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Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; handschriftlicher Vermerk: PV-Presseausschnittssammlung N 27/1951 Aufruf [] [] An die deutschen Eisenbahner, Transport-, Verkehrs- und Hafenarbeiter, Seeleute und Binnenschiffer! [] [] Die ständigen Drohungen der westlichen Kapitalisten, einen neuen Weltkrieg anzuzetteln, erfordern von den Arbeitern, Angestellten und Beamten verschärfte Wachsamkeit, immer größere Einheit zum Handeln, zur Verteidigung ihrer Lebensrechte, zur Sicherung des Friedens. [] Entgegen dem Willen und zum Schaden des deutschen Volkes führt die Bundesregierung eine verderbenbringende Kriegspolitik durch. Dieses kommt dadurch zum Ausdruck, daß die Wiederbewaffnung Westdeutschlands mit allen Kräften vorwärtsgetrieben wird, während man die demokratischen Rechte des Volkes mit Füßen tritt. Die Jugend will man in amerikanische Uniformen stecken und sie unter das Kommando der ehemaligen faschistischen Generäle stellen. Während viele Kriegsversehrte bettelnd an den Straßenecken stehen, erhalten die reaktionären Generäle bereits enorme Pensionen. Dieser Kriegskurs bringt uns Not und Elend und eines Tages die Vernichtung unserer deutschen Heimat. [] [] Das ist eine große Gefahr, in der wir stecken. Schon jetzt haben wir unter dieser Kriegspolitik zu leiden. Die Kosten der Wiederaufrüstung, der erhöhten Besatzungstruppen werden durch Preissteigerungen und Anziehen der Steuerschraube dem arbeitenden Menschen aufgebürdet. Die Kaufkraft der Bevölkerung sinkt ständig. [] [] Kolleginnen und Kollegen! Diese Gefahr von uns abzuwenden, muß die Aufgabe der Gewerkschaften sein. Sie müßten den Kriegstreibern und Nutznießern ein energisches Halt bieten und die Voraussetzungen zur friedlichen Produktion schaffen. [] Aber was tut die Gewerkschaftsführung? Anstatt mit allen zur Verfügung stehenden gewerkschaftlichen Mitteln dem Verelendungskurs der Bundesregierung ein Halt entgegenzusetzen, führt man Lohnverhandlungen unter Ausschluß der Öffentlichkeit und schließt faule Kompromisse ab. Auf diese Weise werden auf Kosten der schaffenden Bevölkerung Mittel für Kriegsrüstungen aufgebracht. Jahn, Kummernus und Reuter haben sich vor den Karren der Kriegshetzer spannen lassen. Der erste Vorsitzende der GdED, Jahn, befürwortet den Transport von amerikanischem Kriegsmaterial auf deutschem Boden. Dafür hat er auf dem ITF-Kongreß in Stuttgart von dem amerikanischen General Groß eine öffentliche Belobigung erhalten. Der erste Vorsitzende der Gewerkschaft ÖTV, Kummernus, befürwortet die Be- und Entladung von Kriegsmaterial und will ein einheitliches Handeln der Hafen- und Transportarbeiter durch seine spalterische Gewerkschaftspolitik verhindern. Um diese Politik der rechten Gewerkschaftsführer reibungslos durchführen zu können, schließen sie fortschrittliche Gewerkschafter, die sich für die gerechten Forderungen der Kollegen und für die Erhaltung des Friedens satzungsgemäß einsetzen, aus den Gewerkschaften aus. Sorgen wir dafür, daß die vollen Kassen, die der erste Vorsitzende des DGB, Fette, wünscht, zur Durchsetzung unserer Forderungen unter Einsatz aller uns zur Verfügung stehenden Kampfmittel, wenn es sein muß, auch des Streiks, zur Verfügung gestellt werden. Es ist ein Verbrechen, wenn das Vorstandsmitglied des DGB, Böhm, auf der Maifeier in München forderte: [] [] "Die Jugend müsse bereit sein, für diese Ordnung zu sterben" [] [] Diesem Zweck soll auch die westeuropäische Verkehrsunion dienen und ein Werkzeug in den Händen der Kriegstreiber sein. Die Folgen der Bildung dieses Mammutverkehrstrustes werden für die Verkehrs- und Transportarbeiter verheerend sein. Stillegung von Betrieben, Massenentlassungen, Verlagerung von Arbeitskräften, weiterer Raub der demokratischen Rechte, verschärfte Rationalisierung und Ausbeutung, weitere Lohn- und Gehaltskürzungen, erhöhte Steuern, Erhöhung der Tarife im Personen- und Güterverkehr werden die Auswirkungen sein. [] [] Jahn und Kummernus sind die eifrigsten Befürworter dieser den Krieg fördernden Verkehrsunion. [] Wir Arbeiter, Angestellte und Beamte sind nicht gewillt, uns wieder in einen neuen Krieg treiben zu lassen. Wir wollen für den Wohlstand der Menschen schaffen, wir wollen zukunftsfrohe und glückliche Menschen in unseren Zügen befördern, Güter des friedlichen Bedarfs verladen und kein Kriegsmaterial transportieren. Dies entspricht unserem ehrlichen Friedenswillen, dem Wohle der gesamten deutschen Bevölkerung. [] [] Dem Aufruf der Betriebsräte vom EAW München-Freimann, EAW Neuaubing und der Bww PasingWest folgend, diesem Treiben und Verderben ein Ende zu bereiten und eine gesamtdeutsche Konferenz der Eisenbahner und Transportarbeiter vorzubereiten, haben die Kollegen in vielen Eisenbahn- und Transportbetrieben ihre begeisterte Zustimmung gegeben. Dem Rechnung tragend, hat sich ein Komitee zur Vorbereitung der gesamtdeutschen Konferenz der Eisenbahner und Transportarbeiter gebildet, das allen deutschen Verkehrs- und Transportarbeitern folgende Vorschläge unterbreitet: [] [] 1. Einberufung einer gesamtdeutschen Konferenz der Eisenbahner und Transportarbeiter noch im Monat Juli 1951; [] 2. mit allen Eisenbahnern, Verkehrs-, Transport- und Hafenarbeitern, Binnenschiffern und Seeleuten in brüderlicher Verbundenheit den Aufruf zu beraten und die Vorbereitung der Konferenz mit allen Kräften zu unterstützen; [] 3. Kollegen aus den Betrieben der Eisenbahn, des Transport- und Verkehrswesens, der Häfen- und Binnenschiffahrt als Delegierte zu wählen; [] 4. aus den Vorständen der Gewerkschaftsorganisationen der Orte, Bezirke und aus den Hauptvorständen ihre Vertreter zu entsenden; [] 5. die gewählten Delegierten zu beauftragen, Beschlüsse zu fassen, die zur Verhinderung der Wiederaufrüstung und der Bildung der westeuropäischen Verkehrsunion, zur Hebung des Lebensstandards, zur Rettung des Friedens beitragen. [] 6. Folgende Tagesordnung wird in Vorschlag gebracht: [] "Die Aktionseinheit der Eisenbahner und Transportarbeiter im Kampf gegen die Remilitarisierung und Wiederaufrüstung Westdeutschlands, gegen Schumanplan und westeuropäische Verkehrsunion." [] [] Wir rufen alle Eisenbahner, Verkehrs- und Transportarbeiter auf, gleich welcher weltanschaulichen, gewerkschaftlichen und konfessionellen Einstellung, mit verstärkter Kraft zum Gelingen der Konferenz beizutragen. Nehmt alle teil an dem großen Kampf um das Glück der Menschheit. [] [] Es lebe der Frieden! [] [] Sendet briefliche oder telegrafische Zustimmungserklärungen und Delegiertenmeldungen an die Mitglieder des Initiativkomitees, zu Händen des Kollegen Mathias Ebner, München 12, Bergmannstraße 48, I, und an die Verkehrsbetriebe der Stadt Dresden, Dresden N6, Antonstraße 2a, zu Händen des Kollegen Kurt Börner. [] [] Das Initiativkomitee zur Einberufung der gesamtdeutschen Konferenz der Eisenbahner und Transportarbeiter [] gez.: Ebner gez.: Wrobel gez.: Weber gez.: Steinbach [] 6. Juli 1951. [] [] (52) Nationales Druckhaus Berlin C 2 [] 100 797/51 A.f.I. DDR
Published:01.1951 - 07.1951