Summary: | Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Lochung
Stein auf Stein [] FÜR DEN [] Neubau [] Eine kleine Industriegemeinde in Hessen - Dreieichenhain - mit 2600 Einwohnern. Reiche Leute fehlen, darum sind Häuser und Wohnungen klein. Aber alle Bewohner haben ein Dach überm Kopfe. [] Da kommen Nazizeit, Krieg und Niederlage. Jetzt zählt die Gemeinde 3400 Köpfe, 800 sind d[azu] gekommen: Ausgebombte aus den Städten, Ausgewiesene aus dem Osten. Sie wurden in die engen Wohnungen mit hineingepreßt. Wie es da zugeht, wissen wir alle. Dann gibt es noch erwachsene Kinder der eingesessenen Bewohner, die heiraten wollen und auch Wohnraum beanspruchen. [] Dem Gemeinderat mit sozialdemokratischer Mehrheit und dem SPD-Bürgermeister stehen die Haare zu Berge. Der Zustand der Gemeinde ist furchtbar - so kann es nicht weitergehen! Aber was tun? [] Neubauen ist zunächst unmöglich. Jede private Bautätigkeit ist untersagt. Dann wird, 1946, von "oben" ein Flüchtlings-Siedlungs-Notprogramm aufgestellt. Der Gemeinderat mit seiner SPD-Mehrheit lehnt es ab - in solchen Löchern soll kein deutscher Arbeiter mit den Seinen vegetieren. [] Trotz allem - Hilfe muß werden. Aber wo ist ein Ausweg? Da faßt der kleine Kreis verantwortlicher SPD-Vertreter einen kühnen Entschluß. Privatbauten sind inzwischen gestattet worden - also errichten wir Häuser mit menschenwürdigen Wohnungen und ausreichendem Gartenland. [] Und dabei werden wir allen Gegnern zum Trotz beweisen, daß Planwirtschaft die Privatinitiative nicht totschlägt! [] Der Plan sieht so aus: Es werden 59 Wohnhäuser errichtet, jedes enthält 2 Wohnungen mit je 2 Zimmern, Küche, Bad, Stallraum und Garten. Die Gemeinde, bzw. ihre sozialistische Mehrheit schalten sich lenkend, beratend und unterstützend ein. [] Die Gemeinde stellt zur Verfügung: Gemeindeland und Holz aus Gemeinde-Eigentum. Sie übernimmt die Erschließung des Baugeländes und legt die Kanalisation. [] Bauherren sind die Reflektanten auf die Wohnungen. [] Sie übernehmen die Finanzierung, dazu die Bauausführung in Selbsthilfe. [] Bauherren können Alteingesessene und Neubürger werden. [] Sind Neubürger nicht imstande, als Bauherren aufzutreten, so werden ihnen die durch Neubauten freiwerdenden Altwohnungen zugewiesen. So wird auch diesen Mitbürgern geholfen. [] Die 118 Bauherren sind alles Leute, die sich ihr Brot auf ehrliche Weise durch ihrer Hände Arbeit erwerben. Sie ziehen zunächst mit Frau und Kindern in die Trümmer der nahen Großstadt und bergen in ihrer knappen Freizeit die Ziegel für ihren Bau. Dann geht es ans Ausschachten und an die Maurerarbeiten. Hilf Dir selbst! ist die Losung. Und wenn der eine nicht weiter kann, hilft ihm der Nachbar. So schreitet das Werk rüstig vorwärts. Unsere Bilder zeigen, wie die Häuschen aus der Erde wachsen. Wie ordentlich sehen dabei die Baustellen aus - man sieht, wie jeder mit Lust und Liebe bei der Sache ist. [] Zur Zeit sind die Häuser fast fertig. Der Innenausbau verursacht noch manches Kopfzerbrechen, aber auch diese Arbeiten werden geschafft. Dann beziehen 118 glückliche Familien ihre neuen Wohnungen, die so geräumig und schön sind, wie sie sich heute Millionen Vertriebener kaum vorzustellen wagen. [] Welch gewaltige Leistung mit der Errichtung dieser Häuser vollbracht wurde, kann jeder ermessen, der heute versucht, auch nur ein Paket Nägel auf legalem Wege zu beschaffen. [] Es gibt in Hessen noch mehr Gemeinden, die ähnliche Erfolge aufzuweisen haben. Immer aber werden ihre Geschicke gelenkt von einer SPD-Mehrheit unter Führung eines SPD-Bürgermeisters [] Wählerinnen und Wähler! [] Gibt Ihnen das nicht zu denken? Wo Sozialdemokraten entscheidenden Einfluß haben, dort wird der Not des Volkes nicht mit Worten begegnet, [] Sozialdemokraten packen an und leisten praktische Arbeit! [] Das zeigt das Beispiel Dreieichenhain. Bedenken Sie das, wenn Sie zur Wahl gehen - [] geben Sie Ihre Stimme den Kandidaten der [] SPD [] Gen. Milit.-Reg. M. G. 5. Verantw.: W. Knothe. Ffm. - Seiboldsche Buchdruckerei
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