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warum [] Robert Malone [] wurde am 7. Oktober 1926 in Essen geboren. Nach der Volksschule ging er als Dreherlehrling zu Krupp. Seine Lehre mußte er schon im Sommer 1943 abbrechen: Robert Malone wurde Soldat und geriet, noch nicht 18 Jahre alt, bei den Invasionskämpfen in der Normandie in Gefangenschaft. Nach seiner Heimkehr 1947 beendete er seine Lehre und trat der Gewerkschaft bei. Getragen vom Vertrauen seiner Kollegen wurde er 1959 Mitglied des Betriebsrates der AEG TELEFUNKEN Gasturbinenbau; heute ist er stellvertretender Vorsitzender des Betriebsrates. 1958 wurde Robert Malone Mitglied der SPD. Seit 1961 ist er Ratsherr der Stadt Essen und Sprecher seiner Fraktion in Wohnungsbaufragen. 1964 wurde er in den Vorstand seiner Fraktion gewählt. Robert Malone ist verheiratet und hat zwei Kinder. [] ... bin ich Sozialdemokrat [] Mein Vater war Metallarbeiter bei Krupp und Gewerkschafter, meine Mutter wählte, jedenfalls bis 1933, immer nur die Sozialdemokratie - und doch kam ich erst nach langem Zögern zur SPD. Ich mußte mir den Entschluß, einer politischen Partei beizutreten, hart abringen, was vielleicht für meine Generation typisch ist. [] Als ich im Juni 1944 als junger Springer von den Amerikanern gefangen genommen wurde, begann für mich eine sehr harte Lehrzeit in den verschiedenen Gefangenenlagern in England und Amerika. Ich meine nicht die äußeren Lebensbedingungen - die waren eigentlich immer erträglich, manchmal sogar ungewöhnlich gut. Aber für mich war eine Welt zerbrochen. Ich sehe keine Schande darin, das einzugestehen. [] Die Gefangenschaft brachte uns einen handfesten politischen Nachhilfeunterricht, den die meisten von uns furchtbar nötig hatten. Das Leben in den damaligen Feindländern, von dem wir selbst als Gefangene eine ganze Menge mitbekamen, stimmte einfach nicht mit der Propaganda überein, die wir jahrelang geschluckt hatten. Allmählich wurden dann auch bei uns die Verbrechen des Nazi-Regimes bekannt. Oft haben wir uns nächtelang die Köpfe heißgeredet: Stimmt denn das überhaupt? Und wenn ja - wie war das möglich? [] Für Politik habe ich mich damals eigentlich noch gar nicht interessiert. Der Sport lag mir sehr viel näher am Herzen. Und doch wurde mir schon in der Gefangenschaft klar, daß nur die demokratische Staatsform eine Wiederholung der furchtbaren Vergangenheit verhindern konnte. Und auch das wurde mir klar: die Demokratie kann nur leben, wenn die Menschen bereit sind, sich politisch zu betätigen. Ein älterer Mitgefangener hat mir hier sehr geholfen. Ich werde ihm das nie vergessen. [] Zu Hause ging es erst einmal um die nackte Existenz. Ich mußte ja noch meine Lehrzeit bei Krupp beenden. Gleichzeitig trat ich dann in die Gewerkschaft ein. Von einer politischen Partei wollte ich aber nichts wissen, obwohl besonders ein Kollege mich immer wieder zu überzeugen versuchte, daß ich unbedingt zur SPD gehöre. Ich war aber einfach zu mißtrauisch. Ich wollte kein Mitläufer sein. [] Eines Tages ging ich dann aber doch zu einer Versammlung der Sozialdemokratischen Partei und war erstaunt, wie freundschaftlich und selbstverständlich ich da aufgenommen wurde, obwohl ich ja gar kein Mitglied war. Ich habe dann auch in den Wahlkämpfen kräftig mitgeholfen und an den übrigen Veranstaltungen der Partei teilgenommen. Als ich Jahre später meinen Aufnahmeantrag unterschrieb, kannte ich die Partei schon ganz gut und wußte, warum ich Mitglied werden wollte. [] Zwei Dinge waren für mich entscheidend: Einmal die menschliche Haltung in der SPD. Man war untereinander freundschaftlich verbunden. Jeder kam zu Wort, und man war fair zueinander. Niemals wurde ich nach meiner Konfession gefragt. Außerdem hatte ich das Glück, daß in meinem Stadtbezirk zwei Kollegen waren, die ich vom Betrieb her sehr gut kannte und die für mich in jeder Hinsicht Vorbilder waren. Zum anderen hatte ich in der SPD endlich die Möglichkeit, etwas zu tun für unser Gemeinwesen, für eine gute Demokratie, so wie ich mir das im Gefangenenlager vorgenommen hatte. [] Als Kassierer in meinem Ortsverein habe ich viele Schicksale kennengelernt. Mir wurde sehr schnell klar, daß es nicht genug ist, nur Mitglied einer Partei zu sein. Man muß sich dann auch einsetzen und sehen, daß man das meiste aus seinen Kräften und Fähigkeiten macht. Es gibt ja so ungeheuer viel zu tun. Das merkt man schnell, wenn man einmal genauer hinsieht. Als meine Freunde mir vorschlugen, für den Stadtrat zu kandidieren, habe ich mich dieser Aufgabe nicht entzogen. Ich traute mir diese Aufgabe zu, denn inzwischen hatte ich zwei Jahre lang in der Sozialistischen Bildungsgemeinschaft gearbeitet und ein kommunalpolitisches Vorbereitungsseminar besucht. Für mich war es ein stolzer Tag, als ich bei den Kommunalwahlen 1961 in meinem Frohnhauser Wahlkreis mit absoluter Mehrheit gewählt wurde. Stolz waren wir besonders, als das Ergebnis für meine Partei 1964 noch besser ausfiel. [] Im Rat habe ich mich vor allem mit dem Bau- und Grundstückswesen befaßt, weil ich aus eigener Erfahrung weiß, was es heißt, mit einer wachsenden Familie in einer kümmerlichen Behausung leben zu müssen. Auf diesem Gebiet haben wir in den letzten Jahren schöne Erfolge erzielt, beispielsweise mit der Entwicklung der Essener Oststadt, wo wir in der Siedlung Bergmannsfeld zusammen mit der ,Neuen Heimat" durch eine neue Finanzierungsmethode und durch Anwendung der industriellen Bauweise zu erschwinglichen Mieten gekommen sind. Daneben gab es aber auch kleinere Erfolge, die mir deswegen nicht weniger Freude gemacht haben. So ist es gelungen, den Görresplatz in unserem Wohnviertel zum Spielplatz für unsere Kindder zu machen. Das attraktive Gelände war ursprünglich für den Bau eines Geschäfts- und Wohnhochhauses vorgesehen. Im dichtbesiedelten Frohnhausen ist dieser Platz heute mit meinem Namen eng verbunden. Ein Erfolg, der nur für die Anwohner eine gewisse Bedeutung hat - darüber mache ich mir nichts vor. Und doch ist mir die Sache wichtig genug, sie hier zu erwähnen, weil sie zeigt, was die Bürger in der Demokratie erreichen können, wenn sie sich um ihr Gemeinwesen kümmern und sich für ihre guten Interessen einsetzen. [] Im Revier stehen wir heute vor großen Schwierigkeiten, die mit der Strukturveränderung unserer Wirtschaft zusammenhängen. Da kann der Stadtrat allein nichts Entscheidendes tun. Die Hilfe muß auch vom Bund kommen. Darum begrüße ich die Große Koalition. Sie befreit die deutsche Politik vom Druck der Interessengruppen. Jetzt kann endlich etwas geschehen, damit es auch bei uns im Revier wieder vorwärts geht. Wir brauchen neue Industrien, die Verkehrseinrichtungen in den Städten müssen ausgebaut, und der Wohnungsbau darf nicht vernachlässigt werden. Jetzt wird auch unser Land Nordrhein-Westfalen sozialdemokratisch regiert - das gibt uns hier die Zuversicht, daß im Zusammenwirken zwischen Bund und Land die Sache wieder in Schwung kommt und die schleichende Krise bei Kohle und Stahl ein Ende hat. [] Ich werde auch in Zukunft meinen bescheidenen Teil dazu beitragen, daß diese Politik zum Erfolg führt. [] Ihr Robert Malone [] Herausgeber: Vorstand der SPD, Bonn [] [Bildunterschrift:] [] Im "Malone-Park"
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