Ihr SPD-Kandidat stellt sich vor!

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Ihr SPD-Kandidat stellt sich vor! Hans Fleischer [] Meine Parteifreunde haben mir ihr Vertrauen ausgesprochen und mich als Kandidaten für die Wahl zum Bundestag aufgestellt. Ich möchte auch Ihr Vertrauen gewinnen und halte es daher für meine...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Bezirksvorstand Oldenburg, Paul Hug & Co., Wilhelmshaven
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 06.09.1953
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/F16E3260-E076-4747-97FF-90A9A8A8C2E2
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Ihr SPD-Kandidat stellt sich vor! Hans Fleischer [] Meine Parteifreunde haben mir ihr Vertrauen ausgesprochen und mich als Kandidaten für die Wahl zum Bundestag aufgestellt. Ich möchte auch Ihr Vertrauen gewinnen und halte es daher für meine selbstverständliche Pflicht, mich Ihnen vorzustellen und sie mit den wichtigsten Daten aus meinem Leben bekanntzumachen: Am 7. Juli 1906 wurde ich in Pillau (Ostpreußen) geboren, aufgewachsen bin ich jedoch in Königsberg, der Hauptstadt Ostpreußens. Dort besuchte ich die Mittelschule, aus der ich 1923 mit dem Zeugnis der mittleren Reife entlassen wurde. Meine Fachausbildung erhielt ich als Lehrling in dem seinerzeit größten Königsberger Betrieb für Klempnerei und sanitäre Installation. Einige Jahre war ich in verschiedenen Betrieben meines Faches in führenden Stellungen tätig. Dann machte ich mich selbständig. Ich konnte meinen Betrieb so ausbauen, daß bis 60 Arbeiter und Fachkräfte von mir beschäftigt wurden. Von 1942 bis 1944 war ich in Bialystok eingesetzt. 1945 wurde ich als Heimatvertriebener in die Stadt Oldenburg eingewiesen. Ich eröffnete wieder einen Handwerksbetrieb, der sich im Laufe der Zeit so entwickelte, daß in ihm 6?10 Fachkräfte einen Arbeitsplatz finden. Bevor ich meinen Betreb in 0ldenburg eröffnen konnte, mußten erst viele Schwierigkeiten und Widerstände überwunden werden, die sich zum großen Teil aus den zerrütteten wirtschaftlichen und politischen Zuständen der Nachkriegszeit erklären lassen. Von Anfang an war ich Mitarbeiter in der Oldenburger Vertriebenenbewegung und wurde so mit der Not der Heimatvertriebenen vertraut. Aus dem Kampf um meine Existenz und der Mitarbeit in der Vertriebenenbewegung gewann ich die Ueberzeugung, daß der Wiederaufbau Deutschlands und die Lösung der sozialen Frage ? insbesondere des Vertriebenenproblems ? nur gelingen kann, wenn möglichst viele Bürger aktiv am politischen Leben eines demokratischen Staates teilnehmen. Bis 1946 hatte ich mich von der Politik ferngehalten. Am 27. 7. 1946 wurde ich Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, weil ich erkannte, daß nur sie allein ihre ganze Kraft in erster Linie für die Lösung der oben genannten Probleme einsetzt. 1948 wurde ich als Kandidat für die Kommunalwahl aufgestellt. Die Wähler schenkten mir ihr Vertrauen, so daß ich in direkter Wahl in den Rat der Stadt Oldenburg gewählt wurde. Ich glaube feststellen zu dürfen, daß Sie mit meiner Arbeit zufrieden waren, denn am 9. 11. 1952 wurde ich wieder in den Rat der Stadt Oldenburg gewählt. Der Stimmenzahl nach stehe ich unter den Ratsherren an fünfter Stelle. Als Beauftragter meiner Partei, deren Kreisvorsitzender ich seit 1951 bin, arbeite ich in mehreren kommunalpolitischen Ausschüssen mit. Seit 1949 bin ich 1. Vorsitzender der Gemeinnützigen Baugenossenschaft der Ostvertriebenen Oldenburg?Stadt. Vom Februar 1950 bis Februar 1951 war ich außerdem 1. Vorsitzender des Verbandes der Ostvertriebenen e. V. in Oldenburg. In meiner Eigenschaft als Ratsherr konnte ich die Zusammenarbeit zwischen dem Vertriebenenverband und der Stadtverwaltung so gestalten, daß die Vertreter der Vertriebenen Zugang zu den Dienststellen und Ausschüssen erhielten. Wie nachhaltig diese Tätigkeit sich auswirkte, geht aus der Tatsache hervor, daß die mitgliederzahl des Verbandes auf fast 7000 stieg. Ich hoffe, daß ich mit diesen Zeilen Ihnen in Ihrem Bemühen, sich auch ein persönliches Bild von mir zu bilden, habe helfen können. Ihr Bundestagskandidat Hans Fleischer [] Installateurmeister Oldenburg, Sandkamp 21b [] Hans Fleischer ? menschlich gesehen! [] Wer mit einem Anliegen nach Oldenburg, Sandkamp 21b, geht, um sich bei dem Ratsherrn Fleischer Rat und Auskunft zu holen, darf sich nicht wundern, wenn er einmal vergebens kommt. Zahlreiche Besucher warten schon, und die liebenswürdige Hausfrau hat alle verfügbaren Sitzgelegenheiten herbeigeholt, damit die Wartenden es sich bequem machen können. Ostpreußische, schlesische und pommersche Ausdrücke kann der aufmerksame Besucher hören, aber auch Oldenburger kommen gerne, wenn sie in einer persönlichen oder geschäftlichen Angelegenheit einen Helfer brauchen, auf den sie sich verlassen können. Sicherlich können alle Ratsherren auf regen Publikumsverkehr hinweisen, aber Hans Fleischer ist einer von denen, die am meisten aufgesucht werden, weil er auch den menschlichen Kontakt zu pflegen weiß. "Früher hat er sich nie um Politik gekümmert", erklärt seine Frau, wenn einer der Besucher diese Frage anschneidet. Wer nicht nur mit dem Ratsherrn, sondern auch mit dem Menschen näher bekannt ist, der hat erfahren müssen, daß etwas von der früheren Haltung auch heute noch zu spüren ist, denn jeder politische Ehrgeiz ist Hans Fleischer fremd. Er wurde Politiker, weil er den heißen Wunsch hatte, an der Linderung der sozialen Not mitzuarbeiten. Als der Ingenieur Fleischer 1946 nach Oldenburg verschlagen wurde, hat er nicht die Hände in den Schoß gelegt und auf Hilfe von anderen gewartet. Das liegt dieser vitalen Persönlichkeit, die durch einen Unfall des rechten Armes beraubt wurde, nicht. Er packte zu, um sich eine neue Existenz aufzubauen, und er hat es trotz vieler Rückschläge geschafft. Vom ersten Tage an stand er in der Oldenburger Vertriebenen-Bewegung als Helfer und Ratgeber und Führer. Es hat ihn tief getroffen, als ihn Vertriebene im Wahlkampf zum Niedersächsischen Landtag als "Verräter" bezeichneten, weil er sich der SPD angeschlossen hatte. Hans Fleischer hat aber nicht in der gleichen Münze zurückgezahlt. Er hat weiterhin allen geholfen, die ihn um Hilfe baten. Er ist sich selbst treu geblieben! Er hat ein Herz für alle, die in Not sind ? darum ist er Sozialdemokrat! Er liebt seine Heimat und glaubt an eine Rückkehr im Zuge einer friedlichen Lösung der Ost?West?Spannungen ? darum ist er Sozialdemokrat! Als Ratsherr kennt er seit Jahren die Probleme Oldenburgs und setzt sich für eine Lösung ein, die frei von finanziellen und sozialen Erschütterungen ist! Hans Fleischer ist eine der ersten maßgebenden Persönlichkeiten der Oldenburger Vertriebenen-Bewegung gewesen, die sich für eine gerechte, aber friedliche Beilegung der Spannungen eingesetzt haben, die zwischen Vertriebenen und Einheimischen bestanden und noch bestehen. So hat er sich wohl manchen Feind geschaffen, aber zahlreich sind seine Freunde, und groß ist die Zahl derer, die ihm für seine Hilfe dankbar sind! Sie alle wissen: Hans Fleischer ist ein Mann mit Rückgrat als Mensch und als Politiker! Er ist ein Mann, auf den man sich verlassen kann! Wählt Liste 1 SPD [] [] Meine Forderungen an den neuen Bundestag [] Das Gesetz zur Wahl des Bundestages hat eine Verbindung von Persönlichkeits? und Listenwahl festgelegt. Darum wird es jeden Wähler interessieren, welche persönliche Einstellung die vorgeschlagenen Kandidaten zu einzelnen politischen Fragen haben. Sollte ich am 6. September 1953 als Abgeordneter in den Bundestag gewählt werden, wird es für mich selbstverständlich sein, die Interessen der Bevölkerung meines Wahlkreises auf Bundesebene nachdrücklichst zu vertreten. Besonders werde ich mich für die Belange der schaffenden und der in Not geratenen Menschen einsetzen. Für die Verwirklichung folgender Ziele werde ich mit Nachdruck arbeiten: Für eine produktive Vollbeschäftigung, denn jeder arbeitsfähige und arbeitswillige Mensch hat Anspruch auf Arbeit und gerechte Entlohnung. Dazu wird eine Neuordnung der Wirtschaft notwendig sein: Wettbewerb soweit wie möglich, Planung soweit wie nötig. Für die Hebung des Lebensstandards des arbeitenden Volkes durch Senkung der überhöhten Preise und Verbrauchssteuern oder durch angemessene Erhöhung der Löhne und Gehälter. Auch Unterstützungen für Erwerbslose und die Sozialrenten müssen gehoben werden, damit den Betroffenen ein Leben ohne Not und Sorgen gesichert wird. Dann werden auch Handwerker, Gewerbetreibende und Landwirte infolge des steigenden Verbrauchs ausreichende Verdienstmöglichkeiten haben. Für das Mitbestimmungsrecht der Arbeitnehmerschaft in der Wirtschaft. Weil der Reichtum einer Gesellschaft ausschließlich durch Arbeit erzeugt wird, ist es recht und billig, wenn der in den Produktionsstätten schaffende Mensch als Partner anerkannt wird. Das Mitbestimmungsrecht sichert die soziale Demokratie, die soziale Demokratie ist das Fundament der politischen Demokratie! Für eine Reform der Agrarpolitik, die vor allem die Leistungssteigerung und Rentabilität der mittleren und kleineren Betriebe berücksichtigt. Dabei werden eine Vereinfachung des Steuersystems für die Landwirtschaft und stärkere Technisierung auch der kleineren Betriebe unabdingbare Voraussetzungen sein. Der Grundsatz "Wer den Boden bewirtschaftet, dem soll er gehören", muß verwirklicht werden. Durch eine gerechte Bodenreform muß die Eingliederung der heimatvertriebenen Landwirte in kürzester Frist erreicht werden! Für die Eingliederung und Gleichberechtigung der Vertriebenen auf wirtschaftlichem und kulturellem Gebiet: durch Umsiedlung, vordringliche Berücksichtigung bei der Bodenreform und Arbeitsplatzvermittlung und staatliche Unterstützung der Kulturarbeit der Vertriebenenvereinigungen. Für eine Reform des Lastenausgleichs, um ihn gerechter und sozialer zu gestalten. Die Lasten des verlorenen Krieges müssen von a1len getragen werden ? darum darf derjenige. der einen Anspruch auf Entschädigung hat, nicht zur Aufbringung der Mittel herangezogen werden! Auch nicht auf Umwegen! Für die Gleichberechtigung der Sowjetzonenflüchtlinge durch Eingliederung in die Wirtschaft und Berücksichtigung in den Entschädigungsgesetzen. Für eine gerechte und echte Kriegsopferversorgung werde ich als Mitglied des Reichsbundes eintreten. Der so oft zitierte Ausspruch "Der Dank des Vaterlandes ist Euch gewiß" muß endlich verwirklicht werden. Auch die Opfer der NS?Gewaltherrschaft haben Anspruch auf Entschädigung. Für eine Steigerung des sozialen Wohnungsbaues, damit auch die 1etzten Familien endlich aus den Baracken und Elendsquartieren befreit werden und in gesunden Wohnungen wieder gesunde Familien wachsen können. Die Mieten müssen so sein, daß auch Familien der untersten Einkommensgruppen sich eine anständige Wohnung leisten können. Dem Eigenheimbau müssen ebenfalls mehr Mittel zur Verfügung gestellt werden, damit in eigenen Siedlungshäusern zufriedene Menschen auf eigenem Grund und Boden leben können. Für die Wiedervereinigung Deutschlands in Freiheit, die Wiedereingliederung der Saar in das deutsche Hoheitsgebiet, die Zurückgewinnung der unter fremder Verwaltung stehenden Ostgebiete auf friedlichem und völkerrechtlich anerkanntem Wege. Für die Vereinigung des ganzen freien Europas, in dem die Bundesrepublik ein "Gleicher unter Gleichen" ist. Wer die gleichen Ziele anstrebt, den bitte ich, mir sein Vertrauen zu schenken. Ich werde meine Wähler nicht enttäuschen. Hans Fleischer [] Arbeitslose sollen von 115.? DM leben ! [] Es ist zweifellos richtig, daß es jenen schlechter geht, die sich nicht wie die Arbeiter und Angestellten über feste Organisationen gegen die ständige Benachteiligung durch eine Wirtschaftsordnung wehren können, also die Arbeitslosen, Rentner und Fürsorgeempfänger. Die 1 bis 2 Millionen, die jährlich arbeitslos werden, weil die Soziale Marktwirtschaft für sie keinen Arbeitsplatz bereit hält, erhalten durchschnittlich 115 DM im Monat, solange sie nicht ausgesteuert sind. (Berechnet nach den Angaben des Statistischen Jahrbuchs der Bundesrepublik 1952). [] Angestellten?Rentner sollen von 70,70 DM leben [] Es gibt ferner 931000 Rentner der Angestellten?Versicherung. Ihre monatliche Rente beträgt trotz jahrelanger Beitragszahlung im Durchschnitt 70,70 DM. (Berechnet nach den Angaben des Statistischen Jahrbuchs der Bundesrepublik 1952). [] Sozialrentner sollen von 58.50 DM leben [] Es gibt ferner 3,2 Millionen Sozialrentner in der Bundesrepublik, Menschen, die ihr Leben lang gearbeitet haben und allwöchentlich ihre hohen Sozialbeiträge abführten. An ihrem Lebensabend sollen sie mit 58,50 DM im Monat auskommen. Aber wie die Nazis will jetzt die Bundesregierung für die Aufrüstung die Vermögen der Sozialversicherungen einspannen. (Berechnet nach den Angaben des Statistischen Jahrbuchs der Bundesrepublik 1952). [] Fürsorgeempfänger müssen von 38 DM monatlich leben [] Es gibt in der Bundesrepublik 1,8 Millionen Menschen, die für ihren Lebensunterhalt auf dieöffentliche Fürsorge angewiesen sind. Für den Einzelnen werden ganze 38,? DM monatlich zur Verfügung gestellt. (Berechnet nach den Angaben des Statistischen Jahrbuchs der Bundesrepublik 1952). [] Statt 50,? DM nur 25,? DM Winterbeihilfe bewilligten die Regierungsparteien im November 1952. Der SPD?Antrag, wenigstens 50,? DM für den Unterstützungs? und Rentenempfänger sowie 10,? DM für jeden zuschlagspflichtigen Angehörigen zu geben, damit wenigstens zum Weihnachtsfest die Härten gemildert würden, wurde von den Regierungspartelen abgelehnt. [] Unser Kandidat Hans Fleischer, der richtige Mann! Darum nur Liste 1 SPD zur Bundestagswahl [] Herausgeber. Bezirksvorstand der SPD, Oldenburg, Langestraße 2. Druck: Paul Hug & Co., Wilhelmshaven
Published:06.09.1953