Sollen Frauen wählen?

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; vgl. auch 6/FLBL001356, ist nahezu textgleich und wurde von der SPD Hamburg herausgegeben Sollen Frauen wählen? [] Frauen müssen Schlange stehen - Frauen müssen sich sorgen, weil ihre Kinder hungern - Frauen müssen in ausgebombten Häusern, i...

Full description

Bibliographic Details
Main Author: Denker, Max
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: ca. 1946
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/A37089F1-2072-4216-A34B-6BFED152AE80
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; vgl. auch 6/FLBL001356, ist nahezu textgleich und wurde von der SPD Hamburg herausgegeben Sollen Frauen wählen? [] Frauen müssen Schlange stehen - Frauen müssen sich sorgen, weil ihre Kinder hungern - Frauen müssen in ausgebombten Häusern, in Notbaracken, in überfüllten Wohnungen versuchen, ein wenig Sauberkeit und Behaglichkeit zu schaffen. [] Frauen weinen, weil ihre Liebsten nie mehr wiederkehren werden oder zum Krüppel geschossen sind oder fern der Heimat hinter Stacheldraht sitzen. [] Die ganze entsetzliche Not unserer Heimat lastet doppelt und dreifach auf den deutschen Frauen. Aber auch das Schicksal unseres Landes liegt in den Händen der Frauen. [] In der Hand der Frauen liegt es, ob wir den Hunger überwinden, die Not überwinden, die nagende Sorge überwinden, die unsere Tage verdunkelt. [] Einmal schon war das Schicksal unseres Landes in die Hände der Frauen gegeben, damals, als Millionen Frauen in den verhängnisvollen Wahlen des März 1933 jenem Manne so gläubig folgten, der uns den Himmel auf Erden versprach und uns die Hölle des Bombenkrieges und das Elend unserer Gegenwart bescherte. Einmal schon haben viele Frauen einen so verhängnisvollen Fehler begangen, die, die damals falsch gewählt haben, und die, die glaubten, Politik sei Männersache und ginge die Frauen nichts an. [] Geht es denn die Frauen nichts an, ob ein Bombenregen auf sie und ihre Familie niedergeht? Ob ihre Kinder hungern, ob ihre Männer Arbeit haben? Ob genügend Wohnungen da sind, ob die wenigen Güter, die uns noch zur Verfügung stehen, gerecht verteilt werden? Ob die Lasten, die unser Volk als Folge der Nazipolitik nun zu tragen hat, auch von allen gleichmäßig getragen werden? [] Und doch sind alle diese Dinge davon abhängig, ob in den entscheidenden Stellen in Land und Provinz, in Städten und Dörfern Männer und Frauen sitzen, die eine gute oder eine schlechte Politik machen. In einem demokratischen Lande entscheiden die Wähler selber über das Geschick ihres Landes und damit über ihr eigenes Schicksal und über das Schicksal ihrer Kinder. [] Enttäuschungen und Mißtrauen gegenüber allen Versprechungen machen uns diesen Schritt nicht leicht. Die Gewaltherrschaft des Bösen der vergangenen 12 Jahre hat in uns das Gefühl aufkommen lassen, daß alle menschlichen Werte, an die wir einmal geglaubt und für die wir gearbeitet haben, verloren zu sein scheinen. Trotzdem rufen Frauen, die durch dieselben Tiefen des Lebens gegangen sind, allen Frauen zu: [] Wir wollen zusammenstehen und gemeinsam kämpfen! [] Wir müssen diesmal wirklich einen weisen Gebrauch von unserem Stimmrecht machen. [] Wir müssen der Partei die Stimme geben, die gegen Ungerechtigkeit und Ausbeutung für soziale Gerechtigkeit kämpft. [] Wir müssen die Männer und Frauen wählen, die sich für die Interessen aller arbeitenden Menschen einsetzen. Wir müssen die Partei wählen, die gegen jede Art von Diktatur kämpft, und die auch den Besatzungsmächten gegenüber ein Recht hat, die Interessen des deutschen Volkes zu vertreten, da sie die einzige Partei ist, die von Anfang an und ohne Einschränkungen und Abweichungen gegen die Unterdrückungs- und Katastrophenpolitik der Nazis gekämpft hat. [] Wir müssen unsere Stimme den Kandidaten der Sozialdemokratischen Partei geben! [] Auch die Frauen sollen wählen! [] Sie sollen SPD wählen! [] Herausgeber: SPD, Hamburg. Verantwortlich: Max Denker, Stuttgart, Silcherstraße 1 - Auflage: Druck:
Published:ca. 1946