Wir bauen auf

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Wir bauen auf [] VOM CHAOS ZUR ORDNUNG [] Wer Dortmund vor 1918 kannte, weiß, daß es in jener Zeit den Namen Kohlenpott voll und ganz verdient hat. Die Stadtverordnetenversammlung, aus den Vertretern der großkapitalistischen und kleinbürgerli...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Dortmund, Wenke, Heinrich, Westfalendruck, Dortmund
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 09.11.1952
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/F3BAA970-4FFA-4D35-9E66-608D1126B820
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Wir bauen auf [] VOM CHAOS ZUR ORDNUNG [] Wer Dortmund vor 1918 kannte, weiß, daß es in jener Zeit den Namen Kohlenpott voll und ganz verdient hat. Die Stadtverordnetenversammlung, aus den Vertretern der großkapitalistischen und kleinbürgerlichen Interessenvertreter zusammengesetzt, legte keinen Wert darauf, Dortmund zu einem blühenden Gemeinwesen zu machen. Großindustrie und Bergbau prägten den Charakter der Stadt. Alles für eine möglichst hohe Gewinnquote, nichts für den arbeitenden Menschen, nichts auch für den Menschen, der in dieser Stadt wohnen mußte. Das war die Devise noch bis zum Ausgang des Krieges 1914-1918. [] Als 1918 die Sozialdemokraten als stärkste Fraktion in das Rathaus einzogen, konnte dieser traurigen Entwicklung Halt geboten werden, Dortmund bekam ein völlig anderes Gesicht. Durch Eingemeindungen wurde der enge Ring gesprengt und neue Entwicklungsmöglichkeiten nach der städtebaulichen Seite, hin und unter sozialen Gesichtspunkten gegeben. Freibäder, Luftbäder, Grün- und Erholungsanlagen, Sport- und Spielplätze, moderner Wohnungsbau mit moderner Wohnkultur, moderne, repräsentative öffentliche Bauten zeigten sich bald überall, und schon in wenigen Jahren hatte Dortmund den düsteren Ruf eingebüßt, nichts als ein schwarzer Kohlenpott zu sein. [] Die städtebauliche Entwicklung Dortmunds hatte große Perspektiven. Da gebot der Nationalsozialismus und der von ihm heraufbeschworene Krieg dieser neuen Entwicklung Einhalt, ja er zerstörte die Stadt so schwer, wie nur wenige deutsche Städte zerstört worden sind. Was in Jahrhunderten geworden war, vor allem aber auch, was nach 1918 an Neuem geschaffen wurde, lag in Schutt und Asche. Dortmund war in einen rauchenden Trümmerhaufen verwandelt, von unübersehbarem Ausmaß. [] Von den 542000 Einwohnern waren am Ende des Krieges, Mai 1945, nur noch 280000 da. Von den 148000 Wohnungen vor dem Kriege hatte es nur noch 43000. 105000 Wohnungen waren durch den Hitlerwahnsinn zerstört. Von 158 Schulen gab es nur noch 5 unzerstörte Schulen. [] 10000 Bombentreffer in den Straßen hatten das Dortmunder Straßennetz in einer Tiefe bis zu zwölf Meter aufgewühlt. An 3000 Stellen war die Kanalisation, an ebensoviel Stellen die Wasserleitung, die Strom- und die Gasversorgung zerstört. Wochen- und monatelang war die Dortmunder Bevölkerung ohne Licht, Wasser und Gas. Das Wasser mußte sie aus notdürftig eingerichteten Zapfstellen oder irgendwelchen Tümpeln oft stundenweit heranschleppen. Die Abwässer aus der Kanalisation und das Frischwasser aus der Versorgungsleitung flossen durcheinander, und in vielen Wohnungen kam die Kloake aus dem Zapfhahn der Wasserleitung, wenn man diesen aufdrehte. Der tiefer gelegene nördliche Teil Dortmunds drohte in der Kloake zu ersaufen, weil immer neue Abwässer aus dem höher gelegenen Süden Dortmunds zuflossen, infolge der Zerstörung der Kanalisation aber keinen Abfluß fanden. [] Damals schrieb ein Dortmunder Bürger an den Oberstadtdirektor: "Wenn es Ihnen gelingt, diese Übelstände zu beseitigen, muß Ihnen ein Denkmal gesetzt werden." Die Übelstände sind beseitigt. 58 Tonnen Infektionsmittel wurden gebraucht, um der Seuchengefahr Herr zu werden, durch die Dortmund infolge dieser widerlichen Verhältnisse bedroht war. [] Durch die Zerstörung der Straßen waren auch Unter- und Oberbau der Straßenbahn bis auf einen kleinen Rest zerstört. Dazu gab es nur noch wenige fahrbare Straßenbahnwagen. [] Als der Krieg zu Ende war, standen nur noch drei Lastkraftwagen zur Verfügung, um Lebensmittel von auswärts in die Stadt zu holen, und die Bevölkerung bettete ihre Toten zum Teil auf freiem Felde in die Erde ein, weil es an Transportmöglichkeiten zu den Friedhöfen fehlte und Särge nicht zu beschaffen waren. Was in Dortmund nicht zerstört war, wurde ausgeplündert. [] In der Innenstadt, die zu 95 Prozent zerstört war, gab es nur noch drei bewohnbare Häuser. Die Militärregierung erklärte die Stadt zur toten Stadt und regte an, sie an anderer Stelle, weit draußen in der Gegend des Flughafens, wieder aufzubauen. [] Als der Regierende Bürgermeister von Hamburg, Max Brauer, nach 1945 einmal nach Dortmund kam, um auf einer großen sozialdemokratischen Kundgebung auf dem Hansaplatz zu sprechen, brach er in den Ruf aus: "Mein Gott, was ist eure Stadt zerstört! Hier hätte ich nicht mehr den Mut, aufzubauen". [] Die Dortmunder, an ihrer Spitze die Sozialdemokraten, hatten den Mut. Die sozialdemokratisch geleitete Stadtverwaltung unter Oberstadtdirektor Wilhelm Hansmann und Oberbürgermeister Fritz Henßler, unterstützt von der Ratsvertretung, brachte Ordnung in dieses wilde Chaos der Verwüstung. Heute gilt Dortmund in seinem Wiederaufbau und seiner Neuordnung als eine der lebendigsten Städte des Bundesgebietes. [] [] So sah die Innenstadt von Dortmund 1945/46 aus. Blick von der Stadtsparkasse aus über die Hansastraße. [] Nebenstehend: [] 1952: Ein anderes Bild, vom selben Standort aufgenommen. Die Trümmer sind verschwunden. Aus dem Chaos wurde Ordnung und Aufbau. [] Von 52 Dortmunder Ratsvertretern gehörten bisher 26 der SPD an! [] Auch eine neue Wasserleitung erhält der Hellweg. Wenn die Rohrleitungen eingebaut sind, kann es an den Oberbau der Straße gehen. [] Bauabschnitt Hellweg [] Erneuerung von Grund auf [] Lange geplante Arbeiten auf dem Hellweg zwischen Wambel und Brackel sind in Angriff genommen. Die ganze Hellwegstrecke ist mit Steinen, Rohren, Straßenbahnschienen, Schotter und anderem Baumaterial eingedeckt. Der Hellweg wird von Grund auf neu gemacht. Die unterirdischen Versorgungsleitungen werden erneuert. Der Straßenbahnkörper wird zweigleisig gelegt. Geh- und Radfahrwege sollen geschaffen werden, und schließlich erhält der Hellweg eine ganz neue Straßendecke. "Wenn es ordentlich wird, ist es dann ja nachher auch schön", sagen die Hellwegbewohner, für die dieser Neubau im Augenblick ja manche Unbequemlichkeit im Gefolge hat, denn der ganze Hellweg zwischen Wambel und Brackel ist zur Zeit eine einzige Baustelle. [] Bei Wambel sind die Arbeiten schon weiter fortgeschritten. Zweigleisig wird in Zukunft die Straßenbahn über den Hellweg fahren. Die Gleise liegen bereits, die Packlage wird aufgetragen. Zur Zeit fährt die Straßenbahn über Notgleise und hält so den Verkehr aufrecht. Bald wird man die Arbeiten vergessen haben und sich des erneuerten Hellwegs erfreuen. [] [] "Tempo! Tempo!" HEISST DIE WIEDERAUFBAULOSUNG IN UNSERER STADT [] Nur wer die Stadt 1945 gesehen hat, kann die Größe der Leistungen ermessen, die seitdem für den Wiederaufbau Dortmunds durchgeführt wurden, weiß, welch ungeheures Maß von Arbeit vorerst nötig war, um die unterirdischen Versorgungsleitungen und das Abwässerkanalnetz wieder in Ordnung zu bringen und die aufgewühlten Straßen instand zu setzen. Arbeiten, von denen heute niemand mehr etwas sieht, die aber notwendig wurden, um dem Leben der Bevölkerung wieder eine neue Ordnung zu geben. Ehe diese Arbeiten nicht erledigt waren, konnte man nicht an den übrigen Aufbau herangehen. Dabei war besonders erschwerend, daß sämtliche Pläne und Unterlagen der Städt. Bauämter vernichtet waren und erst durch langwierige umständliche Feststellungen rekonstruiert werden mußten. [] Die Straßenbahn konnte erst wieder fahren, als die Straßen instand gesetzt waren. Außerordentliches haben hier die Dortmunder Stadtwerke geleistet, zu denen der Straßenbahnbetrieb gehört. 1945 war nicht eine einzige Linie mehr im Verkehr. Heute sind nicht nur die alten Linien in Betrieb genommen, sondern noch neue dazugeschaffen worden. Die Länge der durch die Stadtwerke betriebenen Straßenbahn-, Autobus- und Obuslinien betrug vor der Zerstörung 146 Kilometer, am 1. April 1950 waren es 188,1 Kilometer. Heute sind es über 200 Kilometer. Weitere neue Linien im Vorortverkehr sind geplant. Das sind in Anbetracht dessen, daß gerade die Straßenbahnen bei den Bombenangriffen am schwersten mitbetroffen wurden, ungeheure Leistungen, wenn man bedenkt, daß nahezu der gesamte Unterbau sowie der Oberbau der Straßenbahnen zerstört war und von 480 Wagen des Wagenparks nur noch knapp 60 fahrbereit standen. [] Beim Straßenbau wurde darauf gesehen, daß durch neue Fluchtlinienfestsetzung und einen neuen Bebauungsplan für die ganze Stadt in Verbindung mit Umlegungsplänen Möglichkeiten für eine Auflockerung der allzu eng gewordenen Innenstadt und vor allem für die Verbreiterung der Durchgangsstraßen geschaffen wurden. Zwei breite Verkehrsachsen in nordsüdlicher und ostwestlicher Richtung durch die ganze Innenstadt mit anschließenden Ausfallstraßen sind im Werden. Die Hauptverkehrsstraßen sollen verbreitert werden. Wo das nicht durch Zurücklegung der Fluchtlinien erfolgen kann, wie vielfach in der Innenstadt, werden in die Geschäftshäuser Kolonnaden eingebaut und die Bürgersteige darunter verlegt, so daß die ganze bisherige Straßenbreite für den Fahrverkehr frei ist. Dem sich immer weiter ansteigenden Straßenverkehr gilt die ständige Aufmerksamkeit der städtischen Körperschaften. Größte Zerstörungen hatten die Dortmunder Viehmärkte und Schlachthöfe erlebt. So war der Fettviehhof (Schlachtviehmarkt) zu 90 Prozent, der Magerviehhof (Zuchtvieh- und Pferdemarkt) zu 70 Prozent, das Trichinenschauamt und Labor zu 100 Prozent und die beiden Schlachthöfe zu 50 und 20 Prozent zerstört worden. Die gröbsten Schäden konnten beseitigt werden. Viel ist aber noch zu tun. Immerhin aber gelang es, den Dortmunder Magerviehhof wieder zum größten Viehumschlagplatz der Bundesrepublik zu machen, wobei der Pferdemarkt heute internationalen Ruf hat und regelmäßig von Interessenten, auch aus Frankreich, Belgien, Holland und aus Dänemark, besucht wird. [] Der Dortmunder Großmarkt, im Stadtzentrum am Ostwall gelegen, wurde am 12. März 1945 ebenfalls in einen Trümmerhaufen verwandelt. Schwierige Aufbauversuche führten nur zu einem Provisorium. Städtebauliche Veränderungen zwingen zu einer Verlegung. Der neue Großmarkt, mit modernsten Großkühlanlagen versehen, konnte bereits in Betrieb genommen werden. Er ist der wichtigste Umschlagplatz für Obst, Gemüse und andere Lebensmittel in ganz Westfalen und heute wieder Versorgungszentrale für den gesamten westfälischen Wirtschaftsraum. Für den Bau des Großmarktes wurden 4 Millionen DM veranschlagt. [] Für die einzelnen Stadtgebiete im Groß-Dortmunder Raum ergibt sich als zwingende Notwendigkeit die Anlage neuer Friedhöfe. Zehn neue Bezirksfriedhöfe sind geplant und zum Teil schon in Angriff genommen worden. [] Sämtliche Brücken waren durch Bomben zerstört oder in den letzten Tagen des Krieges noch von zurückweichenden deutschen Truppen gesprengt. Sie sind bis auf zwei wiederhergestellt. [] Für die Bevölkerung, die auf öffentliche Badeeinrichtungen angewiesen ist, standen 1945 nur noch drei Badewannen zur Verfügung, sechs Freibäder und drei Badeanstalten waren zerstört. Die Freibäder wurden sämtlich wieder ausgebaut und in Betrieb genommen, die Nordbadeanstalt und das Westbad wieder neuaufgebaut, weitere Bäder und Freibadeanstalten sind geplant. [] Daß gewaltige Anstrengungen im Wohnungsbau gemacht werden mußten, zeigt schon das Ansteigen der Bevölkerungszahlen nach dem Kriege. Über 80000 Wohnungen wurden seit 1945 neugebaut oder wiederhergestellt. Der soziale Wohnungsbau liegt hier weitaus an der Spitze. Das jährliche Wohnungsprogramm der öffentlichen Hand konnte von Jahr zu Jahr gesteigert werden und beträgt bis zu 10000 Wohnungen jährlich. Im kommenden Jahr rechnet man, auf 12000 Wohnungen zu kommen. [] Das Schulwesen geht einer immer größeren Ordnung entgegen. Nachdem die Schüler 1945 wegen der starken Zerstörung der Schulen monatelang keinen Schulunterricht haben konnten, fing der Unterricht in wenigen Klassen vierschichtig wieder an, vielfach nur in notdürftig hergestellten Räumen, in denen bei Regenwetter die Wasserlachen auf den Fußböden standen und die Kinder mit nassen Füßen aus der Schule wieder nach Hause gingen. Im Laufe des Schuljahres 1946 erst konnten alle schulpflichtigen Kinder eingeschult werden. Von den 158 Volksschulen, von denen fünf unbeschädigt geblieben waren, sind heute 130 Schulen in Betrieb. Heute ist wieder einschichtiger und nur zum Teil noch zweischichtiger Unterricht. An der Wiederherstellung der Schulen wird dauernd gearbeitet. Neue Schulbauten wurden in Angriff genommen, so daß in absehbarer Zeit die Schulraumnot beseitigt sein dürfte. Alle Höheren Schulen waren zerstört; zunächst behelfsmäßig untergebracht, werden sie bald eigene Schulgebäude beziehen können. In den Volksschulen wurde vorn fünften Schuljahr an englischer Sprachunterricht eingeführt. [] Eine Aufbauschule wurde nach 1945 eingerichtet, die fähigen Volksschülern den Aufstieg zur Universität erleichtert. Ein gut ausgebautes Volksbildungswerk und ein Abendgymnasium, das ebenfalls auf das Universitätsstudium vorbereitet, dienen in hervorragendem Maße der Erwachsenenbildung. Eine Jugendmusikschule wurde eingerichtet. Besondere Förderung erhielt das Volksbüchereiwesen, das heute mit an führender Stelle im Bundesgebiet steht. Die neueingerichtete Sozialforschungsstelle, als Zweigstelle der Universität Münster, konnte im Juli d. J. ihren Neubau am Rheinlanddamm, gegenüber der Westfalenhalle, beziehen. Sie dient der wissenschaftlichen Erforschung des sozialen Lebens und der Erforschung der wirtschaftsgeschichtlichen und wirtschaftsgeographischen Gegebenheiten des rheinisch-westfälischen Industriegebietes sowie der Mitwirkung bei der Lösung praktischer sozialer Fragen. [] Daneben steht der Neubau für die Sozialakademie; sie hat hochschulartigen Charakter und dient der Heranbildung nichtakademisch vorgebildeter junger Arbeiter, Angestellter und Beamter als Nachwuchs für die wirtschaftliche und soziale Verwaltung in Betrieben und Organisationen. Träger dieses Instituts sind das Land Nordrhein-Westfalen, die Stadt Dortmund und die Gewerkschaften, die auch den größten Teil der Schüler in die Sozialakademie entsenden. [] Die früher in Berlin ansässige Jugendwohlfahrtsschule zur Heranbildung männlicher Wohlfahrtspfleger und -erzieher wurde unter Leitung des Professors Siegmund Schulze in Dortmund neu eingerichtet. Die Pädagogische Akademie konnte von Lünen nach Dortmund zurückverlegt werden, nachdem das Gebäude für ihre Zwecke wiederhergerichtet wurde. Die Meisterschule für das Dortmunder Handwerk wird voraussichtlich ebenfalls bald ihren Rückumzug von Lünen nach Dortmund durchführen können. [] Die stark zerstörten "Städtischen Krankenanstalten" hatten 1945 nur noch etwa 600 Betten zur Verfügung. Inzwischen sind es über 2600 Betten geworden. Dabei konnten die Krankenanstalten wieder aufs modernste eingerichtet und mit modernsten medizinischen und klinischen Einrichtungen versehen werden. Sie stehen heute in ihren Leistungen den Universitätskliniken des Landes nicht nach. [] Das Stadttheater war mit seinem gesamten Fundus vernichtet. In langwieriger mühevoller Aufbauarbeit gelang es in Dortmund, ein Theater aufzubauen, das auch außerhalb Dortmunds Beachtung findet. Provisorisch konnte nach vielen Experimenten das Schauspiel in der Aula der Pädagogischen Akademie untergebracht werden. Für die Oper wurde ein neues Haus im Anschluß an den alten Theaterbau errichtet, das später einmal, wenn das alte Theater wiederaufgebaut ist, Kammerspiel-Theater werden soll. Für Konzerte und andere kulturelle Veranstaltungen steht jetzt auch der aufgebaute Goldsaal der Westfalenhalle zur Verfügung. Vor der Fertigstellung steht ein kleinerer Silbersaal im Anschluß an den Goldsaal. Der Goldsaal faßt etwa 1000, der Silbersaal 300 Personen. [] Aufsehen hat in der ganzen Welt der Neubau der Westfalenhalle mit einem Fassungsvermögen für 23000 Personen erregt. Die gewaltige Halle mit ihren kühnen und neuartigen Konstruktionen wurde von städtischen Bauingenieuren geplant und unter ihrer Leitung von Dortmunder Firmen gebaut. Viele Widerstände waren zu überwinden, ehe das Wagnis begonnen werden konnte. Es gab immer wieder neue Unkenrufe, nicht nur aus Dortmund, aber der Wurf gelang. Der Besuch der Halle seit ihrer Eröffnung am 2. Februar d. J. mit mehr als einer Million Besuchern ist der Beweis dafür, daß auch für diese Halle ein echtes Bedürfnis vorliegt. [] Die Halle ist Eigentum der Stadt Dortmund und steht unter städtischer Verwaltung. Es ist vielfach kritisiert worden, daß die Stadt diese Halle baute und nicht Wohnungen. Aber es genügt ja nicht, daß die Menschen nur ein Dach über dem Kopf haben, man muß ihnen auch Gelegenheit zur Entspannung, zur Freude und zu Erlebnissen geben, und außerdem wäre in Dortmund nicht eine einzige Wohnung mehr gebaut worden, wenn man die Westfalenhalle nicht gebaut hätte. Das Geld, das die Stadtverwaltung als Anleihe für den Bau aufnehmen mußte, hätte sie zur Finanzierung des Wohnungsbaues gar nicht bekommen. Im übrigen bringt eine Massenveranstaltung in der Westfalenhalle immer auch Tausende von auswärtigen Gästen nach Dortmund. Das wirkt sich auf das Geschäftsleben und dadurch auch auf die Steuereinnahmen der Stadt in jedem Falle günstig aus, so daß der Stadtkasse dadurch Mehreinnahmen zufließen, die sie beim allgemeinen Wiederaufbau und auch bei der Finanzierung des sozialen Wohnungsbaues mit einsetzen kann. [] Wir glauben aber auch gezeigt zu haben, daß die Stadtverwaltung unter Führung der SPD in der Schaffung neuer Wohnungen nicht müßig gewesen ist. Die SPD wird auch in Zukunft darin nicht erlahmen, Dortmund zu einer Stadt mit einer neuen gesunden sozialen Struktur zu machen, mit gesunden Wohnungen, Erholungsplätzen und allen nur eben zu schaffenden Möglichkeiten zu einer guten und gediegenen Freizeitgestaltung der in Dortmund besonders schwer arbeitenden Bevölkerung. [] Dortmund soll eine Stadt werden, in der es sich für jeden gut leben läßt und in der jeder, der hier wohnt und arbeitet, das Gefühl haben kann, hier seine Heimat zu haben. Das ist das Ziel der SPD beim Wiederaufbau dieser Stadt. [] Seuchengefahren werden gebannt [] Die Fortführung und Unschädlichmachung der Abwässer sind für eine Großstadt eine Aufgabe, die nicht vernachlässigt werden darf, wenn nicht Seuchen und Epidemiegefahren heraufbeschworen werden sollen. Die Stadt Dortmund muß rund 30 Millionen DM aufbringen, um die durch Bomben zerstörte und in der Nazizeit durch Vernachlässigung der Kanalisationsanlagen behindert sowie durch fortschreitende Bodensenkungen infolge des Bergbaues im Dortmunder Norden beschädigte Abwässerregulierung wieder instand zu setzen. Zwei große Pumpwerke werden zur Zeit am Fredenbaum und an der Borsigstraße gebaut, um die Abwässerung zu bewältigen. Beide stehen kurz vor ihrer Fertigstellung. Allein für die Emscherregulierung bei Huckarde mußten sieben Millionen DM aufgebracht werden. Weiter wurden seit 1945 über sieben Millionen DM für die Wiederherstellung des durch den Bombenkrieg zerstörten Kanalnetzes, über zwei Millionen DM zur Beseitigung der Kellerüberflutungen im Dortmunder Norden, über fünf Millionen DM für 40 km neue Kanalleitungen, die vor allein für die neuen Siedlungen gelegt wurden, und rund zwei Millionen DM für die Instandhaltung und Reinigung der Kanäle ausgegeben. [] An der Baustelle des Pumpwerkes Borsigstraße warten riesige Rohre darauf, in die Erde versenkt zu werden, um die hochgepumpten. Abwässer aus den Kanalisationsleitungen aufzunehmen und weiter zur Emscher zu leiten. [] Der neue Dortmunder Großmarkt am Südbahnhof war schon vor 1933 geplant, konnte aber jetzt erst geschaffen werden. Damit sind die unmöglich gewordenen Zustünde am Ostwall beseitigt worden. [] Das neue Pumpwerk am Fredenbaum vor der Fertigstellung. [] [] Die Veränderungen am Neutor in Verbindung mit dem Bau der beiden Verkehrsachsen Nord-Süd und Ost-West und den dort geplanten Hochbauten bringen eine völlige Neugestaltung des Stadtbildes und werden viele Verkehrsschwierigkeiten und Gefahrenpunkte in der Innenstadt beseitigen. Millionen muß die Stadt für die Erneuerung der so stark zerstört gewesenen und im Laufe der Entwicklung des Verkehrs viel zu eng gewordenen Straßen anlegen. [] Die neue Straßenbeleuchtung Dortmunds wird von auswärtigen Beleuchtungstechnikern als vorbildlich bezeichnet. Sie soll aber noch weiter ausgebaut werden, vor allem auch in den Nebenstraßen und Vororten. [] Die neue Hafenbrücke am Sunderweg ist inzwischen fertig. Auch die Franziusbrücke ist wiederhergestellt. In Arbeit ist noch die Kanalbrücke am Bootshaus. Alle Kanalbrücken und fast alle Eisenbahn- und Straßenbrücken im Dortmunder Raum waren zerstört. Die letzten zerstörten Brücken gehen ihrer Wiederherstellung entgegen. [] Die Innenstadt bestand 1945 nur noch aus Trümmern. Immer mehr bekommt sie wieder das Gepräge der City einer modernen Großstadt. Die Aufschließung und der Aufbau der Innenstadt auch mit Wohnbauten gehört mit zu den wichtigsten, aber auch zu den schwersten Aufgaben der städtischen Körperschaft. Viel mehr hätte hier schon getan werden können, wenn die Interessenten ihre Sonderwünsche ein wenig zurückstellen, dafür aber etwas mehr Gemeinsinn aufbringen würden. An der Hartnäckigkeit, mit der diese Sonderwünsche vertreten werden, ist der Fortgang des Wiederaufbaues der Innenstadt bisher gescheitert. [] Nur eine schmale Notbrücke für Fußgänger ersetzt zur Zeit die zerstörte Brücke an der Klönnestraße. Die Baubuden aber sind bereits aufgestellt, der Neubau der Brücke wird in Angriff genommen. Da die Bundesbahn sich zur Zeit außerstande sah, den Neubau durchzuführen, hat die Stadtverwaltung sich entschlossen, vorerst die Kosten vorzustrecken. [] Oberbürgermeister und Oberstadtdirektor in Dortmund sind Sozialdemokraten! [] [] Im Schulaufbau GEHT ES VORWÄRTS [] Die neue Berswordt-Schule im Osten der Stadt. [] Die neu errichtete Sozialakademie an der Hohen Straße, Ecke Rheinlanddamm, dient der Heranbildung eines sozialpolitisch geschulten Nachwuchses in den wirtschaftlichen und sozialen Organisationen. [] Auch die Sozialforschungsstelle am Rheinlanddamm wurde neu gebaut. Sie dient der Erforschung der sozialen Gegebenheiten im Industriegebiet. [] Der mindestens zu 75 Prozent zerstört gewesene Schulblock zwischen Brügmann- und Gronaustraße befindet sich im Wiederaufbau. [] Die Pädagogische Akademie wurde am Rheinlanddamm wieder instand gesetzt. Ein 1945 nach Lünen verlegte Schulbetrieb konnte wieder nach Dortmund verlegt werden. [] Der bereits wieder hergerichtete Teil des Schulblocks an der Brügmannstraße. [] Von 158 Volksschulen waren 1945 153 zerstört oder so stark beschädigt, daß der Unterricht in ihnen nicht wiederaufgenommen werden konnte. 125 Schulen wurden seitdem wiederaufgebaut, so daß heute in 130 Schulen wieder unterrichtet wird. Der weitere Aufbau unserer Volksschulen ist als eine der wichtigsten Aufgaben der städtischen Körperschaften anerkannt und zum Teil auch bereits gesichert. Mehrere Schulneubauten in verschiedenen Stadtteilen sind geplant. Die höheren Schulen Dortmunds waren sämtlich zerstört, auch für diese sollen neue Schulgebäude errichtet werden. Die Stadtverwaltung hat bereits ein Neubauprogramm für Volksschulen, Berufsschulen und höhere Schulen vorgelegt, das von der Ratsversammlung beschlossen wurde! [] Herausgeber: SPD Dortmund. Verantwortlich: Heinrich Wenke. Druck: Westfalendruck. Dortmund. [] [] Zu den Hauptaufgaben gehören Alters- und Krankenfürsorge [] Die Städtischen Krankenanstalten richteten am Westfalendamm mehrere frühere Kasernenblocks zu modernen Krankenhäusern ein. Nur dadurch war es möglich, die 1945 auf kaum 600 zurückgegangene Bettenzahl der Krankenanstalten auf 2600 zu erhöhen. Der Fürsorge für alte Leute wendet das Dortmunder Sozialamt seine besondere Aufmerksamkeit zu. Das Alters- und Pflegeheim in der Schützenstraße, früher ein Armen- und Obdachlosenasyl, ist immer mehr zu einem schmucken Wohnheim geworden, in dem sich die alten Leute wohl fühlen. Drei weitere Altersheime befinden sich in der Burgholzstraße, in Dortmund-Sölde und in Dortmund-Lütgendortmund. Der Bau eines weiteren Altersheimes und der Bau eines Waisenhauses sind geplant. [] 815000 neue Wohnungen [] 69 Millionen DM öffentliche Gelder für den Wohnungsbau [] Neue Siedlung mit Einzelhäusern auf dem früheren Polizeifunkturmgelände am Westfalendamm [] Eine neue Siedlung mit Reihenhausbau in Dortmund-Brackel ist bereits bezogen. Die Siedlung soll noch erweitert werden. [] Neue Siedlung in Dortmund-Dorstfeld [] Dortmund hatte von den 148000 Wohnungen zu Beginn des Hitlerkrieges nur noch 43000, 105000 Wohnungen waren völlig zerstört oder so stark beschädigt, daß sie unbewohnbar wurden oder nicht einmal wiederaufgebaut werden konnten. Sechseinhalb Jahre. später, am 31. Dezember 1951, hatte Dortmund bereits wieder einen Gesamtbestand von 124500 Wohnungen. 81500 Wohnungen sind also seit 1945 durch Wiederaufbau und Wiederherstellung, durch Um-, An- und Ausbau sowie durch Neubau dazugekommen. Unter anderem wurden in Dortmund 60 Siedlungen neu gebaut. Da Dortmund heute bereits seine Einwohnerzahl von 1939 überschritten hat und immer neue Zugänge infolge Flüchtlingsumsiedlung und Zuzüge aus der Ostzone ankommen, ferner viele tausend Evakuierte wieder in ihre Heimatstadt zurückwollen, dürfte der immer noch vorhandene Fehlbestand von rund 30000 Wohnungen nicht zu hoch gegriffen sein. Seit der Währungsreform sind in Dortmund für den Wohnungsbau rund 69 Millionen DM aus öffentlichen Geldern zur Verfügung gestellt worden. Der größte Teil davon für den sozialen Wohnungsbau, der auch weiterhin noch die Aufgabe Nr. 1 bleibt. [] Auch dem privaten Aufbau in der Innenstadt hat die Stadtverwaltung durch die Stadtsparkasse in fast allen Fällen hilfreich zur Seite gestanden. [] Kleingartendaueranlage im Emschertal nördlich des Rheinlanddammes. Dortmund hat zur Zeit 5091 Kleingärten in Daueranlagen. [] Der Wiederaufbau der Stadt Dortmund erfolgte unter Führung der SPD! [] [] Der Wiederaufbau der Eintracht-Turnhalle wurde durch Bereitstellung städtischer Mittel gefördert. Aber auch für die Wiederherstellung anderer Sportanlagen gibt die Stadt finanzielle Unterstützungen. Der diesjährige Etat sieht dafür 45000 DM vor. Außerdem beschloß die Ratsversammlung die Erweiterung der "Kampfbahn Rote Erde" und den Neuaufbau sowie die gleichzeitige Vergrößerung der Kampfbahn-Tribüne. Die Ratsversammlung bewilligte dafür 650000 DM. Das Sportstadion in Barop konnte vor einigen Wochen eingeweiht werden. [] Mit der Errichtung der Volksbüchereien hat Dortmund sich auf dem Gebiete des Bibliothekwesens einen guten Ruf erworben. Als Freihandbibliotheken geben sie jedem Besucher die Möglichkeit, gewünschte Bücher selbst auszusuchen. [] Drei große Sportstätten. Unser Luftbild zeigt im Vordergrunde das Schwimmbad Volkspark, im Hintergrunde die Westfalenhalle, dazwischen die Kampfbahn "Rote Erde". [] Unter großen Schwierigkeiten hat Dortmund wieder ein gutes Theaterleben erhalten können, zur Zeit noch in Provisorien, das Schauspiel in der Lindemannstraße und die Oper in dem Neubau am Hiltropwall. [] Der Jugend als Jugendherberge und Ferienheim das Haus Dortmund in Meschede. Unser Ziel ist aber der Neubau des Hauses der Jugend und der Bau von Jugendheimen in allen Stadtteilen. [] Das Schwimmbad Volkspark und fünf andere Freibäder konnten wieder hergerichtet und in Betrieb genommen werden, außerdem drei Badeanstalten, u. a. das Nordbad. Weitere Badeanstalten und Freibäder sind im Wiederaufbauprogramm der nächsten Jahre vorgesehen. [] Leistungen entscheiden! [] Urteilt und wählt dann die Kandidaten der SPD
Published:09.11.1952