An Alle! Männer und Frauen!

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals An Alle! [] Männer und Frauen! [] Deutschland durchlebt jetzt seine gefahrvollsten Stunden! Der siegreiche Feind wartet auf eine Gelegenheit, auf einen Vorwand zum Einmarsch und zur Besetzung aller wichtigen Plätze unseres Vaterlandes. [] Die...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: N.N., Central-Druckerei, Berlin
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 11.1918
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/76CC0A7C-DCCB-479C-A954-BB7B08EB7807
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals An Alle! [] Männer und Frauen! [] Deutschland durchlebt jetzt seine gefahrvollsten Stunden! Der siegreiche Feind wartet auf eine Gelegenheit, auf einen Vorwand zum Einmarsch und zur Besetzung aller wichtigen Plätze unseres Vaterlandes. [] Die Kriegspolitik des Junkerregimentes hat uns ins tiefste Elend gestürzt, hat uns verarmt, ausgesogen, die Bevölkerung in Unterernährung und Hungersnot gebracht. Ihre Macht ist in den Tagen der Volks- und Soldatenerhebung zusammengekracht und aus dem hoffnungslosen Trümmerhaufen soll nun ein neues Deutschland in Einigkeit und Einheit aufgebaut werden. Zu dieser Arbeit müssen alle Kräfte des Volkes zusammengeführt werden. [] Wenn das gelingt, dann wird Licht und Freiheit und Glück des Volkes Zukunft überstrahlen. Gelingt es aber den gewissenlosen Zwietrachtsäern die besseren Regungen in unserem Volke zu zerfressen, dann muß alles zusammenbrechen, was unsere Hoffnung stützt. [] Die neue Regierung hat das ungeheure Maß von Verantwortung willig auf sich genommen, das Reich aus dem Chaos herauszuführen. [] Wir stehen im Nichts! Wir sollen in einem fürchterlichen Mangel an Rohstoffen Arbeit für Millionen schaffen, unsere Produktion wieder in Gang bringen, sollen mit viel zu wenig Nahrungsmitteln unser Siebzigmillionenvolk ernähren, sollen den schwersten Frieden machen, der je einem Voke [!] zugemutet wurde, sollen unsere völlig zerrütteten Finanzen wieder aufbauen und sollen dabei die öffentliche Ordnung sichern, eine vertrauenswürdige Staatsgewalt herstellen, wenn wir zum Unterzeichnen des Friedensvertrages zugelassen werden und die Herrschaft der Feinde bei uns vermeiden wollen. [] Da setzt nun eine verbrecherische, wüste Hetze von Seiten der Spartakusleute ein, die [] keine Ordnung im Lande [] sondern brutale Diktatur nach russischem Muster haben wollen. Sie wollen im trübsten Unglücke unseres Volkes billige Vorteile finden. Die Regierung Ebert soll unterhöhlt und eine Gewaltherrschaft Liebknecht - Luxemburg an ihre Stelle gesetzt werden. [] Darum wird ein erbärmlicher Kampf [] mit Lüge und Verleumdung [] gegen den Reichskanzler Ebert geführt, der ein Volksverräter genannt wird und dem man entgegenspeit, daß er den präsidenten Wilson ersucht habe, nur Lebensmittel zu liefern, "wenn Ruhe und Ordnung bei uns erhalten bleibt." Das ist ein infamer Schwindel! [] Und diese giftige Verleumdung wird trotz sicheren, besseren Wissens jeden Tag in anderer Form wiederholt, um das Volk aufzustacheln und zu Gewalttätigkeiten zu verführen, um die letzten Lebenshoffnungen unseres Volkes in innerer Zerrissenheit und Bürgerkrieg zu ersticken. [] Die Gruppe Liebknecht-Luxemburg hat in dem Organ des Spektakelbundes, der "Roten Fahne", immer wieder die gleichen, gefälschten Telegrammreihen "enthüllt", die nachweisen sollen, daß der Reichskanzler Ebert von Wilson Lebensmittel unter der Voraussetzung verlangt hat, "wenn die öffentliche Ordnung in Deutschland aufrechterhalten bleibt." "Kein Wort daran ist wahr! Wahr ist vielmehr, daß das erste Telegramm der Reichsregierung in der Lebensmittelfrage keinerlei Bedingungen erwähnt. Dieses Telegramm lautet: [] "Nachdem nunmehr der Waffenstillstand gesichert ist, bittet die Deutsche Regierung den Präsidenten der Vereinigten Staaten, den Beginn der Friedensverhandlungen in die Wege leiten zu wollen. Der Beschleunigung halber schlägt sie vor, zunächst den Abschluß eines Präliminarfriedens ins Auge zu fassen und ihr mitzuteilen, an welchem Orte und zu welchem Zeitpunkte die Verhandlungen beginnen können. [] Wegen drohender Lebensmittelnot legt die Deutsche Regierung auf unverzüglichen Beginn der Verhandlungen besonderen Wert." [] Dieses Telegramm, dem kein anderes in dieser Sache vorausging, ist am 12. November abgesandt worden und am 13. November schon ist vom Staatssekretär Lansing mitgeteilt worden, daß der Präsident Wilson bereit sei: [] "die Belieferung Deutschlands mit Lebensmitteln in wohlwollende Erwägung zu ziehen und die Frage sofort mit den Verbündeten zu erörtern, vorausgesetzt, daß er versichert sein kann, daß die öffentliche Ordnung in Deutschland weiterhin ist und bleibt, und daß eine unparteiische Verteilung der Lebensmittel verbürgt ist." [] Trotz dieses einwandfreien Sachverhaltes wird schamlos mit den alten Lügen weitergehetzt. Ha man erfrecht sich sogar, die Regierung als "Verbrecherbande" hinzustellen. [] Wir wissen alle, daß, selbst wenn diese Telegramme nicht vorlagen, nichts von deutscher Seite aus unternommen worden ist, um unsere Lebensmittelbelieferung an Bedingungen zu knüpfen oder gar zu erschweren, sondern daß der Kriegshaß unserer siegreichen Feinde uns keine Demütigung und keine Schwierigkeiten für unsere Zukunft ersparen will. [] Selbst die Bereitwilligkeit Wilsons, uns Hilfe zu senden, "wenn die Ordnung aufrechterhalten bleibt", ist ein Zugeständnis, das seinen Verbündeten zu weit geht. Darum plant man jetzt, die Blockade um Deutschland noch straffer zu ziehen und darum tönt aus dem gegnerischen Lager fast täglich der laute Ruf zu uns: [] Für Deutschland soll die Hilfe am letzten kommen! [] Es scheint auch schon, daß Wilson diesen Gesinnungen seiner Mitsieger Zugeständnisse hat machen müssen. Denn gerade letzthin sind uns in Deutschland Mitteilungen des amerikanischen Staatssekretärs Lansing und der anderen Ententeregierungen zugegangen, daß die Lebensmittelbelieferungen für Deutschland erst erfolgen können, nachdem Nationalversammlung gewählt und eine stabile Regierung gebildet ist. [] Vielleicht wird morgen schon die "Rote Fahne" eine neue lügnerische Anklage in die Welt hinausschreien, daß Ebert es gewesen ist, der Amerika zu dieser neuen Hinausschiebung der Lebensmittelbelieferungen aufgefordert, und daß er die neueste Verschärfung der Blokade gegen Deutschland, die in der Abschnürung des Ostseehandels liegt, bei der Entente bestellt habe. [] Der Gesandte der Bayrischen Republik in der Schweiz, Prof. Dr. Foerster, der als Mittelmann zwischen Bayern und Frankreich gilt, erklärt in der "Münchener Post" aus innerster Kenntnis der Sachlage: [] "Daß die Entente mit uns weder Frieden machen noch uns Nahrung senden, sondern aller Voraussicht nach Deutschland nach Ablauf des Waffenstillstandes militärisch besetzen wird, wenn bis dahin keine Anzeichen für die Einsetzung einer dauerhaften, den Willen des ganzen deutschen Volkes zum Ausdruck bringenden, vertragsfähigen Regierung zu merken sind." [] So mehren sich mit jedem Tage die Beweise, daß die Angriffe der Leute um Liebknecht Verleumdungen sein müssen, daß die Entente von sich heraus alle nur denkbaren Sicherheiten verlangt, ehe sie uns das erste Gramm Brot schicken wird, daß unsere Regierung mit besonnener Politik alles zu schaffen sucht, um uns bald aus der nahen Gefahr der Hungersnot herauszubringen. [] Es giebt kein Wort das bitter genug ist, dieses [] verbrecherische Treiben gegen die Einheit in unserm Volke [] zu brandmarken! [] Jeder, der sein Volk liebt, muß jetzt in dieser harten Stunde zu ihm halten, muß geschlossen Front machen und hellen Protest erheben, gegen das schamlose Versuchen unsere Kräfte am inneren Kampfe zu zerreiben. [] Die bald kommenden Wahlen zur Nationalversammlung sollen aber auch den Spartakusleuten und dem ihnen gesinnungsverwandten Teil der Unabhängigen die Rechnung bringen. [] Ihr [] Gebäude von Lug und Trug [] wird unter der Stimme dieses Volksgerichtes zusammenbrechen. Alle Männer und Frauen, die der Not unseres Volkes sich nicht taub verschließen, werden entrüstet ab rücken von diesen Elementen, denen das [] Maß unseres Unglücks und unserer Not noch nicht voll genug ist, [] die uns noch die Geißel innerer Zerrissenheit und Unruhe aufzwingen und Deutschland zum Tollhaus machen wollen. [] Die Wahlen zur Nationalversammlung sollen laut verkünden, daß hinter den Männern, die jetzt die Riesenarbeit der inneren Neuordnung Deutschlands auf sich genommen haben, [] das ganze Volk [] steht, und sollen die gewissenlosen, verbrecherischen Treiber in und um dem Spartakistenlager an den Pranger stellen! [] Central-Druckerei, Berlin NW [...]
Published:11.1918