Eine Provokation?

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Eine Provokation? [] Nein! Es liegt jedem mitfühlenden Menschen, der das tragische Los der Deutschen in der Ostzone kennt, völlig fern, den Hunger und das Elend unter der Diktatur der SEP noch verhöhnen zu wollen. - Was sollen also die Bilder...

Full description

Bibliographic Details
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 08.1948
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/FD6619EC-007D-44D1-9E75-9A6C70C23EE5
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Eine Provokation? [] Nein! Es liegt jedem mitfühlenden Menschen, der das tragische Los der Deutschen in der Ostzone kennt, völlig fern, den Hunger und das Elend unter der Diktatur der SEP noch verhöhnen zu wollen. - Was sollen also die Bilder und Notizen hier sagen? [] Sie sollen ein objektives Bild von den Verhältnissen im freiheitlichen Westen Deutschlands nach der Währungsreform geben. Sie sollen das dichte Lügengewebe zerreißen, das von der SEP-Presse und sonstigen Propagandaorganen tagtäglich gewoben wird. Anhand der Fotos, die ganz wahllos aus dem Leben zweier westdeutscher Großstädte herausgegriffen sind, und anhand weniger Zeitungsnotizen kann sich jeder Deutsche der Ostzone, dessen Augen noch nicht von der SEP-Propaganda verklebt sind, selbst ein Bild von den Lebensbedingungen jenseits der Zonengrenzen machen und sehr lehrreiche Vergleiche anstellen. [] Findet man in der Ostzone einen einzigen solchen Obst-Stand mit markenfreiem, Verkauf und ohne lange Schlangen von stundenlang wartenden, abgehärmten, hungernden Menschen? Glaubt Ihr im Ernst daran, daß Euch jemals der SEP-russische Zweijahresplan solche Schaufenster voll Haushaltswaren bescheren wird? [] Seht Euch die Anzeigenseiten der freien Presse des Westens an. Es wird wieder inseriert. Die Ware läuft dem Käufer nach. Und hier in der Ostzone? Ist nicht die SEP-Presse, der genaue Abklatsch der "Täglichen Rundschau", dem Organ der Besatzungsmacht? [] Auch im Westen bestimmen noch die Besatzungsmächte die Politik. Aber die deutsche Bevölkerung kann doch in sehr beträchtlichem Umfang ihre Angelegenheiten in demokratischer Weise selbst ordnen und Kritik an Maßnahmen üben, die ihr nicht richtig erscheinen. Das gibt allen ein ganz anderes Lebensgefühl, das regt die Tatkraft an, und fördert die Arbeitsfreudigkeit. Natürlich ist an der Entwicklung im Westen manches auszusetzen, so z. B., daß gewissenlose Unternehmer sich auf Kosten des Volkes durch ungerechtfertigte Preissteigerungen bereichern wollen. Aber Gewerkschaften und SPD sehen diesen Leuten scharf auf die Finger. Käuferstreiks und Streikdrohungen sind für die privatkapitalistischen Profitmacher und ihre besitzbürgerlichen Interessenhaufen ernste, unmißverständliche Warnungen. Habt Ihr die Möglichkeit, Eurem Unwillen durch Streiks und Demonstrationen Ausdruck zu geben? [] Noch ist der Druck durch GPU und SEP zu stark. Er wird sich lockern und der ganze Spuk mit Schimpf und Schande verschwinden, wenn Ihr standhaft bleibt, wenn Ihr Euch nicht selbst aufgebt und Euer freiheitliches Denken und Handeln. [] ÜBER ALLEM STEHT DIE FREIHEIT! [] DER MAGENFAHRPLAN FÜR SEPTEMBER [] PH FRANKFURT, 7. 8. 48. Im August wird die Kartoffelration für Normalverbraucher von, 12000 auf 15000 Gramm und die Fleischration von 200 auf 300 Gramm erhöht. [] Der Rationssatz für Normalverbraucher wird im September zum ersten Male seit der Besetzung 1800 Kalorien überschreiten. Im einzelnen werden folgende Sätze vorgesehen: 11000 Gramm Brot, 400 Gramm Fleisch, 15000 Gramm Kartoffeln, 625 Gramm Fett, 1000 Gramm, Fisch, 1125 Gramm Käse und 1500 Gramm Zucker. Im übrigen bleibt die Zusammenstellung der Rationen bis auf den Fortfall von Trockenfrüchten unverändert, deren Ausgabe sich durch die ausreichende Versorgung mit Frischobst und Frischgemüse erübrigt, [] MARSHALL-KALORIEN IN SICHT [] (DPD) FRANKFURT, 9. 8. 48. Die Einfuhr von Lebensmitteln und landwirtschaftlichen Bedarfsgütern für die Doppelzone im ersten Vierteljahr des Marshallplanes in einer Gesamthöhe von 45,3 Millionen Dollar ist, wie das Zweimächtekontrollamt bekanntgibt von der Marshallplan-Verwaltung in Washington genehmigt worden. [] Die Lebensmitteleinfuhren umfassen unter anderem: für 11,5 Mill. Dollar Fleisch, für 10 Millionen Getreide, für 9,5 Millionen Öl und Ölsaaten, für 3 Millionen frisches Obst und Gemüse, für über 2,5 Millionen Dollar Erbsen und Bohnen und für 2 Mill. Dollar Kartoffeln. [] Ferner hat die Marshallplan-Verwaltung den zusätzlichen Ankauf von Waren für 24 Millionen Dollar (Baumwolle, Kupfer, Blei, Holzschliff, Zeitungspapier, Rohgummi, Reifen und Schläuche, Zink) für die Westzonen bewilligt. [] LOHNSTEUER EIN DRITTEL WENIGER [] Für die überwiegende Mehrheit der Steuerzahler stellt die Herabsetzung der Einkommen- und Lohnsteuer-Erträge um 33 1/3 v.H. die wichtigste Bestimmung des neuen Steuergesetzes dar. Natürlich findet keine allgemeine Herabsetzung der Steuern um ein Drittel statt, vielmehr stuft sich diese nach den verschiedenen Einkommensgruppen. [] VERGÜNSTIGUNGEN FÜR FLÜCHTLINGE [] Auch bei der Einkommenbesteuerung tritt eine beträchtliche Senkung der Steuerbelastung ein. Daneben werden in Form abzugsfähiger Sonderausgaben (Lebensversicherung, Bausparkassen usw.) Nachlässe gewährt. Sozialpolitisch bedeutsam ist, daß die Aufwendungen, die Verfolgte des Naziregimes, Flüchtlinge und Geschädigte des Krieges, also vor allem Ausgebombte, für die Wiederbeschaffung von Hausrat, Kleidung usw. machen, genau so wie beispielsweise das Bausparen steuermäßig begünstigt werden. [] NACH DER WÄHRUNGSREFORM! [] 18. 6. Verkündigung der Währungsreform. [] 20. 6. Währungsreform, und Steuergesetze treten in Kraft. [] 21. 6. Etwa 400 Waren werden zum Verkauf freigegeben: Waren der Eisen-, Metall- und der gesamten Holzverarbeitung, Feinkeramik und Glas, Schreibmaschinen, Nähmaschinen, Fahrzeuge, Möbel, Öfen, landwirtschaftliche Geräte, Kurzwaren, elektr. Artikel, chem.-techn. Gegenstände, Glühlampen, Spiegel usw. usf. [] 22. 6. Einführung der Textil- und Schuhkarte. [] 24. 6. Aufhebung der Bewirtschaftung von Stroh, Saatgut (ohne Kartoffeln), Pferden, Obst, Gemüse, Futterrüben, Honig, Geflügel, Ziegen- und Schafmilch, Molke und Molke-Erzeugnissen. [] 24. 6. Krawatten, Regenmäntel und Ölhäute frei. [] 28. 6. Ernährungsminister von Nordrhein-Westfalen stellt nach der Ernte 2000 Kalorien in Aussicht. [] 1. 7. Vorlage eines Gesetzes zur Wiedereinführung der Gewerbefreiheit. [] 1. 7. Eierbewirtschaftung aufgehoben. [] 3. 7. Erhöhung der Kartoffelration auf 15000 g monatl. Zur Winterbevorratung 5 Ztr. Kartoffeln für Normalverbraucher vorgesehen. [] 6. 7. Freigabe für Weine, Schaumweine u. Wermutweine. [] 7. 7. Aufhebung der Holzbewirtschaftung. [] 8. 7. Fleischration-Erhöhung um 200 g monatlich. [] 8. 7. Bohnenkaffee frei. Verhandlungen wegen Herabsetzung der Kaffeesteuer. [] 13. 7. Ermäßigung der Personentarife der Eisenbahn um 25 Proz. Wiedereinführung der Sonntagsrückfahrkarten mit 33 1/3 Prozent Nachlaß. Zehnerkarten in Großstädten, Fahrpreisermäßigung bis zu 50 Prozent für Jugend-, Schul- und Gesellschaftsfahrten. [] UND IN DER OSTZONE?
Published:08.1948