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Postwurfsendung An alle Haushaltungen Rottenburger Bürger! Sie waren in der Turnhalle am letzten Sonntag am Ende der Kandidaten-Vorstellung erschüttert und empört. Und manche haben von mir gedacht: So bist Du einer!? In der Zwischenzeit hat sich einiges getan. Das Amtsgericht verbot dem Bachner unter Androhung empfindlicher Geld- oder Haftstrafen das Gerücht weiterzuverbreiten. Ich selbst habe die Richtigkeit meiner Angaben vor dem Amtsgericht an Eides statt versichert. Ich nehme es also nicht auf meinen Buckel, sondern setze meine Person, meine Stellung, ja die Existenz meiner Familie ein, um solchen Verleumdungen entgegenzutreten. Stellen Sie sich vor: Ich bin 9 Jahre lang Tag für Tag unter Ihnen hier in Rottenburg auf dem Rathaus als Stadtpfleger tätig. Neun Jahre hatten Sie Gelegenheit mich zu beobachten, zu sehen mit wem ich umgehe und mich auf die Probe zu stellen. Und dann kommt ein Mann, den Sie kennen müßten, stellt öffentlich vor 1500 Personen eine Behauptung auf und in 2 Minuten ist meine ganze Lebensarbeit zunichte. Mit Bachner wird sich die Staatsanwaltschaft auseinandersetzen. Ich werde beantragen, daß künftig Personen, die ehrenrührige Behauptungen - ohne sie sofort beweisen zu können - also leichtfertig aufstellen, ebenso Personen, die einschlägig vorbestraft sind, das Wort in einer Bürgerversammlung nicht erteilt wird. Dann hört dieses für Rottenburg so unwürdige Schauspiel auf. Rottenburger Bürger! In dieser Sache kann, ich Ihnen Ihre Verantwortung bei der Bürgermeisterwahl nicht abnehmen. Ja, seht Ihr denn nicht, daß dies Euch angeht? Habt Ihr den Mut nicht, dagegen aufzutreten ? Ist es schon so weit, daß die freien Versammlungen der Bürger so gestört werden dürfen? Stellt sich die Stadt Rottenburg, stellen sich die Rottenburger Bürger nicht selbst ein schlechtes Zeugnis aus, wenn sie auf so einen Mann hören? Das ist doch eine klare Herausforderung der Bürger, die etwas auf sich halten. Wer setzt sich mit einem Mann, der ehrenrührige Behauptungen leichtfertig aufstellt, an einen Tisch, wer hört sich seine üblen Verleumdungen an und freut sich darüber? Seht Euch diese Leute gut an. Muß sich ein Mann, der sich um das höchste von der Stadt zu vergebende Amt bewirbt eine solche Behandlung gefallen lassen? Ich stelle mich mit Bachner nicht auf eine Stufe und ich weise es zurück, daß Bachner für die Rottenburger überhaupt sprechen durfte. Richtig, ich habe den herausgefordert, der für das Gerücht geradesteht. Ich habe die Bürger angesprochen, deren Wort in Rottenburg etwas gilt. Anscheinend wurden diejenigen Mitglieder des Wahlausschusses, weiche Bachner zu Wort kommen ließen, von der plötzlich eingetretenen Situation so sehr überrascht, daß sie die Person Bachner und s eine Behauptungen nicht prüften. Ich denke, meine Arbeit, meine Stellung und meine Familie wären dies wert gewesen. Was unterlassen wurde, muß der Wähler nachholen. Es ist Sache der Rottenburger Bürger, sich hier ganz eindeutig zu verhalten. Rottenburger Wähler, stellt dies klar heraus durch Eure Abstimmung am 4,. Juli 1954 Den 1. Juli 1954 [] Hans Ströbel, Stadtpfleger
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