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Die Sozialisten im Europäischen Parlament [] und die Bekämpfung des Hungers in der Welt [] Während die Länder der Europäischen Gemeinschaft mit der Produktion von landwirtschaftlichen Überschüssen kämpfen, haben 1,3 Milliarden Menschen auf der Weit nicht genug zu essen. Mehr als die Hälfte von ihnen sind Kinder, bei denen die Unterernährung bleibende geistige und körperliche Schäden verursacht. Jährlich erblinden allein eine viertel Million Kinder durch Vitamin-A-Mangel. Ein Drittel aller in den Entwicklungsländern geborenen Kinder sterben an Unterernährung und damit zusammenhängenden Krankheiten, bevor sie das fünfte Lebensjahr erreicht haben. [] Aktion des Europäischen Parlaments [] Von seiner ersten Tagung im Jahr 1979 an beschäftigte sich das Europäische Parlament deshalb mit der Ernährungssituation in der Welt. [] Auf Vorschlag der Sozialistischen Fraktion setzte das Parlament eine Arbeitsgruppe ein, die Vorschläge zur Bekämpfung des Hungers ausarbeiten sollte. [] Nach Beratungen mit u.a. Willy Brandt (dem Vorsitzenden der Nord-Süd-Kommission), Tanco (dem Vorsitzenden des Welternährungsrats), Saouma (dem Generaldirektor der Welternährungsorganisation) und mehreren jetzigen und ehemaligen Entwicklungs- und Landwirtschaftsministern aus Entwicklungsländern legte die Arbeitsgruppe ihren Bericht vor, der im September 1980 vom Europäischen Parlament praktisch einstimmig angenommen wurde. [] Die wichtigsten Punkte daraus sind: [] Das Problem des Hungers hängt eng mit der Kluft zwischen den reicheren und den ärmeren Ländern zusammen. Die Überbrückung dieser Kluft muß bei der Bekämpfung des Hungers einen zentralen Platz einnehmen. [] Der Rüstungswettlauf muß gebremst werden, und die dadurch freigesetzten Finanzmittel müssen für den Kampf gegen den Hunger verwendet werden. [] Zahlreiche Maßnahmen zum Transfer von Geldmitteln und Technologie in die ärmsten Regionen müssen eingeleitet werden. [] Alle Mitgliedstaaten der Europäischen Gemeinschaft sollen nach einem verbindlichen Zeitplan 0,7 Prozent ihres Bruttosozialprodukts für die Entwicklungshilfe bereitstellen. [] Ziel: Selbstversorgung der Entwicklungsländer [] Das Hauptziel einer Politik zur Bekämpfung des Hungers ist es, möglichst vielen Entwicklungsländern eine Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln zu ermöglichen. Mit Hilfe gezielter "Ernährungsstrategien" muß ihre Abhängigkeit von Nahrungsmittelimporten und von kostenloser Nahrungsmittelhilfe abgebaut werden. Diese "Ernährungsstrategien" sollen die Agrarreform in den betroffenen Ländern fördern, die finanzielle und technische Hilfe stärken und zur Entwicklung lokaler und regionaler Absatzmärkte beitragen. [] Erste Fortschritte in der Politik der EG sind seitdem zu verzeichnen. So ist die Nahrungsmittelhilfe der Gemeinschaft wirksamer geworden. Die Palette der gelieferten Erzeugnisse ist erweitert worden. Und aufgrund eines auf den Empfehlungen des Europäischen Parlaments beruhenden Aktionsplans sind mit mehreren Entwicklungsländern bereits Programme für "Ernährungsstrategien" vereinbart worden. [] Außerdem hat das Europäische Parlament - im Gegensatz zu den Vorschlägen des Ministerrates - beschlossen, in den Haushaltsplan 1983 einen eigenen Haushaltsansatz mit einem beträchtlichen Betrag einzusetzen, mit dem die Verwirklichung dieser Programme finanziell ermöglicht werden soll. [] Überbrückung der Kluft zwischen Nord und Süd [] Es war immer ein wichtiges Ziel der Sozialistischen Fraktion, die Europäische Gemeinschaft dazu zu drängen, bei der Überbrückung der Kluft zwischen Nord und Süd eine führende Rolle zu spielen. Die Arbeit des aufgrund des Brandt-Berichts geschaffenen Unabhängigen Ausschusses für internationale Entwicklung und Zusammenarbeit ist in dieser Hinsicht eine Leitlinie für die Sozialistische Fraktion gewesen. Es ging deshalb auch auf eine Initiative der Sozialistischen Fraktion zurück, daß das Europäische Parlament im Dezember 1981 die Ergebnisse des Nord-Süd-Gipfels von Cancun erörterte. In einer Entschließung erkannte das Parlament es als Verdienst dieses Gipfels an, den Nord-Süd-Dialog wieder angekurbelt zu haben. [] Ein politischer Kampf [] Für die Sozialisten ist die Bekämpfung des Hungers in erster Linie ein politischer Kampf, und zwar ein Kampf gegen die ungleichen Machtverhältnisse in der Welt, mit denen das Problem des Hungers auf das engste verknüpft ist. [] Die Länder der Dritten Welt dürfen nicht länger in erster Linie als Absatzgebiete für die Produkte der Industrieländer angesehen werden. Vielmehr muß der Aufbau eines eigenen Wirtschaftslebens der armen Länder, das sich an ihren Bedürfnissen und an. ihren internen Produktions- und Absatzmöglichkeiten orientiert, im Mittelpunkt aller Anstrengungen stehen. Dabei spielt die Entwicklung einer eigenen Landwirtschaft eine große Rolle. Das gleiche gilt für die Stabilisierung der Preise für diejenigen Rohstoffe, die oft die einzige wirtschafliche [!] Basis vieler Entwicklungsländer sind - die Dritte Welt muß von den häufig durch die Industrieländer verursachten Weltmarktschwankungen unabhängiger werden. [] Mit 125 Abgeordneten, die 15 Parteien aus allen zehn Ländern der Europäischen Gemeinschaft vertreten, ist die Sozialistische Fraktion die stärkste politische Kraft im Europäischen Parlament. In ihr haben sich die Europaabgeordneten aus den Sozialdemokratischen, Sozialistischen und Labour-Parteien der EG zusammengeschlossen. Die Fraktion stellt mit Piet Dankert (Niederlande) auch den Präsidenten des Parlaments. Vorsitzender der Fraktion ist Ernest Glinne (Belgien). [] Aus der Reihe "Die Sozialisten im Europäischen Parlament" sind folgende Faltblätter erhältlich: [] 1. Menschenrechte [] 2. Rechte der Frauen in der EG [] 3. Hunger in der Welt [] 4. Türkei [] 5. Rechte der Arbeitnehmer in multinationalen Konzernen [] 6. Regionalpolitik [] 7. Kohle und Stahl in der EG [] 8. EG-Haushalt [] Weitere Informationen und Broschüren sind unter folgender Adresse erhältlich: [] Europäisches Parlament [] Sozialistische Fraktion [] Pressedienst [] rue Belliard 97-113 [] 1040 Brüssel [] Belgien [] Tel.: (02) 234 21 11 [] Telex: 63988 SOCEP [] PRINT. ÉCLAIR - Brussels - 02/649.41.20
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