Verehrte Wählerin, verehrter Wähler! . Sie werden am 6. September zum erstenmal in der Lage sein, in diesem Wahlkreis Ihr Wahlrecht auszuüben

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; DEUTSCHER BUNDESTAG [] Abgeordneter Herbert Wehner [] Hamburg 13, Ende August 1953 [] Beim Schlump 36 [] Verehrte Wählerin, verehrter Wähler! [] Sie werden am 6. September zum erstenmal in der Lage sein, in diesem Wahlkreis Ihr Wahlrecht aus...

Full description

Bibliographic Details
Main Author: Wehner, Herbert
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 06.09.1953
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/893F90F8-FEFA-4A8D-8594-DB1E2E8C1C3F
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; DEUTSCHER BUNDESTAG [] Abgeordneter Herbert Wehner [] Hamburg 13, Ende August 1953 [] Beim Schlump 36 [] Verehrte Wählerin, verehrter Wähler! [] Sie werden am 6. September zum erstenmal in der Lage sein, in diesem Wahlkreis Ihr Wahlrecht auszuüben. Erlauben Sie mir, bitte, daß ich mich Ihnen als der Kandidat vorstelle, den die Sozialdemokratische Partei Deutschlands im Wahlkreis aufgestellt hat. [] Zum ersten Deutschen Bundestag wurde ich im August 1949 in direkter Wahl im gleichen Wahlkreis gewählt. Ich habe in diesem Bundestag, der nun durch den zweiten Deutschen Bundestag abgelöst werden wird, als Vorsitzender des Ausschusses für gesamtdeutsche Fragen, als Mitglied des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten, ferner als Mitglied des Ausschusses für Fragen der europäischen Sicherheit und des Ausschusses für Verkehrswesen gewirkt. Die Bundestagsfraktion der Sozialdemokratischen Partei wählte mich in ihren Fraktionsvorstand, so daß ich während dieser vier Jahre unmittelbaren Anteil an der Ausarbeitung der Politik der parlamentarischen Opposition gehabt habe. Seitdem die "Gemeinsame Versammlung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl" besteht, das heißt, seit dem Inkrafttreten des Schuman-Plans, gehöre ich als vom Deutschen Bundestag delegierter Abgeordneter dieser Gemeinsamen Versammlung an, in der ich zum Vizepräsidenten des Ausschusses für politische Angelegenheiten und Außenbeziehungen der Gemeinschaft gewählt worden bin. [] Vielleicht sagt Ihnen die Aufzählung dieser Wirkungskreise nicht viel. Aber ich denke, sie hilft, um Ihnen wenigstens auf diese Weise anzudeuten, daß ich zu den Abgeordneten gehöre, die sich mit ganzer Kraft der Neuordnung unseres staatlichen und sozialen Lebens widmen. Im Herbst 1950 wurde ich, als Angehöriger der parlamentarischen Opposition, von der Bundesregierung eingeladen, als Mitglied der ersten deutschen Delegation zur damals stattfindenden Vollversammlung der Vereinten Nationen nach New York zu reisen, um dort den Versuch zu machen, die Vereinten Nationen für Maßnahmen zu gewinnen, durch die unseren noch in fremdem Gewahrsam befindlichen Kriegsgefangenen und verschleppten Zivilpersonen endlich die Möglichkeit zur Heimkehr gewährt wird. Im Jahre 1952 gehörte ich der deutschen Delegation an, die in Genf an den Verhandlungen der Kriegsgefangenen-Kommission der Vereinten Nationen teilnahm. In zahlreichen Einzelfällen habe ich mich für Kriegsgefangene und Verschleppte einzusetzen gehabt. [] Ich möchte aufbauend und helfend auch im zweiten Deutschen Bundestag wirken und bitte Sie, mir dafür Ihr Vertrauen und Ihre Stimme zu geben. Mein Hauptanliegen ist es, in der Bundesrepublik Deutschland Verhältnisse schaffen zu helfen, die eine fruchtbare Zusammenarbeit aller aufrichtig demokratischen Kräfte mit dem Ziel der Überwindung der Kriegs- und Kriegsfolgelasten auf eine sozial gerechte Weise ermöglichen. Dazu gehört auch die unermüdliche gemeinsame Anstrengung aller Deutschen, die Wiedervereinigung unseres durch die Besatzungsmächte gespaltenen Landes zu erreichen, eine Wiedervereinigung in Freiheit und mit friedlichen Mitteln. Lassen Sie mich Ihnen offen als meine Erfahrung und Auffassung erklären: [] Nur bei veränderten Mehrheitsverhältnissen, das heißt durch eine erhebliche Stärkung der Stellung der Sozialdemokratischen Partei im neuen Bundestag, wird eine Bundesregierung gebildet werden können, die das Menschenmögliche tut, um soziale Gerechtigkeit auf allen Gebieten zu verwirklichen. Nur damit wird endlich auch mit den zum Teil schmerzlichen Versäumnissen gegenüber den Nöten der Kriegsgeschädigten, der sozial Hilfsbedürftigen und der jungen Generation Schluß gemacht werden können, und wir werden zu einer sorgsamen Behandlung aller ihrer Probleme kommen. Auch die Überwindung mancher spezieller Sorgen der Hansestadt Hamburg wird wohl nur nach einer solchen Veränderung möglich sein. [] Wenn Sie eine meiner Versammlungen besuchen würden, oder wenn Sie, falls Sie das vorziehen, sich brieflich an mich persönlich wenden, um weitere Aufklärung zu erhalten oder Fragen beantwortet zu bekommen, würde ich Ihnen gern zu Diensten sein. Es ist mein Bestreben, die Beziehungen zu den Wählern und Einwohnern meines Wahlkreises so eng wie möglich zu gestalten, damit Vorschläge und Kritik auf die wirkungsvollste Weise ihren Niederschlag in der gesetzgeberischen Arbeit des Abgeordneten finden können. [] Mit vorzüglicher Hochachtung [] Herbert Wehner [] Bonner Adresse: [] Bonn, Bundeshaus [] Fernruf 2 0141
Published:06.09.1953