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Das Land den Bauern! [] Im Wirtschaftsplan für 1955 verweigert die SED-Diktatur erneut die dringend notwendige Versorgung der Bauernwirtschaften mit den fehlenden Betriebsmitteln. Statt dessen will sie die Kollektivierung fortsetzen! Am 20. Januar hat der Pankower Ministerrat neue Maßnahmen dazu festgelegt. Es gilt, wachsam und einig zu sein! Die neuen Kollektivierungsmaßnahmen müssen abgewehrt werden. Das Gebot der Stunde lautet: [] Gegenseitige Hilfe im Widerstand [] Das SED-Regime fordert zur Bildung von Arbeitsgemeinschaften zur Erfüllung von Anbausoll und Ablieferungssoll auf! Die Interessen der Bauern und der gesamten Bevölkerung erfordern dagegen eine echte kameradschaftliche gegenseitige Hilfe zur Wahrung der Selbständigkeit der Höfe! [] Etwa ein Drittel der landwirtschaftlichen Nutzfläche Mitteldeutschlands wird bereits von den VEG, LPG und ÖLB bewirtschaftet! [] Die Sowjetisierung der mitteldeutschen Landwirtschaft muß aufhören! [] Das Land gehört den Bauern! [] Das ist heute der Kampfruf gegen die SED-Diktatur, die aus selbständigen Bauern Kolchosen- und Sowchosen-Arbeitssklaven machen will und das Bauernlegen betreibt wie früher die Junker. So gilt heute wieder die stolze Parole, die im Kampf gegen raffgierige Großgrundbesitzer entstand, die selbständige Bauernwirtschaften vernichten wollten. [] Echte Genossenschaften statt LPG-Sklaverei! [] Die LPGs dienen der Vernichtung, der bäuerlichen Selbständigkeit. Nur echte landwirtschaftliche Genossenschaften helfen den Bauern bei der Entwicklung ihrer selbständigen Betriebe. Das beweist die Entwicklung im freien Teil Deutschlands, wo die landwirtschaftlichen Genossenschaften seit 1945 einen großen Aufschwung genommen haben, während sie in der Sowjetzone aufgelöst und zerstört wurden. [] Wirkliche Sozialisten helfen den Bauern [] Die Landwirtschaftspolitik der Pankower Clique hat mit Sozialismus nichts zu tun. Eine wirklich sozialistische Landwirtschaftspolitik dient der Förderung der selbständigen Bauernwirtschaften. Im Aktionsprogramm der SPD heißt es: [] "Die SPD erkennt das Privateigentum an Grund und Boden für alle Menschen an, die mit ihrer und ihrer Familie Arbeitskraft entscheidend zur vollen Entfaltung der Leistungsfähigkeit des Betriebes beitragen. [] Die Bodenpolitik der SPD dient der Entwicklung der bäuerlichen Landwirtschaft. Sie will möglichst viele selbständige und lebensfähige Familienbetriebe schaffen." [] Wo die SPD in der Regierung ist, setzt sie dieses Programm in die Tat um. Sie hilft den Bauern, ihre Wirtschaft zu entwickeln. Dazu dienen auch Genossenschaften und Dorfgemeinschaftshäuser. [] In Hessen wurden z. B. unter der sozialdemokratischen Regierung bis Ende 1954 etwa 100 Dorfgemeinschaftshäuser geschaffen. Sie enthalten: Gemeinschaftsraum mit Fernsehempfänger und Höhensonne, Wäscherei, Bad, Gefrieranlage, Mosterei, Raum für gesundheitliche Betreuung, Bibliothek, Kindergarten und andere gemeinnützige Einrichtungen. [] Bauern und Arbeiter halten zusammen [] Zwischen der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung und den Bauern gibt es keine Interessengegensätze. Ihr gemeinsamer Feind in der Sowjetzone ist die SED-Diktatur! Ihr gemeinsames Ziel: Demokratie und Wiedervereinigung Deutschlands in Freiheit. [] Die mitteldeutsche Arbeiterschaft läßt sich nicht vom SED-ZK gegen die Bauern ausspielen. Der Juni-Aufstand 1953 setzte nicht nur der Erhöhung der Arbeitsnormen, sondern auch der Kollektivierung zunächst ein Ende. Fast zwei Jahre lang hat es seither die Pankower Clique nicht gewagt, die Arbeitsnormen allgemein zu erhöhen, weitere Höfe zu enteignen und Bauern in die LPG zu pressen oder zu vertreiben. [] Es ist Ulbricht auch nicht gelungen, die Industriearbeiter als Kollektivierungsfunktionäre gegen die Bauern zu mißbrauchen. Auch in Zukunft wird die mitteldeutsche Arbeiterschaft, in ihren ersten Reihen die Sozialdemokraten, der Sowjetregierung in Stadt und Land ihren unbeugsamen Widerstand entgegensetzen. [] Das Pankower Regime wird verschwinden [] Die Arbeiter und Bauern Mitteldeutschlands stehen nicht allein. Eine elementare Volksbewegung für die Wiedervereinigung unseres Landes, die im freien Teil Deutschlands in machtvollen Kundgebungen Viermächteverhandlungen fordert, hält die deutsche Frage in Fluß und wird dafür sorgen, daß sie auf der Tagesordnung bleibt, bis sie gelöst ist. [] Die Volksbewegung für die Wiedervereinigung unter der Führung der SPD und des DGB steht auch unter dem unmißverständliche Leitwort: [] Gegen Kommunismus und Nationalismus! [] Jede Erstarrung des gegenwärtigen Zustandes muß verhindert werden. In Westdeutschland sowohl wie in der Sowjetzone! Es darf in Mitteldeutschland keine Unterwerfung unter die SED-Diktatur geben; denn diese ist ein Haupthindernis für die Wiedervereinigung. Darum ist der Widerstandskampf in der Sowjetzone ein Teil der gesamtdeutschen [] Volksbewegung für die Wiedervereinigung Deutschlands in Frieden und Freiheit! [] Freiheit! SPD [] Herausgegeben vom Ostbüro der SPD, Berlin-Charlottenburg, Langobardenallee 14. Zuschriften unter Benutzung eines Decknamens und einer Decknummer an Emil Sühring, Berlin-Dahlem, Königin-Luise-Straße 31 pl.6
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