Göttinger Wahlbote SPD . Sonnabend, den 27. November 1948

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Göttinger Wahlbote [] SPD [] Sonnabend, den 27. November 1948 [] Wählerinnen und Wähler Göttingens! [] Keine Stimme den Kandidaten der FDP [] Warum? [] Keine Regierung, keine Minister und nicht die gewählten Vertreter des Volkes in den Landta...

Full description

Bibliographic Details
Main Author: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 27.11.1948 - 28.11.1948
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/2AF5E69E-9AC1-47DE-8119-083E3B049B63
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Göttinger Wahlbote [] SPD [] Sonnabend, den 27. November 1948 [] Wählerinnen und Wähler Göttingens! [] Keine Stimme den Kandidaten der FDP [] Warum? [] Keine Regierung, keine Minister und nicht die gewählten Vertreter des Volkes in den Landtagen regieren Deutschland, sondern 100 Industriekapitäne, die alle wirtschaftlichen Machtmittel in Händen haben, bestimmen in Wirklichkeit, was in Deutschland geschieht. [] Das ist die Leistung der FDP: [] Nach der Währungsreform hat ein zügelloser Liberalismus und eine ungehemmte Profitgier kaum geahnte Möglichkeiten für die Großverdiener in Industrie und Wirtschaft gegeben. "Freiheit", wie sie die FDP meint, ist Ausbeutung des wirtschaftlich Stärkeren auf Kosten des wirtschaftlich Schwächeren. Für sie gibt es keine Freiheit ohne Bindung! Die Preise werden weiter steigen, eine neue Hortung hat begonnen, weil die Großverdiener in der Wirtschaft bereits wieder soviel D-Mark auf ihren Bankkonten haben, daß es ihnen um Geld nicht mehr zu tun ist. [] Sie bauen Geschäftshäuser und Luxushotels, aber keine Wohnungen, denn mit Wohnungen kann nicht so viel verdient werden. [] Die Ausbeutung aller schaffenden Menschen geht weiter. Eine hauchdünne Schicht ist mit Elan und Schwung daran, die Auspowerung des Volkes mit allen Mitteln voranzutreiben, weil sie ahnt, daß die große Stunde der Abrechnung näher rückt. Streiks, Hunger, Not, Elend und die Wendung zum Radikalismus ist die Folge dieser ungehemmten Preispolitik. [] Dafür ist die FDP verantwortlich [] Gebt dieser Partei die Antwort für ihr volksschädigendes Verhalten. [] Nur Sozialisten können dem Preiswucher entgegentreten. [] Wählt deshalb Sozialdemokraten! [] Wer für die FDP stimmt, stimmt für hohe Preise. []»Genosse"' Engel antwortet der FDP [] Was ein Flüchtling mit der FDP erlebte [] Die FDP nimmt den Zuzug meiner Person zum Anlaß, der SPD unberechtigte Vorwürfe zu machen. [] Dazu habe ich folgendes zu erklären: [] Die Darstellung der FDP in ihrem Sudelflugblatt ist so infam, daß die Flüchtlinge den wahren Vorgang kennenlernen müssen! [] Seit 1947 war ich Mitglied der FDP, lebte als alter Mann allein in Ostfriesland, meine Schwester heiratete nach Göttingen, ich hatte deshalb selbstverständlich den Wunsch, zu meiner Schwester zu kommen, um nicht allein und unversorgt meine alten Tage zu verbringen. [] Die FDP hat nichts getan, um den Zuzug für mich zu erreichen, [] obwohl ich ihr Mitglied war. Im Gegenteil, die Vertreterin der FDP, die Ratsherrin Kauke, sprach sich im Wohnungsausschuß stets gegen meinen Zuzug aus. Ich kann mir diese Ablehnung der Ratsherrin Kauke, nur damit erklären, daß sie mit meinem ehemaligen Schwager intim befreundet ist, der mich aber nicht gern in Göttingen haben wollte. [] Durch einen Zufall lernte ich ein SPD-Mitglied kennen, und zwar die Frau eines Breslauer Kollegen. Diese Sozialdemokratin hat die SPD-Wohnungsausschuß-Mitglieder auf meinen Notstand aufmerksam gemacht, obwohl sie wußte, daß ich Mitglied der FDP war. Angewidert durch die Doppelzüngigkeit der FDP-Vertreter habe ich dieser Partei den Rücken gekehrt, nachdem mir der Zuzug gewährt wurde. [] Ich habe erfahren, daß sich die SPD-Ratsherren für die Not der Flüchtlinge einsetzen, ohne Ansehen der Person oder der Partei, darum bin ich am 1. November 1948 der SPD beigetreten, nachdem ich den Zuzug bereits Wochen in Händen hatte. [] Das ist die Wahrheit! Die Darstellung der FDP ist unrichtig! Die FDP weiß das auch, hat also die Angelegenheit bewußt unrichtig dargestellt. [] gez.: Bruno Engel, Sternstr. 8 [] Die FDP ist die Partei des Großkapitals! [] 1933 war es Hitler, der das deutsche Großkapital retten mußte, heute ist es die FDP, die sich vor dem Karren des deutschen Großkapitals gespannt hat. [] Was geschah im Göttinger Rathaus? [] Wer es lesen will, kann es tun im gedruckten Rechenschaftsbericht der sozialdemokratischen Fraktion. [] In einem Flugblatt mit der Überschrift "Glahn täuschte Göttinger Rat" versucht die Freie Demokratische Partei die Öffentlichkeit irre zu führen. Die FDP benutzt dabei einen üblen Trick, um im Sinne der Nazimethoden die Wählerschaft kurz vor der Wahl zu täuschen. Wir antworten auf einige solche Anrempeleien: [] 1. Lohn- und Gehaltserhöhung durch Oberstadtdirektor Glahn [] Die 15prozentige Lohn- und Gehaltserhöhung bezog sich auf die letzten zwei Monate vor der Währungsreform. Sie wurde von der sozialdemokratischen Fraktion gebilligt, weil durch die Geldentwertung Löhne und Gehälter auf einem skandalösen Tiefpunkt angekommen waren. Wir bedauern nur, daß es uns nicht möglich war, den Lohnstop besser als es geschah, zu umgehen, um den städtischen Arbeitern, Angestellten und Beamten noch mehr helfen zu können. Geld war damals genügend vorhanden. 14 Millionen RM Überschüsse und Rücklagen gingen der Stadt Göttingen durch die Währungsreform verloren. [] Herr Glahn hat nicht gegen das Gesetz verstoßen, sondern er hat einen Beschluß des Hauptausschusses ausgeführt. Dieser Beschluß wurde einstimmig im Hauptausschuß gefaßt. [] 2. Sparkassendirektor Neuendorff [] Der Sparkassendirektor Neuendorff wurde durch die sozialdemokratische Fraktion nur allein gewählt. Bei der endgültigen Anstellung im Hauptausschuß nach Zurücklegung der Probezeit stimmte ein Teil der bürgerlichen Vertreter der Anstellung zu. Ratsherr Männel, als Vertreter der FDP und Mitglied des städtischen Sparkassenausschusses, der einst einen harten Kampf gegen die Wahl Neuendorffs führte, stimmte in der Sitzung des Hauptausschusses nicht gegen die Anstellung Neuendorffs, sondern enthielt sich der Stimme und ließ das ausführlich protokollieren. Herr Männel hatte sich inzwischen von der Brauchbarkeit und Tüchtigkeit Neuendorffs überzeugt. Die sozialdemokratische Fraktion freut sich, in Neuendorff einen jungen Menschen gefunden zu haben. Die FDP wollte einen alten Bewerber vorziehen. Wir sind der Meinung, daß das jugendliche Element vorgezogen werden muß. Es ist nicht nötig, daß erst dann eine Persönlichkeit in verantwortliche Stellung kommen muß, wenn sein Haupt grau geworden ist. [] 3. 1,2 Millionen DM Defizit [] Die Finanzlagen der Gemeinden, Kreise und Länder ist katastrophal. Die Lage der Stadt Göttingen dabei ist relativ sehr günstig. Das vorläufige Defizit beträgt nicht 1,2 Millionen DM, sondern nur etwa die Hälfte. In dem Sudelflugblatt der FDP wird objektiv die Unwahrheit gesagt. Die Stadt Göttingen hat jetzt keine Schulden mehr. Sie hat aber ein beträchtliches Vermögen von vielen Millionen. Außerdem hat die Stadt Göttingen nicht die gewaltigen Verluste erlitten, wie andere Städte, die zusammengebomt [!] worden sind. Es ist deshalb zu Besorgnissen irgendwelcher Art, gerade hier in der Stadt Göttingen, keine Veranlassung gegeben. [] Göttinger! [] Entscheidet Euch am 28. Nov. für Frieden, Freiheit und soziale Gerechtigkeit. [] Entscheidet Euch für eine sachliche und fachliche Arbeit. [] Wendet Euch gegen die politische Verhetzung. Erkennt den Betrug der FDP. [] Wählt Sozialdemokraten in das Göttinger Rathaus.
Published:27.11.1948 - 28.11.1948