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ANTWORT an den Unternehmerbund Stolberg [] Du sollst nicht falsch' Zeugnis geben wider Deinen Nächsten! [] Der Unternehmerbund Stolberg, [] der in seinem ersten Rundschreiben zur Wahl davon spricht "in parteipolitischer Neutralität die Träger des politischen Willens mahnen und warnen" zu wollen, hat mit seinen weiteren Wahlpamphleten die politische Neutralität nicht nur aufgegeben sondern sich einseitig als Sprachrohr der Regierungskoalition hergegeben und sich alle Übertreibungen und Verunglimpfungen ihrer Wahlparolen zu eigen gemacht. [] Der "Klassenkampf" wird nicht von der SPD sondern von der Großindustrie und ihren Trabanten geführt. [] Hinter dem Begriff "soziale Marktwirtschaft" verbirgt sich der Macht- und Geldhunger dieser Kreise, die lediglich der Arbeiterschaft und den selbständigen gewerblichen Mittelschichten die Kosten des verlorenen Krieges auferlegen wollen, selbst aber die Nachkriegszeit nutzen um in einigen Jahren zu erwerben, woran früher Generationen gearbeitet haben. Diese einseitige Ausbeutung der Kaufkraft ist unlösbar verknüpft mit der Tendenz fortschreitender wirtschaftlicher Verelendung der Mittelschichten. [] Von jeher hat es sich die SPD zur Pflicht gemacht, [] die Sache der wirtschaftlich und sozial Schwachen zu vertreten. Und niemand wird leugnen können, daß große Teile der Mittelschichten zu den wirtschaftlich und sozial Schwachen gehören. Die Millionen kleiner und mittlerer selbständiger Existenzen in Handwerk, Handel, im übrigen Gewerbe und den freien Berufen sind von großer gesellschaftspolitischer und volkswirtschaftlicher Bedeutung. Die in ihnen liegenden Kräfte müssen neben und in Verbindung mit den der Arbeitnehmerschaft zur Sicherung der Existenz unseres Volkes dienen. [] Deshalb erklärt die SPD: [] Die SPD bekennt sich zum Privateigentum. [] Das kleine und mittlere Privateigentum werden den besonderen Schutz und entsprechende Förderungsmaßnahmen einer sozialdemokratischen Bundesregierung erfahren. [] Die SPD hat niemals daran gedacht, Klein- und Mittelbetriebe zu sozialisieren. [] Die SPD beschränkt ihre Sozialisierungsbestrebungen auf die Grundstoffwirtschaft. [] Die SPD will keine Zwangswirtschaft. [] Die Behauptung, die SPD erstrebe eine solche, ist bewußt falsch. Die Zwangswirtschaft ergab sich im Zuge kriegswirtschaftlicher Maßnahmen in den beiden Weltkriegen, für welche die SPD nicht verantwortlich ist. [] Die SPD erkennt die private Unternehmerinitiative an. [] Diese steht nicht im Gegensatz zu der von der SPD angestrebten Planung in der Wirtschaft. Die Planung vollzieht sich auf der Grundlage der Marktwirtschaft (Käufermarkt). [] Die SPD will das bisher stark vernachlässigte klein- und mittelgewerbliche Kreditsystem neu aufbauen. [] Dieses soll mit Hilfe der öffentlich-rechtlichen Kreditinstitute geschehen. Die SPD fördert deshalb den Personalkredit, für den persönliche Leistung und Zuverlässigkeit des selbständig Schaffenden die wichtigste Voraussetzung bilden. [] Die SPD forciert rationell arbeitende Klein- und Mittelbetriebe. [] Deshalb wird eine sozialdemokratische Regierung Mittel zur Gewerbeförderung bereitstellen. [] Die SPD fordert eine verständliche, vereinfachte Steuergesetzgebung und eine entsprechend vereinfachte Steuererklärung für die Veranlagten, verbunden mit einer gesetzlich anzuerkennenden Mindestbuchführung. Die Zusammenveranlagung der arbeitenden Ehefrau mit dem Ehemann wird beseitigt. [] Die SPD will die Selbständigen für Alter und Invalidität so sichern, daß keiner von ihnen der öffentlichen Fürsorge anheimfällt. [] Die soziale Sicherung ist unter solidarischer Mitwirkung der Selbständigen im Rahmen der Selbstverwaltung auf gesetzlicher Grundlage so zu gestalten, daß die Möglichkeit einer individuellen Sicherung über die Lebensversicherung offenbleibt. [] Selbständig Schaffende in Stolberg! [] Laßt Euch nicht durch billige Phrasen die Einsicht von den wirtschaftspolitischen Zusammenhängen und ihren wirklichen Auswirkungen auf den kleinen Mann vernebeln. [] Hat der Arbeiter Geld, hat's die ganze Welt! [] Entsprechen die vorstehenden acht Punkte auch Euren Wünschen und Eurem Wollen, [] dann wählt am 6. September 1953 [] KARL VAN BERK [] den Kandidaten der SPD - Wahlkreis Aachen-Land [] Herausgeber: SPD-Kreisvorstand Aachen-Land [] Fackertdruck Aachen
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