Felix Kraft

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; FELIX KRAFT [] Foto: Leifer, Göttingen [] Verehrte Wählerinnen und Wähler! [] Es ist für einen Kandidaten sehr schwer, sich in den wenigen Wochen bis zum Wahltag so bekannt zu machen, wie es eigentlich notwendig wäre. Deshalb bitte ich, [] Fe...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Bezirk Hannover, Hannoversche Druck- und Verlagsgesellschaft m.b.H., Hannover
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 16.03.1952
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/090177AF-2FC9-4E2E-B5E9-76C7B136847C
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; FELIX KRAFT [] Foto: Leifer, Göttingen [] Verehrte Wählerinnen und Wähler! [] Es ist für einen Kandidaten sehr schwer, sich in den wenigen Wochen bis zum Wahltag so bekannt zu machen, wie es eigentlich notwendig wäre. Deshalb bitte ich, [] Felix Kraft [] Kandidat der SPD zum Bundestag für die Nachwahl am Sonntag, dem 16. März 1952, im Wahlkreis 31 Harz um Ihre Aufmerksamkeit. [] Was Sie von mir wissen müssen: [] Durch das Ableben des Bundestagsabgeordneten Hermann Stopperich aus Bad Lauterberg ist eine Nachwahl für den Bundestag notwendig. Die Sozialdemokratische Partei hat mich für diese Wahl als Kandidaten aufgestellt. Um Ihre Entscheidung am Wahltage zu erleichtern, will ich versuchen, einen kurzen Ueberblick über meinen politischen Werdegang zu geben und möchte Ihnen gleichzeitig sagen, wie ich mir die Arbeit als Bundestagsabgeordneter denke: [] Am 26. Januar 1901 wurde ich in Orlamünde (Thüringen) geboren. Nach dem Schulbesuch erlernte ich das Schlosserhandwerk und arbeitete in Jena, München, Suhl, zuletzt als Meister bei der "Feinprüf" in Göttingen. [] Schon als Arbeiterjunge lernte ich Not und wirtschaftliches Elend kennen. Da sich meine Eltern früh zum Sozialismus bekannten, kam ich schon in jungen Jahren mit der sozialistischen Jugendbewegung, den Gewerkschaften und der Sozialdemokratischen Partei in Berührung. Kurse, Volkshochschulbesuch, Bücher, Versammlungen und praktische Arbeit in Partei, Gewerkschaft und als Stadtrat vor 1933 (Meiningen in Thüringen) vertieften mein politisches Wissen. [] Nach 1933 kamen aus meiner Ablehnung des Nationalsozialismus schwere Zeiten für mich und meine Familie. Nach dem Zusammenbruch stellte ich mich sofort wieder für den Neuaufbau zur Verfügung. In Göttingen wirke ich seit 1946 als Stadtrat und seit 1949 als stellvertretender Oberbürgermeister. Auch um die Erstarkung der SPD im südlichen Niedersachsen habe ich mich seit 1945 ständig bemüht. Bis zum vorigen Jahre gehörte der Kreis Osterode zu meinem unmittelbaren Tätigkeitsbereich. Ich kenne ihn deshalb sehr gut und aus dieser Zeit auch den verstorbenen Hermann Stopperich, mit dem mich eine enge freundschaftliche Zusammenarbeit verband. [] Von den Aufgaben der obersten Volksvertretung, dem Bundestag, habe ich eine hohe Auffassung. Darum lege ich auch an das persönliche und politische Handeln eines Bundestagsabgeordneten, genau wie an mich, einen strengen Maßstab. Ein Bundestagsabgeordneter darf nicht "über den Wolken schweben", er darf nicht alles "vom grünen Tisch" aus beurteilen, sondern muß aus der Praxis entscheiden. Mit der von ihm vertretenen Bevölkerung soll er aufs engste verbunden sein und die wirtschaftliche und soziale Struktur seines Wahlkreises genau kennen. Zu seiner wichtigsten Aufgabe gehört die Behebung der vorhandenen Nöte, soweit das auf Bundesebene möglich ist. Jede Anregung, auch die kleinste, muß dabei aufgegriffen werden. [] Im landschaftlich schönen Wahlkreis Harz als Zonengrenzgebiet ist die Situation besonders schwierig. Alle mit dem Bergbau, der Waldwirtschaft, der Holzindustrie, dem Fremdenverkehr, den kleinen Landwirtschaften und der großen Arbeitslosigkeit verbundenen Sorgen - um nur einige zu nennen - können nicht sorgfältig genug beachtet werden. [] Mein besonderes Interesse gilt der Erziehung. Wichtig sind der Ausbau und die Vereinfachung des Schulwesens, die Schulgeld- und Lehrmittelfreiheit für alle Schulen und weiterbildenden Institute (Pädagogische Hochschulen, Universitäten). Jedes Kind soll die seiner Begabung und Leistung entsprechende Aufstiegsmöglichkeit ohne Rücksicht auf den Geldbeutel des Vaters haben. [] Ich kann an dieser Stelle nicht alles aufzählen, was mich bewegt und wofür ich mich einsetzen will: Im Grunde bezieht sich alles, was mit Politik zusammenhängt, auf den Menschen und das Menschliche. [] Es kann deshalb für mich keine schönere, aber auch keine schwerere und verantwortungsvollere Aufgabe geben, als Volksvertreter im Bundestag zu sein. Denn es ist eine Aufgabe, die den ganzen Menschen und den vollen Einsatz seiner Kraft verlangt! [] Wählerinnen und Wähler! [] Nur kurze Zeit trennt uns von der Nachwahl zum Bundestag im Harz. Es muß sich jeder darüber klarwerden, welcher Partei er seine Stimme gibt. Jede Partei hat ein Programm. Die SPD hat ihr Programm nicht ändern müssen. Unser Programm steht nicht auf dem Papier, wir versuchen es auch durchzusetzen. [] Wir sind [] für wirtschaftliche und politische Einheit Deutschlands [] für gerechte Verteilung der Lasten des verlorenen Krieges [] für ausreichende Hilfe für Vertriebene [] für Gleichberechtigung und Mitbestimmung in der Wirtschaft [] für die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. [] Jugend [] der Kampf um die demokratische Existenz Deutschlands dauert an. Es kommt darauf an, wie Ihr auf die Schicksalsfrage antwortet. Wir werden nicht nur nach unseren Taten, sondern noch mehr nach der Gesinnung, aus der sie entstehen, beurteilt. Für das Volk oder für den Egoismus? Das ist die Frage! [] Frauen [] die SPD gab Euch das Wahlrecht, darum nutzt es! Die SPD erkämpfte für Euch die Gleichberechtigung, darum verwendet Eure menschliche Vernunft und gebt der SPD Eure Stimme für Frieden, Freiheit und gleiches Recht! [] Männer [] nur durch das sozialistische Programm für Staat und Wirtschaft führt dieser Weg. Gleichberechtigung des arbeitenden Menschen, ausreichende Entlohnung, die eines Kulturvolkes würdig ist, soziale Sicherung durch Mitbestimmung in der Wirtschaft sind die Voraussetzungen, welche die SPD erkämpft. [] Ich würde mich freuen, wenn Sie mit unseren Vorstellungen übereinstimmen und bitte Sie, mir am 16. März 1952 Ihr Vertrauen zu geben. [] Felix Kraft [] Maschinenbaumeister, Göttingen [] Der Kandidat der SPD [] Herausgeber: SPD, Bezirk Hannover [] Druck: Hannoversche Druck- und Verlagsgesellschaft m. b. H., Hannover
Published:16.03.1952