Was sagt die SEP dazu?

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Was sagt die SEP dazu? [] Wir erinnern uns hier in der Ostzone, inmitten der wachsenden Not, jetzt sehr oft an die von der SEP am 15. Januar d. J. verkündeten Maßnahmen, die eine Besserung der wirtschaftlichen Lage in der sowjetischen Besatzu...

Full description

Bibliographic Details
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 01.1947
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/1CC43A7B-19C5-4F68-9083-990202CACE49
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Was sagt die SEP dazu? [] Wir erinnern uns hier in der Ostzone, inmitten der wachsenden Not, jetzt sehr oft an die von der SEP am 15. Januar d. J. verkündeten Maßnahmen, die eine Besserung der wirtschaftlichen Lage in der sowjetischen Besatzungszone bringen sollten. In großen Schlagzeilen verkündete die SEP-Presse damals: [] Deutschland kann zuversichtlich sein. - Vertreter der SEP beim Marschall. - Einstellung der Demontagen. - Erhebliche Entlastung von der Entnahme aus laufender Produktion. - Rückgabe von 74 Großbetrieben an das deutsche Volk. - Zwei- bis dreifache Erhöhung des Industrieniveaus. [] Im Aufruf der SEP vom 15. Januar 1947, von Pieck und Grotewohl unterzeichnet, wurde dann im einzelnen folgendes versprochen: [] 1. Nachdem die Kriegsindustrie restlos demontiert ist, finden keine weiteren Demontagen statt. [] 2. Die wahren Leistungen für Reparationen werden erheblich herabgesetzt. Bei den Bedarfsgütern soll nur ein geringer Teil in Anspruch genommen werden. Völlig freigestellt sind die erzeugten Bedarfsgüter an Schuhen, Kleidung und ähnlichen Produkten, die aus ausländischen und importierten Rohstoffen hergestellt werden. Auch die zur Herstellung dieser Bedarfsgüter erforderlichen Rohstoffe, die in der sowjetischen Besatzungszone selbst erzeugt werden, werden für Reparationsleistungen nicht in Anspruch genommen. [] 3. Die landwirtschaftliche Erzeugung soll besonders gefördert werden. [] 4. Im Interesse der besseren Versorgung der Bevölkerung mit Bedarfsgütern sollen den Handwerkern und kleineren Gewerbebetrieben mehr Rohstoffe und Werkzeuge zur Verfügung gestellt werden. [] 5. Das Produktionsniveau der sowjetischen Besatzungszone soll um das Zwei- und Dreifache höher werden. [] So lauteten die großen Versprechen, die uns in der Ostzone im Januar d. J. feierlich von der SEP mit einem ungeheuren Propagandaaufwand verkündet wurden. [] Jetzt, im August, nach Ablauf vieler Monate, fragen wir die SEP, was von diesen Versprechen erfüllt wurde. [] Die SEP wird diese Fragen nicht beantworten wollen. Dafür antworten wir und stellen der Wahrheit gemäß auf Grund unserer Erfahrungen folgendes fest: [] 1. Die Demontagen haben nicht aufgehört. Wie überall in der gesamten Ostzone festgestellt werden kann, werden sie fortgesetzt. [] 2. Die Warenleistungen aus der laufenden Produktion sind nicht, wie versprochen, "erheblich herabgesetzt", sondern erheblich größer geworden. Von der Freistellung der angekündigten Bedarfsgüter, wie z. B. Schuhe und Kleidung, haben die arbeitenden Massen in der Ostzone nichts gemerkt, [] 3. Die landwirtschaftliche Erzeugung ist, wie die vergangenen Hungermonate es bewiesen haben, nicht, wie feierlich verkündet, gefördert worden, sondern drohte durch die vollkommen falsche Bedarfslenkung - z. B. Schnaps statt Kartoffeln - zur völligen Ernährungskatastrophe zu führen. [] 4. Bei den versprochenen Rohstoffen für Handwerker und kleine Gewerbetreibende ist es ebenfalls nur bei der Propagandaphrase geblieben. In Wirklichkeit schrumpfen die Rohstoffreserven durch die einseitige Raubwirtschaft immer mehr. [] 5. Angesichts dieser Tatsachen klingt, die, versprochene Erhöhung des Industrieniveaus um "das Zwei- und Dreifache" wie blutiger Hohn. [] Grotewohl bezeichnete in einem längeren Kommentar im "Neuen Deutschland" vom 16. Januar 1947 den Plan als eine "hochherzige Regelung", und es gab viele von uns, die in der grenzenlosen Not in unserer Zone gläubig gehofft haben, daß hier ein Ausweg ans dem Elend gewiesen wurde. [] Nun, die vergangenen Monate haben uns klar gezeigt, was von dieser "hochherzigen Regelung" zu halten war. Die gemachten Versprechen haben sich als plumpe Propagandalügen erwiesen. Inzwischen mußten wir zusehen, wie Tausende als Sklaven in Uranbergwerke oder zu anderen Zwecken verschleppt wurden. Die andauernden Dienstverpflichtungen, Verhaftungen und Deportationen zeigen uns warnend, daß diese systematische Menschenjagd immer noch nicht ihr Ende gefunden hat und daß eine völlige Rechtsunsicherheit unser Leben in der Ostzone beherrscht. [] Sklaverei, Hunger und wachsendes Elend, das ist die Wirklichkeit. [] ... das ist das SEP-Paradies!
Published:01.1947