Summary: | Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Das Flugblatt ist als Werbemittel im Rahmen der Aufklärungsaktion zur Friedenspolitik Willy Brandts in der Zeit vom 15.4.1972 - 30.4.1972 im Vorfeld zur Ratifizierung der Verträge mit der Sowjetunion und Polen an Bundesbürger verteilt worden. Vgl. Rundschreiben des Parteivorstands der SPD vom März 1972, Beilage zu diesem Flugblatt. Vgl. auch Flugblatt "Information zur aktuellen Diskussion um die sogenannten Moskauer Protokolle", 6/FLBL001752.
Sichern wir uns und unseren Kindern Frieden und Freunde! [] Im Mai und im Juni wird von den gesetzgebenden Körperschaften über eine Lebensfrage unseres Volkes entschieden, über das Vertragswerk zur Absicherung unserer Friedenspolitik. [] Viele wissen noch nicht, um was es geht. Viele haben noch nicht verstanden, was für uns alle und die Völker Europas auf dem Spiel steht. Informieren Sie sich! Führen Sie mit Ihren Freunden, Bekannten und Kollegen Gespräche über diese wichtige Entscheidung. [] Warum brauchen wir die Verträge? [] - Die Politik der früheren Jahre hat uns Erleichterungen in Deutschland nicht näher gebracht. Im Gegenteil. [] - Die Position Berlins wurde zusehends schwieriger. Der Verkehr nach Berlin wurde behindert, die Freizügigkeit der Berliner immer stärker eingeengt. Das hat die frühere Politik nicht verhindern können. Auch nicht den Mauerbau. [] - Das Wettrüsten steigert die Rüstungsausgaben ins Unermeßliche. Daraus haben die Supermächte die Konsequenz gezogen: Sachliche Zusammenarbeit statt feindseliges Gegeneinander. Zeichen dieser Politik sind die Besuche Nixons in Peking und in Moskau. Außerdem die Verhandlungen über die Begrenzung der strategischen Waffen in Wien und Helsinki. [] - Diese weltweite Entspannungspolitik fordert auch unseren Beitrag. Alle unsere westlichen Verbündeten sind dieser Meinung. [] - Wir müssen das Mißtrauen bei den Völkern Osteuropas abbauen, wenn wir Handel und Kulturaustausch weiterentwickeln wollen. [] Nie war der Zeitpunkt günstiger für einen deutschen Beitrag zur Entspannung. Unsere Politik fügt sich nahtlos in die weltpolitischen Absichten unserer Verbündeten ein. Nur in Übereinstimmung mit dieser weltpolitischen Gesamtlage können wir unsere nationalen Interessen wahrnehmen. Wir müssen sie jetzt wahrnehmen. [] Was steht im Vertragswerk? [] Im Vertrag mit der Sowjetunion, im Vertrag mit Polen und im Berlin-Abkommen der Vier Mächte wurden folgende wichtige Punkte vereinbart: [] - Die Vertragspartner verzichten auf die Anwendung von Gewalt. Trotz unterschiedlicher Gesellschafts- und Bündnissysteme wollen sie friedlich miteinander auskommen. Streitfragen sollen gütlich beigelegt werden. [] - Ausbau der wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und kulturellen Beziehungen. [] - Die bestehenden Grenzen in Europa sollen respektiert werden. Aber: Friedlich vereinbarte Grenzänderungen und Zusammenschlüsse sind möglich. [] - Die Zugangswege nach Berlin sind endlich gesichert. [] - Die Westberliner können wieder Verwandte und Freunde in der DDR und in Ost-Berlin besuchen. [] - West-Berlin wird durch den Bund im Ausland vertreten. [] - Die Sowjetunion anerkennt die Bindungen Berlins an die Bundesrepublik. [] Berlin-Krisen sollen der Vergangenheit angehören. [] Nie wurde eine Opposition besser informiert [] Allein der Oppositionsführer wurde mehr als siebzigmal unterrichtet. Wenn die Opposition heute behauptet, sie sei nicht ausreichend informiert worden, dann ist das pure Heuchelei. Sie will davon ablenken, daß sie sich in eine Sackgasse manövriert hat. [] Ein Sieg für die Menschlichkeit - Was schon erreicht ist [] Obwohl die Verträge noch nicht in Kraft sind, haben sie Auswirkungen: [] - Heute ist es so, daß die Worte Frieden und Deutschland für die Welt zusammengehören. [] - Die Friedenspolitik des Bundeskanzlers ist eine Hoffnung für Europa. [] - Die Angriffe und Beschuldigungen aus dem Ostblock gegen die Bundesrepublik sind eingestellt worden. In Presse und Fernsehen ist endlich begonnen worden, ein wirkliches Bild unseres Landes zu zeichnen. [] - Wir sind für die Sowjetunion und Polen Gesprächspartner geworden, wie es vorher schon unsere Verbündeten waren. [] - Wir haben endlich die erste Vereinbarung mit der DDR. [] - Menschliche Erleichterungen für Deutsche in Polen. 1970, vor dem Warschauer Vertrag, betrug die Zahl der Aussiedler 5626. 1971, nach der Unterzeichnung, stieg die Zahl schon auf 25243. Noch viele Menschen in Polen warten auf Umsiedlung. Sie warten auf die Verträge. [] - Zusätzliche Schaltung von Telefonleitungen im geteilten Deutschland, Beschleunigung der Postsendungen. [] - Ostern konnten die Berliner ihre Verwandten in Ost-Berlin und in der DDR besuchen. Das wird Pfingsten wieder so sein. [] - Der Verkehr von und nach Berlin ist versuchsweise schon vereinfacht worden. [] Ein deutsches Verhängnis. [] Oder: Was geschieht, wenn die Verträge scheitern? [] - Das Berlin-Abkommen wird nicht in Kraft treten: Berlin bleibt abgeschnürt, auf den Zugangswegen herrscht Willkür. [] - Die Verhandlungen mit der DDR über Verkehr und über menschliche Erleichterungen werden abgebrochen. [] - Die Umsiedlung aus Polen wird eingestellt. [] - Die Angebote zur Ausweitung von Handel und Zusammenarbeit mit Osteuropa werden blockiert. [] - Das "Klima" im Osten vereist wieder. Die Fronten werden härter, die Teilung tiefer. [] - Schlimmer ist noch: Unsere Freunde im Westen werden den Kopf schütteln. Sie werden dann über unseren Kopf hinweg die Entspannung mit dem Osten, auch mit der DDR, fördern. [] - Das dauernde Nein der Opposition wird den Willen der Welt zu Entspannung und Zusammenarbeit nicht ändern. Es führt uns in die Isolierung. Deshalb ist das deutsche Ja zu den Verträgen jetzt erforderlich. [] Das geht Sie alle an [] In der Springer-Presse und anderen konservativen Blättern wird gegen die Verträge gekämpft. [] Mit allen Mitteln. Dagegen müssen sich die Freunde der Friedenspolitik wehren. Mit Informationen. Das kostet Geld. [] Wenn Sie helfen wollen, hier unser Postscheckkonto: Köln Nr. 9000 - Sonderkonto A. Nau - Stichwort: Aufklärung über Friedenspolitik. [] Mit diesen Spenden finanzieren wir eine Anzeige. [] Politik für den Frieden - SPD [] Herausgeber: Vorstand der SPD, Abteilung Öffentlichkeitsarbeit, Bonn. [] Druck: Union-Druckerei, Frankfurt am Main
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