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Einige Fragen an die Eltern der Göttinger Schulkinder [] 1. Wißt ihr, wie viele Schulkinder an den Volksschulen auf eine Lehrkraft entfallen? [] Auf eine Lehrkraft kommen im Augenblick 55 Schulkinder. Am 15. Mai 1948 - also vor einem halben Jahr - waren es noch 60. Das ist ein Fortschritt, aber dabei dürfen wir nicht halt machen. Denn: Je mehr Lehrer, desto besser der Unterricht für eure Kinder! [] 2. Wißt Ihr, wie schwer es ist, nicht für Schulzwecke benutzte Schulen für eure Kinder wieder frei zu machen? [] Die anfänglich durch ein Flüchtlingslager belegte Voigt-Schule ist schon seit langem wieder frei. [] Am 1. Juli 1947 wurde das Flüchtlings-Durchgangslager Egelsberschule endlich aufgelöst. Wie viele weite Schulwege durch Regen und Kälte waren damit endlich nicht mehr nötig? [] Am 29. September 1948 wurde die Gewerbeschule wieder geräumt. [] Von der Jahnschule gelang es bisher nur, 4 Klassen frei zu bekommen. Aussichtsreiche Verhandlungen über die Freigabe der ganzen Schule sind eingeleitet. [] Hoffentlich kann das Gymnasium auch bald wieder in sein ehemaliges Gebäude einziehen. [] 3. Wißt Ihr, was es heißt, wenn eure Kinder Schulspeisung bekommen? [] Wir finden: 4 warme Mahlzeiten für nur 19 D-Pfg., das ist schon etwas. Dabei ist ein Viertel der Schüler von der Zahlung des Eßgeldes befreit! Also die sozial schlecht gestellten Eltern brauchen gar nichts zu zahlen!! Schön wäre es, wenn alle Kinder kostenlos am Essen teilnehmen könnten. Aber denkt bitte einmal mit uns zusammen nach! Das ist nach der Währungsreform noch nicht möglich! [] 4. Wißt ihr noch, daß im Winter 1946/47 die Schule wegen Kohlenmangel eine Zeitlang schließen mußte? [] Im Winter 1947/48 war das nicht nötig und auch in diesem Winter werden wir durchunterrichten können. Es wurde eben vorausschauend zeitig Vorsorge getroffen. [] 5. Wißt Ihr, wie schwer solche Erfolge zu erringen waren? Wißt ihr, wie viele zähe, uneigennützige Arbeit von Ratsvertretung, Stadtverwaltung und Lehrerschaft dazu nötig war? Wißt ihr, daß noch mehr geschehen muß? Wir nennen nur einige Aufgaben der nächsten Zeit: [] 1. Behebung der Raumnot an allen Göttinger Schulen. [] 2. Bänke, Schulmaterial, Schulbücher - und vor allem [] 3. noch mehr gute Lehrkräfte werden gebraucht. [] 4. Wir müssen zur Schulgeldfreiheit kommen! [] Das alles erfordert kluge Planung, zähe Verhandlungskunst, Liebe zur Schule. [] 6. Wißt Ihr auch - aber das wißt ihr ja, weil Ihr es täglich seht -, daß endlich ein neuer Geist in unsere Schulen eingezogen ist? [] Statistisch läßt sich das nicht messen! Aber es ist nun endlich Schluß mit dem Mißbrauch eurer Kinder zu politischen oder militaristischen Zwecken. Schulverwaltung und Lehrkräfte unserer Schulen tun alles, um die Sünden und Schäden der vergangenen bösen Zeit durch den fröhlichen Geist selbstverantwortlicher Erziehung zu beseitigen und eure Kinder zu freien, vorurteilslosen und lebenstüchtigen Menschen heranzubilden. [] Laßt den Beginn einer solchen Arbeit, laßt alle aufgewandte Mühe nicht umsonst gewesen sein. [] Bedenkt: auf dem Rathaus saß eine SPD-Mehrheit! [] Wählt darum am 28. November 1948 SPD [] die Partei des Schulfortschritts, [] die Partei, die sich eurer Kinder annimmt [] Göttinger Druckerei- und Verlagsgesellschaft mbH., Göttingen, [] CFA. 606, 11. 48, Kl. C.
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