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Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Dublette (1) HAMBURG [] Soziale Tat! [] Sonderillustrierte für die Hamburger zum 16. Oktober [] 2. Ausgabe [] Hamburger Schulkinder fröhlich, unbeschwert im Dr. Roß-Kinderheim der Hamburg er Jugendbehörde in Westerland (Sylt) [] Als die Sozialdemokratie in das Hamburger Rathaus zog [] So war es: [] Soziale Not hat es in Hamburg wie in jeder anderen großen Stadt immer gegeben: Soziale Not der Kinder, der Arbeitslosen, der alten Leute und aller, die sonst hilfsbedürftig geworden sind. Der Unterschied liegt darin, wie die einzelnen Zeiten sich diesem Problem gegenüber verhielten, was sie taten oder nicht taten, um die soziale Not zu bekämpfen. - Nur die Alten erinnern sich heute noch, wie vor dem ersten Weltkrieg die öffentliche Fürsorge noch in den Kinderschuhen steckte, wie es noch keine Arbeitslosenunterstützung gab und alle Hilfsmaßnahmen privaten Organisationen überlassen blieben, wie der Empfänger öffentlicher Unterstützung - sie hieß bezeichnenderweise "Armenunterstützung" - seine Rechte als Staatsbürger verlor und nicht wählen durfte, wie man von dem "verschämten Armen" sprach. Dann hatte der Weimarer Staat Großes geleistet. Seine Gegner haben ihn als den "Wohlfahrtsstaat" verschrien. Er hat damit das höchste Lob erhalten, das der soziale Staat beanspruchen kann. Aber was war davon 1945 geblieben? [] 1945 war die soziale Not weitaus größer als zu irgendeinem Zeitpunkt der hamburgischen und deutschen Geschichte. Was nutzte der unbedingte Wille, sozial zu helfen, was nutzte die Rückkehr zu den wertvollen sozialen Einrichtungen der Weimarer Zeit, wenn die Möglichkeit fehlte, trotz der großen bereitgestellten Summen die notwendigste Hilfe zu leisten. Wenn man den Flüchtlingen keine Kleidung, den Zuwandernden kein Obdach und der durch Deutschland ins Nichts trampenden Jugend weder Heime noch Arbeit geben konnte und die Not von Tag zu Tag größer wurde. Hamburg bekam allein von Flüchtlingen die Bevölkerungszahl einer Mittelstadt mit 70000 Einwohnern dazu. Wer erinnert sich noch an die Notunterkünfte in den Bunkern, in denen die Menschen keine Betten hatten, in denen sogar die Lampen fehlten, um die Räume nur notdürftig zu erhellen. Es entstand eine neue Unterwelt der übergroßen Not, in der Gesetz und Ordnung wenig gelten konnten. Immer neue Bunker, immer neue Auffanglager mußten eingerichtet werden, die man nicht menschenwürdig ausstatten konnte. Obdachlosenasyle, wie sie früher bestanden haben und die immer die äußerste Not zu zeigen schienen, waren ideale Heime dagegen gewesen. [] Damals schienen große Seuchen vor den Toren der Städte zu stehen. Die Besorgnis, daß diese Seuchen auch die alliierten Besatzungen befallen würden, war der erste Anstoß dafür, daß Hilfe von außen kam. Es grassierte die Tuberkulose und die Zahl der Tbc-Kranken multiplizierte sich. Die Säuglingssterblichkeit stieg auf mehr als das Doppelte, der Typhus breitete sich gefährlich aus. Dann folgte eine Diphtherieepidemie, am schlimmsten nahmen die Geschlechtskrankheiten zu. Betten in den Krankenhäusern fehlten. Was man an Betten bereitstellen konnte, hatte kaum noch Bettzeug. Die Kranken selbst mußten die Bezüge, ihre Leibwäsche, Handtücher mitbringen. An Arzneimitteln und Verbandsstoffen herrschte unvorstellbarer Mangel. [] Damals mußten wir alle in unsere ach so gelichteten Bestände an Mänteln Kleidern, Anzügen, Schuhen, Decken greifen, um Abgaben für das Millionenheer der Verschleppten in Deutschland zu leisten. Damals war die Mehrzahl der Schulgebäude vernichtet, von dem Rest das meiste beschlagnahmt für Verwaltungseinrichtungen, Notkrankenhäuser, Besatzungsunterkünfte. Der Beginn des Schulunterrichts war auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Damals war unsere Ernährung auf einem Tiefstand angelangt. Nach wissenschaftlicher Erkenntnis konnte das zugeteilte Quantum nicht einmal einen dauernd im Bett ruhenden Menschen, der keinerlei Kraftaufwand zu leisten hat, vor dem Hungertod bewahren. Damals konnte man nur Elendsstatistiken aufmachen, und wir rechneten uns immer wieder vor, daß es nicht und an keiner Stelle reichte, die dringendsten Bedürfnisse zu erfüllen. Man hätte überall anfangen müssen zu helfen, und es fehlte doch an den Mitteln dazu, nicht am Geld! Und wenn man leichtfertig genug war, sie zu drucken, auch nicht an Bezugsscheinen, aber eben an Unterkunft, an Kleidung, an Lebensmitteln. [] Dennoch, der soziale Wiederaufbau begann durch soziale Taten. Sie sind, so unzulänglich sie bleiben mußten, in der Größe ihrer Leistungen ein Ruhmesblatt für Hamburg und für alle, die daran mitgearbeitet haben. [] So ist es: [] Das aber ist die Bilanz des inzwischen Erreichten und Geleisteten: [] Neben der Arbeitslosenunterstützung, die ein halbes Jahr gezahlt wird, gibt es anschließend die Arbeitslosenfürsorgeunterstützung in der durchschnittlichen Höhe von 115 DM monatlich. Um die Erwerbslosen nach Möglichkeit zu beschäftigen, sind öffentliche Arbeiten im großen Umfange in Angriff genommen worden. Ein Heer von mehr als 5000 Fürsorgearbeitern erhält für diese Tätigkeit tarifmäßige Lohnsätze. Hamburg liegt mit seinen Unterstützungen an der Spitze im ganzen Bundesgebiet. In Hamburg liegt er mit 45,60 DM bei 15 Prozent des deutschen Durchschnitts (im Nachbarland Schleswig-Holstein 26,51 DM, im Nachbarland Niedersachsen 31,40 DM). Die Erhöhung der Richtsätze erfolgte von 33 auf 44 DM für den Haushaltsvorstand, für erwachsene Angehörige von 25 auf 30 DM, für jedes Kind von 16,50 auf 25 DM. Bei Kinderreichen aus gering bezahlten Berufen erreichen die Unterstützungen die volle Summe des Nettolohnes, kommen teilweise sogar etwas darüber hinaus. Neben den Unterstützungen gibt es im großen Umfange Sachleistungen. In den Alters-, Pflege- und Obdachlosenheimen sind 4100 neue Plätze seit Kriegsende geschaffen worden bzw. im Bau. Da ist der Vorkriegsbestand überschritten. [] Seit 1945 wurden insgesamt 141 verschiedene Einrichtungen der Jugendbehörde in Betrieb genommen, davon 64 neue. Wir haben jetzt 20 Erziehungsheime, 18 Heimschulen, 18 Jugendwohnheime, 10 Durchgangsheime, 36 Heime der Jugendpflege, 109 Kindertagesheime und Krippen und 7 andere Einrichtungen der Jugenderholung. Zu keiner Zeit ist in so wenigen Jahren so viel für die Jugend in Hamburg geschehen wie jetzt. Wir haben damit keinen sozialen Luxus getrieben, sondern nur das sozial Notwendige getan. [] Das drohende Seuchenproblem ist beseitigt. Die Diphtheriefälle belaufen sich nur noch auf die Hälfte von 1946, Scharlach hat um ein Drittel abgenommen. Die Zunahme an Tuberkuloseerkrankungen und an Tbc-Todesfällen geht seit 1948 zurück. Es sind 14 voll ausgebaute Tuberkulosefürsorgestellen, mit modernsten Einrichtungen ausgestattet, vorhanden. Die Seuche Geschlechtskrankheit wird erfolgreich bekämpft. Die Zahl der Krankenbetten ist seit 1945 um ein volles Drittel erhöht worden, indem die neuen Krankenhäuser Haidberg, Rissen und das Harburger Haus in der früheren Dominikkaserne eingerichtet worden sind. Dabei wurden gleichzeitig die früher als Notkrankenhäuser gebrauchten Schulgebäude bis auf zwei zurückgegeben. In den Anstalten hat man die Belegung auflockern, die Verhältnisse also wieder bessern, wenn auch noch nicht friedensmäßig gestalten können. Die Krankenhäuser wurden mit den Einrichtungen für neue diagnostische und therapeutische Methoden versehen und können heute mehr leisten als je zuvor. Hamburg kann heute für sich in Anspruch nehmen, daß es wieder zu den gesündesten Städten Europas gehört. [] Auf unseren Volksschulen sind heute 43000 mehr Schüler als vor Ausbruch des Krieges (insgesamt 185000). Die Zahl der Lehrer hat sich seit der Wiedereröffnung 1945 mehr als verdoppelt, die der verwandten Gebäude ist von 42 auf 249 gestiegen und liegt nur noch ein Drittel unter dem Stand von 1938. Neue Schulbauten, die ersten seit dem Ende der Weimarer Zeit, wurden in Angriff genommen. Schulen in hölzernen Pavillons wurden an sieben Stellen errichtet: Alsterdorfer Straße 42, Hummelsbüttel, Nienstedten, Stellingen, Poppenbüttel, Langenhorner Chaussee 515, Rennbahnstraße. In Poppenbüttel entstand eine neue Schule in einem massiven Gebäude, ebenso in Wohldorf und in Volksdorf. Der erste Bauabschnitt eines massiven Neubaues in Iserbrook wurde Ende August eingeweiht. In Niendorf, Osdorfer Weg, Mittelweg, Bramfeld, Moorfleet wird der Bau in den nächsten Wochen begonnen. Da das Inventar in den Schulen vielfach zerstört war, wurden 22000 Stühle, eine entsprechende Zahl von Tischen, Lehrertischen und Klassenschränken beschafft: da ist das Inventar für 25 vollständig eingerichtete Großschulen. Die Schulspeisung hat einen riesigen Umfang angenommen. Die Zahl der täglich ausgegebenen Portionen betrug bis zu 216000. Seit 1947 ist die Zahl der gesunden Schüler um zwei Drittel gestiegen, während gleichzeitig die Zahl für den schlechteren Gesundheitszustand auf weniger als die Hälfte gesunken ist. Der Abstand zu 1938 ist sehr viel kleiner geworden. [] Die Universität, durch Bombenschäden schwer in ihrer Leistung beeinträchtigt, verfügt heute wieder voll über das Vorlesungsgebäude in der Edmund-Siemers-Allee. Sie hat ein großes Seminargebäude in der Moorweidenstraße erhalten, und für die medizinischen Vorlesungen in Eppendorf entstand der große Hörsaal der Chirurgie. Einer für Chemie mit 400 Sitzplätzen ist im Bau. Eine der wichtigsten Lehrgrundlagen, die Staats- und Universitätsbibliothek, durch den Bombenkrieg auf 30 Prozent ihres Bestandes reduziert, hat den Schaden überwiegend ausgeglichen und verfügt über 650000 Bände. [] Eine wichtige und erfolgreiche Errungenschaft ist die Einrichtung der Akademie für Gemeinwirtschaft - die einzige in Deutschland. Hier erhalten Schüler ohne Abitur eine zweijährige Hochschulausbildung, um in wirtschaftlich führende Stellungen gelangen zu können. Die Zahl der 80 Studierenden wird sich in diesem Herbst erheblich erhöhen. [] Das zerstörte Thalia-Theater wurde wieder in Betrieb genommen und erhielt in einer ehemaligen Schulaula einen guten Theaterraum mit 500 Plätzen. Das neue Theater im Altonaer Haus der Jugend stellt ein Theater mit allen technischen Neuerungen und mehr als 600 Plätzen dar. Die zerstörte Oper eröffnet am Tage vor der Wahl, am 15. Oktober, ihr wiederhergestelltes Haus mit 1200 Plätzen. [] Hamburg ist auf dem besten Wege, sozial, gesundheitlich und kulturell den alten Friedensstand wieder zu erreichen, und über ihn hinaus zu gelangen, zu einem neuen sozialen, gesundheitlichen und kulturellen Höchststand. [] Jeder Vierte mußte versorgt werden, weil der wahnwitzige Krieg ihn um seine Arbeitskraft und um seinen Arbeitsplatz brachte, weil die Frau oder die Eltern den Ernährer verloren und dem Kind Vater oder Mutter genommen wurde [] In die überbesetzten, zerbombten Unterkünfte preßten sich noch die Millionen, die von Haus und Hof vertriebenen Ostdeutschen. In den menschenunwürdigen Behausungen nisteten Krankheit und Elend [] Das Kriegsende brachte das Chaos. Die Überlebenden führten einen verzweifelten Kampf gegen Kälte, Hunger und Not [] HAMBURG [] SPD [] auf dem richtigen Weg! [] Jugendheim im Alstertal - Trillup bei Poppenbüttel [] Keine behördliche Einrichtung, private, Jugend- und Wohlfahrtsorganisationen betreiben ein halbes Dutzend solcher Heime rund um Hamburg, schön gelegen, aber in bequemer Großstadtnähe. Ohne ausreichende öffentliche Förderung wären solche Einrichtungen nicht existenzfähig. Aber es ist Hamburger Grundsatz, solche erfreuliche Initiative interessierter Bevölkerungskreise nicht nur in der Jugendpflege, sondern in unserer gesamten Wohlfahrts- und Gesundheitspflege zu fördern, wo es angeht. [] oben links [] Säuglingsstation im Marienkrankenhaus [] Die Betreuung des werdenden Staatsbürgers beginnt bereits vor seiner Geburt durch die Gesundheitsfürsorge für die werdende Mutter. Eben zur Welt gekommen, befindet er sich in den vorzüglichen Säuglingsstationen eines der vielen Krankenhäuser. Beratungsstellen kontrollieren seine gesundheitliche Entwicklung, geben der jungen Mutter jeden notwendigen Rat. Die Säuglingssterblichkeit, 1946/47 verhängnisvoll angestiegen, ist jetzt niedriger als vor dem Kriege. Sie beträgt in Hamburg 4,2 %, in Bayern 8 %. Hamburg ist das gesündeste Land Deutschlands. [] Kindertagesheim Ohlsdorf [] Die erwerbstätige Mutter kann ihre Kinder beruhigt dem Kindertagesheim anvertrauen und nach getaner Arbeit die Kleinen wieder an sich nehmen. 109 Kindertagesheime, Krippen und Kindervollheime sind in allen Teilen der Stadt vorhanden. Sie bieten Platz für 10600 Kinder bis zum 14. Lebensjahr. Seit 1945 wurden neben den bestehenden noch 65 solcher Heime in Betrieb genommen. [] Schulneubau: Richtfeier für die Schule Alsterdorfer Straße 420 [] Volle 17 Jahre seit dem Ende des Weimarer Staates ist in Hamburg keine Schule neu erbaut worden. Jetzt wurden hölzerne Pavillons in Hummelsbüttel, Nienstedten, Stellingen, Poppenbüttel, Langenhorner Chaussee 515, Rennbahnstraße, Alsterdorfer Straße 420 errichtet, an vierzehn Stellen massive Schulpavillons erweitert oder angebaut. In vorhandenen, oft umgebauten Gebäuden entstanden neue Schulen in Poppenbüttel, Wohldorf, Volksdorf, der erste massive Neubau in Iserbrook. Neubauten in Niendorf, Osdorfer Weg, Mittelweg, Bramfeld, Moorfleet folgen. [] Die neue Pavillonschule Volksdorf [] In der Einrichtung der Schulen werden neue Wege beschritten. Hier kennt man keine Bänke mehr. Die Kinder sitzen auf beweglichen Stühlen an beweglichen Tischen, die man zwanglos gruppiert. Für die Ausstattung der neuen Schulräume und der wiederaufgebauten Schulen hat Hamburg über 22000 Stühle, die entsprechende Zahl Tische, Lehrertische und Klassenschränke beschafft. Nebeneinandergestellt eine Front von 55 Kilometer. Sie würde reichen, 25 neue großen Schulen vollständig einzurichten: die Leistung eines einzigen Jahres. [] unten links [] Schulheim Rissen [] Neun solcher Heime nehmen jeden Monat, Sommer und Winter, 650 Kinder zur Erholung auf. Außerdem werden ganze Klassen auf 14 Tage in Schullandheime, Jugendherbergen, Zeltlager verschickt. Andere kommen eine Weile Tag für Tag in die Tageskolonien. Alles in allem nehmen 53000 Kinder an der Schulfürsorge teil. Es kostet nicht viel. Eltern, die die Mittel nicht aufbringen können, erhalten ausreichende Beihilfen. So hat sich der Gesundheitszustand erheblich gebessert. Er ist 1949 so gut wie zwei Jahre zuvor. [] Heidberg-Krankenhaus Langenhorn: im Freien [] Nur 10500 Krankenbetten standen am Tage der Kapitulation in den Krankenanstalten zur Verfügung. Inzwischen sind es 14000 geworden. Die neuen Häuser Heidberg und Rissen, ehemalige Wehrmachtseinrichtungen, wurden eingerichtet. Das Harburger Haus und die frühere Dominikkaserne erweitert. Zerstörte Gebäude in St. Georg, Harburg, Wandsbek, Eilbek und das Hafenkrankenhaus wieder ausgebaut. Überall modernste medizinische Einrichtungen geschaffen. DieÜberfüllung beseitigt. [] Gefährdete Jugend [] Das ist kein Filmthema, sondern bitterernste Wirklichkeit: Jugendliche und Kinder, die sich in der Großstadt nicht zurechtfinden können. Oft sind Familienverhältnisse schuld. Von 949 solcher Kinder, bei denen die Gründe erschöpfend untersucht worden sind, wurden 447 im Elternhaus völlig vernachlässigt oder gefährdet. 186 waren abnorm veranlagt, 173 schwer erziehbar, 84 mußten unerträglichem Wohnungselend entzogen werden, 34 lebten in ungeeigneten Pflegestellen, 17 waren kriminell, 3 sexuell verwahrlost, 3 ausgesetzt, 2 obdachlos. [] Heimkehrende Kriegsgefangene werden in der medizinischen Poliklinik St. Georg gründlich untersucht [] Für die Kriegsgefangenen dauert der Krieg schon zehn Jahre. Wenn sie endlich nach Hause kommen, brauchen sie Hilfe. 300 D-Mark bekommt jeder aus der Staatskasse. Noch wichtiger ist die Sorge für ihre Gesundheit. Am Anfang steht eine gründliche Untersuchung. Schäden aus dem Krieg und der Gefangenschaft werden festgestellt. Die Gesundheitsfürsorge muß in vielen Fällen einsetzen, damit sie, wiederhergestellt, endlich arbeiten und sich ihr Brot verdienen können. Wann werden sie endlich alle wieder zu Hause sein? [] Jugendhof Barsbüttel - hat internationalen Ruf [] Er hat schon oft ausländische Gäste nicht nur aus Europa gesehen, sondern auch aus Amerika, Asien und Afrika. Junge Menschen der ganzen Welt haben sich hier getroffen. Regelmäßig kommen hier Jugendgruppenleiter, Erzieher, Lehrer zusammen, um die Gestaltung der Jugendarbeit und Jugendwohlfahrt zu erörtern. Der Jugendhof wurde von Hamburg gemeinsam mit den Landesjugendämtern Schleswig-Holstein und Niedersachsen errichtet. So hat er die Rolle einer inoffiziellen Universität für Jugendförderung. [] Ein Heim der Flüchtlingsjugend [] Tausende obdachloser Jugendlicher strömten die letzten Jahre nach Hamburg herein. Ihre erste Station waren die Durchgangsläger der Jugendbehörde. Viele hatten das Glück, in eines der 18 Jugendwohnheime zu kommen. 974 Plätze sind heute von ihnen belegt. Dieses Heim hier wie alle anderen haben sie sich in Selbsthilfe wohnlich ausgestattet und sich so die verlorengegangene familiäre Atmosphäre geschaffen. Sie wissen jetzt, wohin sie gehören, haben Wohnung und Arbeit, werden hier auch kulturell und ärztlich betreut. [] oben rechts [] Die Kaserne ist Altersheim geworden [] Drei ehemalige Kasernen hat Hamburg zu Altersheimen umgestaltet: in Harburg-Heimfeld, in Fischbek-Neugraben und in Wandsbek-Mariental. Bei Kriegsende waren 3700 Betten in Alters-, Pflege- und Obdachlosenheimen verlorengegangen. Eine Reihe Ausbauten laufen noch, dann werden wir 7305 Plätze haben, mehr als vor dem Kriege. Die Sterblichkeit von 5 % ist jetzt auf 1,1 % den Monat gesenkt. Neue und bessere Einrichtungen müssen entstehen, weil die Zahl der über 65jährigen in den nächsten Jahren erheblich steigen wird. [] Ehepaareinzelzimmer im Altersheim Fischbek [] Die Verbesserung der Altersheime hat vor 20 Jahren mit dem Alterswohnheim Groß-Borstel begonnen, das vorbildlich eingerichtet ist. In Fischbek hat man diese Linie mit der Einrichtung einer Anzahl Ehepaareinzelzimmer fortgesetzt. Dort können die alten Leute mit ihren eigenen Möbeln unter sich so wohnen, wie sie es wollen. Für die nächsten Jahre ist die weitere Errichtung solcher Wohnheime, jedes mit einigen hundert Einzelzimmern, vorgesehen. [] Kleiderkammer der Sozialbehörde [] Der farblose Begriff "Sachleistungen" schließt eine Reihe von realen Hilfsmaßnahmen ein. Einmal die hier gezeigte Bekleidungsstelle; sie gibt für Männer, Frauen und Kinder Mäntel, Anzüge, Kleider, Hemden, Hosen, Strümpfe und Schuhe sowie Säuglingsausstattungen, Wolldecken und Handtücher ab. Dann erhielten die Unterstützten für den Winter Gutscheine über Kohle und Holz. Bettstellen, Matratzen und Bettzeug, Öfen und Herde vervollständigen den Katalog. Voriges Jahr erhielten Flüchtlinge fast 20000 Stück Möbel und Hausratsgegenstände. [] Kriegsbeschädigte werden Schuhmacher: Werkstätte Heidenkampsweg [] Die Betreuung der Kriegsbeschädigten und der Kriegshinterbliebenen aus den beiden Weltkriegen ist ein umfassendes Aufgabengebiet. 19000 Schwerkriegsbeschädigten wurde Arbeit vermittelt, 2000 umgeschult, in Berufe gebracht, in denen sie trotz ihrer körperlichen Schäden Vollwertiges leisten können. 5 % der Arbeitsplätze bei privaten Arbeitgebern, 10 % bei der Verwaltung und in den öffentlichen Betrieben sind durch Senatsverordnung für sie bestimmt. [] unten rechts und Mitte [] Der neue große Hörsaal in der Eppendorfer Chirurgie - Elektronenmikroskop im Tropeninstitut [] In der Gesundheitspflege ist es mit den Krankenhäusern nicht getan. Unaufhörlich sorgt Hamburg dafür, daß für den ärztlichen Nachwuchs die modernsten Ausbildungsmöglichkeiten geschaffen werden und für Forschung wie für den Kampf gegen die Krankheit die modernsten Instrumente und Apparate zur Verfügung stehen: Barmbek (Wandsbek) neue urologische Spezialabteilung mit hundert Betten, eiserne Lungen gegen Kinderlähmung im Krankenhaus Altona, Ultraschallgeräte in St. Georg, Altona, Eilbek, Tropeninstitut. Neue Behandlung bei Depressionen (durchschnittliche Behandlungszeit von 160 auf 14 Tage gesenkt), psychotherapeutische Abteilung Langenhorn (die einzige der Bundesrepublik für Avertindämmerschlaf), elektrische Gehirndurchblutung und Insulinbehandung, Abteilung für tuberkulöse Gehirnentzündungen mit 40 Betten im Krankenhaus Heidberg, Krebskrankenabteilung der Frauenklinik Finkenau, alle Einrichtungen für große Lungenchirurgie in Wintermoor, verschiedene neue Röntgeninstitute. - Das sind nur einige Beispiele. [] Lungenfürsorgestelle Simon-von-Utrecht-Straße [] 14 voll ausgebaute Tbc-Fürsorgestellen sind in Hamburg vorhanden und mit den modernsten medizinischen Einrichtungen versehen. Nach dem Krieg nahm die Tuberkulose gefährlich zu. Die deutsche Statistik weist unter 1000 Einwohnern elf mit aktiver Tuberkulose auf. Fast 10000 Neuerkrankungen wurden in Hamburg binnen einem Vierteljahr registriert. Und das ist schon ein Rückgang seit etwa Jahresfrist. Die Lungenfürsorge nimmt sich jedes Tuberkulose-Erkrankten an. Es geschieht alles, um dieser Volksseuche Herr zu werden. [] Die Verantwortung tragen - den Erfolg führten herbei: [] Senator Frau Paula Karpinski [] 51 Jahre alt, verheiratet, Mutter. Der erste weibliche Senator in der hamburgischen Geschichte, eine der beiden deutschen Frauen im Ministerrang, Senator für die Jugendbehörde. Sie hat sich den Reiz der Jugend wie wenige Frauen bewahrt. Eine Frau von Herz und von Verstand. Eine Frau des sozialen Wollens und Handelns. Die frühere Fürsorgerin übt ihr liebstes fachliches Arbeitsgebiet mit großer Hingabe und verdientem Erfolg aus. Wenn man sie hört, spricht sie nicht von diesen Erfolgen, sondern nur von der Notwendigkeit dessen, was alles noch geschehen muß. Sie ist die Künderin eines sozialen Geistes, der unbehördlich wirken will, und dennoch herrscht in ihrer Behörde beste behördliche Ordnung. Wenn die Jugend das, was für sie geschieht, auch als finanzielle und organisatorische Leistung würdigt, weiß sie, was sie dieser Frau alles verdankt - dieser Frau, die aus ihrer sozialistischen Überzeugung und ihrem sozialistischen Herz handelt, eine Mutter für alle, die sich ihr anvertrauen. [] Senator Friedrich Frank [] 65 Jahre alt, der beste Kenner aller Probleme des hamburgischen Landgebietes und seiner Landwirtschaft. Der erste Mann der wachsenden, vom Krieg verschonten Stadt Bergedorf, wurde in der schwersten Zeit 1946 der Senator für Hamburgs Ernährung und Landwirtschaft. Er hat den harten Kampf geführt, der nötig war, um Hamburgs Bevölkerung die gleiche Versorgung zu sichern, die andere Länder ihren Einwohnern gewähren konnten. Was gehörte dazu, den in der Not geborenen Egoismus aller landwirtschaftlichen Gebiete zu überwinden und immer wieder für Hamburg einzutreten, um die soziale Not, soweit sie sich in mangelnder Ernährung ausdrückte, wenigstens auf einem erträglichen Stand zu halten. Heute ist seine Sorge die Leistungsfähigkeit des Lebensmittelhandels und Handwerks, die Betreuung unserer Lebensmittelindustrie, der hamburgischen Landwirtschaft und die Förderung ihrer wirtschaftlichen Entwicklung, die Wiederaufforstung der hamburgischen Wälder. [] Senator Heinrich Eisenbarth [] 65 Jahre alt, von 1924 bis 1933 und wieder seit 1945 Mitglied des Hamburger Senats. Der frühere Tischlergeselle aus Koblenz, Maat der kaiserlichen Marine und Vorsitzender der Arbeiterjugend Hamburgs ist als Sozialpolitiker ein All-round-Man. Er leitete in der Weimarer Zeit die Jugendbehörde und die Gesundheitsbehörde, seit 1945 die Sozialbehörde und die Arbeitsbehörde: Arbeits- und Berufsfürsorge, Betreuung der Blinden, Taubstummen, Krüppel und Kriegsopfer, Berufsausbildung der Jugendlichen, Kinderverschickung, Betreuung der Kriegsgefangenen, Flüchtlings- und Auffanglager, Alters-, Pflege- und Obdachlosenheime, Familienfürsorge, Arbeitsamt, Sozialversicherung, Versorgung der Kriegsbeschädigten und ihrer Hinterbliebenen, Versicherungsamt, Arbeitsschutz, Arbeitsgerichte gehören dazu. Rund 1300 ehrenamtliche Mitarbeiter sind das unbürokratische Element der von ihm geleiteten Sozialbehörde. Seine Lebensaufgabe ist, daß Hamburg jetzt und in Zukunft höchste soziale Leistungen bietet. Er verkörpert das zur Tat gewordene soziale Gewissen Hamburgs - die Realisierung sozialdemokratischer Sozialpolitik. [] Senator Heinrich Landahl [] 54 Jahre alt, der ehemalige Lehrer an Hamburgs berühmter Lichtwark-Schule, der Lektor eines angesehenen Verlages, kam 1945 an die Spitze der Hamburger Schulbehörde. Mehr als einer Viertelmillion Schüler der Volks-, Berufs- und höheren Schulen und Studenten, ihrer geistigen und seelischen Entwicklung wie ihrer Erziehung zu Staatsbürgern gelten seine täglichen Sorgen. Er, einer der führenden deutschen Kräfte der Demokratischen Partei, gelangte 1945 zu der Überzeugung, daß Hamburg und Deutschland nur durch eine sozialistische Politik wieder emporkommen könne, und ist seitdem der überzeugte Vorkämpfer des sozialdemokratischen Schul- und Erziehungsprogramms. Seine unermüdliche Arbeitskraft, seine Bemühungen, nicht nur um die großen Leitlinien, sondern auch um alle Einzelheiten seines Arbeitsgebietes, sind den Lehrern ebenso wie den Schülern und deren Eltern bekannt. Sein Werk ist die Schulreform von 1949, in der er den geeignetsten Weg sieht, Hamburgs Jugend die bessere Schule und die bessere Erziehung und somit die bessere Vorbereitung für ihr berufliches Dasein zu schaffen. [] Bürgermeister Max Brauer [] 62 Jahre alt, der erste unter Hamburgs Senatoren, sieht das Wohl und den Fortschritt Hamburgs nur darin erfüllt, daß die Hansestadt sozial, hygienisch und kulturell das Höchste leistet. Er hat in der Zeit höchster sozialer Not jede Sorge zu seiner eigenen gemacht und die Senatoren der einzelnen Behörden in ihren oft aussichtslosen und doch erfolgreichen Bemühungen bei der Militärregierung, bei den zentralen Stellen in Frankfurt, auf der Ministerpräsidentenkonferenz und wo es sonst immer möglich war, auf jede Weise unterstützt. Was sozial geleistet wurde, ist das Ergebnis der Arbeitsgemeinschaft, die der gesamte Senat darstellt. Denn Hamburgs Wohl ist für Brauer wie für jedes einzelne Mitglied des Senats eine Gesamtaufgabe, in der die Wirtschaft als die Arbeitsstätte der Arbeitnehmer und der Kaufleute, das Wohnungswesen, unsere Sozial- und Gesundheitsfürsorge und unsere kulturellen Leistungen eine unlösbare Einheit darstellen, eine Einheit, die nach sozialistischen Gesichtspunkten gestaltet wurde und auch in den kommenden vier Jahren weitergestaltet werden soll. [] Senator Walter Schmedemann [] 48 Jahre alt. Eine Lebensarbeit in öffentlicher Gesundheitspflege liegt hinter ihm. Als kleiner Mann im Krankenhaus hat er angefangen. 1945 wurde er der Sozialreferent der Gesundheitsbehörde, in deren Diensten 10000 Arbeiter, Angestellte und Beamte tätig sind, 1948 ihr Senator. In seiner täglichen Sorge um die Kranken und die Wiederherstellung ihrer Gesundheit sieht er in der Modernisierung unserer Krankenhäuser seine große Gegenwarts- und Zukunftsaufgabe. Seine andere Aufgabe ist der öffentliche Gesundheitsdienst: Seuchenbekämpfung, öffentliche Hygiene, Beschaffung modernster Medizin, Mütterberatung für Säuglinge und Kleinkinder, Schulgesundheitspflege, Bekämpfung der Tuberkulose und der Geschlechtskrankheiten, hafenärztlicher Dienst, Gaststätten- und Lebensmittelhygiene und der in der Öffentlichkeit kaum bekannte Zweig des Veterinärwesens, der Kampf gegen tierische Krankheiten, die auch die Gesundheit der Menschen gefährden können - eine Fülle sachlicher Aufgaben der Hygiene, die er mit sozialistischem Geist und dem Verständnis für die Sorgen der ihm Unterstellten erfüllt. [] Wer Hamburgs Aufstieg, seinen sozialen, hygienischen und kulturellen Fortschritt will, wird diese sozialdemokratische Politik am 16. Oktober 1949 bejahen und [] LISTE 1 WÄHLEN [] Druck: Auerdruck GmbH, Hamburg 1 [] Herausgeber: SPD Landesorganisation Hamburg. - Verantwortlich für den Inhalt: Kart Meitmann. Photos. Staatliche Lichtbildstelle, Germin, Suderow, Dokumentarfilm.
Published:16.10.1949