Stufenplan . Abstiegsleiter zum Hilfsarbeiter [Flugblatt Nr. 2]

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; handschriftlicher Vermerk: Ulm April 1970; <NZ>linker Seitenrand gelocht Flugblatt Nr. 2 [] STUFENPLAN [] ABSTIEGSLEITER ZUM HILFSARBEITER [] In unserem 1. Flugblatt sind wir auf die Verschlechterungen, die das neue Berufsbildun...

Full description

Bibliographic Details
Main Author: Revolutionäre Jugend (Marxisten-Leninisten), Lehrlingsgruppe Ulm
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 08.1969
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/0B046F1C-1FB1-4C20-A74D-A7A60FB1E722
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; handschriftlicher Vermerk: Ulm April 1970; <NZ>linker Seitenrand gelocht Flugblatt Nr. 2 [] STUFENPLAN [] ABSTIEGSLEITER ZUM HILFSARBEITER [] In unserem 1. Flugblatt sind wir auf die Verschlechterungen, die das neue Berufsbildungsgesetz für uns mit sich bringt, eingegangen. In diesem 2. Flugblatt wollen wir nun den Kern dieses Gesetzes, den Stufenplan, näher untersuchen. [] Der Stufenplan sieht folgendermaßen aus: [] 1. Stufe - 1 Jahr Ausbildung - Betriebswerker [] 2. Stufe - 2 Jahre Ausbildung - Facharbeiter II [] 3. Stufe - 3 - 3 1/2 Jahre - Facharbeiter I [] Ausbildung [] 4. Stufe - Ausbildung nach Bedarf - Techn. Angestellter [] Nach jeder Stufe muß der Lehrling eine Prüfung ablegen. [] Die 1. Stufe dauert 1 Jahr und bildet die Hilfsarbeiter aus. Sie sollen nur einfache Arbeiten wie Knöpfedrücken usw. verrichten und werden speziell auf einen einzigen Arbeitsplatz spezialisiert. (25% aller Lehrlinge) [] Die 2. Stufe dauert 2 Jahre und bildet die bisherigen Anlernarbeiter aus. Auch sie sollen nur einfache Arbeiten allerdings an verschiedenen Maschinen derselben Sorte, z.B. verschiedenen Stanzmaschinen, verrichten. Zur Auswahl stehen u.a . folgende Berufe: (45% aller Lehrlinge) [] Revolverdreher Bohrer Hobler Fräser Schleifer Teilezurichter [] Die 3. Stufe dauert 3 - 3 1/2 Jahre und bringt eine bessere Ausbildung mit sich als die bisherige Lehre. Sie führt zum Abschluß als qualifizierter Facharbeiter. Berufsbeispiele: (10% aller Lehrlinge) [] Dreher Kraftfahrzeugschlosser Maschinenschlosser Starkstromelektriker [] Nur Lehrlinge, die eine 3stufige Ausbildung erhalten haben könnern [!] Vorarbeiter oder Meister werden. [] Der Lehrling erhält mit Abschluß seines Lehrvertrages zunächst nur das Recht auf Ausbildung in der 1. Stufe. Ob der Lehrling weiter ausgebildet wird, hängt vom dem Ergebnis der Prüfung nach der 1. Stufe ab, die sowohl Zwischen- als auch Abschlußprüfung ist! (§ 26). [] Wieviel Lehrlinge weiter ausgebildet werden, bestimmt sich nach dem Bedarf der Kapitalisten zur Aufrechterhaltung größtmöglich [!] Ausbeutung und Profitgewinnung. Je nach diesem Bedarf werden die Schwierigkeitsgrade der Prüfung höher geschraubt. Bei der Firma Krupp, die den Stufenplan schon länger praktiziert und in dieser Hinsicht als vorbildlich für alle Kapitalisten gilt, sieht das so aus: [] 1. Stufe ca. 25% aller Lehrlinge (Hilfisarbeiter) [] 2. Stufe ca. 45% aller Lehrlinge (Hilfsarbeiter II) [] 3. Stufe ca. 20% aller Lehrlinge (Facharbeiter) [] 4. Stufe ca. 10% aller Lehrlinge (Techn. Angestellter) [] Das bedeutet, daß die Prüfungen von vornherein so schwierig gemacht werden, daß 70% aller Lehrlinge in den erster beiden Stufen stecken bleiben. Das bedeutet weiterhin, daß 70% aller Lehrlinge von vornherein zu Hilfsarbeitern mit niedrigem Lohn, ohne Aufstiegschancen und schlechten Sozialleistungen abgestempelt werden. Nur Lehrlinge mit außerordentlich guten Noten und diejenigen, die den Kapitalisten und ihren Handlangern, den Ausbildern, in den Arsch kriechen (§ 9,3: "(der Auszubildende) ... ist besonders verpflichtet ... [] 3. den Weisungen zu folgen, die ihm im Rahmen der Berufsausbildung vom Ausbildenden, vom Ausbilder oder von anderen weisungsberechtigten Personen erteilt werden.) können qualifizierte Dacharbeiter werden. [] Das Argument der Kapitalisten, die Ausbildung sei für die Lohnberechnung gar nicht mehr entscheidend sordern der Arbeitsplatz ("analytische Arbeitsplatzbewertung") ist glatter Hohn, denn die Qualität des Arbeitsplatzes, den ein Arbeiter erhellt, bemißt sich nach seiner Ausbildung. Ein Hilfsarbeiter wird niemals den guten Arbeitsplatz wie ein Facharbeiter bekommen. [] Der Stufenplan brint [!] nicht nur für 70% aller Lehrlinge eine miserable Ausbildung mit sich, sondern erschwert auch noch ihren Arbeitsplatzwechsel. Sie haben ja nichts anderes gelernt, als die Maschine, die speziell in diesem Betrieb verwendet wird, zu bedienen. Für die Arbeit in anderen Betrieben sind sie nicht, oder nur nach erneuter "Ausbildung" zu gebrauchen. Sie sind ein Leben lang an die Maschinen gekettet, an denen sie ausgebildet wurden! [] Aber nicht nur für diejenigen, die nach dem Stufenplan ausgebildet werden, verschlechtert sich die Tage erheblich sondern auch für diejengen [!] [diejenigen], die schon Facharbeiter sind oder noch nach der alten Lehre ausgebildet werden. Da die 3 1/2jährige Stufenausbildung qualifiziertere Kräfte als die bisherige Lehre hervorbringt, werden diese 20%, die die volle Stufenausbildung erhalten, den jetzigen Facharbeitern vorgezogen! Sie erhalten bessere Arbeitsplätze (damit höhere Löhne), bessere Aufstiegschancen. [] Damit wird die unmenschliche Konkurrenz unter den Arbeitern selbst noch verschärft. [] Wem der Stufenplan dient und wie wir uns dagegen wehren können, zeigen wir im nächsten Flugblatt, das in einer Woche verteilt wird, auf. [] Wir treffen uns jeden Montag um 20.00 Uhr im Falkenkeller Ulm an der Donau (beim Werk I Magirus, Schillerstraße). [] REVOLUTIONÄRE JUGEND (MARXISTEN-LENINISTEN) [] Lehrlingsgruppe Ulm
Published:08.1969