Volksstimme . Karnevalokratisches Organ für Magdeburg

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; [!] = sic!; [?] = vermutete Leseart Volksstimme [] Karnevalokratisches Organ für Magdeburg. [] Dieses Blatt erscheint täglich mit Ausnahme der Tage vor und nach dem 31. Januar. Verantwortlicher Redakteur wird am 31. Dezember 1914 von der Karn...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: N.N., W. Pfannkuch & Co., Magdeburg
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 31.01.1914
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/402AE67F-E1F2-4357-B200-5E01FE847F03
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; [!] = sic!; [?] = vermutete Leseart Volksstimme [] Karnevalokratisches Organ für Magdeburg. [] Dieses Blatt erscheint täglich mit Ausnahme der Tage vor und nach dem 31. Januar. Verantwortlicher Redakteur wird am 31. Dezember 1914 von der Karnevals-Kommission gewählt. Abonnementspreis pro Jahr einen Nickel (10 Pfennig). [] Nr. 2 te. Magdeburg, 31. Jänner 1914. Nr. 2 te. [] Diese Nummer umfaßt 4 Seiten. [] Abonnements-Einladung. [] Da unser Programm, am 31. Jänner 1914 auf der Zusammenkunft der Karnevalokraten eine tiefgehende humoristisch - materialistische Weltanschauung in die Köpfe und Herzen unsrer Anhänger zu tragen, großen Beifall bei unsern Abonnenten gefunden hat, so ersuchen wir unsre Freunde um rege [] Weiterverbreitung unsrer Zeitung. [] Wir Karnevalokraten sind von vielen Feinden umgeben, die sich noch nicht zu der Erkenntnis durchgerungen haben, daß zum Ertragen des humoristisch - materialistischen Lebenskampfes auch ein Körnchen Humor vonnöten ist, der seine Sitzung in einem singsangluftigen Herzen hat, das keinen Scherz übelnimmt, käme er auch aus der A. N. oder N. N. oder einer andern revolutionistisch - materialistischen humoristischen Gegend [?]. [] Da die Anhänger dieses großen Zukunftsideals immer zahlreicher werden, haben wir in der [] humoristisch-materialistischen Presse [] ein Kampforgan, das auch den größten Pessimisten und andre -misten mit Erfolg bearbeiten und einen strahlenden Glanz von Lustigkeit über das Antlitz jedes Festteilnehmers, Abonnenten und Lesers breiten wird. [] Unser humoristisch-karnevalistisches Kampforgan ist trotz seines gediegenen Inhalts die billigste Zeitung der Welt. Sie kostet im [] Abonnement jährlich nur 10 Pfennig. [] Gib deinen letzten Nickel aus, - [] Nimm eine Ulkzeitung ins Haus. [] Nieder mit der reaktionären Verdrossenheit! Hoch die karnevalistisch-materialistisch-humoristische Erkenntnis am 31. Jänner des Jahres Tausendneunhundertzehnundvier! [] Ausland. [] (Eigner Drahtbericht der Volksstimme.) [] Wb. Ein schreckliches Unglück ist durch das entschlossene Eingreifen eines Lakaien im letzten Augenblick von dem jungen König von Albanien abgewendet worden. Der hohe Herr sah sich gezwungen, ein dringendes Geschäft zu erledigen und legte in der Eile seine Krone, einen kostbaren goldenen Reif mit prächtiger Ziselierung, um sie nicht zu entwürdigen, auf einen Tisch in der Nähe des Fensters. Da auf dem Balkan im allgemeinen und in dortigen Palästen im besondern eine ziemlich hohe Temperatur herrscht, so hatte der König das Fenster geöffnet. Ein Rabe bemerkte den Glanz des Reifen, flog durch das Fenster, ergriff mit dem Schnabel die Krone und schickte sich soeben an, sie vom Tische emporzuheben und damit zum Fenster hinauszufliegen. [] In diesem Augenblick betrat ein Lakai das Zimmer, der zufällig ein Tablett in der Hand trug. Mit bewundernswertem Scharfsinn hatte er den Ernst der Situation durchschaut. Kurz entschlossen warf er dem schwarzen Umstürzler das Tablett an den Kopf; dieser ließ das kostbare Kleinod fallen und zog sich eiligst durch das Fenster zurück. [] Der kluge und entschlossene Mann hat in Anerkennung seiner Verdienste für das neue Vaterland den "Orden zum schwarzen Raben" erhalten und ist in den erblichen Grafenstand erhoben worden. [] Reichstag. [] 9999. Sitzung vom 31. Dezember 1913. [] Am Bundesratstisch: niemand. [] Der Präsident eröffnet die Sitzung. [] Auf der Tagesordnung stehen Wahlprüfungen. [] Berichterstatter Abg. Frhr. von Malfewitz (kons.): In dem Wahlkreis Jerichow I und II ist der Sozialdemokrat Haupt im Jahre 1912 in der Stichwahl gewählt worden. Wie konnte sich dieser Herr erdreisten, sich überhaupt in diesem Kreis aufstellen zu lasten, der bis zur Reichstagswahl 1912 einen bewährten konservativen Vertreter in den Reichstag sandte. Aber auch den Wählern kann der Vorwurf nicht erspart bleiben, daß sie den Sozi wählten. Meine Herren! Die von mir angeführten Tatsachen sind so ungeheuerlich, daß ich Ungültigkeit der Wahl beantrage. [] Abg. Schöffer (natl.): Meine Freunde von der nationalliberalen Partei können den Ausführungen meines sehr verehrten Herrn Vorredners nicht ganz und gar folgen. Wir lassen uns von unsrer alten bewährten national-liberalen Politik leiten, d. h. rechterhand, linkerhand alles vertauscht. Wir finden uns aber immer rechterhand wieder. Einer Bemerkung meines hochverehrten Herrn Vorredners möchte ich mir aber doch erlauben zu widersprechen: Bis zu einem gewissen Grade haben die Wähler doch das Recht, zu wählen wen sie wollen, besonders wenn ein Nationalliberaler zur Wahl steht. Nach alledem komme auch ich zu dem Ergebnis, daß das Mandat des Abgeordneten Haupt für ungültig zu erklären ist. [] Abg. Dr. David (Soz.):: Wenn die Mehrheit dieses hohen Hauses die Wahl meines Parteigenossen Haupt für ungültig erklären würde, so beginge sie ein großes Unrecht. (Glocke des Präsidenten: Die Mehrheit des Reichstags begeht nie ein Unrecht. Ich ersuche den Redner, sich zu mäßigen und besonders die hohen Herren von der rechten Seite des Hauses nicht zu reizen.) [] Abg. Dr. David (Soz., fortfahrend): Man darf doch nicht übersehen, daß mein Parteifreund für ein Unrecht bestraft werden soll, das doch eigentlich auf amtlicher Seite liegt. (Glocke des Präsidenten: Auf amtlicher Seite wird auch nie ein Unrecht begangen. Ich muß den Redner noch einmal ersuchen, sich in den parlamentarischen Grenzen zu halten.) [] Abg. Dr. David (Soz., fortfahrend): Ich möchte Sie bitten, die Wahl im Interesse der Gerechtigkeit für gültig zu erklären. (Gelächter auf der rechten Seite. Rufe: Nich in die Tüte: Jiebts ja jar nich!) [] Abg. Herzberger (Ztr.): Man könnte für Gültigkeit der Wahl eintreten, wenn sich Herr Haupt 1907 hätte wählen lassen. 1912 ist seine Wahl ein Unrecht gewesen. Unser Grundsatz ist: Freiheit, Wahrheit, Gerechtigkeit. Wir werden von diesem Grundsatz aus für Ungültigkeit stimmen. (Der Abg. Oertel (kons.), der den Redner beim Verlassen der Tribüne auf der Treppe erwartet, umarmt und küßt ihn.) [] Abg. Gliemer: Nachdem die Herren von der Rechten und dem Zentrum so überzeugend gesprochen haben, wissen wir, wie wir zu stimmen haben. Wir haben auch noch einen andern Grund. (Der Redner drückt bei dieser Bemerkung verschmitzt das linke Auge zu und lacht hoffnungsvoll. Es macht den Eindruck, als gedenke er seines Freundes Kobelt.) [] Darauf wird das Mandat des Abg. Haup [!] mit 287 gegen 110 Stimmen für ungültig erklärt. [] Schlutz der Sitzung nachts 11 Uhr 59 Min. [] Lokales. [] Magdeburg, 31. Jänner 1914. [] Von dem ollen ehrlichen Seegermann, [] dem Mitarbeiter unsrer Leitung, geht uns der [?] unten abgedruckte beachtenswerte Beitrag zu. Leider hat der Unvorsichtige den Rücken des Pegasus in der Annahme zu ersteigen versucht, daß sich auf diesem so leicht arbeiten läßt wie auf dem Rücken sozialdemokratischer Stadtverordneter oder Parteiangestellter. [] Das störrische Vieh hat den armen Mann mit empörtem Ruck zur Erde geworfen, weil es nur begnadete Reimschmiede tragen will. Wenn der Beitrag auch keine Gnade vor dem Antlitz der Musen finden wird, so werden sich doch unsre Leser um so mehr darüber freuen, weil er aus tiefstem Herzen kommt und im übrigen durchaus gut gemeint ist. [] In Magdeburg froh und heiter [] Trinkt man sein Selterwasser weiter. [] Der Oberbürgermeister hier [] Muß jetzt nun all sein schönes Vier, [] Weil es nicht zu verwenden, [] Nach Kamerun versenden. [] In Alte Neustadt herrscht oft große Hitze, [] Darum sitzt auch oft der dicke Fritze, [] Und wenn se noch so nälen, [] Recht oft im Cafe Schmählen. [] Hermann, der war bange, [] Daß die vom Chorgesange, [] Ohne zu berappen, [] Den Saal zu vollklappen. [] Quartett genügt! [] Rief er vergnügt. [] Wenn man will die Welt besehn, [] Muß man auf die Reise gehn. [] Die Frauen sagen ungeniert, [] Warum sind wir emanzipiert. [] Konkordia haben wir uns auserwählt, [] Damit sie uns mal was erzählt, []0 So ganz vergnügt und weise, [] Von der großen Schweizer Reise, [] - Unsre Zentralbibliothek zieht täglich neue Leser an. Da ist es an der Zeit, auch einmal darüber zu berichten, wozu eine Bibliothek da ist. Zunächst ein Wort über das Wort Bibliothek. Byblos oder biblos stammt aus dem Griechischen und heißt zu deutsch Buch. Also in einer Bibliothek gibt es Bücher. Bücher sind zum Lesen da, das heißt für den, der lesen kann. Unsre Bibliothek enthält nun eine ganze Masse Erzählungen und außerdem noch andre Bücher. Beide Sorten sind des Lesens wert. Bereichert Euer Wissen und Eure Bildung. [] Indigoater. [] - Wie erziehe ich die Jugend? Ueber dieses Thema ist schon viel, leider noch nicht genug gesagt worden. So will auch ich mit den nachfolgenden Zeilen versuchen, ein klein wenig zur Klärung beizutragen. Zunächst ist bei der überaus schweren Frage eins zu beachten: Die Charakteure der jungen Leute sind sehr verschieden. Darum müssen auch die Erziehungs- und Aufklärungsmethoden verschieden sein. Man vertiefe sich in die einzelnen Charakteure; ist dies geschehen, so hat man schon viel gewonnen. Siehe auch mein Buch "Die Arbeiterjugend und ihre Welt". Wenn man das alles berücksichtigt, kann der Erfolg nicht ausbleiben. Magister. [] - Sozialdemokraten und städtische Konzerte. Oberbürgermeister Reimaxus lehnte in einer der letzten Stadtverordnetensitzungen eine sozialdemokratische Anregung ab, auch im "Luisenpark" städtische Konzerte zu veranstalten, weil es ein ausgesprochen sozialdemokratisches Lokal sei. Der Fall hat ein Seitenstück in einem Berliner Vorkommnis. Dort hatte Professor Irrgang, Oberlehrer an der Berliner k. Musikschule, seine Mitwirkung auf einem Bach-Konzert sozialdemokratischer Frauen zugesagt. Er zog aber sein Versprechen infolge eines Winkes von oben mit der Begründung zurück, er könne nicht vor sozialdemokratischen Frauen spielen. [] Dieser Vorgang hat "A de Nora" in der "Jugend" zu folgendem Poem gereizt: [] Er darf nicht für die Sozi orgeln, [] Und der Gesang von roten Gorgeln [] Zerreißt sein Staatsbeamtenohr. [] Das königliche Musikmachen [] Verträgt es nicht, spielt einer Bach'n [] Gewöhnlichen Plebejern vor. [] Denkt [?] Euch, ein Mann, der sein Gebläse [] Füllt mit der Luft der Hofpaläse, [] Der ist doch eine Welt für sich! [] Und steht er auch auf einem Podium, [] Es fiele doch auf ihn das Odium [] Der Pöbelatmosphäre - nich? [] Nein, wenn auch an und für sich löblich [] Das Streben des besagten Pöblich - [] Man sieht doch Wohl, daß dies nicht geht; [] Dem Plebs dasselbe vorzutragen [] Wie S. M. - wäre ohne Fragen [] Ein Irrgang der Loyalität! [] Oberbürgermeister Reimaxus will die Ohren der Magdeburger Proleten sicher auch gegen das "Gebläse" schützen, das städtische Musiker sonst nur hohen Magdeburger Herrschaften vorspielen. [] - "Das scheint nicht der Fall zu sind [!]!" [] Eines Abends schlenderten wir durch die Straßen der Stadt. An einem Kreuzweg hielt uns ein nach Tausenden zählender Strom Menschen auf. Alle schlugen ein und dieselbe Richtung ein. Die Elektrischen waren überfüllt. Was mag da los sein? Kurz entschlossen, wie wir nun einmal in solchen Dingen sind, ließen wir uns mittreiben, um gerade noch zeitig genug in einem äußerst eleganten großen und eindrucksvollen Lokal zu landen. Kopf an Kopf stand hier die Menge und harrte auf das, was da kommen sollte. Einer solchen gewaltigen Versammlung hatten wir noch nicht beigewohnt. [] Auf der Bühne saßen drei Herren, nach unsrer Meinung das Präsidium. Wir bewunderten diese und sagten uns, was müssen das für energische und gewaltige Leute sein, die solch eine Masse zu dirigieren verstehen. Von den drei dort oben thronenden Männern imponierte uns am meisten der in der Mitte durch seine schwarzen Haare, den dunkeln Teint und die vierschrötige Gestalt. Die hohe Stirn läßt unzweideutig auf hohe Intelligenz und Energie schließen. Schon der Blick sagte uns, daß es für ihn eine Kleinigkeit ist, die paar Menschen zu dirigieren. Lieber wäre ihm das Kommando über ein ganzes Armeekorps. Wir waren dadurch in unser altes Fahrwasser geraten, und wie so oft erst unter den alten Griechen vor Troja gelandet. Mein Freund war wieder einmal Feuer und Flamme und behauptete fest und steif, daß, wenn damals der griechische Herr nur solche Vorwärtsdränger und Streiter wie der da oben sitzende einer ist, gehabt hätte, der trojanische Krieg nicht etwa in 10 Jahren, sondern in knapp 10 Tagen zugunsten der Griechen entschieden worden wäre. [] Ein Klingelzeichen reißt uns aus unsrer Betrachtung. Die Versammlung beginnt. Der Referent erhält das Wort. Mitten im Vortrag macht sich eine Unruhe im Saale bemerkbar. Der Präsident erhebt sich und hält Umschau. Wir versuchen vergebens etwas zu erspähen. Aller Augen sind auf ihn gerichtet, von ihm erwartet jeder einzelne Auskunft. Sein Adlerblick durchstiegt die Runde. Er macht den Mund auf, und durch den Saal ertönt die Frage: "Ist denn keiner von die Sanitäter da?" "Was sagte der Vorsitzende?", fragte mein Freund. Ich antwortete: "Der Herr fragt soeben nach einem Sanitäter." "Ja, was ist denn das für ein Wesen? Er meint Wohl einen Sanitätsrat, aber wie soll der hier herkommen?", erwiderte mein Freund. Ich wiederholte in Gedanken - Sanitäter, Sanitäter? Dieses Wort hatte ich noch nicht gehört. Sollte es ein lateinisches sein? Nein, dann müßte ich es wissen. Sollte es gar hebräisch sein? frug ich mich und sah dabei unwillkürlich nach der Bühne. Ich glaubte, an dem Sprecher des Wortes Sanitäter ein jüdisches Merkmal wahrgenommen zu haben. [] Im Begriff, diese Entdeckung meinem Freunde mitzuteilen, sehe ich, wie zwei Leute mit weißen Armbinden, darin ein rotes Kreuz, an uns vorbeikommen. "Heureka", flüsterte ich meinem Freunde ins Ohr, ich hab's gefunden und deutete mit dem Finger auf die beiden Arbeitersamariter. Mein Freund hatte verstanden. Er lächelte und meinte: "Der Herr Präsident ist doch ein Prachtkerl. Immer und unter jeder Bedingung trifft er den Nagel auf den Kopf. Er ist eben ein neuzeitiger, hochmoderner Mensch, der die ältesten Traditionen mit bewundernswerter Zähheit festhält und in moderne Formen gießt." Mit erhobener Stimme sagte er dann zu mir: "Es ist sein Verdienst", und dabei zeigte er auf den Vorsitzenden, "daß er die Initiative ergriffen hat, und das alte vermoderte, nicht mehr zeitgemäße biblische Wort Samariter durch das hochmoderne zeitgemäße Wort Sanitäter ersetzt hat. Ja, ja, von der Sorte wie dieser gibt es nicht gar so viele." [] Unterdessen hatte der Referent seinen Vortrag mit großem Beifall beendet. Der Präsident erhebt sich in seiner ganzen Majestät und fordert alle anwesenden Gegner auf, sich zum Wort zu melden. Keine Wortmeldung, alles kirchenstill. In dieser lautlosen Stille konstatiert er mit seiner lauten und vollen Stimme: "Das scheint nicht der Fall zu sind [!]." Wie der Blitz aus heiterm Himmel trifft uns der Satz. Sollte es ein Schnitzer sein? Wir glaubten, nicht recht gehört zu haben. Während wir noch zweifeln, wiederholt er: "Das scheint nicht der Fall zu sind [!]." Und das mit einer Bestimmtheit, wie nur ein ganz sicherer, taktfester Sprecher es hervorbringen kann. Ergo waren wir überzeugt, und zwar unentwegt überzeugt, daß es so heißen muß. Nur einige Lästermäuler konnten sich ihrer Bemerkungen nicht enthalten. Wir versuchten diese Herren von ihren unbotmäßigen und entwegten Ansichten abzubringen. Wir hielten ihnen vor, daß sie gar kein Recht hätten, an die Richtigkeit dieses Satzes zu zweifeln. Ein Mann, der das Zeug habe, das alte Wort Samariter mit einem Schlage in das hochmoderne Wort Sanitäter umzuwandeln, wisse auch ganz genau, was er sage. Uebrigens stände ihnen hierüber gar kein Urteil zu. Wenn sie mitsprechen wollten, müßten sie erst eine höhere Zinne erklommen haben. So einleuchtend unsre Gründe waren, so wenig Erfolg hatten sie. Es waren Stocksünder, Nörgler, denen nicht zu raten und zu helfen war. Allesbesserwisser. Das sagten wir ihnen ins Gesicht. Sie aber drehten sich noch einmal nach uns um und lachten uns verschmitzt an, als wollten sie sagen: Schimpft nur tüchtig, damit zeigt ihr wenigstens euer wahres Gesicht. Um alles in der Welt ja nicht über eine Frage nachgrübeln. Daß ihr nicht Luft zum Denken und zum Lernen habt, scheint uns gerade bei euch der Fall zu sind [!]. [] Die geplante Vorortbahn soll, wie wir aus erster und zuverlässiger Quelle erfahren, von der Bergmann-Elektrizitätsgesellschaft gebaut und betrieben werden. Da die Einwohnerschaft der Vororte auf den Bau der Bahn mit Schmerzen wartet, glauben wir, ihr mit unsrer neusten Mitteilung den kleinen Trost zu bereiten, daß sie die lang ersehnte Verbindung mit der Stadt nun bald haben wird. [] - Ueber Zunahme sozialer Erkenntnis im Magistrat ist der Redaktion eine wichtige Mitteilung zugegangen. Danach besteht die Absicht, am 1. Juli eine Arbeitslosenzählung vorzunehmen. Gleichzeitig sind eine Reihe Maßnahmen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit geplant. Um den Arbeitslosen Arbeit zu verschaffen, soll unverzüglich mit dem Bau der Stadthalle, dem Umbau des Stadtverordneten-Sitzungssaales und der Anlegung der Kaistraße begonnen werden. Der etwa noch vorhandene Rest von Arbeitslosen, besonders ist dabei an schwächliche und kranke Personen gedacht, soll auf die Kröcherschen Güter zur Arbeit nach der Altmark geschickt werden, damit sie sich dort erholen. Dieser Plan spricht wirklich für tiefe Einsicht in die sozialen Probleme unsrer heutigen Zeit. [] Feuilleton. [] Stadttheater. Die Geschwister von Johann Wolfgang von Goethe gingen gestern über die Bretter unsres hiesigen Kunsttempels. Wilhelm, der Kaufmann, hätte mehr Charakter, Marianne, seine Schwester, weniger haben können. Fabrice war erträglich, der Briefträger unerträglich, wr. [] Polizei-Verordnung. [] Nach § 27 der Verordnung vom 1. Januar des Jahres 1 vor Christi wird allen Festteilnehmern aufgegeben, sich beim Betreten des Saales, Spielgartenstraße 1 c, mit dem entsprechenden Humor zu wappnen, der nichts übelnimmt. [] Ist dies geschehen, so kann sich jeder nach der beifolgenden Polizei-Verordnung belustigen: [] § 1. Die Musikbande des rühmlichst bekannten Meisters Kilian beginnt, die Anwesenden mit folgenden Weisen zu erfreuen: a) Bruder Studio, Marsch; b) Weaner [!] Madln, Walzer. [] § 2. Es wird von niemand eine Festrede gehalten. [] § 3. Allgemeiner Singsang nach Vorschrift. [] § 4. Clownstreiche, eine lustige Zirkusszene. (Bei welcher natürlich weder ein Zirkus noch ein Clown vorhanden ist.) [] § 5. Jeder Festteilnehmer hat die Pflicht, von den von der Festpolizeibehörde beschafften Festartikeln soviel wie möglich zu beziehen, damit er die Polizeikasse stärkt und seine lieben Mitmenschen in Feststimmung bringen kann. [] § 6. Ein Mann, der es versteht, fängt an, Goldkörner deutschen Humors vorzutragen, bis ihn die Musikbande Kilian vertreibt durch [] § 7, nach dem der Konzertmeister einen Frauenkalender, Schnell-Polka, liefert. Es wird ihn niemand sehen, aber hören. [] Konzerte, Theater. [] (Mitteilungen der Direktionen.) [] Ueber "Persisches aus dem Innern Germaniens" schreibt uns der gegenwärtig wieder in Magdeburg weilende Direktor Mannschu: [] Bei meinen Weltreisen hatte ich in Persien öfters Gelegenheit, eine eigenartige Strafmethode, die sogenannte Bastonade, ausgeführt zu sehen. Der Delinquent erhält bei Durchführung dieser Strafe eine Anzahl derber Rutenstreiche auf die nackten Fußsohlen. Die Exekution ist äußerst schmerzhaft. [] Bei meiner Rückkehr nach Deutschland konnte ich die Feststellung machen, daß sich eine ähnliche Strafmethode auch hier einzubürgern beginnt. [] Der Delinquent erhält auch hier die entsprechende Anzahl Stockschläge, aber nicht auf die Fußsohlen, sondern auf den viel empfindlicheren Magen. Zur Züchtigung werden Ruten von dem wilden Apfelbaum, dem sogenannten Holzapfelbaum, verwendet. [] Die Wirkung der Strafe ist äußerst nachhaltig und radikal. Der Erfolg der Strafe ist selten ausgeblieben. Besserung trat meistens sofort ein. [] Vereine, Versammlungen. [] Eine Filiale der Barbiere und Friseure wurde gestern hier zum 19. Male gegründet. Die Anwesenden waren so begeistert, daß sich sofort 5 Mann zum Beitritt bereiterklärten. In der dem Gründungsakt folgenden ersten Vereinsversammlung wurde Stellung zum internationalen Kongreß der Barbiere und Friseure genommen. Man war sich darin einig, daß die hiesige Filiale ihrer Bedeutung entsprechend auf dem internationalen Kongreß in Basel vertreten sein müsse. Einstimmig wurde darauf der meerumschlungene Kollege delegiert. [] Provinzielles. [] Staßfurt. (Eine unentschuldbare Lauheit) hat unsre hiesige Arbeiterschaft ergriffen. Die Reaktionäre liegen jede Minute auf der Lauer. Wollt ihr das ohne Gegenaktion ansehen. Auf zum Kampf! Auf, schüttelt die Lauheit ab! [] Thale. (Der gelbe Verein) prahlt damit, daß er in letzter Zeit eine Reihe Mitglieder aufgenommen hat. Das macht auf uns nicht den geringsten Eindruck. [] Burg. (In eineröffentlichen Versammlung), in der der Reichstagsabgeordnete Ledebour sprach, waren nicht 500, nicht 1000, nicht 1500, nicht 2000, sondern 6898 Besucher anwesend. Die Reaktion wird ihr blaues Wunder erleben. [] Parteinachrichten. [] Der Reichstagsabgeordnete für Magdeburg, Genosse Landsberg, soll sicherem Vernehmen nach an Stelle des amtsmüden Herrn von Bethmann-Hollweg als Reichskanzler von Wilhelm II. berufen werden. [] Wie verlautet, haben sich die Abgeordneten Brandes, Stadthagen, Liebknecht und andre unter diesen Umständen entschlossen, auf der ersten Feier im kaiserlichen Schlosse mit anwesend zu sein. Die Feier ist auf Anfang März verlegt worden, damit der bisherige Abgeordnete für Jerichow I und II, der inzwischen wiedergewählt sein dürfte, Gelegenheit bekommt, den ersten Abend am Hofe mit zu verleben. [] Zu Ehren der sozialdemokratischen Gäste tragen bei diesem feierlichen Akte sämtliche Teilnehmer Kniehosen und rote Ballonmützen, die aus der kaiserlichen Privatschatulle beschafft werden. [] Landsberg wird in den erblichen Adelsstand erhoben werden und der Abgeordnete Brandes erhält den roten Adlerorden 1. Klasse. [] Letzte Nachrichten. [] Wb. Petersberg. Hier ist unaufhörlich Schnee niedergegangen. Es herrscht auch hohe Kälte. [] Hb. Linz a. D. Hier ist eine Kuh ins Wasser gefallen und ertrunken. [] Eingegangene Bücher. [] Terror. Ausgeschnitzelt, gesiebt und zusammengeleimt von Muttlänner Franzel. Der Verfasser hat auf dem von ihm bearbeiteten Gebiet reiche Erfahrung. [] Hört mal zu! Vom Burgenser in eigner Vision erlebt und geschrieben. 960. Auflage. Das wertvolle Büchlein wurde kürzlich in das Apachische übersetzt. [] Die Arbeiterjugend und ihre Welt. Ein Buch, das von dem welterfahrenen Magister ausgedacht ist, und in seiner realistischen Schärfe selbst auf dem Neptun Anklang finden wird. [] Briefkasten. [] X. Y., hier. Sie wollen uns wohl anulken, wenn Sie uns schreiben, daß eine hiesige große Schlachterei ihren Betrieb damit eröffnete, daß sie sich ein paar große Kisten Sargfüße kommen ließ. Für den Anfang hätten wir uns Schweinsbeine (Botel, wie die Magdeburger sagen) oder Kalbshaxen gefallen lassen. Oder obwaltet etwa der Gedanke, das neue Unternehmen im beschleunigten Tempo auf tausend Sargfüßen zu Grabe zu tragen. Sicher wäre dieser Gedanke verfrüht und unbegründet. Aber fragen Sie doch einmal bei der Direktion an, zu welchem Zweck sie die Sargfüße zu verwenden gedenkt. Vielleicht ist genossenschaftliche Leichenbestattung geplant. [] Neugieriger, hier. 1. Sie haben ganz recht, daß in der Kunstdebatte auf dem Rathaus unser Redner in der Hitze des Gefechts durch einen Lapsus die drei Grazien als die drei Parzen bezeichnete. Das Wort kam ihm offenbar aus dem Grunde auf die Zunge, weil den armen Weibern, die unsern Magdeburger Moralphilistern so schwer auf ihren sittlichen Nerven liegen, der Lebensfaden abgeschnitten werden soll. [] 2. Mit der andern Frage sollten sie uns nicht belästigen. In unsrer Redaktion ist übrigens kein Mitglied, das sich die Haare schwarz färbt. [] Lieder-Texte. [] Mit frisch geschmierten Kehlen zu singen von dem ganzen anwesenden Volke. Den Blasebalg tritt Karlilian. [] Die unzufriedenen Arbeiter. [] Melodie: Du hast Diamanten, hast Perlen. [] Ihr seid im Besitz aller Schätze, [] Habt alles was Menschenbegehr, [] Ihr wohnt in den schönsten Palästen, [] Arbeiter, was wollt ihr noch mehr? [] Für eure Tische gibts Rindvieh [] Die saftigsten Stücke her, [] Ihr trinkt die herrlichsten Weine, [] Arbeiter, was wollt ihr noch mehr? [] Es gehen eure Frauen [] In Samt und Seide einher, [] Keine Sorge bleicht ihre Wangen, [] Arbeiter, was wollt ihr noch mehr? [] Es macht der Kindersegen [] Euch Kummer nicht und Beschwer, [] Sie sind der Stolz eurer Tage, [] Arbeiter, was wollt ihr noch mehr? [] Euch selber, als Stützen des Staates, [] Erzeigt man alle Ehr. - [] Ihr unverschämten Kerle, [] Arbeiter, was wollt ihr noch mehr? [] Im schwarzen Walfisch zu Askalon. [] Melodie: Es war ein jung jung Zimmergesell. [] Im schwarzen Walfisch zu Askalon [] Da kneipt ein Mann drei Tag' [] Bis daß er steif wie ein Besenstiel [] Am Marmortische lag. [] Im schwarzen Walfisch zu Askalon [] Da sprach der Wirt: "Halt an! [] Der trinkt von meinem Baktrer-Schnaps [] Mehr als er zahlen kann." [] Im schwarzen Walfisch zu Askalon [] Da bracht der Kellner Schar [] In Keilschrift auf sechs Ziegelstein [] Dem Gast die Rechnung dar. [] Im schwarzen Walfisch zu Askalon [] Da sprach der Gast: "O weh! [] Mein bares Geld ging alles drauf [] Im Lamm zu Ninive!" [] Im schwarzen Walfisch zu Askalon [] Da schlug die Uhr halb vier. [] Da warf der Hausknecht aus Nubierland [] Den Fremdling vor die Tür. [] Im schwarzen Walfisch zu Askalon [] Wird kein Prophet geehrt, [] Und wer vergnügt dort leben will, [] Zahlt bar, was er verzehrt. [] § 8 und § 9 werden nicht verraten. [] § 10. Der Mann des Humors wird sich wieder in den Vordergrund drängen und einen Lausbuben darstellen. [] § 11. Bockbierfest, Polka (Musik). Es braucht sich aber niemand auf das Hören zu beschränken, er kann sich auch aus der bekannten Lankauschen Quelle mit Stoff versorgen. [] § 12. Der Polizei-Festinspektor wird wieder zum Singsang und vielleicht zu andern Betätigungen auffordern. [] Inzwischen werden die Festteilnehmer Leben in die Beine bekommen haben, das sie nach Herzenslust unter Leitung des Tanzpolizeibeamten riskieren können. [] Strafbestimmungen. [] Wer gegen die vorstehende Ordnung verstößt, dem wird nach § 11 der Verordnung von dem Direktor der Bierkellerei, dem Manne, der "langkaut", die Strafe zudiktiert. Die Saalpost steht jedermann zur Benutzung zur Verfügung. Mitteilungen, die ernst,ärgerlich oder verdrossen gehalten sind, kosten zehn Pfennig Strafporto. [] Magdeburg, 31. Jänner 1914. [] Der Festpolizei-Rat. I. A.: [] Sozialisten allezeit. [] Melodie: Studio auf einer Reis'. [] Unser Sang soll allezeit [] Jupheidi, jupheida! [] Rühmen unsre Einigkeit. [] Jupheidi, heida! [] Unsre Lieder schallen laut, [] Wenn's auch dem Philister graut. [] Jupheidi, heidi, heida! Jupheidi, Jupheida! [] Jupheidi, heidi, heida! Jupheidi, heida! [] Wenn wir an dem Ambos stehn, [] Jupheidi, jupheida! [] Wenn wir ackern, wenn wir mähn, [] Jupheidi, heida! [] Wenn wir schaffen für die Herrn, [] Haben sie uns Alle gern. [] Jupheidi, heidi, heida! Jupheidi, jupheida! [] Jupheidi, heidi, heida! Jupheidi, heida! [] Wenn sich naht die Steuerpflicht, [] Jupheidi, jupheida! [] Uns dann übersieht man nicht, [] Jupheidi, heida! [] Als des Staates Bürger dann [] Setzt man uns gewichtig an! [] Jupheidi, heidi, heida! Jupheidi, jupheida! [] Jupheidi, heidi, heida! Jupheidi, heida! [] Braucht der Staat sein Militär, [] Jupheidi, jupheida! [] Stets auf uns dann zählt er sehr, [] Jupheidi, heida! [] Denn ihm ist willkommen dann [] Als Rekrut der Arbeitsmann. [] Jupheidi, heidi, heida! Jupheidi, jupheida! [] Jupheidi, heidi, heida! Jupheidi, heida! [] Doch es weht ein andrer Wind, [] Jupheidi, jupheida! [] Wo wir frei entschlossen sind [] Jupheidi, heida! [] Unfern eignen Weg zu gehn, [] Selbst für unser Recht zu stehn. [] Jupheidi, heidi, heida! Jupheidi, jupheida! [] Jupheidi, heidi, heida! Jupheidi, heida! [] Wenn wir klagen unsre Not, [] Jupheidi, jupheida! [] Weil verteuert wird das Brot, [] Jupheidi, heida! [] Fühlt man nicht zu helfen Pflicht, [] Sieht man uns und hört uns nicht. [] Jupheidi, heidi, heida! Jupheidi, jupheida! [] Jupheidi, heidi, heida! Jupheidi, heida! [] Sagen wir: Versammlung sei! [] Jupheidi, jupheida! [] Ungern hört's die Polizei, [] Jupheidi, heida! [] Und der Wirt in Seelenqual [] Schreit: Es schadet meinem Saal. [] Jupheidi, heidi, heida! Jupheidi, jupheida! [] Jupheidi, heidi, heida! Jupheidi, heida! [] Wenn ein Streik sich nötig macht, [] Jupheidi, jupheida! [] Ei, wie wird uns das verdacht, [] Jupheidi, jupheida! [] Weil man selbst das Recht uns nimmt. [] Das der Arbeit Preis bestimmt. [] Jupheidi, heidi, heida! Jupheidi, jupheida! [] Jupheidi, heidi, heida! Jupheidi, heida! [] Fordern wir nun allgemach [] Jupheidi, jupheida! [] Kräftig den Achtstundentag, [] Jupheidi, heida! [] Der Philister Chor dann schreit: [] Welche Unbescheidenheit! [] Jupheidi, heidi, heida! Jupheidi, jupheida! [] Jupheidi, heidi, heida! Jupheidi, heida! [] Doch es siegt der Arbeit Kraft [] Jupheidi, jupheida [] Ueber die Philisterschaft. [] Jupheitn, heida! [] Einigkeit und Brudersinn [] Führen uns zum Ziele hin. [] Jupheidi, heidi, heida! Jupheidi, jupheida! [] Jupheidi, heidi, heida! Jupheidi, heida! [] Donaustrudel. [] Als wir jüngst in Regensburg waren. [] Sind wir über den Strudel gefahren. [] Und da waren viele Holden, [] Die mitfahren wollten. [] :,: Schwäbische, bayrische Dirnen, juchhe! [] Muß der Schiffsmann fahren. :,: [] Und ein Mädel von zwölf Jahren [] Ist mit über den Strudel gefahren. [] Weil es noch nicht lieben kunnt, [] Fuhr es sicher über Strudels Grund. [] :,: Schwäbische, bayrische Dirnen, juchhe! [] Muß der Schiffsmann fahren. :,: [] Und vom hohen Bergesschlosse [] Kam auf stolzem, schwarzem Rosse [] Adlig Fräulein Kunigund, [] Wollt mitfahren über Strudels Grund. [] :,: Schwäbische, bayrische Dirnen, juchhe! [] Muß der Schiffsmann fahren. :,: [] Schiffsmann, lieber Schiffsmann mein, [] Sollt's denn so gefährlich sein? [] Schiffsmann, sag's mir ehrlich, [] Ist's denn so gefährlich? [] :,: Schwäbische, bayrische Dirnen, juchhe! [] Muß der Schiffsmann fahren. :,: [] Wem der Myrtenkranz geblieben. [] Landet froh und sicher drüben; [] Wer ihn hat verloren, [] Ist dem Tod erkoren. [] :,: Schwäbische, bayrische Dirnen, juchhe! [] Muß der Schiffsmann fahren. :,: [] Als sie auf die Mitt' gekommen. [] Kam ein großer Nix geschwommen. [] Nahm das Fräulein Kunigund, [] Fuhr mit ihr in des Strudels Grund. [] :,: Schwäbische, bayrische Dirnen, juchhe! [] Muß der Schiffsmann fahren. :,: [] Amtliche Bekanntmachung! [] Es ist in letzter Zeit in der Alten Neustadt vielfach vorgekommen, daß Straßenlaternen bzw. Laternenpfähle als Objekt zum Festklammern von schwer Stehenden benutzt worden sind. Wir weisen darauf hin, daß Laternen zum Leuchten aber nicht als Rettungsanker dienen. Sollte unsre Warnung in Zukunft nicht beachtet werden, so werden die Sünder zur Strafe in dem Zustand, in dem sie ergriffen werden, zur weitern Veranlassung ihrem Hausdrachen übergeben. Der Magistrat. [] Vertreter gesucht! [] Am 2. Januar 1913 hat eine Anzahl Stadtverordneter bei der Teilnahme am Bierabend des Oberbürgermeisters Haare in den dargebotenen Speisen gefunden. Sie haben sich daran den Magen verdorben. Aus diesem Grunde und weil die Betreffenden auf demokratischem Boden stehen, haben sie sich entschlossen, die oberbürgermeisterlichen Einladungen der Reihe nach an alle Bürger abzutreten, die ihrem Magen eine ähnliche Strapaze zumuten können. [] Bewerber wollen sich wenden an den [] Meerumschlungenen (Große Münzstraße 3, III). [] Zur Bedienung [] eines großen Pökelbassins (eingerichtet für 3600 Zentner Einlage) der größten neuzeitlich eingerichteten Magdeburger Schlachterei suchen wir einen geeigneten Mann. Offerten mit der Aufschrift [] Dicker Paul Nr. 87 [] sind an die Expedition dieses Blattes zu richten. [] Bekanntmachung. [] Den sozialdemokratischen Stadtvätern zur gest. Kenntnisnahme, daß es höhern Ortes nicht gern gesehen wird, wenn sie ihrerseits Bierabende oder dergl. veranstalten. [] Verboten ist es bei Strafe der sofortigen Amtsentsetzung, den Herrn Oberbürgermeister dazu einzuladen. [] Mägdehausen, Januar 1914. Dr. A. Uschuß. [] 1000 Mark Belohnung [] werden dem zugesichert, der mir angeben kann, wohin nach der [] Vetterndebatte [] im Rathaus meine [] Felle weggeschwommen [] sind. Sch. Önfelder, [] betrübter Lohgerber. [] Schwindel- [] freie Annoncen! [] nimmt jederzeit und für jede Zeitung, außer für den "Wahren Jakob", gern entgegen [] Gustav Aufrecht [] Einige Aufsichtsrats- und andre Rats- und Kommissionsposten [] sind noch mit welterfahrenen Männern zu besetzen. Offerten unter Nr. 100 und mit der Aufschrift "In allen Ecken möcht ich stecken" sind an die Expedition dieses Blattes zu richten. [] Achtung! Achtung! [] Mein ganzes Vermögen demjenigen, der mir den Unterschied zwischen einem Radikalisten und einem Revisionisten so treffend nachweist, daß ich imstande bin, ihn zu begreifen. [] Dr. Unfaßbar. [] W. Pfanntuch & Co., Magdeburg
Published:31.01.1914