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Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Sterben für Washington? [] Sterben für Washington? [] "Bettenbau ist wieder modern", schrieb eine westdeutsche Illustrierte zu einer Bildreportage, auf der junge deutsche Männer zu sehen waren, die in schwarzgefärbter Ami-Uniform "Hände an der Hosennaht, Brust raus, Kinn an die Binde" in ihrer Baracke vor einem USA-Sergeanten stramm stehen. "Hinlegen, Sie Schwein!" stand auf einem Plakat, das die Jugendorganisation "Die Falken" in Frankfurt am Main verbreitete, und das einen Rekruten zeigt, der auf dem Kasernenhof "geschliffen" wird - der Frankfurter SPD-Polizeipräsident hat dieses Plakat beschlagnahmt ... [] Warum eigentlich? [] Warum zeigt man uns in den Illustrierten Bilder unserer Jungens in abenteuerlichen Uniformen, warum verbietet man Plakate, die gegen die Remilitarisierung, gegen ein neues Massensterben Stellung nehmen? [] Was denken sich eigentlich die Leute, die schon im voraus mit unseren Knochen Würfel spielen? Uns hat man nicht gefragt, uns will man anscheinend auch nicht fragen, wenn man General Eisenhower im fernen Amerika zum "Oberbefehlshaber der europäischen Streitkräfte" ernennt und uns die äußerste ehrenvolle Aufgabe zuweist, etliche hundert Kilometer östlich vor seinem künftigen Hauptquartier irgendwo zwischen Elbe und Rhein zu verbluten! Sollen unsere Frauen und Kinder wirklich wieder angstgeschüttelt als lebende Fackeln durch brennende Straßenzüge rasen? Sollen sie wieder allnächtlich in die Bunker stürzen und nicht nur um das Eigentum, sondern auch um das Leben ihrer Liebsten bangen? Sind unsere Männer wirklich nur dazu gut, von Kugeln durchlöchert, von Granaten zerfetzt zu werden, statt unsere im zweiten Weltkrieg zerstörten Städte wieder aufzubauen - nur weil man in Washington die Sowjetunion "kleinkriegen" möchte. [] Die großen Herren in Amerika glauben, sie haben uns im Sack. Sie haben Dr. Pünder und Dr. Köhler im bizonalen Wirtschaftsrat (wer kennt heute noch die Namen dieser schwankenden Gestalten der westdeutschen Nachkriegspolitik?) ihre Marshallplankredite zugewiesen - und wir, die wir Teuerung und anschließend Arbeitslosigkeit über uns ergehen lassen mußten, sollen diese Kredite nun mit Blut und Menschenfleisch zurückzahlen. Schon hat Mister Truman erklärt, an Stelle des Marshallplans sollten von jetzt an offene Aufrüstungskredite treten. Und einer seiner Kollegen, der Vorsitzende des Bewilligungsausschusses im amerikanischen Parlament, Clarence Cannon, erklärte, wie Trumans "New York Times" am 14. April 1949 meldete: [] "Die USA müsse bereit sein, die Soldaten anderer Nationen auszurüsten. Mögen diese ihre Jungens ins Gemetzel schicken, so daß wir unsere Jungens nicht hineinzuschicken brauchen. Das ist es, was die Atombombe für die USA bedeutet." [] Und wieder ein anderer "ehrenwerter" USA-Abgeordneter, der Senator Poage, hat im offiziellen Organ des amerikanischen Parlaments, "Congressional Record" am 8. November 1949 geschrieben: [] "Ich weiß daß die Aufstellung der von mir vorgeschlagenen Formationen zahllosen jungen Amerikanern das Leben retten wird." [] Was also heißt, daß die deutsche Jugend es dafür lassen soll. [] Die Hauptzeitung der Truman-Partei, die "New York Times", hat deshalb ganz offen proklmniert: [] "Es wird ganz besonders notwendig sein, neue Quellen für Menschenreserven zu finden, die nur aus Deutschland kommen können, und die europäische Industrie, die billiger als die USA liefern kann, auf Rüstung umzustellen. Das amerikanische Volk hat ein Recht, für jeden Dollar, den es ausgibt, auch Kampfkraft im Werte eines Dollars zu erwarten." [] Wir danken recht schön, sehr verehrter Mister! Von Ihren Dollars haben wir nichts gesehen, oder richtiger: Die Leute in Westdeutschland, die diese Dollars eingesäckelt haben, wollen uns nun als Gegenwert in Form von "Menschenreserven" und "Kampfkraft" verschachern. Wir aber sagen: Ohne uns! [] Kriegsbotschaft aus New York [] Als die Außenminister Frankreichs, Englands und der USA am 19. September 1950 beschlossen, daß mehr Besatzungssoldaten nach Westdeutschland gepumpt werden sollen, daß eine neue Wehrmacht (vorläufig als Polizeiarmee getarnt) aufgestellt werden soll, da haben sie nur aufgeführt, was die oben zitierten Leute aus der amerikanischen Großfinanz längst vorher ausgeplaudert hatten. Uns haben sie nicht gefragt! [] Der Außenministerbeschluß von New York bedeutet für uns: Erhöhung der Lohn- und Einkommensteuern, Fortfall von Steuerbegünstigungen, Erhöhung des "Notopfers", Erhöhung des Benzinpreises. Schon werden Tausende von Wohnräumen für zusätzliche Besatzungstruppen beschlagnahmt, für die Schumacher und Adenauer die Propagandatrommel rühren. Schon frieren wir in der eigenen Wohnung, weil unsere Hausbrandkohle von der internationalen Rüstungsindustrie geschluckt wird. "Die Aktie steigt, wenn der Mann auch fällt", hieß es im ersten Weltkrieg - soll das wieder so werden? [] Und das ist alles erst der Anfang! Wie hoch wird sich die Steigerung der Besatzungskosten belaufen? Jede Mark für Kanonen ist eine Mark weniger für Lebensmittel, das haben wir schon zweimal durchexerziert. Was wird aus den Opfern zweier Weltkriege, wenn jeder Pfennig jetzt für die Vorbereitung des dritten verbraucht wird? Was wird aus dem Wohnungsbau? Was wird aus dem Lastenausgleich? Wenn Arbeiter, Angestellte, Bauern, Geistesschaffende, Beamte, Handwerker, Unternehmer jetzt schon - angesichts der steigenden Lebenshaltungskosten - die Steuerlast unerträglich finden, was soll erst werden, wenn die Steuer- und Preisschraube immer stärker angezogen wird? [] Atombombe - Kriegsschauplatz - Tote Zone? [] Diese Politik mag gut sein für amerikanische Rüstungskönige und Großbankiers. Für uns wäre sie Selbstmord! Mitten in Deutschland würde der Krieg beginnen. Wir wären das erste Bombenziel, unsere Heimat das erste Schlachtfeld. Die amerikanische Zeitschrift "Life" hat bereits im Sommer 1949 den Plan des USA-Generalstabs ausgeplaudert, gegebenenfalls Atombomben auf die westdeutschen Industriestädte abzuwerfen. [] Schumachers Parteifreund, der französische Kriegsminister Moch, der es ja genau wissen muß, sagt offen, die oberste Sorge des Nordatlantik-Generalstabs sei, das Gebiet zwischen Rhein und Elbe - also Westdeutschland! - als "Manövrierfeld" zu besitzen. Die Sprenglöcher im Loreleifelsen und im ganzen oberen Rheintal zeigen, wie ernst es den Herren damit ist, Westdeutschland in eine tote Zone zu verwandeln. Und zu all dem will man uns zumuten, auf fremden Befehl gegen unsere eigenen Brüder und Schwestern im Osten zu kämpfen. Deutsche sollen auf Deutsche schießen - das könnte Ihnen so passen! Allein deshalb schon kämpft jeder anständige Deutsche mit Abscheu und Empörung gegen die Pläne der Remilitarisierung und Kriegsvorbereitung. [] Friedensbotschaft aus Prag [] Können wir etwas gegen diese furchtbaren Vernichtungspläne tun? Jawohl, wir können es! Wenn wir Deutschen in Ost und West einig sind, wenn wir uns miteinander verständigen, dann werden auch die Herren aus Amerika sich schwer hüten, allein auf sich gestellt, einen Krieg in Deutschland zu entfesseln. [] Eine unermeßliche Hilfe bei dieser unserer Selbstverteidigung gegen die Kriegspläne haben uns die Außenminister der acht Staaten gegeben, die sich am 21. Oktober 1950 in Prag auf Initiative der Sowjetunion versammelten und dort eine Erklärung von historischer Bedeutung veröffentlichten, Die Sowjetunion, Albanien, Bulgarien. Polen, Rumänien, die Tschechoslowakei und Ungarn waren dort vertreten, und sie zogen als gleichberechtigten Partner den Außenminister der Deutschen Demokratischen Republik, Georg Dertinger, hinzu. Hier - anders als in New York - wurden wir Deutsche gefragt! Und wenn es noch nicht das ganze Deutschland war, so wird es mit an uns liegen. dafür zu sorgen, daß die unheilschwangere Spaltung unseres Vaterlandes beendet wird, und die Prager Erklärung hilft uns dazu. Ihr erster Vorschlag lautet: [] "Abgabe einer Erklärung der Regierungen der USA, Großbritanniens. Frankreichs und der Sowjetunion darüber, daß sie die Remilitarisierung Deutschlands und seine Einbeziehung in jegliche Aggressionspläne nicht zulassen und konsequent die Potsdamer Beschlüsse zur Sicherung der Bedingungen für die Bildung eines einheitlichen, friedliebenden, demokratischen deutschen Staates durchführen werden." [] Wir Deutsche müssen handeln! [] Jetzt dürfen wir nicht tatenlos abwarten, ob eine solche einheitliche Erklärung ohne unser Zutun zustande kommt, oder ob die Großmächte weiterhin uneinig sind. An uns liegt es, vor aller Welt unmißverständlich kundzutun, daß wir die in New York beschlossene Remilitarisierung niemals dulden werden! An uns liegt es, daß wir unter gar keinen Umständen zulassen werden, daß auf deutschem Boden ein Krieg entfesselt wird! An uns liegt es, wie ein Mann zu erklären, daß sich die Deutschen in Ost und West niemals aufeinander hetzen lassen! Wenn wir Deutschen untereinander einig sind, gibt es keine Macht auf Erden, die Deutschland in eine tote Zone und unsere Jugend in Kanonenfutter verwandeln kann! [] Deshalb rufen wir alle Deutschen guten Willens auf: Widersetzt Euch mit aller Kraft jeder Militarisierung, die nur Unheil, Tod und Verwüstung über unser Vaterland bringen kann! Verlangt, daß sich die Vertreter Ost- und Westdeutschlands an einen Tisch setzen, daß sie im Interesse des Friedens und der Wiedervereinigung Deutschlands unverzüglich Verhandlungen aufnehmen! Verlangt, daß sie gemeinsam, im Namen unseres Volkes, jede Remilitarisierung Deutschlands ablehnen und von den vier Mächten einen Friedensvertrag für unser Volk fordern! Angesichts der ernsten Gefahr des Krieges, die das ganze deutsche Volk in den Abgrund zu reißen droht, lautet das heilige Gebot für jeden Deutschen: Seid einig, verständigt Euch! [] Alles für den Frieden! [] Alles für Deutschland! [] Westdeutscher Ausschuß der Nationalen Front des Demokratischen Deutschlands [] Alster-Druck GmbH, Hamburg 36, Valentinskamp 40/42
Published:1950