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Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Es geht um gleiche Chancen für alle! [] Seit der Währungsreform wurden in Niedersachsen rund 800 neue Volksschulen gebaut, 1060 wurden umgebaut oder erweitert und über 80 kriegszerstörte Volksschulen wiederhergestellt. Der Schulbau von heute ist eine Voraussetzung für den Wohlstand von morgen. [] Auf die Zukunft unserer Kinder kommt es an! [] Wer kann seine Kinder studieren lassen? Im Wintersemester 1954/55 ergab sich nachfolgende soziale Schichtung der 4260 Göttinger Studenten:*) [] Berufe der Väter:[] Akademiker 40 % [] höhere und gehobene Beamte 9 % [] selbstständige Kaufleute 6,3 % [] selbstständige Handwerker 3,2 % [] Offiziere 2 % [] Besitzer und Direktoren 2 % [] Landwirte 5,4 % [] freie Berufe 2,6 % [] Lehrer 9,6 % [] einfache und mittlere Beamte 4 % [] Angestellte 13,2 % [] Arbeiter 2,7 % [] 100 % [] Offizielle Statistik der Universität Göttingen [] Noch immer entscheidet in den weitaus meisten Fällen das Einkommen des Vaters über den Lebensweg des Kindes. [] Wer Geld hat, kann sein Kind auf die höhere Schule schicken, kann es studieren lassen. [] Ohne Geld dagegen ist das sehr schwierig. Nur unter größten Opfern der Eltern kann das Kind eines kleinen Beamten, Angestellten oder Arbeiters die höhere Schule besuchen. [] Das darf nicht so bleiben! [] Das Vorrecht einzelner Volksschichten muß gebrochen werden! [] Nur Fähigkeiten und Charakter dürfen über den beruflichen Lebensweg des Kindes entscheiden - und nicht das Vermögen oder Einkommen des Vaters! [] Der Deutsche Gewerkschaftsbund, Landesbezirk Niedersachsen, hatte im Sommer des vergangenen Jahres die Landesregierung und die politischen Parteien aufgefordert, sich einzusetzen für: [] Schulgeldfreiheit [] Lernmittelfreiheit [] Erziehungsbeihilfen [] Erfreulicherweise ist die Landesregierung weitgehend diesen gewerkschaftlichen Forderungen gefolgt. [] Für die Mittelschule braucht heute kein Schulgeld mehr gezahlt zu werden. An den öffentlichen höheren Schulen sowie an denöffentlichen Berufsfach -und Fachschulen wird das Schulgeld stufenweise abgebaut. In fünf Jahren gilt auch hier die Schulgeldfreiheit. [] An den Taten sollt ihr sie erkennen! [] Bei der Schlußabstimmung über die Schulgeldfreiheit im Niedersächsischen Landtag stimmten geschlossen mit "Ja", also für das Gesetz: SPD und Gesamtdeutscher Block (BHE) [] Mit "Nein" stimmten: alle übrigen Parteien mit Ausnahme von einigen wenigen Abgeordneten der FDP und des Zentrums. [] Jeder weiß jetzt wo, Freunde und Feinde zu finden sind. [] Das sind erste Schritte, für die wir der Regierung Kopf dankbar sind. Sie reichen aber nicht aus! Weitere Schritte müssein folgen! Darum fordern die Gewerkschaften erneut: 1. Baldige Einführung der Lernmittelfreiheit [] 2. Ausdehnung der Schulgeldfreiheit auch auf die Hochschulen [] 3. Umfassende Gewährung von Erziehungsbeihilfen [] 4. Der Schulbau muß weitergehen [] Erst dann, wenn diese Forderungen erfüllt sind, hat das Kind des Armen die gleichen Rechte wie das Kind des Reichen. Darum geht es auch bei den Landtagswahlen. [] Deutscher Gewerkschaftsbund [] Landesbezirk Niedersachsen [] Druck: Hannoversche Druck- und Verlagsgesellschaft m. AB. H., Hannover
Published:24.04.1955