeben. (ch gilt in einigen Wörtern als ein Buchstabe.) Die Wörter bedeuten: [] 1. Stadt in Lippe 2. Spülmittel 3. Gegenteil von Gebirge 4. Günstlingsherrschaft 5. Getrocknete Weinbeere 6. Stadt der Springprozession 7. Ränkespiel 8. Mineral 9. Mädchenname 10. Man nagt in der Sowjetzone daran 11. Halbedelstein 12. Mädchenname 13. Tiere, die nur teure Eier legen 14. Vervielfältigungsanstalt 15. Jahrbuch 16. SPD-Forderung gegen die Wohnungsnot 17. Schlanges Lieblingsspeise 18. Chemische Verbindung 19. Kinderfahrzeug 20. Sowjetischer Raubbau im Erzgebirge [] Muß es so sein? [] Gestern ist Frau Brauer, meine Wirtin, den ganzen Tag bedrückt gewesen. Am Vormittag hatten sie vor ihrer Haustür zehn Zentner Kartoffeln abgeladen, und beim Abendessen - es gab Pellkartoffeln und Hering - hat sie zu ihrem Mann und den Kindern gesagt: "Die Kartoffeln die wir essen sind noch nicht bezahlt" Sie hat mir das heute morgen erzählt [!] Ihr Mann hätte große Augen gemacht sagte Sie. Er sei wie jeden Abend sehr abgespannt von der Arbeit gekommen [!] Er macht oft Ueberstunden und kommt manchmal auf sechzig Mark in der Woche [!] Er geht nie ins Gasthaus und raucht ganz selten einmal eine Sonntagspfeife. "Und nun so etwas". Das ist Frau Brauer sehr zu Herzen gegangen. Sie hat gegrübelt, woran es wohl liegen kann, wenn eine Hausfrau, deren Mann in ordentlicher Arbeit steht, deren Kinder so anspruchslos erzogen sind wie Frau Brauers und die keinen Groschen ausgibt, ohne die Notwendigkeit der Ausgabe gewissenhaft zu bedenken, - wenn solche Hausfrau plötzlich Schulden hat. Der Kartoffelmann hätte gesagt. Frau Brauer wäre ja nicht die einzige. Aber das hat die kleine Frau Brauer nicht getröstet [!] Jetzt kam sie zaghaft in mein möbliertes Zimmer und hatte ihr Ausgabenbuch in der Hand [!] Etwas muß doch nicht stimmen, meint sie. Ich habe gar nicht gewußt was ich Frau Brauer als Trost sagen sollte. Da standen in sauberen Reiben alle Posten ihres kleinen Haushalts aufgezählt: Miete, Strom und Gas die Rationen der Lebensmitteldekaden und etwas Gemüse und ganz seiten einmal ein Päckchen Tabak. Stopfgarn oder Schnürsenkel. "Es sind eben die Preise", sagte ich, weil ich nichts Besseres wußte, und Frau Brauer begann wieder zu grübeln und sagte: "Alle sagen es sind die Preise, und die Preise sind untragbar, aber im Radio sagt der Professor Erhard, die Preise müssen so sein, und es ist richtig, daß alles so teuer ist, und nur so kann die Wirtschaft wieder in Gang kommen Aber ist denn da gar kein Zusammenhang zwischen der großen Wirtschaft und meiner kleinen? Und wenn wir in unserem Haushalt nicht weiterkönnen, wie kann dann jemals ..." Aber da war Frau Brauer schon wieder aus dem Zimmer, denn irgendwo hustete der Aelteste. Und wenn jetzt auch noch einer krank wird bei Brauers! Ja, ich habe Frau Brauer nachher noch zur Apotheke rübergehen sehen. Sie hatte den Hut auf, den sie schon sieben Jahre trägt, und ihr Mantel ist ganz altmodisch und ihre Strümpfe waren mächtig gestopft. Ich habe an Professor Erhard denken müssen. und ob sie ihm wirklich glaubt, wenn er sagt, das alles müßte so sein ... [] Wählt die Kandidaten der Liste 1 - SPD [] Wer nachdenkt, wählt SPD [] Herausgeber: SPD-Landesleitung Niedersachsen - Druck: Hannoversche Presse, Druck- und Verlagsgesellschaft m.b.H., Hannover
Published:28.11.1948