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Aufräumen in der Speisekammer [] Ist das nicht ein ulkiges Gesetz, das "die da in Frankfurt" sich nun wieder ausgedacht haben? [] Fragebogen sollen wir abgeben über unsere Speisekammer, und wer hat noch was drin? [] Was soll nun schon bei einer solchen Maßnahme herauskommen? [] Stop mal, Frau Müller. Sind Sie wirklich ganz sicher, daß alle Menschen in Deutschland so vor leeren Küchenschränken stehen wie Sie und wie die große Masse der "Normalverbraucher"? [] Sollten nicht doch irgendwo noch ganz beachtliche Vorräte stecken, die der Bewirtschaftung entzogen worden sind? [] Neulich haben in einem Lande, das hier nicht genannt werden soll, acht Prüfer der Verwaltung für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten einmal Untersuchungen durchgeführt, die natürlich nur eine ganz geringe Zahl an Betrieben und Lagern erfassen konnte. In den 16 willkürlich herausgegriffenen Betrieben wurde ein Vorrat von 2120,5 t Fett festgestellt, während die Fettbilanz des gesamten Landes überhaupt nur 2451 t aufwies. [] Was sagen Sie dazu? [] Dabei waren Oelsaaten und Oele gar nicht einmal mit überprüft worden, ebensowenig die Speckablieferung aus Hausschlachtungen. [] Glauben Sie, daß diese 16 Betriebe Einzelerscheinungen sind? [] Nach dem gleichen Bericht hatten in einer Stadt fünf dieser Betriebe einen Bestand von 275 kg gemeldet. Die Nachprüfung ergab 1564 kg. Bei einer anderen Firma, die nichts gemeldet hatte, wurden 295 kg durch die Prüfer ermittelt. Ein Milchwerk hatte ein Buttermanko von 50 t und einen Minderbestand von 900 Dosen Trockenmilch. [] Ist dieses Land, dessen betreffendes Ministerium übrigens 1528,5 t Fett als Reserve-Vorrat eingelagert hatte, wohl eine ganz gewöhnliche Ausnahme, oder sind die Verhältnisse an anderen Stellen unserer Zone wahrscheinlich mindestens so ähnlich? [] Was meinen Sie, Frau Müller? [] Sollten nicht in Ihrem Lande ebenfalls Betriebe, Lager, Groß- und- Kleinhändler in ihren bisherigen Bestandsmeldungen nur "Annäherungswerte" statt korrekter Zahlen gegeben haben? [] Hat nicht dieser und jener Bauer doch einige Fleisch-, Fett- und sonstige Lebensmittelvorräte über den ihm zustehenden Satz hinaus in Keller und Wurstkammer? [] Wie bitte? Fast alle? So weit brauchen wir in unseren Behauptungen gar nicht zu gehen. Aber daß etwas zur gerechten und gleichmäßigen Verteilung getan werden muß, das ist sicher. [] Dieses Nothilfe-Gesetz - von denen, die ihre Felle wegschwimmen sehen, "Speisekammer-Gesetz" genannt, - gibt nun endlich Vollmachten für schnelles und durchgreifendes Handeln. Der Weg über die gerichtliche Klage gegen die Saboteure, hat sich als viel zu lang erwiesen. Jetzt kann bei schweren Verstößen sofort ein Treuhänder für mehrere Jahre eingesetzt werden und durch Zwangsverpachtungen und Geschäftsschließungen ist gewissenlosen Spekulanten nun das Handwerk zu legen. Landtagsabgeordnete, Mitglieder der Kreistage und Gemeindevertretungen sind berechtigt, sich bei der Ueberprüfung von Betrieben unmittelbar einzuschalten. Endlich einmal können die Hungernden durch ihre gewählten politischen Vertreter ihre über Leben oder Untergang entscheidenden Angelegenheiten selbst in die Hand nehmen. Das ist das wichtige daran, nicht der Fragebogen. [] Hinweg mit den Ratten, die sich an den uns allen zustehenden Vorräten mästen, während die ehrlich und gewissenhaft arbeitenden Menschen dem Verhungern nahe sind. [] Unschädlich gemacht alles Ungeziefer, das in unserer ärmlich bestellten Speisekammer Schaden stiftet. [] Ein notwendiger scharfer Besen dafür ist das Nothilfe-Gesetz, dem jeder vernünftige und klarblickende Mensch seine volle Unterstützung leihen muß, wenn in dem Ernährungs-Chaos eine kleine Milderung eintreten und das Ausland zu weiteren Leistungen bereit sein soll. [] Parteien und Grüppchen, die diese so dringend notwendigen Rettungsmaßnahmen lächerlich zu machen suchen, fürchten nur, daß ihre eigenen Sünden mit ans Licht gezogen werden könnten. Mit denen rechnen wir bei der nächsten Wahl ab. [] Wir wissen, daß es doch richtig war, die SPD, die Sozialdemokraten, zu unterstützen. [] Herausgeber: Vorstand der SPD. Druck: Hannoversche Presse. Druck- und Verlagsgesellschaft m. b. H., Hannover.
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