Ein persönliches Wort . Liebe Wählerinnen und Wähler!

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Ein persönliches Wort [] Albert Deutel [] Kandidat für den Bundestag des Wahlkreises Nr. 34 Verden - Osterholz - Rotenburg [] Liebe Wählerinnen und Wähler! [] Legen Sie bitte diesen Brief nicht beiseite, ohne ihn bis zum Ende gelesen zu habe...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Cuxhavener Presse
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 06.09.1953
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/50107158-512D-4135-9B27-F51402B47EC9
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Ein persönliches Wort [] Albert Deutel [] Kandidat für den Bundestag des Wahlkreises Nr. 34 Verden - Osterholz - Rotenburg [] Liebe Wählerinnen und Wähler! [] Legen Sie bitte diesen Brief nicht beiseite, ohne ihn bis zum Ende gelesen zu haben. Am 6. September wird der neue Bundestag gewählt, dieser wählt die neue Regierung, von der Sie nach den schlechten Erfahrungen der letzten vier Jahre so viel erwarten. Sie haben sicher oft am Rundfunkapparat gesessen und den Debatten zugehört, oder in einer Zeitung die Meldungen über die gefaßten Beschlüsse und Gesetze des Bundestages gelesen und als einfacher Staatsbürger sich eigene Gedanken darüber gemacht. Ist es Ihnen nicht aufgefallen, daß die jetzige Bundesregierung ihre Gesetze als sehr sozial und fortschrittlich bezeichnete, während Sie die praktische Auswirkung stets als unsozial spürten. Zum Beispiel, daß es nicht gelungen ist, das Heer der Arbeitslosen zu beseitigen, oder wenigstens für die schulentlassenen Jungen und Mädchen eine Lehr- oder Arbeitsstelle zu besorgen, daß wenig getan wurde, um eine Vollbeschäftigung zu erreichen, um den sozialen Wohnungsbau zu fördern, daß im sogenannten Lastenausgleich die Flüchtlinge ihren eigenen Lastenausgleich zahlen müssen, daß die Renten durch Erhöhung der Preise als Hungerrenten bezeichnet werden, daß etwa 10000000 Menschen in der Bundesrepublik unter dem Existenzminimum leben müssen? [] Die Angst vor der Abrechnung durch ihre irregeführten Wähler ist so groß, daß auch diesmal die CDU, FDP und DP trotz ihrer Gegensätze wieder unter einen Hut kriechen. [] Gewiß - wir haben den Krieg verloren und leiden unter seinen Folgen. Aber leiden auch wirklich alle darunter? [] Was diese Regierung den arbeitenden Menschen an Lasten aufgebürdet hat, erkennen Sie an Ihrer Lohntüte, und die Hausfrau beim Einkauf der zum Leben notwendigsten Güter. Schauen Sie sich bitte um in Ihrer eigenen Umgebung. Sie werden dann mit mir feststellen, daß die Resultate dieses sogenannten wirtschaftlichen Aufstiegs in einer Weise zugunsten einer Minderheit verwendet und ausgenutzt werden, wie sie unsozialer und brutaler kaum vorstellbar sind. Oder, wie Kurt Schumacher es sagte, daß die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer geworden sind. Sie geben mit Ihrem Stimmzettel auch diesmal wieder einem Bundestag die Möglichkeit, vier Jahre zu arbeiten und Gesetze zu machen, und Sie stehen vor der Frage, welche Partei soll ich wählen? Die Antwort muß lauten. Nicht diejenige, die durch ihre Wahlversprechungen (und nach Millionen zählenden Wahlgelder) die Menschen an sich ziehen will, sondern die Partei, die durch unermüdliche Tätigkeit im Parlament bewiesen hat, wie die Interessen der Allgemeinheit gewahrt werden, die SPD, die Volkspartei aller Schaffenden in Stadt und Land. [] Für die Sozialdemokratische Partei, die mich in diesem Wahlkreis als ihren Kandidaten aufgestellt hat, schreibe ich diese Zeilen und bitte persönlich um Ihr Vertrauen. Im Mittelpunkt meiner Arbeit steht die Sorge um den schaffenden Menschen. [] Wahre Menschlichkeit ist es auch, den Invaliden und Rentnern eine ausreichende Rente zu sichern, damit derjenige, der ein Leben lang gearbeitet hat, ohne Furcht und Not seinem Lebensabend entgegensehen kann. [] Unserer Jugend ist nicht durch Moralpredigten geholfen. [] Nur eine Regierung, die die Erreichung der Vollbeschäftigung aller Arbeitsfähigen zu ihrem Grundsatz macht und ein Leben ohne Furcht vor dem Morgen erstrebt, schafft die Voraussetzung zu wirklicher Befriedigung. [] Eine sozialdemokratische Regierung wird die soziale Sicherheit für alle erstreben und will Frieden und Sicherheit durch Verständigung, nicht Kriegsgefahr durch neues Wettrüsten. [] Ich bin nicht so vermessen, Ihnen weismachen zu wollen, als könnte ich als einzelner alles allein ändern. O nein, wir alle zusammen können es. Stehen Sie nicht so weit abseits vom Leben, daß Sie sagen, es hat doch keinen Zweck, es wird nicht anders. Ich rufe Ihnen zu, daß wir gemeinsam anpacken und arbeiten müssen, weil die Politik unser gemeinsames Schicksal ist. Sie wählen für Ihr Volk und für Ihre und Ihrer Kinder Zukunft, von der ich hoffe, daß wir auf Grund gemeinsamer Erlebnisse und Erkenntnisse der Gegenwart für einen Frieden in einem glücklichen Deutschland und Europa leben können. [] Ich bitte um Ihr Vertrauen und zeichne mit vorzüglicher Hochachtung [] Ihr [] Albert Deutel [] So wählen Sie richtig! [] Stimmzettel [] für die Bundestagswahl im Wahlkreises Nr. 34 Verden - Osterholz - Rotenburg am 6. September 1953 [] Jeder Wähler hat 2 Stimmen! [] Erststimme für die Wahl des Wahlkreisabgeordneten [] Deutel, Albert Schlosser Bremen Lerchenstr. 8 SPD [] Zweitstimme für die Wahl nach Landeslisten [] Ollenhauer, Erich Mitglied des Bundestages Bonn SPD [] Sie haben 2 Stimmen! [] Eine Stimme für den Kandidaten des Wahlkreises und eine Stimme für die Landesliste. [] Machen Sie daher je ein Kreuz in den Kreis Nr. 1 der linken und rechten Seite (wie das Beispiel zeigt). [] Wählen Sie die SPD und ihre Kandidaten [] Druck: Cuxhavener Presse
Published:06.09.1953