Summary: | Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Herkunft: SPD-Landesvorstand Bayern, Signatur 76
Programm der Partei der Heimatlosen und Kriegsgeschädigten. [] Vorläufiger Sitz Haßfurt am Main [] 1 Die Partei wird alle durch die Deutsche Katastrophe heimatlos Gewordenen oder Schwergeschädigten, insbesondere Flüchtlinge, Ausgewiesene, Kriegsversehrte, Kriegshinterbliebene und Ausgebombte zu einer Schutz- und Aufbaugemeinschaft zusammenfassen. [] 2 Auch jeder Andere kann der Partei beitreten, der erkennt, daß das zukünftige Schicksal der Heimatlosen und Kriegsgeschädigten auch von seiner Einstellung abhängt und daß der Wiederaufbau mit dem Kampf gegen das Elend ohnegleichen beginnen muß, welches über Millionen von Menschen hereingebrochen ist. [] 3 Die Partei wird die berechtigten Interessen und Ansprüche der Heimatlosen und Kriegsgeschädigten in allen politischen Institutionen des demokratisch-parlamentarischen Staates, in den Gemeinde- und Kreisräten, Länderparlamenten usw. vertreten. [] 4 Die Partei wird Einfluß auf die Gesetzgebung, insbesondere die Steuer- und Sozialgesetzgebung nehmen mit dem Ziele, einen Lastenausgleich herbeizuführen, der die Not der Heimatlosen und Kriegsgeschädigten lindert und ihren sozialen und wirtschaftlichen Wiederaufstieg sicherstellt. [] 5 Die Partei wird Träger der organisierten legalen Selbsthlife [!] der Heimatlosen und Kriegsgeschädigten sein. Ihre Mitglieder werden sich gegenseitig mit Rat und Tat unterstützen, für einander einstehen und Vorbilder sozialer Hilfsbereitschaft sein. [] 6 Die Partei wird das In- und Ausland über die Lage und das Schicksal der Heimatlosen und Kriegsgeschädigten mit allen Mitteln aufklären und das soziale Gewissen aller Menschen auf rufen, denen ein ähnliches Schicksal erspart blieb. [] 7 Die Partei wird bei allen Hilfsaktionen für die Heimatlosen und Schwergeschädigten auf nationaler und internationaler Basis tatkräftig mitarbeiten. [] 8 Die Partei wird darüber wachen, daß die Heimatlosen und Kriegsgeschädigten nicht wirtschaftlich oder politisch entrechtet oder sonstwie zurückgesetzt werden. [] 9 Die Partei wird die Selbstdisziplin und das Verantwortungsbewußtsein ihrer Mitglieder wecken und entwickeln. Sie wird dafür sorgen, daß niemand mehr fordert, als ihm zusteht und jeder sein Bestes leistet, um die Gemeinschaft zu entlasten. [] 10 Die Partei wird im Rahmen der parlamentarischen Demokratie "Deutsche Realpolitik" betreiben. Diese hat von folgenden Grundsätzen auszugehen: [] 11 Die Partei fordert die unbedingte Ehrfurcht vor der persönlichen Würde jedes Menschen. Sie verlangt, daß Glauben, Ueberzeugung, Eigentum, Leistung und Opfer grundsätzlich respektiert werden. [] 12 Die Partei fordert die Sicherung gegen jedwede geistige, sittliche, politische oder wirtschaftliche Vergewaltigung des Einzelnen oder einer Minderheit. Diese Sicherung ist durch eine Verfassung zu schaffen, welche die Grundrechte des Staatsbürgers festlegt, die gesetzgebende Gewalt in die Hände einer demokratischen Volksvertretung gibt, die ausführende Gewalt unter die Kontrolle des Parlamentes stellt und die Unabhängigkeit der Rechtsprechung garantiert. [] 13 Die Partei bekennt sich zum Grundsatz, daß die Wirtschaft für den Menschen, nicht aber der Mensch für die Wirtschaft da ist. Sie will, daß die menschliche Persönlichkeit auch in der Wirtschaft zur höchstmöglichen Entfaltung kommt. Es müssen aber alle erdenklichen Sicherungen gegen die Ausbeutung abhängiger Menschen geschaffen werden. Es muß ferner durch planvolle Führung der höchste Leistungseffekt der Volkswirtschaft angestrebt werden. Die besonders in Notzeiten erforderlichen Eingriffe der Staatsführung in die Wirtschaft müssen unter demokratischer Kontrolle stehen. [] 14 Die Partei lehnt alle offenen oder versteckten partikularistischen und separatistischen Tendenzen ab. Sie tritt mit allen Kräften für die beschleunigte Herstellung der wirtschaftlichen und politischen Einheit Deutschlands ein. [] Verantwortlich Dr. Reinhold Nimptsch, Haßfurt. [] 5000 - V. 46 - Tagblatt-Druckerei Haßfurt.
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