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Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Warum so aufgebracht Herr Dr. Adenauer? [] "Es ist in unsere Hand gegeben, einen besseren Bundestag zu wählen." [] Mit diesem Satz überschreibt der DGB ein Flugblatt an seine Mitglieder. Allgemeine Zustimmung bei den Gewerkschaftern, Empörung und Drohung auf seiten des Bundeskanzlers. [] Als die Gewerkschaften bei der Beratung des Betriebsverfassungsgesetzes Stellung bezogen, verbat sich der Kanzler die Einmischung. In einem Brief an den DGB-Vorstand forderte Adenauer damals die Gewerkschaften auf, bei den kommenden Wahlen ihre Kritik anzubringen und durch diese Wahlen eine Entscheidung in ihrem Sinne herbeizuführen. [] Wir fragen Sie, Herr Dr. Adenauer: [] Haben Sie Protest erhoben, als die Arbeitgeberverbände viele Millionen Mark zur Unterstützung Ihres Wahlkampfes zur Verfügung stellten? War das eine Maßnahme, die einseitig Ihrer Partei und Ihren Koalitionsfreunden zugute kam? Wo kommt denn dieses Geld her? Haben die Arbeiter und Angestellten in den Betrieben nicht manche Arbeitsstunde daran wenden müssen, damit dieses Geld verdient wurde? Wer gibt den Unternehmern das Recht, das Geld ihrer Mitglieder einseitig zum Kampf gegen die Sozialdemokratie zu verwenden? Wer hat Sie legitimiert, Herr Dr. Adenauer, diese Unterstützung anzunehmen? [] Und noch ein Wort, Herr Dr. Adenauer: [] Wie ist es eigentlich mit Ihrer Kirche, Herr Adenauer? Ihre Kirche, die katholische, scheut sich nicht, einseitig in den Wahlkampf einzugreifen. Niedere und hohe Würdenträger der Kirche beeinflussen die Kirchengemeinde im Sinne der CDU. Wo bleibt hier die politische Neutralität, Herr Dr. Adenauer? Wo bleibt Ihre Entrüstung und Ihr Protest? Ist die Kirche eine Parteieinrichtung? Hat die Kirche Parteigeschäfte zu erledigen? Wer gibt der Kirche derartige Anweisungen? Sie wissen doch davon, Herr Dr. Adenauer, und Sie wenden sich nicht dagegen? [] Ihnen ist also die einseitige finanzielle Unterstützung der CDU durch die Unternehmer genehm! Ihnen ist die einseitige ideologische Unterstützung durch die Kirche recht! Sie tun aber empört über die klare Stellungnahme des DGB. [] Sie machen sich somit einer schweren Sünde schuldig, Herr Dr. Adenauer. [] Wir verurteilen Ihre politische Arbeit, denn sie schadet unserem Volke, wenn Sie dieses auch sicher nicht beabsichtigen. Es ist an der Zeit, daß Sie abtreten, Herr Dr. Adenauer. Machen Sie anderen Männern Platz: Männern mit neuen Ideen und mit dem festen Willen, dem ganzen Volke zu dienen. [] Jetzt brauchen wir Sozialdemokraten! SPD [] Herausgeber: Sozialdemokratische Partei Deutschlands, Landesorganisation Hamburg [] Druck: Auerdruck GmbH., Hamburg 1
Published:06.09.1953